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Ursprung „nicht geklärt“: Fachleute fordern Überprüfung von Corona-Theorie

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Eine erfahrene Intensivkrankenschwester aus dem Seventh People‘s Hospital in Shanghai, arbeitet in Schutzkleidung im Leishenshan Hospital in Wuhan.
Das Coronavirus in Wuhan: Forschende wollen die Theorie eines Laborunfalls nicht aus dem Diskurs ausschließen. © Shen Bohan/dpa

Woher kommt das Coronavirus? Eine Gruppe von Forscher:innen fordert, die Theorie eines möglichen Laborunfalls in Betracht zu ziehen.

Wuhan – Über den Ursprung des Coronavirus kursieren viele Theorien. Auch, dass das Virus in einem Labor entstanden ist, befeuert zum Beispiel die Ansichten vieler Corona-Leugnenden. Eine Gruppe von Fachleuten hat nun in einem offenen Brief gefordert, dass die Hypothese eines Laborunfalls gründlicher untersucht werden soll. „Die Ursprünge des Coronavirus zu erforschen ist essenziell, um die Pandemie unter Kontrolle zu bekommen und künftige Ausbrüche zu verhindern. Unglücklicherweise sind die Ursprünge des Virus nach über einem Jahr nicht geklärt“, heißt es darin.

Coronavirus: Sars-Cov-2 passt sich an den Menschen an

Im Gespräch mit „ntv“ diskutierte Günter Theißen, einer der Unterzeichner des Briefes und Lehrstuhlinhaber für Genetik an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, die Theorie eines Laborunfalls. „Wenn es auch nur eine Restwahrscheinlichkeit gibt, die einen Laborunfall möglich erscheinen lässt, muss man das doch testen. Zumindest, um der Öffentlichkeit klar zu machen, dass vorurteilsfrei in alle Richtungen ermittelt wird“, sagte Theißen gegenüber „ntv“.

Die gängige Zoonose-Theorie, die besagt, dass das Coronavirus von einem Tier auf den Menschen übertragen würde, sei die „politisch unverfänglichste“ Theorie sei. Theißen kritisiert die Theorie, dass das Virus die ganze Zeit über in Tieren war und erst letztes Jahr entdeckt wurde. Das erscheine ihm nicht wahrscheinlich, da Sars-CoV-2, wie es aktuell Menschen infiziert, „sehr gut an uns angepasst ist.“  

Coronavirus: „Man kann so ein Virus im Labor erzeugen, wenn man will“

Stattdessen betont Theißen, dass eine mögliche Laborunfall-Theorie mit dem Coronavirus untersucht werden müsse, wie er bereits im offenen Brief fordert. „Man kann so ein Virus im Labor erzeugen, wenn man will. (…) Dass entsprechende „Gain-of-Function“-Untersuchungen stattgefunden haben, ist ja eine Tatsache. Theißen bezieht sich dabei auf die Art von Forschung, bei der Viren im Labor künstlich verändert werden, um den Einfluss von Mutationen auf die Infektionswege besser verstehen zu können. In der Wissenschaft ist das Verfahren hochumstritten. Viele Fachleute argumentieren, dass diese Versuche gefährlich seien und Pandemien auslösen könnten. Vertreter der Theorie erklären jedoch, dass Mutationen in der Natur ohnehin geschehen würden und man nur durch die „Gain-of-Function“-Untersuchung eine mögliche Pandemie aufhalten könnte.

Auch wenn Theißen die Untersuchung eines möglichen Laborunfalls fordert, sei es seiner Meinung nach nur schwer zu sagen, wie das Coronavirus aus einem Labor in Wuhan freigesetzt worden sein könnte. „Dafür müsste ich mehr über die Umstände vor Ort wissen. Etwa, wie die Sicherheitsbedingungen dort sind.“ Möglicherweise könnte sich ein Mitarbeiter durch Unachtsamkeit infiziert haben. „Der ist dann vielleicht durch Wuhan gelaufen, war auf dem Markt einkaufen und hat dann andere Menschen infiziert.“

Coronavirus: Wovor hat die chinesische Regierung Angst?

Wie genau die Untersuchung eines möglichen Laborunfalls mit dem Coronavirus ablaufen soll, ist derzeit noch unklar. Bereits jetzt hält die chinesische Regierung Daten über das Coronavirus zurück. Theißen fragt sich, „wovor die chinesische Regierung Angst hat“, aber dann werde eine Untersuchung natürlich schwierig. Der offene Brief soll vor allem Menschen ermutigen, die „irgendwelches Wissen haben“, wie etwa Whistleblower. Das Mindeste sei es, die bisherigen WHO-Methoden zu kritisieren und darauf aufmerksam zu machen, dass auch andere Theorien über den Ursprung des Coronavirus in Betracht gezogen werden sollten. (Marvin Ziegele)

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