• 03. Oktober 2023 · 15:48 Uhr

Ralf Schumacher: Leclerc läuft Gefahr, als "ewiges Talent" zu enden

Für Ralf Schumacher bleibt Charles Leclerc der talentiertere Ferrari-Fahrer, auch wenn dessen Karriere zuletzt ins Stocken geraten ist

(Motorsport-Total.com) - Charles Leclerc galt als echter Überflieger, als er 2018 mit Sauber in die Formel 1 kam. 2019, in seiner erst zweiten Saison, wechselte er zu Ferrari - und ärgerte dort als Newcomer vom ersten Tag an Sebastian Vettel. In Spa und Monza gewann er hintereinander seine ersten beiden Grand Prix, und am Saisonende hatte er Vettel, den viermaligen Weltmeister, sensationell mit 264:240 Punkten besiegt.

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Charles Leclerc im Gespräch mit dem Ferrari-Vorsitzenden John Elkann Zoom Download

Doch seither scheint die Karriere des heute 25-Jährigen zu stagnieren. 2022 feierte er drei weitere Grand-Prix-Siege, doch mit insgesamt fünf Siegen ist er von den aktuellen Fahrern nur die Nummer 7 in der ewigen Bestenliste der Formel 1. Selbst Fahrer wie Valtteri Bottas (10), Daniel Ricciardo (8) oder Sergio Perez (6) haben öfter gewonnen als Leclerc.

"Leclerc", sagt Sky-Experte Ralf Schumacher in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de, "ist jetzt so ein bisschen am Scheideweg, finde ich. Er muss jetzt schon gucken, denn es nützt nichts, das ewige Talent zu sein, das superschnell ist, es aber am Ende nicht hinkriegt."

2023 scheint sogar der Status des Monegassen als heimliche Nummer 1 bei Ferrari zu wackeln. Nach wie vor halten ihn die meisten Experten für etwas talentierter als Carlos Sainz. Doch sowohl in Monza als auch in Singapur war Sainz der schnellere der beiden Ferrari-Fahrer. Und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison.

So steht's derzeit im Duell der Ferrari-Fahrer

Nach Punkten steht es derzeit 150:135 für Sainz, das Rennduell ist mit 8:8 ausgeglichen, nach gewonnenen Qualifyings führt Leclerc hauchdünn mit 9:7. Und bei Sprint-Shootouts und F1-Sprints hat jeweils Sainz mit 2:1 die Nase vorn. Das sind nicht gerade klare Verhältnisse zugunsten von Leclerc.

Sainz sei zwischenzeitlich 2023 sogar die "klare Nummer 1" bei Ferrari gewesen, findet Schumacher, während Leclerc phasenweise "mit der Brechstange dran will und fightet. Charles will mit aller Gewalt den Unterschied machen und überfährt dann sein Auto und macht eben auch Fehler. Sainz ist da besonnener."

In Suzuka war die Welt für Leclerc nach zwei schwierigeren Rennwochenenden wieder in Ordnung. Im Qualifying wurde er Vierter und Sainz Sechster, im Rennen ebenso. Der Unterschied war nicht eklatant, aber vorhanden - so, wie das in der Vergangenheit ganz oft war zwischen den beiden Ferrari-Fahrern.

Singapur: Leclerc stellt sich in Sainz' Dienst

Doch es muss Leclerc schmerzen, dass nicht er es war, der in Singapur den ersten Nicht-Red-Bull-Sieg der Saison erobert hat, sondern Sainz. Auch wenn er sich während des Rennens brav in den Dienst des Teamkollegen gestellt hat. Sehr zum Erstaunen vieler Beobachter.

"Wir haben doch schon immer gut zusammengearbeitet", winkt Leclerc ab. "Wir haben schon am Samstag vor dem Qualifying abgemacht, dass das zweite Auto dem vorn liegenden Auto helfen wird. Das war klar, und das haben wir gut hinbekommen. Ich freue mich, dass das Team gewonnen hat. Und es motiviert mich, vor Saisonende selbst auch zu gewinnen."

"Seit Zandvoort verstehen wir zumindest, was am Auto verbessert werden muss. In Zandvoort haben wir viel ausprobiert, und das war für das ganze Team in den Wochen danach extrem nützlich. Wir verstehen das Paket viel besser, und das hilft dabei, dass zukünftige Entwicklungen in die richtige Richtung gehen", sagt er.

Und weiter: "Kurzfristig wird uns das nicht groß helfen. Es ist unrealistisch, dass wir jetzt die ganze Zeit um Siege kämpfen. Aber zumindest sollten wir dazu in der Lage sein, unser Paket besser auszuschöpfen, das ja per se nicht schlecht ist. Es liegen nur ein paar Hundertstel zwischen Mercedes, McLaren und uns. Da müssen wir jedes Wochenende optimal abliefern."

Warum Leclerc "am Scheideweg" ist

Leclerc also am Scheideweg, denn sein Ferrari-Vertrag läuft Ende 2024 aus. Genau wie der von Sainz auch. Die große Liebe seitens Ferrari, die 2020 ausgestrahlt wurde, als ihm der längste Ferrari-Vertrag aller Zeiten gegeben wurde, die ist abgekühlt. Denn Leclerc sollte in der perfekten Welt nicht fünf Siege, sondern zwei oder drei WM-Titel auf dem Konto haben.

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Klar ist aber auch: Wenn Ferrari eines Tages wieder ein ernsthafter WM-Anwärter sein sollte, dann steht für viele Beobachter Leclerc vor Sainz auf Poleposition, die Früchte der Arbeit zu ernten und den Titel zu erobern.

Das sieht auch Ralf Schumacher so: "Sainz ist nicht so mit Talent gesegnet wie Leclerc. Da bin ich mir ziemlich sicher." Zuletzt sei der Spanier aber "das rundere Paket" gewesen, "weil er sich einfach wohlfühlt". Doch dauerhaft, davon ist der Sky-Experte überzeugt, werde sich Leclerc teamintern gegen Sainz durchsetzen.

Übrigens: Schumacher hat in seiner Karriere in der Formel 1 sechs Grands Prix gewonnen. Damit steht er in der ewigen Siegerliste bis heute vor Leclerc ...

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