Handschriftendigitalisate im altsprachlichen Unterricht

Die zunehmende Digitalisierung von Handschriften eröffnet den Schülerinnen und Schülern einen erkenntnisreichen Einblick in das Thema „Textüberlieferung“. Welche detektivischen Herausforderungen den Lernenden mithilfe dieser Online-Ressourcen geboten werden können, wird hier am Beispiel von Catull-Handschriften gezeigt.

Symbolbild: illuminierte Buchseiten
Handschriften sind auch in digitalisierter Form noch quasi-physische Objekte, mit denen Schüler „hantieren“ können. , Foto: © steve estvanik/Shutterstock.com
Material & Downloads zu diesem Beitrag
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Carmen 92: Transkription
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Hintergrundinformationen
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Schuljahr 9 – 13

aus: Altsprachlicher Unterricht Nr. 5 / 2021

Digital lernwirksam

  • Unterrichtsreihe
  • Schuljahr 9-13
Thema Lateinische Autoren, Didaktik Autor/in Wilfried Lingenberg Veröffentlicht 01.09.2021 Aktualisiert 25.08.2022

Wilfried Lingenberg

Die zunehmende Digitalisierung von Handschriften eröffnet den Schülerinnen und Schülern einen erkenntnisreichen Einblick in das Thema „Textüberlieferung. Welche detektivischen Herausforderungen den Lernenden mithilfe dieser Online-Ressourcen geboten werden können, wird hier am Beispiel von Catull-Handschriften gezeigt.

Im Internet kursiert folgendes Zitat:
„Dont believe everything you read on the internet. Abraham Lincoln.1
Damit ist sicher eins der prominentesten Lernziele in der Medienerziehung Jugendlicher beschrieben. Weniger verbreitet dürfte die gegenteilige Erkenntnis sein: Das Internet ist ganz und gar nicht immer die am wenigsten vertrauenswürdige Informationsquelle.
Die Grundidee der ursprünglich einmal zu militärischen Zwecken entwickelten Netzstruktur war Ausfallsicherheit: Auch nach Zerstörung eines Teiles der Infrastruktur würden Nachrichten über die dann noch verbliebenen Verbindungen und Knotenpunkte ihren Weg zum Empfänger finden; und Informationen, die sich digital verlustfrei vervielfältigen ließen, konnten an verschiedenen Stellen identisch abgelegt werden, sodass ein partieller physischer Verlust von Datenträgern nicht mehr die Informationen an sich gefährdete.
Digitalisierung von kulturellem Erbe
Dass sich dieselbe Struktur auch zur Sicherung von Kulturgütern nutzen ließ, wurde früh erkannt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft legte schon vor der Jahrtausendwende ein Programm zur „Erschließung und Digitalisierung wissenschaftlicher Bibliotheken auf und führt dieses bis heute fort.2 Ähnliche Projekte existieren auch in anderen europäischen Ländern, und internationale Kooperationen machen so eindrucksvolle Ergebnisse möglich wie die Digitalisierung einer der bedeutendsten Bibelhandschriften, des Codex Sinaiticus.3
Die Digitalisierung des Codex Sinaiticus
Die Digitalisierung des Codex Sinaiticus
1844 entdeckte Konstantin von Tischendorf im Katharinenkloster auf dem Sinai eine bedeutende und fast vollständige Bibelhandschrift aus dem 4. Jahrhundert und konnte 43 ihrer Blätter mitnehmen; sie befinden sich heute in der Universitätsbibliothek Leipzig. Erst 1859 erhielt er auch die restlichen Teile zur wissenschaftlichen Auswertung. Diese Blätter gingen anschließend als Geschenk an den russischen Zaren; Tischendorf folgte damit einer Vereinbarung mit dem Katharinenkloster. Von St. Petersburg aus wurden sie 1933 nach England verkauft und sind heute Eigentum der British Library. Später tauchten weitere Fragmente in der heutigen Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg und noch 1976 im Katharinenkloster selbst auf.
Im Jahre 2006 einigten sich die vier besitzenden Bibliotheken darauf, die mittlerweile über 400 Blätter des Codex in einem gemeinsamen Projekt zu digitalisieren und virtuell zusammenzuführen. Seit 2009 ist die gesamte Handschrift unter https://codexsinaiticus.org/ einzusehen.
Die Zielsetzung ist dabei eine zweifache: Zum einen lassen sich Informationen im digitalen Format beliebig kopieren, sodass es in der Regel nicht mehr das eine, einzige Exemplar gibt, das dem Risiko des Totalverlustes durch ein katastrophales Ereignis ausgesetzt ist: Beim Brand der Bibliothek von Turin 1904, im Zweiten Weltkrieg, beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009, oder als jüngst der Lesesaal der Universitätsbibliothek in Kapstadt am 20. April 2021 einem schweren Buschfeuer zum Opfer fiel, wurden jeweils unersetzliche Kulturgüter in teils nicht geringer Zahl vernichtet. Zwar können auch digitale Datenspeicher abbrennen, wie etwa im März 2021 in Straßburg geschehen, doch scheinen in diesem Fall bezeichnenderweise „nur kommerzielle Daten ohne langfristige Bedeutung verloren gegangen zu sein.4
Zum anderen werden die Informationen, wenn die digitalisierende…
Friedrich+ Latein & Altgriechisch

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