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Fensterflügel aushängen: Anleitung für den Ausbau

Aktualisiert: 13. Apr 2021, Veröffentlicht: 12. Mrz 2020 in Fenstereinbau und Fensterwechsel
Lesedauer 10 Minuten
Fenster aushängen © Kurgu128 / istockphoto.com

Es kann immer passieren, dass Sie Ihren Fensterflügel aushängen müssen, zum Beispiel wenn Sie ein neues Fenster einbauen müssen oder Ihr altes Fenster einmal grundlegend reinigen wollen. Mit ein paar Handgriffen können Heimwerker das bewegliche Fensterelement selbst ausbauen. In diesem Artikel erhalten Sie dafür eine ausführliche Anleitung.

Alles auf einen Blick:

  • Legen Sie sich Zangen, Schraubendreher, eine Lampe und eine Leiter zurecht. Außerdem brauchen Sie einen kräftigen Helfer.
  • Mit den richtigen Handgriffen ist ein Fensterflügel in wenigen Minuten ausgehängt.
  • In Wohnhäusern ist die am meisten verbaute Fensterart das sogenannte Dreh-Kipp-Fenster, das sich sowohl zur Seite öffnen als auch kippen lässt.
  • Wenn Sie dieses Fenstermodell im gekippten Zustand gleichzeitig vollständig öffnen, können Sie es leicht aus den Angeln lösen.
  • Während reine Kippfenster und reine Drehfenster ähnlich ausgehängt werden wie Dreh-Kipp-Fenster, liegen Schwingfenstern und Schiebefenstern andere Mechanismen zugrunde.

Die richtige Vorbereitung

Das Aushängen eines Fensterflügels geht relativ zügig. Doch bevor Sie sich ans Werk machen, sollten Sie das richtige Werkzeug zusammensuchen und einen Helfer mobilisieren.

Welches Werkzeug brauchen Sie dafür?

Bei besonderen Fenstermodellen kann es sein, dass Sie Spezialwerkzeuge benötigen. Für herkömmliche Fenster reichen Ihnen in der Regel diese Werkzeuge:

  • Passende Zangen
  • Schraubenzieher (Kreuz und Schlitz)
  • Leiter oder Fußtritt
  • Leuchtmittel

TIPP:
Wenn Sie nicht genau wissen, welche Größe und Form Sie bei Schraubendrehern und Zangen benötigen, suchen Sie sich am besten eine größere Auswahl an Werkzeugen zusammen.

Können Sie einen Fensterflügel alleine ausbauen?

Auch wenn Sie ein versierter Heimwerker sind und sich kräfte- und größenmäßig dazu in der Lage sehen, sollten Sie an diese Arbeit nicht alleine rangehen. Denn so ein Fensterflügel kann ein enormes Gewicht haben. Zudem ist er recht sperrig und unpraktisch festzuhalten. Das Tückische ist, dass das Gewicht gerne mal unterschätzt wird, solange der Flügel noch mit den Bolzen am Fensterrahmen hängt. Denn dann ist er leicht auf- und zuzuschwingen. Lösen Sie die letzte Befestigung, haben Sie plötzlich das volle Gewicht in der Hand. Mehrfachverglaste oder große Fenster wiegen nochmal mehr. Entgleitet Ihnen das Fenster, ist die Verletzungsgefahr sehr hoch.

Machen Sie sich also nicht alleine ans Werk, sondern mobilisieren Sie eine kräftige Person, die Ihnen zur Hand gehen und das Fenstergewicht tragen kann. Besonders bei Schwingfenstern ist ein Helfer notwendig. Diese Fensterart kann gut und gerne 50 Kilogramm wiegen.

Wie viel Zeit brauchen Sie für das Ausbauen?

Wenn Sie alles vorbereitet haben, also Sie Ihr benötigtes Werkzeug bereitgelegt haben und Ihr Helfer bereits parat steht, dann ist das eigentliche Aushängen keine große Sache mehr. Selbst wenn Sie etwas rumprobieren müssen, sind Sie in höchstens 10 bis 15 Minuten damit fertig. Wenn Sie wissen, wo Sie anpacken müssen und welches Werkzeug passt, dann dauert es nur wenige Minuten.

Schritt für Schritt: Anleitung zum Fensterflügel aushängen

Heutzutage befinden sich in Wohnhäusern hauptsächlich die sogenannten Dreh-Kipp-Fenster. Wenn Sie den Flügel eines solchen Fensters aushängen wollen, sollten Sie seine Funktionsweise beachten.

Was sind Dreh-Kipp-Fenster?

Wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, können Sie das bewegliche Fensterelement bei dieser Fensterart sowohl vertikal kippen als auch horizontal drehen. Damit dieser Mechanismus funktionieren kann, sitzen im Rahmen Verriegelungszapfen, die Sie über den Fenstergriff steuern.

  • Ist der Griff nach oben gedreht, kippen Sie das Fenster.
  • Befindet er sich mittig, öffnen Sie das Fenster.
  • Ein nach unten gedrehter Griff hält es geschlossen.

