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Ecuador: Greenhorn wird Präsident

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Daniel Noboa will die Wirtschaft stärken, Arbeitsplätze schaffen und und Schwerkriminelle auf Schiffen inhaftieren.
Daniel Noboa will die Wirtschaft stärken, Arbeitsplätze schaffen und und Schwerkriminelle auf Schiffen inhaftieren. © Martin Mejia/dpa

Der 35 Jahre alte Unternehmer und Multimillionär Daniel Noboa gewinnt die Stichwahl in Ecuador.

Daniel Noboa ist gerade mal 35 Jahre alt und hat schon mehr erreicht als sein Vater Álvaro. Der hatte fünfmal vergeblich versucht, Präsident Ecuadors zu werden. Der Sohn und Erbe des väterlichen Bananen-Imperiums schaffte es schon vor seinen eigentlichen Plänen. Denn der smarte junge Mann wollte erst 2025 um das höchste Amt im Land antreten. Aber die vorgezogene Präsidentenwahl änderte die Pläne von Daniel Noboa. Sie war nötig geworden, weil Amtsinhaber Guillermo Lasso inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn wegen des Vorwurfs der Unterschlagung die Nationalversammlung aufgelöst hatte.

So bleiben Noboa gerade 15 Monate, um das Mandat Lassos zu Ende und den in Chaos, Kriminalität und Krise versunkenen Andenstaat wieder auf Kurs zu bringen. Eine anspruchsvolle Aufgabe für einen erfahrenen Politiker, aber viel mehr noch für einen Außenseiter, der Noboa junior weitgehend ist.

Stichwahl in Ecuador: Viele Versprechen

Bis kurz vor dem ersten Wahlgang Anfang August war er noch unter „ferner liefen“, ein Kandidat unter vielen. Aber der Mord an dem Bewerber Fernando Villavicencio durch kolumbianische Auftragskiller und eine Fernsehdebatte, in der er eine ausgesprochen gute Figur machte, hievten Noboa in die Stichwahl. Hier siegte er gegen Luisa González, die dem früheren Linkspräsidenten Rafael Correa nahesteht. Noboa kam auf 52 Prozent der Stimmen, González, die noch den ersten Wahlgang gewinnen konnte, kam auf 48 Prozent.

Noboa, einer der wohlhabendsten Männer Ecuadors, war mit dem Versprechen angetreten, die Wirtschaft zu stärken und Arbeitsplätze für junge Menschen zu schaffen. Der Sohn des reichsten Mannes des Landes verfügt dabei nur über ein paar Monate Erfahrung als Abgeordneter. Er ist parteilos und vermeidet ideologische Bekenntnisse, beschreibt sich aber selbst als Mitte-links. Aber sein liberaler Diskurs, seine Absicht, die Steuern zu senken und ausländische Investitionen zu fördern, ordnen ihn in die rechte Mitte ein. Allerdings hat er auch versprochen, die Sozialausgaben zu erhöhen. Noboa, der als Geschäftsmann die ganze Welt bereist hat und eine Vorliebe für Spanien hegt, will in erster Linie wieder formale Arbeitsplätze schaffen. In Ecuador gehen nur 35 Prozent der Bürger einer geregelten Arbeit nach und bekommen mehr als den Mindestlohn von 450 Dollar.

Im Wahlkampf zeigte sich Noboa als Familienmensch. Er hat zwei Kinder, und seine 25 Jahre alte Frau Lavinia erwartet gerade das Dritte. Sie ist eine bekannte Influencerin im Land und hat ihrem Mann bei der Kampagne in den digitalen Netzwerken unterstützt, ein Werkzeug, das heute für politischen Erfolg in Lateinamerika unerlässlich ist. Während Noboa Interviews von großen internationalen Medien ablehnte, ließ er sich von einem bekannten YouTuber Ecuadors befragen.

Stichwahl in Ecuador: Ein Schlag für Ex-Staatschef Correa

Obwohl die ausufernde Gewalt der Drogenkartelle und die Morde in den Haftanstalten das Thema ist, das die Bevölkerung am meisten beunruhigt, war es nicht der Fokus der Kampagne der Kandidat:innen. Weder González noch Noboa hoben die Gewalt im Land besonders hervor. Noboa versprach lediglich eine „harte Hand“ gegen Verbrecher und regte an, Schiffe in Gefängnisse umzuwandeln, um so die „gefährlichsten Gefangenen“ auf dem Meer einzusperren.

Der Sieg Daniel Noboas ist ein Schlag für den im Exil lebenden Ex-Staatschef Correa (2007 bis 2017), der hoffte, über Luisa González wieder Einfluss in seiner Heimat bekommen zu können. Aber Noboa hat fast die gesamten rechten und liberalen Parteien hinter sich bringen können, die unbedingt eine Rückkehr des „Correismus“ an die Macht verhindern wollten. So wählten die Menschen lieber einen Politiker, der eine Wundertüte sein kann und der jüngste Präsident in der Geschichte des Landes wird.

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