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Abgestürzter Segelflieger hatte keine Mängel - Gutachter erstellen Zwischenbericht

Beim Absturz eines Segelfliegers kam der 66-jährige Pilot aus Petersberg ums Leben.
Beim Absturz eines Segelfliegers kam der 66-jährige Pilot aus Petersberg ums Leben. © Fuldamedia

Nachdem am Pfingstmontag Anfang Juni ein Segelflieger über der Johannisau abgestürzt und der Pilot beim Aufprall getötet worden war, hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) nun einen Zwischenbericht veröffentlicht: Demnach wurden am Segelflugzeug keine technischen Mängel festgestellt. 

Fulda - Eine tatsächliche Unfallursache nennen die Experten in dem Bericht nicht. Er diene lediglich zur Darstellung der bisher ermittelten Fakten, erklärt Gernot Freitag, Sprecher der Bundesstelle in Braunschweig. Erst ein Abschlussbericht werde eine Bewertung und wahrscheinliche Ursache enthalten. Wann dieser vorliegen wird, mochte Freitag noch nicht vorhersagen.

Er warnt zudem davor, einen Umkehrschluss zu ziehen: Dass die Maschine keine technischen Mängel hatte, müsse nicht notwendigerweise heißen, dass ein Pilotenfehler zum Absturz geführt hatte. Allerdings hatte eine Obduktion Anfang Juli auch keine Hinweise auf einen medizinischen Notfall bei dem 66-jährigen Piloten ergeben, wie die Staatsanwaltschaft Fulda damals bekannt gegeben hatte.

Nach Absturz von Segelflugzeug über der Johannisau: Segelflieger hatte keine Mängel

Die Flugunfallexperten sprechen im Bericht nun davon, dass der Motorsegler kurz vor oder während des Landeanflugs in circa 200 Meter Höhe in eine unkontrollierte Fluglage geraten und auf ein Feld gestürzt sei. Anschließend sei ein Brand entstanden, bei dem das Luftfahrzeug zerstört wurde.

Der Untersuchungsbericht zeichnet detailliert nach, wie der Flugverlauf gewesen sein muss. Demnach startete der Flieger, eine Alexander Schleicher ASW 28-18E, um 11.17 Uhr im Flugzeugschlepp auf einer Piste des Segelfluggeländes Johannisau zu einem Thermikflug.

Der Pilot hatte während des Flugs Funkkontakt zur Bodenfunkstelle des Segelfluggeländes, der Sprechfunkverkehr wurde allerdings nicht aufgezeichnet. Wie Zeugen aussagten, sei der Pilot aufgefordert worden, auf dem mittleren Teil einer Graspiste zu landen – die Landebahn, auf der er gestartet war, war belegt. Der 66-Jährige habe auf den Funkspruch allerdings nicht geantwortet.

Kein Zeuge beobachtete den Aufprall des Segelflugzeugs

Ein anderer Pilot, der zu dieser Zeit ebenfalls in der Luft war, gab an, dass er den Unfallflieger unter sich in einer Höhe von 200 Metern beim Fliegen eines Rechtskreises beobachtet habe. Andere Zeugen, die das Flugzeug vom Boden aus sahen, beschrieben Lageänderungen, bevor der Segler auf einer spiralförmigen Flugbahn an Höhe verloren habe. Der Aufprall gegen 11.30 Uhr wurde von keinem Zeugen beobachtet. Das Flugzeug war etwa 850 Meter südlich des Segelflugzeuggeländes heruntergekommen.

Beim Absturz eines Segelfliegers kam der 66-jährige Pilot aus Petersberg ums Leben.
Beim Absturz eines Segelfliegers kam der 66-jährige Pilot aus Petersberg ums Leben. © Fuldamedia

Wie der Unfallbericht nahelegt, muss der Flieger noch einen Baum berührt haben. Aufgefunden wurde er „in Normallage“. Unter anderem seien der vordere Teil des Rumpfes mit dem Cockpit und ein etwa ein Meter langer Bereich beider Tragflächen durch den Brand zerstört worden. Der hintere Teil des Haubenrahmens lag neben dem Cockpit, ein Außenflügel der rechten Tragfläche etwa drei Meter, das Winglet der linken Tragfläche etwa vier Meter südlich entfernt.

Pilot hatte in 90 Tagen vor Unfall drei Starts

Laut Deutschem Wetterdienst war es an diesem Tag 23 Grad warm, die Sicht mit mehr als zehn Kilometern gut. Der Wind habe böig aus Ostnordost mit 8 Knoten und Böen um 15 Knoten geweht – das entspricht leichtem bis mäßigem Wind.

Wie die BFU angibt, hatte der Pilot seit 2015 eine Pilotenlizenz der Europäischen Union für Segelflugzeuge. Darüber hinaus war er zum Führen von Segelflugzeugen mit Hilfsantrieb und Motorseglern berechtigt. Sein medizinisches Tauglichkeitszeugnis war noch bis 2022 gültig. Bis dahin war er mehr als 800 Stunden bei 1178 Starts geflogen. Mit dem verunfallten Segelflugzeug war er 69-mal gestartet und 88 Stunden lang in der Luft. In den letzten 90 Tagen vor dem Unfall war er drei Stunden lang bei drei Starts geflogen. Unter seinen Freunden und Bekannten galt das Unfallopfer als erfahrener und besonnener Pilot.

Ebenso detaillierte Angaben gibt es zu dem einsitzigen Segelflugzeug mit Hilfsantrieb. Die Mitteldeckerkonstruktion, Baujahr 2005, sei seit 2009 vom Luftsportverein betrieben und mit einer Spannweite von 18 Metern geflogen worden. Zuletzt war im März dieses Jahres die Lufttüchtigkeit geprüft worden. Es war rund 1700 Stunden bei 1325 Starts in Betrieb gewesen.

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