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Gansgroßer Gottseibeiuns

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Ein Kormoran trocknet seine ausgebreiteten Flügel. Die Kormoranean der Nidda in Frankfurt haben vorerst ihre Ruhe. Die UntereFischereibehörde hat die im Januar erteilte Kormoran-Abschusserlaubnisfür ein Jahr ausgesetzt. Unterdessen geht der Streit zwischen Anglernund Naturschützern weiter, wie mit dem Fischfresser umzugehen ist.
Ein Kormoran trocknet seine ausgebreiteten Flügel. Die Kormoranean der Nidda in Frankfurt haben vorerst ihre Ruhe. Die UntereFischereibehörde hat die im Januar erteilte Kormoran-Abschusserlaubnisfür ein Jahr ausgesetzt. Unterdessen geht der Streit zwischen Anglernund Naturschützern weiter, wie mit dem Fischfresser umzugehen ist. © dpa

Die SPD beantragt ein gemeinsames "Kormoranmanagement für Frankfurt" mit Anglern und Vogelschützern. Von Lia Venn ( Mit Gerhard Polt-Kormoran-Sketch-Video)

Von LIA VENN

So viel vorweg: Der Kormoran kommt nicht von China angeflogen, als ein hier völlig Fremder. Er gehört zur heimischen Fauna seit vielen hundert Jahren. Wer's nicht glaubt, kann bei Hildegard von Bingen (1098 - 1179) nachlesen. Ei der Dauss! "Und was glauben Sie, woher dieser Ausdruck kommt?", fragt Klaus Richarz, Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte, und trumpft fast auf: "Vom Kormoran, den nannte man früher Dauss." Was wiederrum den Gottseibeiuns meint. Und siehe da, der gansgroße Fischfresser war schon damals unbeliebt. Im Mittelalter nahm er den Fischern allerdings noch das täglich Brot aus dem Fluss, heute raubt er meist den Hobby-Anglern Spaß und Nerven. Und Geld, viele tausend Euro, die von Anglern für Fischbesatz ausgegeben werden.

Die SPD will Ordnung in den Laden bringen, in die Kormoran-Angler-Kiste. In einem Antrag fordert sie ein "Kormoranmanagement für Frankfurt". Der Magistrat soll mit Anglern und Vogelschützern besonders für die Nidda erarbeiten, wie Fisch- und Kormoranbestände geschützt werden können.

"Finden wir gut" sagt Vogelschützer Richarz, "wer redet, schießt nicht." Zudem habe die Vogelschutzwarte so einen Plan für das Land Hessen bereits erarbeitet, und "Späte Genugtuung, darin steht, was wir schon vor Jahren gesagt haben." Etwa, dass der Abschuss nicht völlig verboten, aber nur dann von der Unteren Fischereibehörde genehmigt werden soll, wenn entweder ein Wirtschaftsbetrieb oder eine Fischart in Gefahr ist. "Wir haben keine Ur-Natur, an manchen Stellschrauben muss der Mensch drehen."

Eines sei aber auch klar: "Der Kormoranbestand nimmt nicht unbegrenzt zu, er pendelt sich ein, nimmt sogar eher ab." Zudem würde ein Beutegreifer niemals seine Beute ausrotten - wie der Mensch. "Aber der ist ein Allesfresser und kann sich im Supermarkt was anderes holen." Der Kormoran ist auf den Fischbestand angewiesen. "Oft ist das psychologisch", sagt Richarz, "wenn ein Tier eine Sache besser drauf hat, als die Krone der Schöpfung etwa."

Den ersten Wolf begrüßten noch alle, ein Rudel aber werde schnell zur Konkurrenz, "da greift Besitzstandsdenken". Günter Schindling, Zunftmeister der Höchster Fischereigenossenschaft findet den Antrag auch sinnvoll. "Ich bin auch für Natur, das muss aber ausbalanciert sein." Nur bei Überpopulation solle in den Kormoranbestand eingegriffen werden. "Sie schützen sich ja auch vor Einbrechern ohne gleich Hochspannung im Haus zu installieren."

Eine gute Voraussetzung für gegenseitiges Verständnis könne erreicht werden, wenn Angler und Vogelschützer gemeinsam die Bestände zählen - für eine klare Gesprächsgrundlage, rät Mark Harthun vom NABU. Der beste Schutz indes sei Reanturierung der Nidda, die Fischen am Ufer mehr Unterschlupf, also Schutz böte.

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