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Tatort „Aus dem Dunkel“ – Frauen, die Angst haben

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Heike Makatsch als nachdenkliche Ermittlerin, hinten: Jule Böwe als Cousine Maja.
Heike Makatsch als nachdenkliche Ermittlerin, hinten: Jule Böwe als Cousine Maja. © SWR/Peter Porst

Heike Makatsch verabschiedet sich als Tatort-Ermittlerin mit einer finsteren Stalker-Geschichte

Der fünfte ist der letzte Tatort für die Ermittlerin Ellen Berlinger, die Heike Makatsch von vornherein als Minireihe von der Seite aus bespielt hat. Mit unmakatschhaftem Ernst. Es lief ganz gut. Gleichwohl kündigte der SWR im Sommer an, sich aus finanziellen Gründen künftig auf die Ermittlungen in Ludwigshafen, Stuttgart und im Schwarzwald konzentrieren zu müssen.

„Aus dem Dunkel“ ist auch kein klassischer Abschiedstatort. Sebastian Blomberg als Berlingers Kompagnon Rascher ist bereits abhandengekommen und wird durch Ludwig Trepte als Kollege Wagner ersetzt, der keine Lust hat, nicht auf den Fall, nicht auf Frau Berlinger. Aber irgendwie kommt man nach und nach zurande. „Aus dem Dunkel“ zeigt noch einmal eine spröde Ermittlerin, eher pro forma wird sie in die kriminalistische Situation auch persönlich noch verwickelt. „Ich kann allein auf mich aufpassen“, sagt Berlinger, und so ist es dann auch. Eine Gleichmut liegt im Raum, die angesichts im Allgemeinen eher überschwappender Sonntagabendkrimiemotionen nicht unangenehm ist. Der Fall selbst: herb und sehr unangenehm.

Frauen werden massiv gestalkt und so sehr bedrängt dabei, dass sich eine von ihnen am Anfang der Folge aus dem Fenster stürzen wird. Anders als der wurschtige Wagner lässt sich Berlinger sofort auf den Hinweis ein, dass es sich hier indirekt doch um Mord handeln könnte. Ein innerlich verwüstet, äußerlich verzottelt wirkender Streifenpolizist, gespielt von Andreas Döhler, ist ebenfalls am Tatort und nicht nur an dieser Geschichte schon länger dran: Eine Kollegin von ihm ist bereits vor einiger Zeit in den Tod getrieben worden, sein Eindruck, dass dies und weiteres zusammenhängt, erweist sich als triftig.

Während Berlinger also immerhin keine Zeit mit Zweifeln und Misstrauen vergeudet, lernen wir und bald auch sie schon den nächsten Fall kennen. Susanne Wuest spielt die im Leben stehende Cateringunternehmerin, der plötzlich gewaltiger Ärger gemacht wird. Aufträge gehen ihr durch die Lappen, ein Reifen ist platt, ein Auto fährt bedrohlich auf sie zu, im Haus sind Kleinigkeiten verändert, Psychoterroranrufe prasseln auf sie ein, und schon wird auch sie aufgefordert, ihrem jammervollen Leben ein Ende zu machen.

„Aus dem Dunkel“, denn von dort scheinen die Bedrohungen zu kommen, deutet das alles nur zügig an, um kriminalistisch auch vorwärts zu kommen. Einerseits funktioniert das gut, andererseits hat es auch etwas Pauschales. Erstens stellt sich die Frage der Durchführbarkeit bei aller Akzeptanz überirdischer Computerfähigkeiten einer verbrecherischen Natur. Zweitens verlassen sich Autor Jürgen Werner und Regisseur Alexander Freydank schon auch darauf, dass verängstige Frauen an schlecht beleuchteten Orten immer Wirkung erzielen und auch dem Publikum gehörig Angst einjagen und man dann, während man selbstverständlich die Vorhänge zuzieht, schon nicht mehr im Einzelnen den Zusammenhängen nachgeht. Etwas pflichtmäßig wirken da auch die psychologischen Zusatzinformationen. Viele der Beteiligten sind in tragische oder schwierige Gefühle verstrickt.

Nach 49 Minuten sehen wir, wer der Schurke ist, eine Art Lars-Eidinger-Rolle ohne Lars Eidinger. Das tut der Spannung keinen Abbruch, gilt es doch, den Lumpen auch zu überführen.

Mainz als offizieller Schauplatz ist nicht vorhanden, was schade ist. Man sieht aber eine ungemütliche, von Baustellen versperrte Welt.

„Tatort: Aus dem Dunkel“, ARD, So., 20.15 Uhr.

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