Warum der Goldpreis gerade rasant steigt

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Veröffentlicht: 04. Mai 2023, 13:09 Uhr

Daniel Pöhler
Redakteur

überprüft von

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Besitzt Du bereits Gold? Dann dürftest Du Dich in diesen Tagen vielleicht freuen. Denn der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) an der Londoner Rohstoffbörse hat deutlich angezogen. 

In nur neun Tagen (seit dem 8. März) kletterte der Goldpreis um mehr als 100 US-Dollar und stand am Freitagnachmittag (17. März) bei 1.922,75 US-Dollar. 

In Euro war der Anstieg noch deutlicher zu bemerken: Am Freitagnachmittag (17. März) war eine Feinunze 1.845,16 Euro wert, so viel wie zuletzt vor etwa einem Jahr. 

Am Montagmorgen (20. März) überschritt der Goldpreis bereits zwischendurch die 2.000 US-Dollar-Marke. An der Londoner Rohstoffbörse wurde der Goldpreis am Nachmittag bei 1.969,35 US-Dollar fixiert.

Goldpreisentwicklung in Euro

Was schön klingt, hat aber auch eine Kehrseite: Denn der Goldpreis zog vor allem darum an, weil viele Investoren nervös waren und Gold kauften, um sich abzusichern. Grund war die Sorge vor einer erneuten Bankenkrise.

Was steckt genau hinter dem aktuellen Run auf Gold? Und wie solltest Du Dich als Verbraucher verhalten? Das verraten wir Dir in diesem Text. 

Den aktuellen Goldpreis kannst Du in unserem Artikel „Goldpreis aktuell in Euro – Goldkurs heute“ verfolgen.

Gold als Absicherung gegen eine neue Bankenkrise?

Gold macht gerade seinem Ruf als Krisenwährung alle Ehre. Grund für die große Unsicherheit: Eine neue Krise im Bankensektor, die Erinnerungen an die Finanzkrise 2008 hochkommen lässt – und deren Ausmaße sich noch nicht genau einschätzen lassen. 

Diesmal traf es zuerst eine recht bedeutende, wenn auch keine systemrelevante Bank in den USA: die Silicon Valley Bank. Sie war darauf spezialisiert, jungen Fintech-Unternehmen Kredite zu geben. 

Seit Mitte März ist außerdem klar: Auch die traditionsreiche Schweizer Großbank Credit Suisse muss gerettet werden. Schauen wir genauer rein. 

Silicon Valley Bank

Was war passiert? Mit dem Anstieg der Leitzinsen in den USA sanken die Kurse (Renditen) der Staatsanleihen, die die Silicon Valley Bank (SVB) als Sicherheiten hinterlegt hatte. 

Zum Verhängnis wurde der SVB offenbar, dass sie viele tendenziell lang laufende Anleihen im Portfolio hatte und im Zuge der Kursverluste hohe Beträge abschreiben musste. 

In Aufruhr versetzt, wollten Tausende Kunden ihre Guthaben abziehen. Um flüssig zu bleiben, versuchte die Bank noch, Anleihen zu schlechten Preisen zu verkaufen und offenbar auch Aktien auszugeben. Doch das klappte nicht mehr. 

Die SVB konnte am Ende nicht mehr ausreichend Liquidität vorweisen und wurde damit faktisch zahlungsunfähig. Die US-Regulierer der Einlagensicherung FDIC schlossen die Bank. 

US-Finanzministerin und ehemalige Fed-Chefin Janet Yellen lehnte eine staatliche Rettung der Bank aus. 

Credit Suisse

Der Fall der Schweizerischen Traditionsbank Credit Suisse ist deutlich komplexer. Grob betrachtet wurden der Bank drei Dinge zum Verhängnis, wie das Handelsblatt in Berufung auf die Financial Times berichtet:

  • Eine Serie von Missmanagement seit 2019,
  • Fehlspekulation,
  • persönliches Fehlverhalten.

