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Nicht kaputtzukriegen

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Kein Durchkommen: Fabian Bäcker (OFC, r.) scheitert an Torwart Rick Wulle und Manuel Kaufmann .
Kein Durchkommen: Fabian Bäcker (OFC, r.) scheitert an Torwart Rick Wulle und Manuel Kaufmann . © Huebner/Scheiber

Das Insolvenzverfahren der Kickers steht vor dem Abschluss. In der Regionalliga sind die Offenbacher seit 21 Spielen unbesiegt.

Von Manuel Schubert

Als Andreas Kleinschmidt am 7. Juni 2013 mit der heiklen Aufgabe betraut wurde, die insolventen Offenbacher Kickers vor dem Totalkollaps zu retten, machte sich der Rechtsanwalt selbst ein kleines Geschenk. Fortan trug der Jurist eine rot-weiße Armbanduhr ums linke Handgelenk. „Ein Zeichen der Solidarität“, erklärte er. Auch nun, zu seinem Abschied, hat Kleinschmidt wieder ins Portemonnaie gegriffen und sich etwas zugelegt: eine Dauerkarte für den Bieberer Berg.

Letzte Chance für Einwände

Wobei: Eigentlich hat der gelernte Bankkaufmann sich das Ticket schon im August 2014 besorgt. Denn kurz darauf legte er seine Schlussunterlagen vor, seine Arbeit schien so gut wie getan. Sieben Monate später liegt die Entscheidungsgewalt über die Spielbetriebs-GmbH immer noch bei Kleinschmidt. „Die Mühlen der Justiz mahlen eben langsam“, scherzt er. Nach 18 Monaten des Hoffens und Bangens ist der Käse nun aber so gut wie gegessen. Bis Mitternacht haben die Gläubiger heute noch die Möglichkeit, letzte Einwände zu äußern. Doch der Termin ist reine Formsache, der OFC hat wenig zu befürchten. „Da kommt nichts mehr“, prophezeit Kleinschmidt.

Fehlt also nur noch der Beschluss des Offenbacher Amtsgerichts, der das Insolvenzverfahren ein für alle mal für beendet erklären würde. Mit dem ist innerhalb der kommenden zwei Wochen zu rechnen. Die Entscheidungsgewalt würde sofort wieder von Kleinschmidt auf David Fischer, dem Geschäftsführer der GmbH, übergehen.

Nun, da das Ende der Zahlungsunfähigkeit unmittelbar bevorsteht, wird Kleinschmidt leicht wehmütig. Der Verein sei ihm ans Herz gewachsen, gibt der Mann mit den kantigen Gesichtszügen zu. „Da fiebert man natürlich auch mit.“ Unternehmen mit klammen Kassen hat der Rechtsanwalt bereits viele vor dem Garaus gerettet, doch die Kickers waren auch für ihn ein einmaliger Fall. Nie habe er ein Verfahren betreut, das so in der Öffentlichkeit stattgefunden habe, erzählt Kleinschmidt. „Und noch nie waren so viele Hoffnungen und Erwartungen daran geknüpft. Auch wenn sein Job nun so gut wie erledigt ist, werde man ihn weiterhin ab und zu auf dem Bieberer Berg antreffen, verspricht der scheidende Insolvenzverwalter.

Drei Millionen Euro Restschulden

Finanziell steuert der Traditionsverein also wieder geordnete Bahnen an. Bleiben nur rund drei Millionen Euro Restschulden, die die GmbH bis 2017 abstottern muss. Sollte der Aufstieg in die dritte Liga aber gelingen, und sollten die Kickers auch in den Folgejahren so erfolgreich im DFB-Pokal mitmischen, wie in der jüngsten Vergangenheit, dürfte der OFC auch diese letzte Hürde meistern.

Aus sportlicher Sicht spricht wenig dagegen. Durch das 1:1-Unentschieden beim FC Astoria Walldorf am Freitagabend sind die Kickers in der Regionalliga Südwest seit nunmehr 21 Spielen ungeschlagen. Wenngleich der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Elversberg durch den Punktverlust auf drei Zähler zusammengeschrumpft ist. „Wir können nicht erwarten, dass wir alle Spiele gewinnen“, betonte Stürmer Markus Müller, der in Walldorf seinen elften Saisontreffer erzielt hat. Und OFC-Trainer Rico Schmitt ergänzte gelassen: „Wer denkt, dass wir enttäuscht sind, der täuscht sich.“

Zufriedenstellende Tage also für die Kickers. Das finale Urteil des Amtsgerichts könnte in den kommenden Tagen für noch mehr fröhliche Gesichter sorgen. OFC-Präsident Claus-Arwed Lauprecht sieht das Ganze jedoch gelassen: Auf eine Woche mehr oder weniger komme es jetzt auch nicht mehr an, sagte er der FR.

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