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Auch Biden war ahnungslos: US-Verteidigungsminister verschwieg die Krebs-Diagnose

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Joe Biden will ungeachtet der Krankenhaus-Affäre an Lloyd Austin festhalten
Joe Biden will ungeachtet der Krankenhaus-Affäre an Lloyd Austin festhalten. © STEFANI REYNOLDS/AFP

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ist nach Angaben des Pentagon an Prostatakrebs erkrankt – das Weiße Haus wusste nichts vom Klinik-Aufenthalt.

Washington, DC – Die Erkrankung des US-Außenministers Lloyd Austin führt in den USA zu einigen Diskussionen. Besser gesagt: der Umgang mit der Erkrankung und die offensichtlich mangelnde Kommunikation innerhalb der Regierung.

US-Präsident Joe Biden ist nämlich rund einen Monat lang nicht über die Prostatakrebs-Erkrankung von Austin unterrichtet worden. Das Weiße Haus erklärte am Dienstag (9. Januar, Ortszeit), Biden sei „heute Morgen vom Stabschef informiert“ worden. Das Versäumnis sei „nicht optimal“, teilte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, mit. „Das ist nicht die Art und Weise, wie das passieren sollte (…). Wir wollen sicherstellen, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt“, betonte er.

Krebs-Erkrankung Lloyd Austin: Diagnose bereits Anfang Dezember

In der Pressekonferenz merkte man sowohl Kirby als auch Sprecherin Karine Jean-Pierre ihre Unzufriedenheit über die Informationspolitik deutlich an. Als Kabinettsmitglied habe man die Verpflichtung, so transparent wie möglich zu sein, sagte Kirby. „Der Präsident (…) ist der Meinung, dass Transparenz gegenüber dem amerikanischen Volk sehr wichtig ist.“ Auf die Frage, wie es sein könne, dass Biden und Austin vor wenigen Tagen telefoniert haben und die Diagnose des Ministers dabei nicht zur Sprache gekommen sei, hatte das Weiße Haus keine Antwort.

Nach Angaben des Pentagon war die Diagnose bereits Anfang Dezember gestellt und Austin am 22. Dezember operiert worden. Das Weiße Haus erfuhr jedoch erst am 4. Januar vom Krankenhausaufenthalt des Verteidigungsministers – in einer Zeit extremer Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine, in der Biden eine Reihe von Militäraktionen angeordnet hat.

Minister in Klinik Austin entschuldigt sich für Informationspolitik

Das Weiße Haus hatte sich zunächst hinter Austin gestellt und dessen Leistungen als Pentagon-Chef gepriesen. Für die Informationspolitik entschuldigte sich Austin am Wochenende. Allerdings machte er auch dabei keine Angaben dazu, warum er überhaupt im Krankenhaus sei. Nun kam die Wende mit Bekanntwerden der Diagnose.

In den USA kam die Frage auf, wer bei internationalen Krisen wie dem Ukraine-Krieg und der angespannten Lage im Nahen Osten im Pentagon eigentlich die Befehlsgewalt habe, wenn der Verteidigungsminister ausfalle. Das Pentagon war deshalb heftig in die Kritik geraten. Es ist in den USA üblich, dass die Öffentlichkeit sehr genau über den Gesundheitszustand ihrer Top-Politiker informiert wird.

Das Verteidigungsministerium erklärte am 5. Januar, dass Austin vier Tage zuvor „wegen Komplikationen nach einem kürzlich vorgenommenen medizinischen Eingriff“ ins Walter-Reed-Militärkrankenhaus nahe Washington eingeliefert worden sei. Am Dienstag gab das Pentagon dann bekannt, dass es sich um eine Erkrankung an Prostatakrebs handelt. Demnach war der Krebs bei dem 70-Jährigen im Frühstadium entdeckt worden, die Heilungsaussichten seien „hervorragend“.

Austin in Klinik: Biden stellt sich nach Krebs-Diagnose hinter den Minister

US-Präsident Joe Biden will ungeachtet der Krankenhaus-Affäre an Austin als Verteidigungsminister festhalten – auch wenn die Rufe politischer Gegner nach dem Rücktritt des Ministers werden angesichts der Kommunikationspanne immer lauter werden. Ein Sprecher des Präsidialamts wies solche Forderungen zurück und verwies am Dienstag in diesem Zusammenhang auf die erste Amtszeit von Biden, die Anfang 2025 zu Ende geht. (skr/dpa/afp)

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