Empörung mit bitterem Beigeschmack
Ein bestimmter Gesichtsmuskel reagiert bei moralischer Entrüstung ähnlich wie beim Verzehr bitterer Lebensmittel, das hat jetzt eine kanadische Studie gezeigt.
Washington. Bildliche Redensarten deuten bisweilen auf tiefere Zusammenhänge hin. So kann laut Volksmund unfaires Verhalten einen bitteren Beigeschmack hinterlassen.
Eine kanadische Studie zeigt nun, dass bestimmte Gesichtsmuskeln bei moralischer Entrüstung ähnlich reagieren wie beim Verzehr bitterer Lebensmittel.
Ließen die Psychologen der Universität Toronto Menschen bittere Flüssigkeiten trinken, so rümpften die Teilnehmer einheitlich die Nase und zogen gleichzeitig die Oberlippe hoch. Die Ekelgeste um Mund und Nase zeigten die Probanden auch, wenn sie abstoßende Fotos betrachteten, etwa von Hundekot, schmutzigen Toiletten oder Wunden.
Überraschenderweise folgte die gleiche Reaktion auch dann, wenn die Menschen in einem Spiel von einem Mitspieler unfair behandelt wurden. Damit reagieren auf das eher primitive Ekelgefühl die gleichen Gesichtsmuskeln wie auf die als modern geltenden moralischen Regungen. Dies zeige, wie fundamental die Regulierung des Sozialverhaltens für den Menschen sei, schreiben die Psychologen um Hanah Chapman im Magazin "Science". (ap)