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Kelkheim: Klares Entwicklungs-Signal vor vollem Haus

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Die Variante haben CDU und SPD durchgebracht. Die Feuerwehr ist zentral in der Mitte, die „Gagernspange“ schlängelt sich vorbei, westlich und östlich ist Geschossbau (rot), sonst Einfamilienbauten (orange). Ein Grünzug, Kita und Seniorenwohnen (rechts der Feuerwehr) sind geplant.
Die Variante haben CDU und SPD durchgebracht. Die Feuerwehr ist zentral in der Mitte, die „Gagernspange“ schlängelt sich vorbei, westlich und östlich ist Geschossbau (rot), sonst Einfamilienbauten (orange). Ein Grünzug, Kita und Seniorenwohnen (rechts der Feuerwehr) sind geplant. © wein/ASL

Parlaments-Mehrheit für Feuerwehrstützpunkt, „Gagernspange“ und 200 Wohneinheiten in „Hornau-West“.

Kelkheim. „Es wäre schön, wenn das immer so wäre. Und zwar bei allen Themen.“ Stadtverordnetenvorsteherin Julia Ostrowicki (SPD) freute sich am Montagabend über den Riesenandrang von gut 50 Besuchern der Parlamentssitzung, gab ihnen aber eine Empfehlung mit auf den Weg. Fraglich ist, dass viele wiederkommen - denn beim Thema am Abend lag Brisanz drin. Es ging um die künftige Bebauung des Gebietes „Hornau-West“ samt Feuerwehrstützpunkt, Umgehungsstraße „Gagernspange“ und Wohnraum für bis zu 500 Menschen. Die Bürgerinitiative gegen „Hornau-West“ hatte mobil gemacht, zum „Stammtisch“ ins Rathaus eingeladen, zudem waren die Feuerwehren von Kelkheim-Mitte, Hornau und Fischbach gut vertreten.

Nach einer langen, aber fairen und sachlichen Diskussion steht fest: Der Magistrat soll in den Planungen jene Variante weiter verfolgen, die eine „Gagernspange“ recht geradlinig, zudem rund 200 Wohneinheiten vorsieht (Text rechts). Ein Bebauungsplanverfahren soll möglichst in diesem Jahr eingeleitet werden. Dieser Antrag von CDU und SPD wurde auch von den Freien Wählern Kelkheim (FWK) und Ivaloo Schölzel (fraktionslos, Freie Wähler) unterstützt, während UKW und Ex-Koalitionspartner FDP dagegen waren. Durch kam zudem ein Vorstoß der Liberalen, wonach der Magistrat grob die Kosten für eine geplante Unterführung von Bahnlinie und Gagernring prüfen soll. Keine Mehrheit fand der Änderungsantrag der UKW mit folgenden Prüfungen: Sanierung Feuerwehr Fischbach am Standort, Zusammenlegung Wehren Kelkheim/Hornau am Floriansplatz, Verzicht auf „Gagernspange“, Bebauung bis maximal 2 Hektar und ökologische Aufwertung.

Keine Chance für UKW-Alternativen

Fabian Beine (CDU) eröffnete die Rednerliste. Die Fraktion habe ihre Haltung bewahrt, wolle vor allem das „Nadelöhr“ am Bahnübergang mit der Umgehung entschärfen, Fahrzeuge von zwei Kitas und zwei Schulen weg führen. „Das ist zu viel Verkehr für kurze Beine“, sagte er. Wichtig sei der CDU die Feuerwehr, ein zentraler Standort sei Variante der Zukunft, Sanierungen im Bestand „nur Kompromisse“. Als dritten Punkt nannte Beine ein „maßvolles Bebauen, damit unsere Kinder weiter in Kelkheim leben können“. So etwas sollte nicht an der Finanzierung einer Unterführung scheitern. Zwischen zwei Bahnhöfen sei es ein „innovatives Projekt“. Dafür müsse „kein einziger Baum fallen“, so Beine unter dem Schmunzeln mancher Gäste.

„Wir müssen heute schon überlegen, ob die finanzielle Tragkraft der Stadt solche Investitionen zulässt“, mahnte hingegen FDP-Fraktionschef Michael Trawitzki. Sie fürchten, „dass sich die Stadt übernimmt“. Für die Feuerwehr gebe es sicher auch andere Lösungen, so der FDP-Chef, nannte aber erst mal keine. Zur Wohnbebauung stehe die Fraktion weiter.

Für die UKW begründete Wolfgang Coy den Änderungsantrag. So habe die Stadt etwa ein Grundstück in Fischbach gekauft für eine mögliche Erweiterung der Wehr. Denn dort wird ein großer Stützpunkt in weiten Teilen kritisch gesehen. Coy wunderte sich auch: CDU und SPD wollen mit der „Gagernspange“ den Verkehr entlasten, auf ihr aber Tempo 30 einführen. Und er fürchtet, dass der Anteil an Geschosswohnungsbau immer geringer werde.

