Neue Sanktions-Klausel
Russische Airlines können Leasing-Flugzeuge ablösen

Für Leasingfirmen stehen in Russland zweistellige Milliardenbeträge im Feuer. Eine neu ins EU-Sanktionspaket aufgenommene Öffnungsklausel ermöglicht nun einen Verkauf von Flugzeugen an russische Airlines. Die Regelung greift aber nur für bestimmte Leasing-Verträge.

Russische Airlines können Leasing-Flugzeuge ablösen
Foto: Patrick Zwerger

AerCap fliegt das Russlandgeschäft um die Ohren. Der weltgrößte Flugzeug-Lessor hat bei seinen Versicherern im März Schadensforderungen über 3,5 Milliarden US-Dollar hinterlegt. Den Angaben zufolge hatte Aercap zum Zeitpunkt des russischen Angriffs auf die Ukraine 135 Flugzeuge und 14 Triebwerke bei russischen Airlines platziert. Nur 22 Flugzeuge und drei Triebwerke konnte der Flottenfinanzierer sicherstellen. AerCap steht damit stellvertretend für das Dilemma der Branche: Unter EU-Sanktionen mussten Flugzeug-Leasingfirmen ihre Geschäftsbeziehungen zu russischen Airlines bis 28. März abwickeln. Die russische Regierung verbietet Airlines aber freiwillige Rückgaben geleaster Flugzeuge – und hält Aeroflot und Co. an, Leasingraten ab sofort in Rubel auf Treuhandkonten zu überweisen.

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Buyout-Regelung

Eine neue Öffnungsklausel im EU-Sanktionspaket bietet einen Ausweg aus diesem Patt – zumindest für Flugzeuge, die russischen Airlines bis 26. Februar 2022 im sogenannten Finanzierungsleasing überlassen wurden. Diese Maschinen können ab sofort gegen eine Einmalzahlung den Eigentümer wechseln. Nach "vollständiger Begleichung der Leasingraten" dürfen dem russischen Vertragspartner "mit Ausnahme der Übertragung des Eigentums an dem Luftfahrzeug" keine weiteren wirtschaftlichen Ressourcen wie Ersatzteile zur Verfügung gestellt werden, heißt es in der Neufassung des EU-Sanktionspakets.

Nach Daten der Luftfahrtberatung IBA befanden sich zuletzt 523 Flugzeuge ausländischer Lessoren in Russland. Allein auf S7 Airlines entfallen 101 Maschinen, gefolgt von Aeroflot mit 89 Jets. Für die meisten dieser Flugzeuge dürfte ein mietähnliches Operatives Leasing vereinbart sein – ein Vertrag mit fester Laufzeit, Rate und Rückgaberegelung.

Risiko für EU-Staaten

Beim Finanzierungsleasing löst der Leasingnehmer das Flugzeug hingegen nach Ende der Leasingperiode im Regelfall ab. Das Vertragsmodell wird gerne gewählt, wenn staatliche Exportkreditgarantien in einen Deal zwischen Hersteller und Airline eingeflochten sind. Die Bundesregierung hatte die Vergabe der sogenannten Hermesdeckungen durch die Steuerzahler im Exportverkehr nach Russland am 25. Februar eingestellt. Neben Deutschland ist Frankreich in der EU der größte Garantiegeber für Airbus-Exporte in die Welt.

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Erscheinungsdatum 11.04.2024