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Surfbrett Mach's dir selbst: dein eigenes Brett!

Sein eigenes Surfbrett aus Holz bauen und gleich in den Wogen Portugals testen: Das ist das neue Konzept im Skeleton Sea – ein Surfcamp der besonderen Art.

Surfbrett
Lars Jacobsen/Fit For Fun
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Die schönsten Schnappschüsse aus dem Surfcamp!

 

Surfbrett
Lars Jacobsen/Fit For Fun

Feiner Staub wirbelt durch die weiche Luft Portugals. Xandi Kreuzeder (53) fährt mit dem Schleifklotz über die Kante des Holzrohlings, der zu einem edlen Brett werden soll, das für Surfer die Welt bedeutet. Die Reste des seidig glänzenden Paulownia-Holzes fliegen umher, bedecken Haut und Haare, vernebeln die Sicht. Xandi, Künstler und leidenschaftlicher Surfer, bietet in seiner Werkstatt in Santo Isidoro 40 Minuten nördlich von Lissabon seit vergangenem Jahr Workshops an, in denen man aus zwei Platten Leimholz, ein wenig Sperrholz, einer Flasche Holzleim und einer Portion handwerklichem Geschick sein eigenes Surfbrett formt und baut. Claudio Jandão (23), Surflehrer aus Ribeira d’Ilhas, shapt bereits an seinem zweiten Exemplar in der Werkstatt von Brettl-Artist Kreuzeder. „Die Holz-Hohlbauweise ist eine ganz alte Technik, allerdings zeitlich recht aufwendig, und man kann auch nicht so radikale Performance-Shapes umsetzen wie bei Brettern mit Schaumkern“, umreißt Xandi die Möglichkeiten bei Holzsurfboards. Doch um maximale Leistung geht es hier ganz bewusst nicht.

„Wir setzen ältere Retro-Shapes um – Egg-Form, Mini-Simmons oder Speedboxes.“

Denn die liegen eh im Trend beim Surfen, sind superstylish und verkörpern Spielformen des Surfen wie vor 30, 40 Jahren – passend zur entschleu­nigten Vintage-Welle, die gerade über die europäische Surfszene schwappt. Die Idee für dieses Surfcamp der etwas anderen Art: In sieben Tagen zum eigenen Surfboard aus Holz. Dafür werkelt man jeden Tag vier Stunden in der Werkstatt – und die andere Hälfte des Tages geht’s zum Surfen in die Wellen. Am Ende der Workshops geht man auf seinem eigenen Werk in die Welle, so der Plan. „Denn das Gute ist: Ein selbst gebautes Board surft gefühlt immer besser als jedes Brett, das man im Shop kauft“, sagt der 53-Jährige und grinst dabei.

Das Surferparadies Ericeira

Urbayer Kreuzeder lebt seit drei Jahren mit Familie in der Nähe von Ericeira, das 2011 zum World Surfing Reserve ernannt wurde. Eine Auszeichnung der „Save the Waves“-Organisation (www.savethewaves.org) aus Kalifornien, die gute Wellen und gewachsene Surfregionen mitsamt Um­gebung unter besonderen Schutz stellen möchte. Die Atlantikküste bei Ribeira d’Ilhas ist das bislang einzige „Reserve“ in Europa. Nach ersten Anläufen will ­Xandi nun in diesem Jahr die Surfbrettbauworkshops ausbauen. Sein handwerkliches Geschick zeigt der ehemalige Windsurfprofi aber nicht nur beim Board-Shaping.

