Ältester deutscher Skispringer :
Kurt Brauße springt immer weiter

Von Thomas Purschke
Lesezeit: 2 Min.
Mit 60 Jahren stellte Kurt Brauße ohne Probleme auf den V-Stil um

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Kurt Brauße hat für sein Alter ein wahrlich seltenes Hobby: Er ist der älteste noch aktive Skispringer Deutschlands. An diesem Mittwoch wird er achtzig – und verrät, warum er sich nie ernsthaft verletzte.

Er ist ein rüstiger Rentner. Kurt Brauße, der noch immer überaus drahtige 1,80 Meter große Athlet aus Suhl, hat für sein Alter ein wahrlich seltenes Hobby: Er ist der älteste noch aktive Skispringer Deutschlands. An diesem Mittwoch feiert er seinen 80. Geburtstag. Zum siebzigsten hatte er gesagt: „Ich will hoffen, dass ich den Absprung schaffe, irgendwann aufzuhören.“

Die Regeneration des Körpers nach dem Training dauere inzwischen zwar länger, doch noch immer fühlt sich der pensionierte Diplomsportlehrer fit genug fürs Skispringen. Auch wenn es keine 60-Meter-Schanzen mehr sind wie vor einem Jahrzehnt, sondern inzwischen 30-Meter-Anlagen.

Ungewöhnlich spät, im Alter von zwanzig, fand er als Breitensportler zu seinem Lieblingssport. Als Freizeittrainer einer Ski-Sektion im sächsischen Ort Eilenburg wollte er seinen Athleten ein Vorbild sein. 1972 zog er nach Suhl um. Bis zur Rente gab er seinen Erfahrungsschatz an Jugendliche weiter. In der DDR kümmerte er sich ehrenamtlich auch um die weniger talentierten Kinder, die Freude am Sport hatten. „Gegenseitige Achtung und Fairplay untereinander“ lautete sein Motto. Skispringen ist für ihn bis heute ein „Lebenselixier“ geblieben.

Den bisher weitesten Sprung seiner Karriere mit 72 Metern stand er 2003 auf dem 100-Meter-Bakken in Harrachov, da war er bereits 68 Jahre alt. Die Faszination beschreibt Brauße „im herrlichen Fluggefühl“, das aufkommt. Seine Erfahrung kommt dem Senior bis heute zugute. Von ernsthaften Verletzungen blieb er beim Skispringen verschont. Das lag auch daran, dass ihn der Ehrgeiz noch nicht übermannte.

Wenn Brauße sich mal nicht hundertprozentig fit fühlt vor einem Sprung, dann steigt er vom Anlaufturm wieder hinab. „Dann ist das Risiko zu groß.“ Etliche Jahre hatte es gedauert, bis die hauptsächlich auf den Leistungssport fokussierten Funktionäre des Deutschen Skiverbandes die agilen Seniorenspringer ernst nahmen. Siebzig bis achtzig gibt es in Deutschland.

Erst nach langen Verhandlungen fanden 2002 in Lauscha erstmalig deutsche Meisterschaften für Seniorenspringer statt. Brauße sagt: „Wir leisten alle was für den Skisport, Alt und Jung bilden eine große Familie.“ Festzustellen ist auch, dass kaum ein ehemaliger Profispringer in Deutschland bis in das gehobene Seniorenalter weitermacht.

Mit sechzig Jahren stellte Brauße seine Flugtechnik ohne größere Probleme auf den V-Stil um. Die Freude an seinem Sport hielt den ebenso passionierten Leichtathleten und Volleyballer bisher davon ab, die Sprunglatten in die Ecke zu stellen. Mehrere Titel sammelte er im Skispringen und der Nordischen Kombination. Sein „bisher schönster Erfolg“ war der Gewinn der Goldmedaille bei den Senioren-WM 2013 im sibirischen Tschaikowski - Brauße war von den über zweihundert Teilnehmern der Älteste.