SPD-Chef Michael Hellenschmidt blätterte in den Annalen. Im Stadtentwicklungsplan von 2005 steht „Hornau-West“ bereits für „qualitätsverdichteten Wohnbau“ in der Stadt. Die Mobilitätsstudie von 2018 weise nicht die 4000 Autos mehr aus, wie von der BI auf Plakaten suggeriert. Denn es gebe ein natürliches Wachstum bei Fahrzeugen, die seien also „eh da“. Und somit kommt er in seiner Rechnung nur auf 1500 Wagen und 7 Prozent mehr Verkehr. Noch dazu bedeute der Vorschlag von CDU und SPD rund 1,6 Prozent Wachstum bei der Bevölkerung, gut 1 Prozent bei den Flächen. „Da kann man ein bisschen Aufregung rausnehmen. Das ist kein zugebautes Kelkheim, keine ökologische Katastrophe, kein Zusammenbruch der Infrastruktur.“ Und es werde mehr als 50 Prozent bezahlbaren Wohnraum geben, so Hellenschmidt. Wie Beine machte er noch deutlich, dass alles transparent gelaufen, auch die Feuerwehr in vielen Treffen gehört worden sei.

Freie Wählerin Schölzel sagte zu den Wehren: „Wir wollen nicht, das Fischbach auf der Wartebank sitzt.“ Die Vorlage von CDU/SPD findet sie „sehr ansprechend“ und betonte: „Wir machen jetzt hier einen Startschuss. Da werden dann alle einbezogen, auch die Feuerwehren.“

Markus Göllner (UKW) verteidigte die BI, da in solchen Diskussion ja gerne auch ein bisschen „geklotzt wird“. In seiner Lesart der Studie sind es Minimum aber schon 2400 Autos mehr.

Falks Rechnung mit „70 bis 80 Millionen“

Robert Wintermayr (FWK) erinnerte, dass ein solches Projekt die lokale Wirtschaft ankurbeln könne, es langfristige Effekte gebe. Er forderte ein „sinnvolles Mobilitätskonzept“ für „Hornau-West“, das auch „Integration und soziale Vielfalt“ in die Stadt bringen könne. Diese Erweiterung könne die Kommune zudem „locker wegstecken“. Jochen Ballach (UKW) sorgte sich um noch mehr Verkehr, wenn Stau auf der A 3 sei. Dann sei das die schnellste Verbindung ins Rhein-Main-Gebiet.

Auf die Finanzen ging Patrick Falk (FDP) ein. Er hatte sich bei einer großen Baufirma Zahlen geben lassen. Demnach würden die 850 Meter Straße rund 18 Millionen, eine Unterführung zwischen 20 und 25 Millionen Euro kosten. Bad Soden hat eine Feuerwehr für 27 Millionen gebaut. „Da stellt sich nicht die Frage, ob wir das wollen, sondern ob wir das können.“ Falk brachte ein Feuerwehrhaus für Kelkheim und Hornau am Hauptfriedhof wieder ins Spiel. Das sei schon einmal positiv geprüft worden. Mahner zum Schluss war Altbürgermeister Thomas Horn (CDU). Das Verfahren dauere gut acht Jahre, die Stadt lebe vor allem von der Einkommensteuer und Neubürgern und sei seit seinem Amtsantritt 1995 nur um gut 2600 Menschen gewachsen. Hier solle sie bei der einzigen großen Entwicklungsperspektive ein „klares Signal setzen“. Zumal „Hornau-West“ kein Vogelschutz-, Wasserschutz- oder Naturschutzgebiet sei.

200 Einheiten, 480 Neubürger

Bei der beschlossenen Variante für „Hornau-West“ handelt es sich um eine Erweiterung der Grundversion, bei der die Ackerfläche zum Berliner Ring mit zusätzlichen Wohnbaugrundstücken (Geschossbau in Richtung Bahn, Einfamilienhäuser weiter südlich) überplant wird. Die nördlich angelegte Stichstraße wird nach Südosten verlängert und mit zusätzlichen Wohnstraßen zu einem Erschließungsring ausgebaut. Es wird ein Grünzug bis zum Bahndamm angelegt. Die beanspruchte Bruttofläche beträgt 6,83 Hektar. Insgesamt errechnen sich rund 200 Wohneinheiten für gut 480 Einwohner. Die Wohnungsdichte beträgt 40 Einheiten pro Hektar.

Volles Haus am Montagabend im Rathaus im Stadtparlament.
Volles Haus am Montagabend im Rathaus im Stadtparlament. © wein

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