Aus Müll wird Kunst

Die Workshops der Holz-Surfboards sind nämlich nur ein Puzzleteil seines Lebensprojekts Skeleton Sea (www.skeletonsea.com), bei dem er und sein portugiesischer Künstlerkollege João Parrinha (54) aus dem Müll, den die Meere anspülen, Kunstwerke formen. Skulpturen, mit denen sie auf ihre Weise für die zunehmende Wasserverschmutzung und das komplexe Ökosystem Ozean sen­sibilisieren möchten. Die Geburtsstunde des Projekts war im Jahr 2005, als sie bei einer Surfsession auf der Azoreninsel São Jorge vor Müll kaum ins Wasser kamen. Der Strand der Insel war mit Meeresabfall übersät – Wrackteile von Schiffen und Autos, riesige Bojen, zerbrochene Surfbretter, tote Vögel, angeschwemmtes Holz und ­jede Menge Plastikmüll. Alte Rohstoffe für neue Skulpturen: Im Lauf der Zeit entstanden immer mehr Kunstobjekte. Teils Furcht einflößend wie „Bin Tin“, ein zwei Meter langer Fisch mit riesigen Augen, dem Maul mit Zähnen wie Dolche und einem Panzer aus Plastikfetzen. Aber auch schöne Skulpturen wie „Last Tuna“, ein Thunfisch gestaltet aus alten, verrosteten Konservendosen, oder der „Great White“, ein drei Meter langer Hai, geformt aus Treibholz. Die Skulpturen stellen sie auf Street-Art-Events aus, bei Surffestivals oder in Museen.

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Surfbrett
Lars Jacobsen/Fit For Fun

Direkt hinter Xandis Werkstatt hat er eine Galerie aufgebaut – quasi als Base­camp für die Objekte, wenn sie nicht auf Tour sind. Ursprünglich wollten sie mit einem kleinen Galerie-Café eine finan­zielle Basis für ihre Kunstprojekte schaffen, doch der Aufwand machte sich nicht bezahlt. Xandi und João ereilt das Schicksal so vieler Künstler und krea­tiver Köpfe: Die Kunst wird bestaunt, die Idee goutiert – aber die Finanzierung ist eine ewige Gratwanderung. „Mit den Ausstellungen verdienen wir etwas Geld, aber das deckt meist nur die Kosten für Organisation, Transport, das Drucken von Plakaten und Aufstellern.“ Die schwierige monetäre Situation hält die geläuterten Surfdudes nicht davon ab, ihre Grundidee „Keep the Ocean Clean“ auch mit aufwendigen Projekten an den örtlichen Schulen voranzutreiben. Von Februar bis April haben sie in einem neuen Projekt für 1200 Schüler Tagesworkshops durchgeführt – mit Beach Cleanings, Schulungen von Meeresbiologen und dem Werkeln kleiner Kunstwerke aus dem gesammelten Müll. „Über 1000 oft lustige und kreative ­Miniskulpturen sind entstanden, die 150 besten haben wir in Ericeira ausgestellt.“   

 

Das Surfbrett im Praxistest

Surfbrett
Lars Jacobsen/Fit For Fun

Zurück in der Werkstatt: Es ist alles vorbereitet für die Hochzeit – wie es im Autobau heißt, wenn Karosserie und Chassis zusammengesetzt werden: Das Holzgerippe, das dem Board seine Form gibt und schon mit dem Unterwasserschiff verbunden ist, wird nun mit dem Deckholz verleimt. Damit die Aufbiegung des Boards genau dem Shape entspricht, muss die gesamte Holzverbindung mit Zwingen und Klammern millimetergenau zusammengepresst werden. Dann heißt es: abwarten, bis der Leim getrocknet ist – und loslegen! Zusammen mit Xandis ältestem Sohn Melvin (24), der als Surflehrer in Riheira arbeitet, geht es an die Küste von Peniche, rund 60 Minuten Autofahrt nördlich von Ericeira. Es weht ein starker Wind aus südwestlicher Richtung, bei Ribeira bedeutet das auflandige Bedingungen (onshore) und zerwühlte Wellen. Auf der Halbinsel Peniche findet sich hingegen immer ein Strandabschnitt, auf dem ablandiger Wind weht (offshore) und damit die besseren Wellen laufen. Peniche ist die Wellenhauptstadt Portugals und Hochburg der Surfcamps: „In der Hauptsaison von Juni bis August kannst du trockenen Fußes über die Bretter der Surfeinsteiger laufen“, sagt Melvin.

Er schnappt sich das von seinem Vater Xandi geschnitzte Surfboard und stürzt sich in die kleinen Wogen des Shorebreaks.

