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Die älteste Familie Frankfurts

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Kunstsinnig: Justinian und seine Frau Anna, mit Amor im Bunde. Das Gemälde von 1536 ist im Besitz des Städel Museums.
Kunstsinnig: Justinian und seine Frau Anna, mit Amor im Bunde. Das Gemälde von 1536 ist im Besitz des Städel Museums. © Städel

Das Historisches Museum beleuchtet die Geschichte der Frankfurter Patrizierfamilie Holzhausen, die in 700 Jahren allein 68 Bürgermeister stellte. Zur Ausstellungeröffnung reisen Nachfahren an. Die Holzhausens sind mittlerweile in Österreich beheimatet.

Welch Reichtum, was für eine Pracht! Das Historische Museum gibt sich im Rahmen seiner restaurierten Altbauten erneut der Geschichte des großbürgerlichen Frankfurt hin. Nach Vater und Sohn Burnitz wie zuletzt, stehen jetzt „Die Holzhausen“ im Blick. Alles schimmert und glitzert herrschaftlich in der abgedunkelten, mit Preziosen ausgestatteten Raumflucht.

Zum Glück haben einige lebende Mitglieder der 1243 in die Stadt gezogenen Familie die Eröffnung am Mittwoch geerdet. Als Heutiger war zum Beispiel Johannes Holzhausen dabei, „ein Mitbetroffener“, wie er sagte. Ohne „von“, aber mit einem Dokumentarfilm über die längst in Österreich beheimatete Familie. Gedreht hat er das Porträt an einem Wochenende auf dem Landsitz in Oberösterreich, „wo viel passiert und die Konflikte rauskommen“. Johannes, getauft als Johann Friedrich Anton, hat noch „den Schmelz von Ironie, ein bisschen österreichischen Zuckerguss“ dazugegeben.

Etwa um auszudeuten, „welche Rolle die Frauen haben“. Eine besondere, wie am Rand des offiziellen Teils der Präsentation an seiner Mutter Maria Magdalena, geborene Erbprinzessin von Österreich, zu erleben war. Sie wurde nicht mal namentlich vorgestellt. „Ich bin ja keine geborene Holzhausen und nicht aus Frankfurt“, bekannte sie und machte sich einen Spaß draus. Ihre Tochter Alexandra ist im Stammbaum zwar erwähnt, nicht aber „ihre vier fantastischen Kinder“. Nur die Kinder der beiden Söhne sind aufgeführt. Man hat es mit einer Patrizierfamilie zu tun, da legt man „auf Buben“ Wert, machte Ausstellungskurator Andreas Hansert deutlich.

Die Frankfurter Geschichte der Holzhausen (ohne „s“ am Ende, das klingt vornehmer) beginnt im Mittelalter mit Heinrich, der aus „Holzhausen am Erlenbach“ stammte. Sie endet 1923 mit dem Tod von Rittmeister Adolph von Holzhausen, der „als letzter der Holzhausens auf der Oed gesessen hat“. In diesen Worten beschrieb der Rittmeister in einem nachgelassenen Schreiben an den Oberbürgermeister seine Existenz. „Die Oed“ war das Holzhausenschlößchen, das er den Frankfurtern vererbt hat.

Den österreichischen Verwandten hingegen hinterließ der kinderlose Adolph nichts, „keinen Pfennig“, bedauerte beim Ausstellungsbesuch der heutige Holzhausen-Senior Hanns Freiherr von Holzhausen, in dessen mit Gemälden und Geweihen geschmücktem Landhaus auch der Film „Gruppenbild mit Vater“ spielt. Adolph von Holzhausen war steinreich geworden, weil er den Grundbesitz um das Schlösschen für teures Geld an den Rat der Stadt verkaufen konnte. Wald, Weiden und Wasser wohin das Auge blickt – eine Fotoschau zeigt die herrliche Landschaft, die zum Bau des Holzhausenviertels parzelliert wurde.

Glanz und Reichtum kommen in einer Patrizierfamilie nicht von ungefähr. Patrizier wie die Holzhausen „sicherten ihre Präsenz im Rat mit systematisch angelegten geselligen und vor allem auch verwandtschaftlichen Verbindungen“, liest man im erläuternden Text. Wesentlich waren „Heiratsallianzen mit anderen einflussreichen Familien“. Heiraten, veröffentlicht das Museum, „wurde Teil des patrizischen Geburtsstandes und erhielt beinahe Verfassungsrang“. So entfalteten die Holzhausen politischen Einfluss, 700 Jahre lang. Sie stellten mehr Bürgermeister, Schöffen und Ratsherren als jede andere Frankfurter Familie. Auf dem meterbreiten Stammbaum an der Museumswand ist alles voller gelber Flecken – lauter Markierungen für Familienmitglieder mit politischer Macht.

Aber noch viel mehr: Hamman (1467 bis 1536) kämpfte für die Durchsetzung „neuer religiöser und geistiger Bewegungen“. Sein Sohn Justinian (1502 bis 1553) machte das Landgut mit dem Wasserschlösschen „zu einer Art Musenhof des heiteren Landlebens“. Später, um 1800, öffnete sich die Familie den modernen Erziehungsmethoden und stellte den Reformpädagogen Friedrich Fröbel als Hauslehrer ein. Dessen Zögling war unter anderen Adolph, der spätere Rittmeister. Er war es, der all die Gemälde und das Kunsthandwerk den Museen geschenkt hat. Der Mann von der „Oed“ hatte „ganz Großes vor“, teilte Museumsdirektor Jan Gerchow mit. Sechs Millionen Reichsmark sollte allein die neue Universität bekommen. Dann ist das ganze Geld „in der Inflation zerronnen“.

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