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Freizeit: Boßeln und Klootschießen: Die Friesen und ihr Volkssport
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DM im Boßeln
dpa/Bodo Marks ...und weg das Ding.
Mit viel Geschrei fiebern die Teilnehmer beim friesischen Freiluftspiel „Boßeln“ einer rund 1200 Gramm schweren Gummikugel hinterher.

Noch vor wenigen Jahren hatte das Spiel keinen besonders guten Ruf. Viele sahen in den Boßlern nur „Straßen-Kegler“, die mit Bollerwagen und „Hoch die Tassen“ durchs Dorf ziehen. „Aber das sind wir nicht“, sagt Frank Rademann vom Boßelverein in Wilster, einem Städtchen in Schleswig-Holstein. Er meint: „Boßeln ist ein Hochleistungssport.“

Um das zu demonstrieren, trafen sich Deutschlands Boßler jetzt auf der schleswig-holsteinischen Halbinsel Eiderstedt, um aus ihrer Mitte die Besten zu küren. „Dat weer bereits die 8. Düütsche Meisterschaft in Boßeln un Klootscheten“, wie es offiziell hieß. Der 1894 gegründete Verband Schleswig-Holsteinischer Boßler (VSHB) hat in einem seiner Satzungspunkte festgelegt, die friesischen Sitten und Bräuche sowie die plattdeutsche Muttersprache aufrechtzuerhalten. „Boßeln ist gelebte Tradition“, sagt Nordfrieslands Landrat Dieter Harrsen.

Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) ergänzt: „Dass Boßeln unter verschiedenen Bezeichnungen wie Klootschießen, Road Bowling oder Boccia su Strada auch in vielen anderen Regionen Europas zu Hause ist, zeugt von übergreifenden gemeinsamen Wurzeln.“ Dabei wird es in unterschiedlichen Varianten auf freien Flächen, öffentlichen Straßen und befestigten Wegen gespielt. Die besten Werfer befördern die Kugel über hundert Meter weit durch die Luft, auf dem Boden „trüllert“ sie dann noch 50 bis 80 Meter weiter.

Die Regeln beim Straßen-Boßeln sind einfach: Es geht darum, eine Kugel mit zehn Würfen über eine festgelegte Strecke möglichst weit zu werfen. „Auch wenn die Boßeler es nur ungern hören: Es ist eine Mischung aus Kegeln und Golfen“, sagt ein Zaungast amüsiert.

Mitmachen bei den deutschen Meisterschaften darf nicht jeder. „Man muss sich zuvor in Vereinsausscheidungen qualifizieren“, erklärt Wolfgang Jacobs vom VSHB. „Dafür trainieren wir schon fast professionell.“ Vor Wettkämpfen beinahe täglich: „Nicht nur mit Kugeln, sondern auch mit Steinen, denn es geht darum, den Abwurf zu üben.“ Rund 4000 aktive Boßler und Klootschießer sind im VSHB organisiert.

Wie man zum Boßel-Sport kommt? „Mein Vater nahm mich mit zu einer Vereinsmeisterschaft, als ich acht war“, erzählt Reimer Diercks. „Das war vor 44 Jahren, und bis heute bin ich dabei geblieben.“ In Ostfriesland gibt es die erste Boßelkugel bereits fürs Baby gleich nach der Geburt, erzählt Gerald Peters aus Pfalzdorf, einem Ortsteil von Aurich in Niedersachsen.

Dort sind die Menschen noch besessener vom Boßeln als in Schleswig-Holstein: Der Friesische Klootschießer-Verband (FKV) in der Hauptregion Oldenburg/Ostfriesland zählt rund 40 000 Mitglieder. Er reiste mit rund 70 Mannschaftsmitgliedern, Betreuern, Fachwarten und Vorstandsmitgliedern zur deutschen Meisterschaft nach Schleswig-Holstein.

Als die Friesen nach stundenlanger Autofahrt auf Eiderstedt ankamen, dachten sie nicht an Ausruhen. „Sie stiegen mit der Kugel in der Hand aus dem Bus und begannen gleich mit ersten Würfen - um ein Gefühl für die Straße zu bekommen“, erzählt Frank Rademann.

dpa
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