Der Griff befindet sich auf der einen Fensterseite, auf der anderen sitzen die beiden Fensterangeln, die auch Fensterbänder genannt werden. Diese unscheinbaren Vorrichtungen sind die wichtigen Verbindungsstücke zwischen Fensterrahmen und Fensterflügel.

In der oberen Angel sitzt das sogenannte Scherenlager, das mit dem Verriegelungszapfen verbunden ist. Das Scherenlager wirkt zum einen wie ein Scharnier und zum anderen wie ein Kipp-Stopp. Dadurch wird die charakteristische Dreh-Kipp-Bewegung möglich, ohne dass das Fenster in gekipptem Zustand komplett herausfällt. Zu diesem Zweck ist das Scherenlager außerdem mit einem Bolzen gesichert.

Die untere Angel gleicht optisch dem Scherenlager, hat aber eine andere Funktion. Sie können sich dieses Teil vorstellen wie einen senkrechten Haltestift am Fensterrahmen. Solange das Fenster eingehängt ist, ist der Haltestift allerdings unter einer Haube aus Metall oder Kunststoff versteckt. Diese befindet sich seitlich am Fensterflügel und wird beim Einhängen über den Stift gestülpt. Beide Teile sind dadurch fest verbunden. Dennoch lässt die Konstruktion eine Rotation zu, wodurch das untere Fensterband wie eine Drehachse funktionieren kann.

Wie können Sie einen Fensterflügel ausbauen?

Schritt 1:

Legen Sie sich alle Hilfsmittel bereit. Zange und Schraubenzieher sind unabkömmlich. Leiter und Lampe können Ihnen das Ausbauen erleichtern, wenn der Fensterrahmen recht hoch sitzt oder die kleineren Bauteile schwer zu sehen sind. Außerdem sollten Sie auf Ihren Helfer warten, bevor Sie loslegen.

Schritt 2:

Entfernen Sie die Kunststoffabdeckung von der oberen Fensterangel mit einer Beißzange oder hebeln Sie diese mit einem Schlitz-Schraubendreher ab. Dann liegt der Sicherungsbolzen frei.

Schritt 3:

Bringen Sie Ihr Fenster in die Kipp-Stellung, indem Sie den Griff senkrecht nach oben drehen und dann leicht zu sich ziehen. Dadurch bewegen Sie den Verriegelungszapfen und lösen den Fensterflügel aus der oberen Angel.

Schritt 4:

Ziehen Sie mit einer Zange den kleinen Sicherungsstift aus dem oberen Scherenlager heraus, das Sie zuvor freigelegt haben. Meistens lässt sich der Stift problemlos nach unten herausziehen, wenn Sie ihn ein bisschen drehen oder daran ruckeln. Lässt sich der Bolzen nicht bewegen, kann das zwei Gründen haben: Entweder er klemmt oder er muss, wie es bei manchen Herstellern der Fall ist, nach oben gelöst werden. Wenn er klemmt, klopfen Sie leicht mit einem Durchschlag, zum Beispiel mit einem dünnen Schraubenzieher, von oben darauf.

Schritt 5:

Öffnen Sie Ihr Fenster nun wie gewohnt, obwohl es bereits gekippt ist, indem Sie den Fenstergriff waagrecht stellen. Jetzt ist höchste Vorsicht geboten. Halten Sie den Flügel unbedingt zu zweit in der Position fest, in der er ist. Denn das Element hängt jetzt nur noch an der unteren Angel und kann Ihnen komplett entgegen kippen.

Schritt 6:

Wenn Sie eine Position gefunden haben, wie Sie den Fensterflügel zu zweit am besten halten können, lassen Sie diesen kontrolliert auf sich zukippen.

Schritt 7:

In dieser gekippten Position heben Sie den Flügel leicht nach schräg oben an, bis er sich vollständig aus der unteren Angel löst und Sie und Ihr Helfer ihn in der Hand haben. Ziehen Sie dazu langsam die Haube der Fensterangel vom Haltestift. Bei manchen Modellen gibt es einen kleinen Splint, der das verhindern soll. Diesen sollten Sie entfernen, bevor Sie mit Gewalt anziehen.

Schritt 8:

Zum richtigen Ausbauen gehört auch das sichere und ordnungsgemäße Verstauen des alten Fensters. Sobald Sie es aus den Angeln gehoben haben, stellen Sie es vorsichtig ab. Denn auch jetzt kann das Glas leicht kaputtgehen und Sie können sich verletzen.

TIPP:
Wollen Sie Ihr ausgehängtes Fenster nicht gegen ein neues Fenster austauschen, sondern zum Beispiel nach einer Reinigung wieder einbauen wollen, befolgen Sie die Anleitung einfach in umgekehrter Reihenfolge.

Fenster zum Drehen, Kippen, Schwingen oder Schieben?