Dies alles kostete der Bank immenses Kundenvertrauen. Laut Handelsblatt ging es soweit, dass Kunden in wenigen Wochen 110 Milliarden Franken abhoben, etwa ein Drittel der gesamten Einlagen. 

Zudem sank offenbar der Cash-Puffer (Liquidität) unter die regulatorisch vorgeschriebene Grenze. 2022 verzeichnete die Credit Suisse den höchsten Verlust seit der Finanzkrise. 

Die Schweizerische Nationalbank SNB gewährte der Bank zunächst Notkredite. Am Ende übernimmt nun der Konkurrent UBS, der seinerzeit nach der Finanzkrise vom Staat gerettet wurde, die Crédit Suisse. 

Trotz der konzertierten Rettungsaktion beruhigten sich die Börsen nicht. Bankaktien verlieren, der Preis für Gold schießt in die Höhe. Schon spricht man darüber, dass die neue Superbank (UBS und Credit Suisse) größer sei als „Too big to fail“. 

Wie geht es mit dem Goldpreis weiter?

Als Anleger magst Du Dich nun fragen, wie es wohl mit der Goldpreisentwicklung weitergeht? Flapsig formuliert: Wie lang hält die Panik an? Die Notenbanken Europas und der USA, die EZB und die Fed, haben in der vergangenen Woche bereits ihre Antworten gegeben.

Denn statt weitere Zinsschritte erst einmal auszusetzen, haben sie den jeweiligen Leitzins recht unbeeindruckt erhöht. Wie im Beispiel der Silicon Valley Bank klar wurde, gehen höhere Leitzinsen bisweilen mit einem Wertverlust von Sicherheiten wie Staatsanleihen einher. Das kann eine Bank in Schwierigkeiten bringen. Die Notenbanken haben mit ihrer Entscheidung aber unterstrichen, dass die Inflationsbekämpfung an oberster Stelle steht.

Markus Blaschzok, Chefanalyst des Goldhändlers Solit, erwartet, dass sich im Zuge der Zinsanhebungen der Notenbanken die Lage an den Finanzmärkten erst einmal beruhigen dürfte. Marktteilnehmer dürften ein Ausbleiben einer neuen Bankenkrise zudem bald einpreisen.

„Der Goldpreis könnte in den nächsten Wochen und Monaten den starken Anstieg um 200 US-Dollar in den letzten 7 Handelstagen erst einmal korrigieren”, so Blaschzok. Insgesamt sei der Goldpreis seit Ende Oktober um 400 US-Dollar bzw. 25 Prozent angestiegen, „was schon sehr viel ist und Rücksetzer jetzt wieder natürlich und gut möglich sind.”

Warum ist Gold begehrt?

Gold besitzt einige Eigenschaften, die es ansprechend für Anleger macht. Vorteile sind zum Beispiel: 

  • Der Goldpreis entwickelt sich bisweilen gegengleich zum Aktienpreis und kann so Schwankungen im Portfolio ausgleichen.
  • Gold schwankt insgesamt weniger als etwa Aktien, und die Nachfrage (und damit der Preis) steigt in der Regel in Krisenzeiten.
  • Rohstoffe wie Gold, Silber oder andere Edelmetalle haben praktisch immer einen gewissen Eigenwert und haben sich über Jahrtausende als Zahlungsmittel etabliert. Man kann also davon ausgehen, dass Gold wertvoll bleibt, selbst in dem Fall, dass ein Wirtschaftssystem zusammenbrechen sollte.
  • Hältst Du Gold länger als ein Jahr, ist der Verkauf steuerfrei.

Mehr zum Thema, warum Gold bei Anlegern so beliebt ist, liest Du in einem eigenen Artikel zum Thema. 

Was kannst Du als Anleger tun?

Die Tatsache, dass der Goldpreis steigt, bedeutet, dass Investoren aktuell gern ihr Portfolio mit einem ewig wertvollen Edelmetall schützen bzw. stabilisieren wollen. 

Machst Du Dir also auch Gedanken darüber, ob es eine Bankenkrise geben wird und schläfst momentan vielleicht nicht so gut, kann ein kleines Goldinvestment wohl nicht schaden – und wenn es am Ende vor allem Deiner Beruhigung dient.

