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Speerwerferin Katharina Molitor ist 2015 Weltmeisterin geworden.
Speerwerferin Katharina Molitor ist 2015 Weltmeisterin geworden. © dpa

Weltmeisterin Katharina Molitor klagt gegen ihre Nicht-Nominierung zu den Olympischen Spielen. Sollte die Speerwerferin, was sehr unwahrscheinlich ist, Recht bekommen, nimmt die Prozesshanselei erst richtig Fahrt auf. Ein Kommentar.

Als Dan O’Brien 1992 bei der US-amerikanischen Olympia-Qualifikation dreimal unter der Stabhochsprunglatte durchsegelte, hat die Leichtathletik-Welt mitleidig aufgestöhnt. Der mit Abstand beste Zehnkämpfer durfte nicht mit nach Barcelona reisen. O’Brien war der Konkurrenz so weit überlegen, dass Wetten liefen, der US-Amerikaner würde auch mit einem am Körper fest gebundenen Arm noch Gold gewinnen. Den Beweis konnte der gefallene König der Athleten am Montjuïc nicht antreten, weil die Trials im US-Sport keine Gnade kennen. Hic Rhodos, hic salta, (hier ist Rhodos, hier springe) heißt das gnadenlose Motto der Qualifikationen.

Die Deutschen machen es dagegen häufig gerne kompliziert. Der Deutsche Leichtathletikverband ist Primus im Erzeugen querulatorischer Grabenkämpfe. Nach sieben Jahren gerichtlicher Auseinandersetzung, hat der Deutsche Olympische Sportbund, der quasi stellvertretend für den Leichtathletikverband auf der Anklagebank saß, Ende des vergangenen Jahres den Prozess um die in vielerlei Hinsicht missglückte Qualifikation des Dreispringers Charles Friedek verloren. Begründung: Die Kriterien für eine Nominierung seien nicht ganz eindeutig gewesen.

So ähnlich verhält es sich auch im Fall von Katharina Molitor. Die umjubelte Weltmeisterin von 2015 klagt nun ebenfalls gegen ihre Nicht-Nominierung. Sollte die Speerwerferin, was sehr unwahrscheinlich ist, Recht bekommen, nimmt die Prozesshanselei erst richtig Fahrt auf, weil die dann Leidtragende, die Ex-Weltmeisterin Christina Obergföll, ebenfalls schon angekündigt hat, ihr Recht bei Justitia zu suchen.

Es mag zwar aller Ehren wert sein, böse Ausrutscher wie im Fall O’Brien durch das eine oder andere Hintertürchen wieder ausmerzen zu können. Das Lavieren mit Orten, Zeiten und Weiten lässt dann allerdings viele persönliche, subjektive Interpretationen zu. Insofern hat der DLV aus dem Friedek-Prozess nichts gelernt. Unter den deutschen Leichtathleten konnte sich seiner Rio-Fahrkarte nur sicher sein, wer in Kassel die Deutsche Meisterschaft gewann und dabei die Olympianorm erreichte.

Die kurioseste Nach-Nominierung der deutschen Sportgeschichte erreichte 1988 bei den Winterspielen in Calgary Traudl Hächer. Die Ski-Rennläuferin sollte eigentlich zu Hause bleiben. In einem herzerweichenden Telefonat mit dem damaligen Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees, Willi Daume, ergatterte sich Hächer doch noch einen Platz im Olympiaflieger. Starten durfte sie in Kanada jedoch nicht.

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