Lässig zieht er einen Turn in die Wasserwand, auch wenn die steilen und hohlen Brecher nicht optimal für das Oldschool-Board sind. Egal. Er hat seinen Spaß, nimmt die nächste Welle und versucht, nach links in die kleine Tube zu kommen, die Röhre aus Wasser. Nach einer guten Stunde ist der Zauber vorbei, ­laufen die Wellen nicht mehr. Am nächsten Morgen ist auch die Hochzeitsnacht Geschichte: Der Rohbau ist abgeschlossen, jetzt geht es an den Feinschliff. Mit Schmirgelklotz und Sandpapier wird langsam die endgültige Form herausgearbeitet – vorsichtig und mit viel Fingerspitzengefühl. Wer jetzt hektisch wird, beraubt sich des Lohns der Arbeit: Denn bei einem selbst gebauten Holz-Surfboard geht es um mehr als um ­später nur ein Brett zum Surfen. Es geht um ein kleines Kunstwerk aus eigener Hand – und dafür lohnt es sich, ein wenig Staub aufzuwirbeln.

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Hier lernst du prima surfen!

Die besten Camps in Portugal und Spanien für den Einstieg in die Welle

1. Skeleton Sea, Santo Isidoro; Ribeira  
Holz-Surfboardbau und Surfen – diese einzigartige Kombination gibt es nur bei Xandi Kreuzeder und dem Team von Skeleton Sea. Die
ersten Workshops starten am 23. Mai 2016, 7 Tage Workshopkosten ca. 450 € zzgl. Materialkosten (ca. 300 €) und Unterkunft in der Mauka Lodge, bei SUP-Trainer Tiago Silva. Es können auch Handplates oder Speedboxen gebaut werden. Infos: www.skeletonsea.com

2. Pure Surflodge, Algarve, Sagres
Klassisches Surfcamp im ruhigen Naturschutzgebiet gelegen, Unterkunft in Doppel- und Mehrbettzimmer mit eigenem Bad, dazu Sonnenterrasse, eine chillige Holzliege und ein Pool. Surfkurs tägl. ½ Tag, Preis: ab 199 € pro Woche. Infos: www.puresurfcamps.com

3. Maximum Surfcamp, Peniche
Typisch portugiesische Apartments in Strand­nähe mit großer Sonnenterrasse und Swimmingpool. Durchschnittsalter 27 Jahre, maximal 120 Gäste, feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Verschiedene Kurse, von Anfänger- bis Fortgeschrittenen-Coachings. Preise ab 399 € pro Woche inkl. Übernachtung, Vollpension, 5 Tage Kurs. Infos: www.maximumsurfcamp.com

4. Salty Way, Surf&Climb-Camp, Sintra
Typische portugiesische Moradia (Art Finca) mit Doppel- und Vierbettzimmern, großem Garten. Gemeinsames Kochen im WG-Style. Neben dem Surfen kann man auch Klettern lernen oder sich ganz aufs Klettern konzentrieren, dazu Yoga-sessions. Surf- & Kletterkurs: 2 Std./Tag, Preis: ab 425 €/Woche Unterkunft & Kurse. Infos: www.saltywaytravel.com

5. Slide Camp, Vagueira  
Schöne portugiesische Villa zwischen Meer und Lagune, Unterkunft in Zweier- oder Mehrbettzimmern, großer Wintergarten, Dachterrasse mit Meerblick. Preise: 7 Tage Übernachtung inkl. Frühstück, Lunch und Abendessen (5 x), 5 Tage Surfkurs, ab 449 €/Woche. Infos: www.surfcamp-in-portugal.de

6. A-Frame camp, El Palmar/Spanien
Kleine Häuser für 4 Pers. oder Studios für 2 Pers. direkt am Strand von El Palmar in ­Andalusien. Es werden auch spezielle Fami­lienwochen angeboten. Preis für 7 Tage Übernachtung, Vollverpflegung, Surfkurs täglich ½ Tag: ab 649 €/Woche. Infos: www.aframe.de