Achte einfach darauf, Gold aus den richtigen Gründen zu kaufen. 

Gold als Ausgleich für Wertschwankungen

Zur Stabilisierung Deines Portfolios halten wir, wie auch andere Experten, eine Beimischung von etwa 10 Prozent Gold für sinnvoll. 

Du kannst überlegen, ob Du Goldbarren, Goldmünzen oder vielleicht digitales Gold, sogenannte Gold-ETCs, kaufst. Goldaktien eignen sich eher weniger. 

Gold als Renditebringer

Versprichst Du Dir von Gold dagegen hohe Kursgewinne und langfristige Renditen, ist das vielleicht der falsche Grund, in das Edelmetall zu investieren. 

Gold ist zwar sicher – im Sinne von: ein Totalverlust ist wohl ausgeschlossen. Aber Gold ist kein sicherer Renditebringer. Denn der Preis richtet sich vor allem nach der Nachfrage, und die ist eben in Krisenzeiten höher als sonst.

Ob Gold in bestimmten Phasen besser abschneidet als beispielsweise ein Korb aus Aktien der größten und erfolgreichsten Unternehmen der Welt, wissen wir alle nur im Nachhinein.

Rendite und Schwankung von Gold und Aktien (1975 bis 2022)1

Durschn. Rendite pro JahrWertschwankung pro Jahr
100% MSCI World9,55%14,71%
100% Gold4,86%16,13%
10% Gold, 90% Aktien9,35%13,37%
1 Wir haben die Datenreihen in US-Dollar verwendet.
Quelle: Bundesbank, MSCI, Forbes-Advisor-Berechnung. 20. Februar 2023

Wie die Tabelle zeigt, hat ein internationaler Aktienkorb in der langen Frist (1975 bis 2022) pro Jahr fast die doppelte durchschnittliche Rendite erzielt wie Gold. Auch zwischen 2008 und 2022 lag der Aktienkorb renditemäßig knapp vorn. Anders im Zeitraum 2000 bis 2022. Dort hatte Gold deutlich die Nase vorn. 

Häufige Fragen zu Gold und zum Goldpreis (FAQ)

Wie bildet sich der Goldpreis?

Der Goldpreis bildet sich aus Angebot und Nachfrage. Das Angebot an Gold wächst jährlich durch Gold, das neu geschürft wird. Dazu kommt recyceltes Altgold, das pro Jahr mehr als eine Tonne zusätzliches Angebot ausmacht.

Was die Nachfrage angeht, gibt es vier Gruppen.

  • Die Schmuckproduzenten machen die größte Gruppe aus.
  • Es folgen Investoren und Privatanleger.
  • Für viele vielleicht überraschend, schließen sich die Zentralbanken an. Sie halten Gold als Sicherheit, um im Zweifel die eigene Währung stützen zu können.
  • Schließlich fragt auch der Technologiesektor Gold nach.

Details gibt es beim World Gold Council.

Wie gut schützt Gold vor Inflation?

Gold ist als Inflationsschutz umstritten. Die Daten der vergangenen Jahrzehnte zeigen, dass es  sinnvoller gewesen wäre, in einen weltweiten Aktienindex statt in Gold zu investieren. Dennoch schützt Gold Dein Portfolio, wenn der Aktienmarkt unter Druck gerät. Denn in unsicheren Zeiten greifen Anleger eher zu Gold.

Sollte ich eher einen Goldbarren oder eine Goldmünze kaufen?

Das hängt ganz von Deinen Präferenzen ab. Goldbarren sind etwas leichter herzustellen als Münzen, daher fallen die Mehrkosten in der Herstellung (Aufgeld) in der Regel geringer aus und sie sind günstiger. Außerdem kannst Du Goldbarren in verschiedenen Größen und Gewichten erwerben. Je größer der Barren, desto weniger Unterschied gibt es zwischen Kauf- und Verkaufspreis.

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