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Ärger um Verhalten auf Friedhof in Friedberg

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Jüngstes Jüngstes Foto: Nachts weit offen stehende Tür an den Nebeneingängen in der Städter Straße. © pv

Kommunen erklären Friedhöfe wegen geringerem Platzbedarf immer häufiger zu Naherholungsgebieten. So auch in Friedberg. Das setzt ein respektvolles Miteinander der Besucher voraus.

Tobias Trapp ist ein junger Mann der alten Schule. Der 27-Jährige ärgert sich, dass die Würde des Ortes immer mehr verkomme. »Als kleiner Bub sagte mir meine Oma: Lauf nicht zwischen den Gräbern, da liegen Leute«, erzählt er. Inzwischen sieht er Kinder laut toben, und die Eltern stört es nicht, obwohl offensichtlich ist, dass Trauernde in Ruhe am Grab verweilen.

Die schön ausgebauten Wege auf dem Friedberger Hauptfriedhof laden zum Fahrradfahren ein. Eltern bringen es sogar den Kindern gerade dort bei. Auch Skater sah Trapp schon. »Wenn man sie anspricht, gibt es freche Antworten - egal ob von jungen oder älteren Leuten«, weiß er aus Erfahrung. Da er zu unterschiedlichen Tageszeiten die Gräber seiner Familie besucht, hat er auch schon beobachtet, dass sich Grüppchen am Abend zum Trinken dort treffen. Und Hunde würden ohne Rücksicht auf die Friedhofsordnung ausgeführt.

Öffnungszeiten sind nur vage angegeben

Vor allem aber ist er erbost, dass die Stadtverwaltung es nicht schaffe, ihre eigene Satzung zu kontrollieren. Am 5. April 2022 (die WZ berichtete am 22. Mai 2022 im Zusammenhang mit Grabdiebstahl und Verwüstung) hatte sich Trapp an Bürgermeister Dirk Antkowiak gewendet und die Mängel bekannt gegeben. Trapp hatte gemeinsam mit den vom Grabdiebstahl Betroffenen auch verlässliche Schließzeiten gefordert. Antkowiak antwortete am 7. April 2022: »Die Friedhöfe sind Teil der Naherholung. Und hier sollten keine zeitlichen Einschränkungen die Nutzung verhindern. Daher habe ich heute veranlasst, die Hinweise auf die Öffnungszeiten zu entfernen.« Damit meinte er wohl die Hinweise an den Nebeneingängen, vermutet Trapp.

In der Friedhofssatzung sind die Öffnungszeiten nur vage angegeben: von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Das Betreten nach Anbruch der Dunkelheit sei verboten. Erst kürzlich stellte Trapp fest, dass auch in der Nacht die Eingänge Schmidtstraße und Städter Straße sperrangelweit offen standen: »Es ist also nichts geschehen. Verwüstungen und Grabdiebstahl ist damit weiterhin Vorschub geleistet.« Dazu konnte sich der zuständige Amtsleiter Tobias Brandt kurzfristig nicht äußern, er werde aber Rücksprache mit der Fachabteilung halten, versicherte er.

Auf Unverständnis stößt bei Tobias Trapp auch die Entfernung vieler Büsche: »Da will man Rückzugsorte für Vögel und Insekten schaffen und reißt Büsche raus. Man macht sich noch nicht einmal die Mühe, die Flächen ordentlich zu ebnen. Wochenlang liegt Grünschnitt am Weg, überall wächst der Löwenzahn aus den Ritzen und zwischen dem Kies.« Tatsächlich macht der Hauptfriedhof in weiten Teilen einen ungepflegten Eindruck, von vermoosten Ecken bis zu seit 2020 etikettierten, aber nicht abgeräumten Altgräbern.

Dem Ort mehr Respekt zollen

Und dann ist da noch die Unsitte mit Fahrradfahrern und Hundebesitzern. Obwohl auf der ausgehängten Friedhofsordnung Fahrrad fahren verboten ist, genauso wie die Mitnahme von Hunden, fahren Jung und Alt quer durch - viermal in einer halben Stunde war das zu beobachten. Ein Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung zuckt, direkt auf die akute Situation angesprochen, die Achseln: »Das muss das Ordnungsamt kontrollieren. Aber der Bürgermeister meint ja, das sei ein Naherholungsgebiet.«

»Eine Ordnung ist dazu da, dass man sie einhält, um ein gutes Miteinander zu erreichen. Egal ob das Thema neue Friedhofskultur, Naherholung oder der Umgang mit Blumen an den Urnenstelen, es muss besser vonseiten der Stadt kommuniziert werden«, erwartet Trapp. Er wünscht sich von allen Nutzern, dass sie der Stätte ihren Respekt zollen und mehr aufeinander achtgeben. Übrigens: Ein Lob hat Tobias Trapp auch: »Um den Abfallplatz wurde ein Zaun gebaut, damit nicht jeder, wie vorher, mit der Schubkarre seinen Privatabfall dort entsorgen kann.«

Drei Fragen an Tobias Brandt

Welche Öffnungszeiten gelten verbindlich für die Friedhöfe und wo findet man sie? Wird das kontrolliert?

Die Öffnungszeiten wurden von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang festgelegt und mit der Friedhofsordnung auf jedem Friedhof im Schaukasten ausgehängt. Nach Einbruch der Dunkelheit ist das Betreten der Friedhöfe nicht gestattet. Es gibt auf jedem Friedhof nur einen Schaukasten für Aushänge; und der befindet sich jeweils am Haupteingang. Da zwischenzeitlich keine Vorfälle registriert oder gemeldet wurden, ist aktuell kein externer Schließdienst mehr im Einsatz.

Haben auch Mitarbeitende der Friedhofsverwaltung das Recht oder sogar die Pflicht, Verstöße gegen die Friedhofsordnung zu melden?

Das dafür zuständige Ordnungsamt ist auf dem Friedhof aufgrund der Vielzahl an Tätigkeitspunkten sowie der anhaltenden Personalsituation nur bedingt/vereinzelt präsent. Das Personal der Friedhofsverwaltung ist berechtigt, Friedhofsbesucher auf Verstöße hinzuweisen und diejenigen aufzufordern, sich an die Friedhofsordnung zu halten.

Einschränkungen für Grabgestecke besonders an Urnengräbern werden mit »Pflegemaßnahmen« begründet. Was ist für die städtische Pflege des Friedhofs vorgesehen?

Aufgrund der umweltfreundlichen Unkrautbekämpfung verzichtet die Kreisstadt Friedberg auf die Anwendung des Herbizides »Glyphosat« und setzt eine sogenannte thermische Unkrautbekämpfung ein. Die Maßnahme zur Unkrautbekämpfung startet aktuell auf den Friedhöfen und wird mehrfach wiederholt.

Tobias Brandt ist Amtsleiter für Stadtentwicklung, Liegenschaften und Rechtswesen bei der Stadt Friedberg.

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