In Georgiens Bergen :
Mit der Gondel zum Glamping

Von Olaf Tarmas
Lesezeit: 4 Min.
Jurten mit Ausblick auf die Berglandschaft Adschariens
Der Kinofilm „Gondola“ inszeniert die Bergwelt der georgischen Provinz Adscharien mit poetischer Skurrilität. Die Realität hält locker mit.

Es ist nicht ganz einfach, Realität und Fiktion auseinanderzuhalten an diesem gewittrigen Nachmittag in der Seilbahnstation von Khulo. Das Filmteam von „Gondola“, dem neuen Kinofilm des deutschen Regisseurs Veit Helmer, hat das Filmset im Betriebsraum der Seilbahn eingerichtet und das Schaltpult kulissenmäßig bearbeitet: Ein großer Knüppel mit dickem Knauf sowie Teile der altmodischen Konsole mit blinkenden Knöpfen sind nur Staffage. Echt hingegen ist der Seilbahnwärter, der besorgt durch sein Fernglas auf die Gondel schaut, die winzig klein über dem Tal hängt. Das Wetter schlägt um, wie so oft in diesem Teil der Berge in Adscharien im westlichsten Zipfel Georgiens, an der Grenze zur Türkei. Doch die Gondel steht still, zu beiden Seiten der geöffneten Türen ragt ein Stück eines quer hineingeschobenen Sarges heraus – dieser wiederum ist Requisite, Teil der Filmszene, die gerade gedreht wird. Dann, plötzlich: ein lauter Knall, ein Blitz, Funken sprühen, eine Alarmglocke schrillt los: kein Special Effect, sondern echter Blitzschlag! Der Seilbahnwärter springt auf, betätigt einen – echten – Hebel: Schluss mit dem Dreh, die Gondel muss schleunigst zurück zur Station – und in die Realität, die in diesem Moment dramatischer ist als die Filmhandlung.

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