Ausstellung „Angezettelt“ :
Klein, klebrig und infam

Von Michael Hierholzer
Lesezeit: 3 Min.
Rückseite eines Briefumschlages mit einem Klebezettel der NSDAP aus dem Wahlkampf 1930.
Im Frankfurter Museum für Kommunikation ist die bemerkenswerte Schau „Angezettelt“ zu sehen. Sie beschäftigt sich mit einer besonders perfiden Art der Propaganda im „dritten Reich“: mit antisemitischen Aufklebern.

Klebebildchen erfreuen sich, wie gerade in diesen Tagen während der Fußballweltmeisterschaft wieder klar wird, nach wie vor großer Beliebtheit. Sticker heißen sie heute oft, Spuckis wurden sie früher genannt. Und neben der harmlosen Variante mit Sportlern oder Tieren aus aller Welt, die sich vor allem in Sammelalben wohl fühlen, gab und gibt es auch eine politische, propagandistische, agitatorische Form der klebenden Zettel. Sie suchen die Öffentlichkeit. Im Stadtbild sind die Miniaturbotschaften, die für alles Mögliche werben, allgegenwärtig, sie pappen an Straßenschildern, Pfosten und Pollern, an Brief- und Verteilerkästen, Hauswänden und den zahllosen Stadtmöblierungs-Objekten. Vor allem extreme Parteien und Gruppierungen bedienen sich mit Vorliebe der kleinen klebrigen Methode zum Zweck der Indoktrination. Sie stehen damit in einer unrühmlichen Traditionslinie.

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