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Trotz Lehrkräftemangel: In Hessen werden 3000 Lehrkräfte in den Sommerferien arbeitslos

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Schon am Vormittag bilden sich Warteschlangen vor den Abfertigungsschaltern. dpa
Ab in den Urlaub. Für manche hessische Lehrkraft heißt das auch: auf zum Arbeitsamt. © Boris Roessler/dpa

In den hessischen Sommerferien haben viele Lehrer und Lehrerinnen keinen Arbeitsvertrag. Und das, obwohl Lehrkräfte dringend gesucht werden und der Mangel groß ist.

Auch in diesen Sommerferien werden wieder viele hessische Lehrkräfte arbeitslos sein – obwohl das Land einiges getan hat, um deren Zahl zu verringern. Betroffen sind jetzt vor allem Lehrkräfte am Ende der sogenannten Vorbereitungszeit, also Referendare und Referendarinnen. Je näher die Tage an die hessischen Sommerferien heranrücken, die dieses Jahr am 24. Juli beginnen, desto näher rückt für viele dieser künftigen hessische Lehrkräfte auch die Zeit ihrer Arbeitslosigkeit.

Denn in den Schuldienst eingestellt werden die neuen Lehrkräfte in aller Regel drei Tage vor Unterrichtsbeginn. Das nächste Schuljahr startet am 4. September, also ist als Tag der Einstellung der 1. September vorgesehen. Von 31. Juli, dem letzten Tag ihres Vorbereitungsdienstes, bis 1. September, also für knapp fünf Wochen, sind die Lehrkräfte also aller Voraussicht nach arbeitslos.

Ausnahme bei Mangelfächern

Es handelt sich dabei nach Angaben des hessischen Kultusministeriums um annähernd 1300 Personen. Diese haben ihren 21-monatigen Vorbereitungsdienst am 1. November 2021 begonnen und schließen ihn am 31. Juli ab. Lediglich bei besonders gefragten Fächerkombinationen könne eine Einstellung auch schon früher erfolgen, teilt das Ministerium auf Anfrage mit.

Anspruch auf Arbeitslosengeld haben die künftigen Lehrkräfte nicht, weil sie als Beamte auf Widerruf nicht in die Arbeitslosenversicherung einzahlen. Sie müssen deshalb Bürgergeld (bisher „Hartz IV“) beantragen, sofern sie Leistungen vom Staat erhalten wollen.

Allerdings sind die Referendar:innen nicht die einzigen, die in den Sommerferien ohne Anstellung und damit auch ohne Bezahlung bleiben. Zuletzt waren es rund 3000 befristet angestellte Lehrkräfte, die im Schuljahr nicht lang genug im Dienst des Landes gestanden hatten. Weil das Land die Grenze dafür auf mindestens 30 Wochen gesenkt hatte, halbierte sich ihre Zahl in den vergangenen Sommerferien. Wie viele arbeitslose, befristet angestellte Lehrkräfte es diese Ferien sein werden, könne noch nicht abschließend mitgeteilt werden, heißt es aus dem Ministerium. Es dürfte sich aber um eine ähnliche Größenordnung wie zuletzt handeln.

Auf Hartz-IV angewiesen

Insgesamt wären damit auch diesen Sommer knapp 3000 hessische Lehrkräfte auf Arbeitslosengeld oder Bürgergeld angewiesen. Die Gewerkschaften halten dies für einen unhaltbaren Zustand. So hat der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Hessen das Kultusministerium aufgefordert, wenigstens die betroffenen Referendar:innen in diesem Jahr bereits zum 1. August einzustellen. Auch die GEW fordert seit langem ein Ende der hessischen Sommerferien-Lehrkräftearbeitslosigkeit.

Vom Ministerium heißt es auf Anfrage, Lehrkräfte in Hessen würden jeweils drei Tage vor Unterrichtsbeginn eingestellt, weil deren Arbeitskraft auch erst zu Schuljahresbeginn benötigt werde. „Kein Unternehmen stellt Personen vorab ein, deren Arbeit erst später benötigt wird“, so die Auskunft. Lehrkräfte würden durch Steuergelder bezahlt, bei deren Verwendung das Prinzip der Sparsamkeit gelte. Zudem sei die Unterbrechung angesichts einer folgenden unbefristeten Einstellung und der lebenslangen Versorgung durch das Land zumutbar. An eine Änderung dieser Regelung sei nicht gedacht.

Siehe Kommentar „Verfehltes Signal“

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