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Hasan Salihamidzic: Bürschchen wird Boss

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Da sieht einer zufrieden aus: Hasan Salihamidzic.
Da sieht einer zufrieden aus: Hasan Salihamidzic. © dpa

Der Sportvorstand von Bayern München erhält einen neuen Vertrag bis 2026 - das hatte man ihm vor ein paar Monaten keinesfalls zugetraut. Ein Kommentar.

Wenn noch im Mai einer erzählt hätte, dass der FC Bayern Hasan Salihamidzic bald einen neuen Vertrag vorlegen würde, man hätte gedacht: Okay, wird wohl ein Auflösungsvertrag sein. Sah ja irgendwie nicht gut aus für den Sportvorstand. Auf der Meisterfeier wurde er von Fans ausgebuht, die mindestens einen der vielen Artikel im Internet gelesen hatten, in denen stand, was Salihamidzic alles falsch macht. Vertragsverlängerungen mit Thomas Müller und Serge Gnabry schienen auf der Kippe, Robert Lewandowski war auf dem Sprung nach Barcelona, Nationalspieler Niklas Süle schon lange ablösefrei an Dortmund verloren. Immer ging es auch um fehlende Wertschätzung, darum, dass Salihamidzic die Dinge verkehrt angehe, dass er entweder zu viel oder zu wenig rede und meistens mit den falschen Leuten. Die Zweifel wuchsen, besonders in der Kabine sehe man die Entwicklung skeptisch, stand in der „Bild“-Zeitung, die sich Skepsis in der Bayern-Kabine natürlich nicht entgehen lässt.

In dieser Angelegenheit ist der Fußball seinem Ruf als sogenanntes schnelllebiges Geschäft mal wieder sehr gerecht geworden. Der Mai ist längst verlebt. Stattdessen klopft der September an, der FC Bayern hat den Vertrag mit Salihamidzic tatsächlich verlängert, wie am späten Montagabend verkündet wurde, er ist jetzt bis Juli 2026 gültig, und dass das gerade niemanden überrascht, liegt an diesem Sommer, der langsam seine Kraft verliert. Es war der wichtigste Sommer in der bisherigen Karriere des Funktionärs Hasan Salihamidzic; es war der Sommer, in dem „Brazzo“, das Bürschchen, zum Boss wurde.

Der 45-Jährige hat vieles richtig gemacht, von dem es zwischenzeitlich aussah, er würde es falsch machen. Er hat bei den – inzwischen erfolgreichen – Vertragsverlängerungen mit Müller und Gnabry Ruhe bewahrt. Er hat sich vom lärmenden Lewandowski nicht irritieren lassen und es am Ende geschafft, einen fast 34-Jährigen, dessen Vertrag ein Jahr später ausläuft, für 45 Millionen Euro an einen Verein zu verkaufen, der kein Geld mehr hat. Währenddessen traf Sadio Mané aus Liverpool in München ein und Matthijs de Ligt aus Turin sowie etwa die halbe Mannschaft von Ajax Amsterdam: inhaltlich präzise Transfers mit wuchtiger Außenwirkung.

Es war für niemanden vorhersehbar, dass die Bayern ohne Lewandowski vielleicht nicht besser, aber auch nicht schlechter sein würden. Nur anders. Und es dürften Saisonphasen eintreten, in denen man in München die Abwesenheit eines treffsicheren Strafraumstürmers beklagen wird. Bis dahin aber darf der Rekordmeister sich über einen Transfersommer freuen, für den Lothar Matthäus zu Recht eine „Eins mit Sternchen“ verteilte. Dank eines Sportvorstandes, der stetig an seinen Aufgaben gewachsen ist. Der nächste Mai kommt bestimmt. Hasan Salihamidzic braucht ihn nicht zu fürchten.

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