Neben den standardmäßigen Dreh-Kipp-Fenstern gibt es auch noch weitere Fensterarten, bei denen Sie den Flügel aushängen können. Bei reinen Drehfenstern und Kippfenstern unterscheidet sich die Vorgehensweise nur ein wenig, bei Schwing- und Schiebefenstern umso mehr.

Wie unterscheidet sich das Vorgehen bei den Fensterarten?

Wenn Sie im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen oder beim Neubau eines Hauses neue Fenster einbauen, sind das standardmäßig moderne Fenster mit Dreh-Kipp-Funktion. Unter alten Fenstern finden Sie aber auch häufig Exemplare, denen ein anderer Mechanismus zugrunde liegt.

  • Alte oder einfache Dreh-Kipp-Fenster mit Haltebügel lassen sich zwar ebenfalls aufschwingen und kippen. Allerdings steckt dahinter ein simpleres Bauprinzip. Wenn Sie dieses Exemplar kippen, wird es von einem Haltebügel am oberen Rand des Flügels vom vollständigen Herauskippen abgehalten. Diese sogenannte Schere ist mit dem Fensterrahmen verbunden. Das Bauteil müssen Sie dann ausbauen, wenn das Fenster gerade gekippt ist. Meistens ist die Schere mit Schrauben an Rahmen und Flügel befestigt und lässt sich leicht aushängen.
  • Der Ausbau reiner Drehfenster ist weniger aufwendig als bei Dreh-Kipp-Fenstern, weil ihnen der Kippmechanismus fehlt. Bei dieser Fensterart müssen Sie lediglich den Sicherungsbolzen an der oberen Angel entfernen, während das Drehfenster noch geschlossen ist. Dann können Sie es aufmachen und aus der unteren Angel heben.
  • Bei reinen Kippfenstern fehlt dagegen der Drehmechanismus. Die Angeln dieser Fenster sitzen an der unteren, waagrechten Fensterseite, der Griff an der oberen. Kellerfenster sind häufig so aufgebaut. Damit Ihnen das bewegliche Fensterelement nicht unkontrolliert entgegenkippt, ist es oben oder an beiden Außenseiten mit Metallschienen am Fensterrahmen befestigt. Zum Ausbauen müssen Sie diese Schienen entfernen und das Kippfenster danach aus den Angeln heben.
  • Schwingfenster haben noch einmal ein anderes Funktionsprinzip. Sie haben meist mittig eine Schwingachse. Dachfenster sind häufig Schwingfenster. Wenn Sie es öffnen, schieben Sie das eine Ende am Griff nach oben. Im selben Moment bewegt sich das andere Ende gegengleich nach unten, wie bei einer Wippe. Schwingfenster lassen sich recht simpel ausbauen. In der Regel gibt es einen farbig markierten Hebel oder Knopf, der es vom Rahmen löst. Auf einen Helfer dürfen Sie trotzdem keinesfalls verzichten. Denn sonst kann das Schwingfenster ungebremst auf Sie krachen.
  • Eine weitere, gänzlich anders konstruierte Fensterart ist das Schiebefenster. Um dieses auszubauen, müssen Sie zuerst alle Sicherheitsstopper in den Laufschienen entfernen. Danach lösen Sie die Laufschienen vom Rahmen und kippen den Flügel heraus.

Fazit

Sie wollen Ihr Haus mit neuen Fenstern sanieren? Dann müssen Ihre alten Fenster raus aus den Rahmen. Dazu heben Sie zuerst den alten Fensterflügel aus den Angeln. Oft passiert das im Alltag sogar ungewollt, wenn Sie ein gekipptes Fenster ganz öffnen wollen. Denn wenn Sie den Griff zu schnell waagrecht stellen, kann es passieren, dass sich der Fensterflügel schon leicht aus der oberen Angel löst.

Wenn Sie den Flügel nun gewollt und kontrolliert ausbauen wollen, dann nutzen Sie dieses Prinzip. Hängen Sie dazu den Fensterflügel an der oberen Angel aus, indem Sie Ihr Fenster in die Kipp-Stellung bringen und es in dieser Position ganz öffnen. Damit es aber auch wirklich aus der Angel springt, müssen Sie allerdings noch den Sicherungsbolzen in der Fensterangel entfernen. Doch Achtung: Jetzt kann Ihnen das bewegliche Fensterelement mit viel Schwung entgegen kippen. Deshalb sollten Sie sich neben Zange, Schraubenzieher, Lampe und Leiter auch immer noch einen kräftigen Helfer organisieren. Dieser kann dann mit Ihnen zusammen den Fensterflügel vollständig aus der unteren Angel heben.

Über unsere*n Autor*in
Margarethe Lohneis
Margarethe studierte Germanistik, Soziologie und Politikwissenschaft. Sie sammelte bereits Erfahrungen bei einem Publikumsverlag sowie in der Leseförderung und schrieb für eine Literatur-Zeitschrift. Aktuell befindet sie sich im Masterstudium und arbeitet als Werkstudentin in der Online-Redaktion.
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