Mai 2014 - Die Reichstagswahlergebnisse 1928 bis 1933 in Fürstenfeldbruck

Fürstenfeldbruck in der Spätphase der Weimarer Republik
Das Parteienspektrum in der Weimarer Republik
Fazit


Im Mai dieses Jahres finden Europawahlen statt. Von der ersten Kommunalwahl nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1946 über die ersten Bundestagswahlen im Jahr 1949 bis heute beherrschen demokratische Parteien in Fürstenfeldbruck das politische Leben und es ist momentan nicht absehbar, dass sich dies ändert. Bei den Europawahlen im Mai steht zu erwarten, dass in einigen Staaten rechtsextreme Parteien an Zulauf gewinnen. Im Verlauf der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts trugen auch Wahlen dazu bei, dass Hitler und die NSDAP eine Diktatur errichten konnten. Die Ergebnisse der Reichstagswahlen von 1928 bis 1933 in Fürstenfeldbruck sollen heute deshalb analysiert werden.


In allen Reichstagswahlen von 1928 bis 1933 war die BVP die stärkste politische Kraft in Fürstenfeldbruck. Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1932 erreichte die BVP sogar die absolute Mehrheit der Stimmen, dies kann auch als Votum eines großen Teils der Wählerinnen und Wähler gegen die immer stärker werdende NSDAP gewertet werden. Die NSDAP erreichte allerdings bereits bei den Reichstagswahlen im Jahr 1928 fast fünf Prozent der Stimmen, reichsweit hatte die NSDAP dagegen nur 2,6 Prozent der Stimmen erreicht.

Bei der Reichstagswahl im Jahr 1930 wurde die NSDAP dagegen mit gut einem Fünftel der Stimmen die zweitstärkste politische Kraft in Fürstenfeldbruck, noch vor der SPD, reichsweit hatte die NSDAP 18,6 Prozent der Stimmen errungen. Die NSDAP wuchs vor allem auf Kosten der DNVP, der DVP und der DDP sowie zu einem geringen Teil auch bereits auf Kosten der BVP. Die NSDAP profitierte also vor allem von den rechts- und linksliberalen, bürgerlichen Parteien, die im weiteren Verlauf fast vollständig zerrieben wurden. Die SPD konnte sich im Wesentlichen nur auf die Stimmen der Arbeiter stützen und verlor einen Teil ihrer Wähler, die vor allem zur KPD abwanderten.

Bei der Reichstagswahl im März 1933, die nicht mehr ganz frei war, liefen dann auch ehemalige katholische Wähler der BVP in Scharen zur NSDAP über. Die Hauptmotive der Wählerinnen und Wähler in Fürstenfeldbruck, die für die NSDAP stimmten, waren die Folgen der Weltwirtschaftskrise, die Angst vor dem sozialen Abstieg, Ängste vor dem Bolschewismus und zum Teil ein latenter Antisemitismus, der jedoch nur schwer genau zu beziffern war. Gleichwohl lag die NSDAP in Fürstenfeldbruck mit knapp einem Drittel der Stimmen deutlich unter ihrem reichsweiten Ergebnis von etwas über 43 Prozent. Fürstenfeldbruck war also keine Hochburg der Nationalsozialisten. Dem Bayerischen Bauernbund, der im Landkreis Fürstenfeldbruck sehr stark und bis zum Jahr 1932 die zweitstärkste Partei war, fehlte in Fürstenfeldbruck die sozialstrukturelle Basis. Die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot, angeführt von dem Zahnarzt Dr. Carl Reiser, war eine weitere rechtsextreme, lokal und regional agierende Partei.

Fürstenfeldbruck in der Spätphase der Weimarer Republik

Fürstenfeldbruck hatte im Jahr 1925 5084 Einwohner und im Jahr 1933 5944 Einwohner. Der Bevölkerungsanstieg war auch auf die seit dem Jahr 1924 hier ansässige Polizeischule zurückzuführen. Das wirtschaftliche und politische Zentrum von Fürstenfeldbruck war der Marktplatz, die heutige Hauptstraße. Im Ort gab es viele kleine Handwerksbetriebe und Einzelhandelsgeschäfte, vor allem in der Hauptstraße und in der Schöngeisingerstraße, industrielle Großbetriebe existierten nicht. Bei der Beschäftigtenstruktur dominierte der Dienstleistungssektor. Über 90 Prozent der Bevölkerung war katholisch. Fürstenfeldbruck war das unbestrittene wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum des Landkreises Fürstenfeldbruck und kam relativ gut durch die Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1934. Die Arbeitslosigkeit in diesen Jahren lag weit unter dem Reichsdurchschnitt und unter dem bayerischen Durchschnitt.

