Nach starkem Zuwachs im August :
Neugeschäft der Baubranche bricht im September ein

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Das Neugeschäft am Bau bricht im September ein.
Die Stimmung am Bau bleibt nach einem deutlichen Auftragseinbruch im September angespannt. Die Branche erwartet daher Investitionsanreize von den in Baden-Baden heute vorgelegten Ergebnissen der Bauministerkonferenz.

Die Zahl der Aufträge der deutschen Baubranche ist im September nach einem starken Zuwachs im Vormonat eingebrochen. Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe schrumpfte inflationsbereinigt (real) um 7,3 Prozent im Vergleich zum August, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Vormonat war das Neugeschäft wegen Großprojekten so stark gestiegen wie seit Ende 2021 nicht mehr.

Die Auftragsentwicklung war im September zweigeteilt: Während das Neugeschäft im Tiefbau – wozu beispielsweise der Straßenbau zählt – real um 18,8 Prozent zurückging, wuchs der Auftragseingang im Hochbau – der vor allem durch den Wohnbau geprägt ist – um 7,9 Prozent. Insgesamt fällt die Bilanz für die ersten drei Quartalen 2023 wegen sehr niedriger Aufträge zu Jahresbeginn negativ aus: Das Neugeschäft schrumpfte inflationsbereinigt um 5,6 Prozent.

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe ist im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,5 Prozent gesunken. Nominal legte er wegen der stark gestiegenen Baupreise jedoch zu – und zwar um 2,2 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro.

Kräftig gestiegene Zinsen, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) die hohe Inflation bekämpfen will, machen der Branche zu schaffen. Dadurch werden viele Projekte für Bauherren unrentabel, zumal sich auch die Baupreise deutlich erhöht haben. In der Branche stieg der Anteil der existenzgefährdeten Betriebe seit Januar 2023 laut Ifo-Institut von 5,1 auf 8,9 Prozent. Das ist der höchste Wert für den Bau, seit die Frage im Juni 2020 das erste Mal gestellt wurde. Die kriselnde Branche belastet mittlerweile auch die Konjunktur.

Blick auf Bauministerkonferenz in Baden-Baden

Der neueste Wasserstand dürfte auch die Stimmung in Baden-Baden anheizen. Dort wollen die Bauministerinnen und Bauminister der Länder an diesem Freitag Ergebnisse ihrer zweitägigen Konferenz präsentieren. Die Vorsitzende der Länder-Runde, die baden-württembergische Ressortchefin Nicole Razavi (CDU), hatte im Vorfeld neben dem Wohnungsbau die Sanierung von Bestandsgebäuden und die Vereinfachung von Bauvorschriften in den Fokus gerückt.

Branchenverbände wie der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hoffen jedoch auch auf Signale für ein Zinsverbilligungsprogramm und eine Vereinheitlichung der Bauordnungen in Deutschland.

„Wir reden definitiv nicht über Subventionen, wir reden über Investitionsanreize für neuen bezahlbaren Wohnraum“, beteuerte Tim Oliver Müller vom Bauhauptverband. Einheitliche Regeln für die Bauindustrie seien besonders wichtig, andernfalls werde es keinen spürbaren Impuls für den Bau von Wohnungen für die Mittelschicht geben.