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Die Blitzkarriere der Kristina Köhler

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Die 32-Jährige  ist in der CDU in Null Komma Nix durchgestartet.
Die 32-Jährige ist in der CDU in Null Komma Nix durchgestartet. © Michael Schick

Die 32 Jahre alte Bundestagsabgeordnete Kristina Köhler aus Wiesbaden wird die Nachfolge von Ursula von der Leyen antreten. Köhler ist anerkannte Fachpolitikerin für Islam, Integration und Extremismus. Kinder hat sie im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin nicht.

Von Gaby Buschlinger, Waltraut Rohloff und Ralf Munser

Wiesbaden. Eigentlich ist Integration ihr Ding: Die künftige Familienministerin Kristina Köhler ist Fachpolitikerin für Islam, Integration und Extremismus. Aber auch "Familie" vergisst die als rührig aufgefallene Bundestagsabgeordnete aus Wiesbaden nie zu erwähnen, wenn es um ihr Themenportfolio geht. Obwohl die zierliche und ledige Soziologin keine eigenen Kinder hat. Und nun wird sie die zweite Familienministerin aus Hessen - Hannelore Rönsch (CDU) war es unter Alt-Kanzler Helmut Kohl geworden.

Die 32-jährige Köhler ist in der CDU in null Komma nix durchgestartet. So war sie trotz ihrer jungen Jahre Sprecherin der CDU/CSU im BND-Untersuchungsausschuss, der die Rolle des deutschen Geheimdienstes im Irak-Krieg klären sollte. Zudem wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden des Bundesfachausschusses "Innenpolitik und Integration" der Bundes-CDU gewählt. Als innenpolitische Berichterstatterin der Union hält sie es sich zugute, das Verbot der rechtsextremen Vereine Collegium Humanum und Heimattreue Jugend (HDJ) forciert zu haben.

Trotz der Berliner Aufgaben ließ Kristina Köhler sich in der Heimat regelmäßig blicken, bei Vereinen, die Gymnastikgruppen für muslimische Frauen anbieten, oder im Einsatz für Schülergerichte (Teen Courts). Gern lud sie dazu die Presse ein. In der hessischen Landeshauptstadt hat sie die bundesweit einmalige Integrationsvereinbarung der Stadt mit muslimischen Organisationen mit angestoßen. Sie setzte sich aber auch dafür ein, dass neue Staatsbürger einen Eid auf die Verfassung schwören sollten.

Happy, immer wieder happy

Im Gespräch mit der FR sagte Köhler einmal, dass sie ob ihrer steilen Politkarriere sehr "happy" sei, immer wieder "happy". Zum Beispiel, weil sich auf ihre Initiative hin im dritten CDU-Grundsatzprogramm das "Väterbild" gewandelt habe. Zum Ausklang ihrer zweiten Wahlperiode in Berlin war Köhler "happy", weil sie dafür gesorgt hatte, dass laut Gesetz für die Volkszählung 2011 auch nach Religion und Migrationshintergrund gefragt wird.

Ein wenig gefürchtet hat sich die 32-Jährige dann aber vor der Bundestagswahl. Schließlich waren Schwergewichte wie Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) und Wolfgang Gerhardt (FDP) ihre Konkurrenten. Doch sie gewann das Direktmandat - obwohl "die rote Heide" von der SPD hier jahrzehntelang die Nase vorn hatte.

Neben der Politik fand Köhler bisher Zeit für weitere Aufgaben: Im Mai legte sie ihre Promotion am Institut für Politikwissenschaft der Universität Mainz ab. Ihr Thema lautete "Die Responsivität von Bundestagsabgeordneten". Responsivität meint die Rückkopplung von Politikern zu Wählern. Auch in der Praxis: Die gebürtige Wiesbadenerin "twittert" gern, um über ihre Arbeit zu informieren, und nutzt Internetplattformen wie Facebook.

Von der Leyens Nachfolgerin im Familienressort wird die erst 32 Jahre alte, öffentlich unbekannte CDU-Abgeordnete Kristina Köhler. Die in der CDU als couragiert geltende Hessin hatte sich in der vergangenen Legislaturperiode im BND-Untersuchungsausschuss des Bundestags einen Namen gemacht. Für Diskussionen sorgten im vorigen Jahr ihre Äußerungen, unter Ausländern gebe es eine wachsende Deutschfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft gegen Deutsche.

Bei der Bundestagswahl im September war es Köhler gelungen, der gestandenen SPD-Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul das Direktmandat in Wiesbaden abzujagen. In der Familienpolitik ist Kristina Köhler bislang allerdings nicht aufgefallen. Doch Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte gestern: "Sie wird als ausgebildete Soziologin eine sehr gute Arbeit leisten."

Köhler will an die Arbeit ihrer Vorgängerin Ursula von der Leyen anknüpfen. "Ich will ihre erfolgreiche Familienpolitik fortsetzen", kündigte sie im ZDF an. Von der Leyen sei eine "ganz tolle Familienministerin" gewesen. "Das sind wirklich sehr große Fußstapfen, in die ich da trete." Die von ihrer Vorgängerin angestoßene Kinderbetreuung müsse in den kommenden Jahren vollends in die Tat umgesetzt werden.

Köhler skizzierte zugleich neue Themen, denen sie künftig vermehrt Aufmerksamkeit schenken will. Sie nannte die gezielte Förderung von Jungen im Kindergarten und in der Grundschule, die dort oft weniger Fortschritte machten als Mädchen. Zudem wolle sie sich um das Thema "junge Väter" kümmern. "Man darf nicht glauben, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nur ein Thema von jungen Müttern ist. Auch junge Männer haben da ein Problem, oft sogar ein größeres." (mit dpa)

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