Das Parteienspektrum in der Weimarer Republik

In Fürstenfeldbruck spielten vor allem die Bayerische Volkspartei (BVP) und die SPD, dann die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), die Deutsche Volkspartei (DVP), die Deutsche Demokratische Partei (DDP) und gegen Ende der Weimarer Republik auch die KPD und vor allem die NSDAP eine wichtige Rolle im politischen Leben. Die im November 1918 gegründete BVP verfolgte einen strikt bayerisch-föderalistischen Kurs, das Programm und die Politik der BVP waren vor allem von den Vorstellungen und Erfahrungen der katholischen Landbevölkerung geprägt. In der Kulturpolitik unterstrich die Partei ihr konservatives und katholisches Profil, bei wirtschafts- und sozialpolitischen Äußerungen blieb sie vage, aber doch mittelstandsorientiert. In Fürstenfeldbruck waren der Fahrradgeschäftsinhaber und Tankstellenbesitzer Leonhard Plonner, Bürgermeister von 1919 bis 1929, der Kaufmann Anton Uhl, Bürgermeister von 1929 bis 1933, der Buchdrucker Hans Huber, der Hotelier Ludwig Weiß, der Seilermeister Johann Schwalber und der Kaufhausbesitzer Otto Müller die tragenden Personen der BVP.

Die Arbeiterpartei SPD vertrat vor allem die Interessen der gelernten, angelernten und ungelernten Arbeiter, d. h. in Fürstenfeldbruck vor allem die Arbeiter in den kleinen Betrieben. Die Fürstenfeldbrucker SPD war vor allem geprägt von dem Kaufmann Michael Neumeier, dem Rechtsanwalt Engelbert Vogg, dem Maurer Josef Bergmann, dem Werkmeister Ludwig Joas, dem Schriftsetzer Jakob Tischler, dem Maurerpolier Josef Epp und dem Lagerhalter Johann Jäger. Die NSDAP bekämpfte mit allen legalen und illegalen Methoden die Weimarer Republik und war eine offen antisemitische Partei. In Fürstenfeldbruck wurde die NSDAP geprägt von dem Kreisleiter Franz Emmer, dem Konditoreibesitzer Michael Härtl, dem Reichsbahninspektor Lorenz Mark, dem Fabrikanten Fritz Paulin und dem Kunstmaler Wilhelm Donaubauer.

Tabelle: Die Reichstagswahlergebnisse in Fürstenfeldbruck 1928 bis 1933 (in Prozent):

Anmerkung: Die Novemberwahl des Jahres 1932 wurde weggelassen

In allen Reichstagswahlen von 1928 bis 1933 war die BVP die stärkste politische Kraft in Fürstenfeldbruck. Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1932 erreichte die BVP sogar die absolute Mehrheit der Stimmen, dies kann auch als Votum eines großen Teils der Wählerinnen und Wähler gegen die immer stärker werdende NSDAP gewertet werden. Die NSDAP erreichte allerdings bereits bei den Reichstagswahlen im Jahr 1928 fast fünf Prozent der Stimmen, reichsweit hatte die NSDAP dagegen nur 2,6 Prozent der Stimmen erreicht.

Bei der Reichstagswahl im Jahr 1930 wurde die NSDAP dagegen mit gut einem Fünftel der Stimmen die zweitstärkste politische Kraft in Fürstenfeldbruck, noch vor der SPD, reichsweit hatte die NSDAP 18,6 Prozent der Stimmen errungen. Die NSDAP wuchs vor allem auf Kosten der DNVP, der DVP und der DDP sowie zu einem geringen Teil auch bereits auf Kosten der BVP. Die NSDAP profitierte also vor allem von den rechts- und linksliberalen, bürgerlichen Parteien, die im weiteren Verlauf fast vollständig zerrieben wurden.

Die SPD konnte sich im Wesentlichen nur auf die Stimmen der Arbeiter stützen und verlor einen Teil ihrer Wähler, die vor allem zur KPD abwanderten. Bei der Reichstagswahl im März 1933, die nicht mehr ganz frei war, liefen dann auch ehemalige katholische Wähler der BVP in Scharen zur NSDAP über. Die Hauptmotive der Wählerinnen und Wähler in Fürstenfeldbruck, die für die NSDAP stimmten, waren die Folgen der Weltwirtschaftskrise, die Angst vor dem sozialen Abstieg, Ängste vor dem Bolschewismus und zum Teil ein latenter Antisemitismus, der jedoch nur schwer genau zu beziffern war.

Gleichwohl lag die NSDAP in Fürstenfeldbruck mit knapp einem Drittel der Stimmen deutlich unter ihrem reichsweiten Ergebnis von etwas über 43 Prozent. Fürstenfeldbruck war also keine Hochburg der Nationalsozialisten. Dem Bayerischen Bauernbund, der im Landkreis Fürstenfeldbruck sehr stark und bis zum Jahr 1932 die zweitstärkste Partei war, fehlte in Fürstenfeldbruck die sozialstrukturelle Basis. Die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot, angeführt von dem Zahnarzt Dr. Carl Reiser, war eine weitere rechtsextreme, lokal und regional agierende Partei.

Fazit

Der Einfluss der Wahlen auf den Untergang der Weimarer Republik wird oft unterschätzt, doch ohne die Stärke der NSDAP in den Reichstagen ab dem Jahr 1932 wären die Nationalsozialisten nicht an die Macht gelangt. Die Endphase der Weimarer Republik war und ist ein verstörendes Beispiel, wie innerhalb weniger Jahre eine extreme Partei mit einem charismatischen Führer eine Demokratie zerstören und eine Diktatur errichten konnte. Demokratische Parteien müssen daher immer Bollwerke gegen totalitäre Bewegungen sein, aufgrund der Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus und der SED-Diktatur sollte man hinzufügen: Vor allem in Deutschland.

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Hauptstr.31
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Stand: 04/28/2024
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