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Klima schützen im Museum Wiesbaden

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Der Transport von Ausstellungsstücken verursacht einen nicht unerheblichen Teil der Emissionen.
Der Transport von Ausstellungsstücken verursacht einen nicht unerheblichen Teil der Emissionen. © Michael Schick

Haus veröffentlicht CO2-Bilanz und will Ausstoß von Treibhausgasen senken.

Wie wirkt sich die Arbeit eines Museums auf das Klima aus? Wie viele Treibhausgase verursacht es? Und wo fallen sie an? Das Team im Wiesbadener Landesmuseum hat sich diese Fragen gestellt und sich gemeinsam mit Expertinnen und Experten auf die Suche nach Antworten gemacht. Nachzulesen sind sie in der Klimabilanz, die dieser Tage veröffentlicht wurde. Damit hört die Arbeit für das Museumsteam aber nicht auf, sondern fängt eigentlich erst an.

„Für uns haben sich mit dem Bericht konkrete Stellschrauben ergeben“, sagt Sprecherin Sarah Schadt. Ziel sei es nun, den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen zu senken. Das Museum Wiesbaden ist nach der Keltenwelt am Glauberg das zweite Museum in Hessen, das eine CO2-Bilanz erstellt hat und klimaneutral gestellt wurde. Das heißt, die verursachten Emissionen – 2019 waren es rund 588 Tonnen, 2020 735 Tonnen – mussten über Klimaschutzprojekte kompensiert werden. Das Wiesbadener Haus unterstützt nach eigenen Angaben ein Windenergieprojekt in Costa Rica.

Das meiste Gas fürs Heizen

Die Daten zusammenzutragen, war aufwendig. Alle Bereiche und Vorgänge – vom Papierverbrauch bis zu den Arbeitswegen der Beschäftigten – mussten beleuchtet werden. Der Bericht zeigt, dass vor allem die Wärmeversorgung des Zwei-Sparten Hauses, das auf mehr als 7000 Quadratmetern Kunst und Natur präsentiert, für einen Großteil der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich ist. Erdgas machen die Fachleute der externen Agentur, die die Bilanz erstellt hat, als Hauptemissionsquelle aus. Dass im Corona-Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 mehr klimaschädliche Gase ausgestoßen wurden, hängt mit dem gestiegenen Erdgasverbrauch zusammen. Erdgas wird als Energieträger für die Anlagentechnik zur Entfeuchtung der Räume genutzt. Um die Kunstwerke nicht zu schädigen, muss in den Räumen konstant eine bestimmte Temperatur und Luftfeuchtigkeit herrschen. Weil Besucher:innen zudem Wärme mit in das Museum bringen, im Jahr 2020 wegen des Lockdowns aber viel weniger Besucher:innen gezählt wurden, habe die fehlende Wärme durch zusätzliches Heizen kompensiert werden müssen.

Es sei spannend gewesen zu sehen, wo überall Emissionen entstünden, sagt Sarah Schadt. Einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Ausstoß von Treibhausgasen macht der Transport der Kunstwerke aus. Sie gelangen in der Regel per Flugzeug und/oder Lastwagen nach Wiesbaden und von dort zurück zu ihren Leihgebern.

Ob und welche Konsequenzen aus den Daten resultieren, ist Teil der Diskussion und des Abwägungsprozesses. Verzichtet ein Museum beispielsweise aus Gründen des Klimaschutzes darauf, Kunst zu zeigen, deren Transport klimaschädlich ist – auch auf die Gefahr hin, Besucher:innen zu verlieren? Könnten Transporte anders, also klimafreundlicher, organisiert werden? Zum Beispiel, indem Kunstwerke nicht einzeln transportiert werden? Ist es möglich, Temperaturen zu ändern, ohne den Kunstwerken zu schaden? Können Publikationen ausschließlich digital vertrieben werden oder schließen Museen damit bestimmte Gruppen aus? „Die Zahlen werden uns helfen, nun gezielte Vorhaben einzuleiten“, ist Museumsdirektor Andreas Henning überzeugt. Er sagt, sein Haus fühle sich dem Klimaschutz schon deshalb verpflichtet, weil es Naturexponate beherberge. Vor einiger Zeit schon ist eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem komplexen Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, ins Leben gerufen worden.

Die Klimabilanz des Museums Wiesbaden ist Teil eines Pilotprojektes des Landes. Bis 2030 strebt Hessen eine klimaneutral arbeitende Landesverwaltung an.

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