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Hessen: Schulpsychologie ist mangelhaft besetzt

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Hessen braucht mehr Stellen in der Schulpsychologie.
Hessen braucht mehr Stellen in der Schulpsychologie. © Imago

Hessen hinkt hinter internationalen Empfehlungen her. Ein Schulpsychologe ist für viel zu viele Kinder und Jugendliche zuständig. Dabei steigt die Zahl psychischer Erkrankungen.

In Hessen gibt es aktuell 120 Planstellen für die Schulpsychologie. Damit kommen auf jede Stelle mehr als 6300 Schüler oder Schülerinnen. Das seien viel zu viele, kritisiert die Linke. Gleichzeitig haben die psychischen Erkrankungen aufgrund der Corona-Einschränkungen zugenommen. Auch die Zahl der Suizide ist gestiegen.

153 ausgebildete Psycholog:innen arbeiten zurzeit im Dienst des Landes an oder für Hessens Schulen. Sie teilen sich die 120 Planstellen, die das Kultusministerium für ihre vielfältigen Aufgaben zur Verfügung stellt. Dazu gehören unter anderem Beratungsgespräche, Fortbildungen für Lehrkräfte sowie Prävention von psychischen Erkrankungen oder die Krisenintervention bei akuten Notfällen.

Belastung durch Corona

Corona hat ihre Arbeit nicht leichter gemacht. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) räumte im Kulturpolitischen Ausschuss des Landtages auf Anfrage der Fraktion der Linken am Mittwoch ein, dass die psychischen Erkrankungen von Schülern und Schülerinnen aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen im Schul- und Unterrichtsbetrieb stark zugenommen hätten.

Offenbar haben auch jene Fälle zugenommen, in denen junge Menschen für sich keinen anderen Weg mehr sehen, als sich das Leben zu nehmen. So lag die Zahl der Suizide bei den 15- bis 20-Jährigen in den vergangenen zehn Jahren relativ stabil bei 16 bis 18 jährlich. In diesem Jahr allerdings habe es bis zu den Sommerferien in Hessen bereits 14 Selbsttötungen in dieser Altersgruppe gegeben, berichtete Lorz.

WHO empfiehlt nur 2500 Schüler je Psychologen

„Dies ist eine sehr beunruhigende Zahl“, sagte dazu Elisabeth Kula, Fraktionsvorsitzende und Bildungsexpertin der Linken im Landtag. Sie monierte, dass Hessen über viel zu wenige Fachkräfte in der Schulpsychologie verfüge. So empfehle die Weltgesundheitsorganisation ein Verhältnis von einem Schulpsychologen zu 2500 Schülern und Schülerinnen. Hessen liege mit 6346 weit davon entfernt. Die Psychologen und Psychologinnen hätten eine enorme Arbeitsbelastung, seien teils verzweifelt und könnten den Bedarf bei weitem nicht abdecken, so Kula.

Lorz räumte ein, dass das Risiko einer schweren psychischen Erkrankung von Schülern und Schülerinnen durch Corona gestiegen sei. Es müsse alles versucht werden, junge Menschen von dem „schrecklichen Schritt abzuhalten“, sich das Leben zu nehmen. Einen signifikanten Anstieg der Zahl der Suizide wollte er aber nicht erkennen.

Stellen sollen ausgebaut werden

Der Minister verwies darauf, dass in Hessen im Rahmen des Programms Löwenstark, mit dem Folgen der Corona-Beschränkungen gemindert werden sollen, 15 weitere Stellen für die Schulpsychologie geschaffen worden seien. Fast alle seien aktuell besetzt. Zurzeit seien diese Stellen noch befristet, er denke aber darüber nach, diese dauerhaft einzurichten.

Ziel sei es, so Lorz weiter, ein Verhältnis von einer Fachkraft in der Schulpsychologie zu 5000 Schülern und Schülerinnen zu erreichen. Das entspreche der Empfehlung des Bundesfachverbands Psychologie. Zurzeit aber gebe es so gut wie keine arbeitslosen Psycholog:innen, die man einstellen könne. „Die sind alle auch in anderen Bereichen unserer Gesellschaft bis zur Halskrause ausgelastet“, sagte er.

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