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In Frankfurt steht Wohnraum einfach leer

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Symbole für den Leerstand: Seit Jahren wohnt in den in der Mitte zu sehenden Häusern an der unteren Berger Straße niemand.
Symbole für den Leerstand: Seit Jahren wohnt in den in der Mitte zu sehenden Häusern an der unteren Berger Straße niemand. © ftv-Hamerski

Der Wohnungsmarkt ist angespannt, obendrein stehen manche Mietshäuser leer – auch, weil es sich für deren Besitzer lohnt. Planungsdezernent Mike Josef (SPD) will dagegen vorgehen, braucht dazu aber die nächste Landesregierung.

Seit Jahren sind sie Geisterhäuser, die Berger Straße 6 und 8 gegenüber vom Bethmannpark. Den Grund dafür kennt niemand, niemand weiß, was dort geschehen soll. Dem vor zwei Jahren verstorbenen Heinrich Gaumer gehörten sie genauso wie weitere etwa 100 Immobilien in der Stadt. Gaumer war berüchtigt dafür, seine Häuser entweder gar nicht zu nutzen oder mit osteuropäischen Arbeitern zu belegen. Die Häuser im Nordend gehören nun einer Erbengemeinschaft, so die gängige Vermutung.

Zum Symbol für ein Problem sind die beiden Altbauten längst geworden: Ganze Mietshäuser sind unbewohnt, manche über Jahre hinweg. Man spricht von Leerstand. Während aber etwa in Berlin, Köln oder Hamburg Zweckentfremdungsverbote eine Waffe im Kampf gegen mögliche Spekulationsgeschäfte darstellen, hat Frankfurt nichts in der Hand. Hausbesitzer können hier ihr Eigentum dem extrem angespannten Mietmarkt entziehen und die steigenden Bodenpreise für sich arbeiten lassen oder darauf bauen, dass sie ihre Häuser ohne Mieter viel ertragreicher loswerden – vorausgesetzt, sie gefährden nicht die Sicherheit oder öffentliche Ordnung. Erst wenn Ratten unterwegs sind, Dachziegel herunterfallen, Mauerwerk bröckelt kann und muss eingegriffen werden.

CDU sieht kein Problem

Planungsdezernent Mike Josef (SPD) fordert deshalb nun das Land auf, nachzubessern. Er wünscht sich ein Verbot zur Zweckentfremdung. Bis 2004 gab es das in Hessen, in erster Linie als Waffe gegen die Umwandlung von Wohnraum in gewerbliche Nutzung. Die damalige CDU-Regierung aber schaffte es ab, die CDU sieht auch heute keinen Bedarf. „Das Thema wird übertrieben“, sagt der wohnungspolitische Sprecher, der Frankfurter Abgeordnete Friedrich Caspar.

Dabei lässt sich das gar nicht einschätzen, keiner weiß, wie viele Häuser leerstehen. Klar ist nur: In allen Stadtteilen sieht man ewig dunkle Fenster. In Niederrad etwa lässt die Eschborner Immobilienfirma Noratis seit mehr als zwei Jahren bereits gleich Dutzende Wohnungen in der Donnersberg-, Trifels- und Kalmitstraße unvermietet. Eine Anfrage dieser Zeitung, warum das so ist, blieb unbeantwortet.

Dass der Leerstand in Frankfurt nicht erfasst ist, hat einen einfachen Grund: „Ohne Verbot fehlt uns die rechtliche Handhabe dazu“, sagt Mark Gellert, Sprecher des Planungsdezernenten. Das Problem ist aber augenfällig kein kleines, und schon 100 zurückgewonnene Wohnungen täten dem Markt gut. Allein im Nordend, im Ostend und in Bornheim sieht man allenthalben ungenutzten Raum. An der Ecke Berger Straße/Große Spillingsgasse tut sich seit Jahren nichts; Brachflächen wie die an der Höhenstraße verwildern, seit die Abrissbirnen ihr Werk verrichtet haben. Einige dieser Flächen gehören auch zum Erbe Gaumers.

Wie der verfährt, hat der grüne Landtagsabgeordnete Marcus Bocklet noch lebhaft vor Augen. In Bockenheim mietete er einst bei Gaumer. „Der sanierte nie“, sagt Bocklet, der von mindestens einem Haus in der Leipziger Straße weiß, in dem zwei Stockwerke unvermietet sind. In der Koalition mit der CDU haben sich die Landtags-Grünen nicht gerade stark gemacht für Wohnraumschutz. Im Wahlkampf haben ihre Frankfurter Abgeordneten dafür getrommelt, und das zuständige Ministerium ist in grüner Hand. „Da müssen wir jetzt liefern“, sagt Marcus Bocklet.

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