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Lisa Eckhart hat als Gast bei Dieter Nuhr ein ernstes Problem

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Lisa Eckhart
Die Kabarettistin Lisa Eckhart trat schon häufiger bei „Nuhr im Ersten“ auf. (Archivfoto) © Marc John / Imago Images

Bei „Nuhr im Ersten“ präsentiert Lisa Eckhart angestaubte Witze über Österreich und Aktivist:innen – zumindest das konservative Publikum kommt zum Lachen.

Frankfurt – Das Kabarett-Jahr 2023 in der ARD hat sein Publikum schon drei Mal mit „Nuhr im Ersten“ beglückt. Und die Redaktion um Gastgeber Dieter Nuhr scheint es zum Start in das Jahr wissen zu wollen: Bereits zwei Mal war Lisa Eckhart zu Gast. Bei „Nuhr im Ersten“ teilt sich die 30-jährige Poetry Slammerin das Publikum sehr gerne mit ihrem TV-Ziehvater Dieter Nuhr. Und das passt gut zusammen: Die Witze beider zünden – wenn überhaupt – vor allem bei einem konservativen Publikum, das, den Fernsehbildern nach zu urteilen, vornehmlich bio-deutsch und über 50 Jahre alt zu sein scheint.

Das neue Jahr scheint dem Witze-Repertoire von Lisa Eckhart aber nicht gutzutun. Wahlweise macht die Kabarettistin Witze über ihr Heimatland Österreich und bedient die wirklich unoriginellsten der gängigen Klischees. Sie erzählt von vorgeblich grapschenden Männern, die sich als hilfsbereite Mitarbeiter des Schleppliftes im Skigebiet entpuppen. Und von Skilehrern, die eigentlich übergriffige Männer seien und den Winter nur in den Bergen verbringen, um Frauen den Hof zu machen.

Oder aber es dreht sich um Uniformen und Aktivist:innen in Lützerath oder von der „Letzten Generation“. Wie das zusammengeht? Das fragt man sich zurecht. Ein Beispiel: Eine wirklich sehr flache Pointe, die über den Wortwitz „Angriffsminister statt Verteidigungsminister“ funktionieren soll, löst sich konfuser Weise in einem flauen Witzchen über Trüffel-Öl und Analsex auf. Wo der Zusammenhang ist, bleibt unklar. Das Publikum im Studio von „Nuhr im Ersten“ lacht dennoch artig.

Lisa Eckhart bei „Nuhr im Ersten“: Was bleibt, wenn der Schock fehlt?

Die Beobachtungen von Lisa Eckhart sind trivial. Die Witzkonstruktionen sind durchschaubar. Die Pointen derart unoriginell, dass sie sich nur noch für mittelklassige Fastnachtssitzungen in provinziellen Bürgerhäusern mit einem schon reichlich vom Alkohol angeheitertem Publikum eignen. Wieso die ARD die Österreicherin aber immer wieder als Höhepunkt des wöchentlichen Kabarett-Formats „Nuhr im Ersten“, das ohnehin schon genug unter seinem Gastgeber Dieter Nuhr zu leiden hat, präsentiert, fragen sich nicht wenige und auch nicht erst seit Kurzem.

Denn Eckhart hat ein Problem: Sie schockiert nicht mehr. Dabei war dies ein entscheidender Faktor im Kalkül der so oft bemühten „Kunstfigur“ Lisa Eckhart. Wo kluge Komik durch ihre Sprache neue Räume auslotet, setzte sich die Kabarettistin in der Vergangenheit regelmäßig an das Steuer ihres Pointen-Bulldozers und rauschte ohne Rücksicht auf Verluste über jede Grenze des Geschmacks hinweg.

Provokation als Stilmittel: Zumindest aus der rechten Ecke gibt es Applaus

Mit der Provokation als Stilmittel sicherte sich Eckhart die Lacher des reaktionären Publikums, das der Meinung ist, dass man heute ja nicht mehr sagen dürfe, und war sich somit des Applauses aus der rechten Ecke sicher. Es wurde nicht mehr über die Qualität der Witze der Österreicherin diskutiert, sondern über vermeintliche linke Eliten und Sprachpolizeien, wegen derer man sogar nicht lachen dürfe.

Nun, da Provokation und Empörung ausbleiben und vom Programm der Kabarettistin ablenken, wird aber deutlich: Lisa Eckhart beherrscht schlicht ihr Handwerk nicht. Wo die öffentliche Diskussion um den Inhalt der mitunter antisemitischen oder anders diskriminierenden Pointen den Blick auf die eigentliche Qualität der Witze Eckharts verdeckt haben, tritt nun die Ödnis und Langeweile im Programm der Österreicherin in den Vordergrund.

Dass Lisa Eckhart im TV nicht mehr zum sprichwörtlichen “Tritt nach unten“ ansetzt, ist grundsätzlich etwas Gutes. Doch nun, da die Österreicherin nicht mehr nach unten tritt, wird deutlich, wie emsig und wie vergebens sich die Kabarettistin abstrampelt, um komisch zu sein. Das Programm von Lisa Eckhart ist mittlerweile nicht mehr als eine österreichische Discount-Version von altbewährtem Mundart-Kabarett. Nur dass Mundart-Komik seit der Familie Heinz Becker aus einem guten Grund auf eine Renaissance wartet. Man müsste es Lisa Eckhart einmal sagen. (Moritz Post)

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