Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Aufgefallen in... New York

Neben Schornsteinen und Wassertürmen wachsen in Brooklyn Trauben der Sorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Malbec, Cabernet Franc und Petit Verdot.

Eins ist klar. Geht es um Gegärtes und Gebranntes, hat Brooklyn gegenüber den ­anderen vier Boroughs die rote Nase vorn. Zwar beherbergt selbst das von Platz­mangel geplagte Manhattan eine Kleinstbierbrauerei, gegenüber den diversen Brauereien von Brooklyn, Queens, Bronx und Staten Island steht That Witch Ales You aber allein auf weiter Flur.

Noch deutlicher wird der Unterschied bei Schnäpsen. In Brooklyn stellt mehr als ein halbes Dutzend Destillerien Whiskey, Rum, Wodka, Gin und neu auch Sake her. In den anderen Stadtteilen gibt es ­solche Etablissements nur vereinzelt. Ein Alleinstellungsmerkmal ist das aber nicht. Das steht auf dem Dach eines Gebäudes, das einst von der amerikanischen Marine gebraucht wurde.

In 42 speziell angefertigten länglichen Pflanzenkisten wachsen im Stadtteil Navy Yard Trauben der Sorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Malbec, Cabernet Franc und Petit Verdot. Daraus entsteht laut Devin Shomaker, dem Kopf hinter Rooftop Reds, eine «klassische Bordeaux-Assemblage», wie er an einem warmen Nachmittag Ende September erklärt. Während das Klima für den Weinanbau in New York City zwar ideal ist, werden die Trauben aber nicht in der Stadt zu Wein verarbeitet. Das wäre gemäss Shomaker zu teuer.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

«Die meisten Winzereien, die in der Stadt den Wein produzieren, werden zu Locations für Hochzeitsgesellschaften, um den Platz, den Energieverbrauch und die Arbeitskräfte zu bezahlen.» Darum verarbeitet Rooftop Reds die Trauben zu Wein im Norden des Staates New York. An den Finger Lakes verfügt Shomaker zudem noch über zehn Hektar an Reben. Aus diesen Reben entsteht auch der Grossteil des Weins, der auf dem Dach in Brooklyn verkauft wird. Die zehn Hektar ergeben etwa 5000 Kisten. Die 42 Pflanzen auf dem Dach von Brooklyn deren 20.

Am beliebtesten ist laut Shomaker der trockene Rosé. «Das ist aber saisonal bedingt.» Am meisten Betrieb herrscht auf der Terrasse im Sommer. Dann lockt der Weinspezialist in Brooklyn auch Kunden aus Manhattan an. «Es gibt Leute aus Manhattan, die zuvor noch nie in Brooklyn waren und dann verwirrt sind, wenn sie hier auf dem Dach stehen und die ­Skyline von Brooklyn sehen.» In den vergangenen fünf Jahren sei mehr als ein Dutzend Hochhäuser gebaut worden. Die Kulisse hat laut Shomaker das Prädikat «Weltklasse» verdient.

Die Idee für den Weinanbau in der Stadt hatte Shomaker kurz nachdem er 2012 in Upstate New York das Studium des Weinanbaus begonnen hatte. «Ich liebte, was ich lernte, mir fehlte aber das Leben und die Leute der Stadt.» Geboren und aufgewachsen in Washington D.C., studierte er Marketing, unterstützte seinen Bruder in China beim Aufbau einer Schwimmschule und arbeitete für Start-ups – immer umgeben von Menschen. «Soziale Interaktion gibt mir Energie.»

In der Kleinstadt Geneva mit 12 000 Einwohnern war hingegen nicht viel los. «Ich war gelangweilt. Es gab niemanden. Keine Frauen zum Daten. Nichts.» Also klemmte er sich hinter seinen Businessplan, um den Weinanbau in die Stadt zu bringen. Mit Erfolg. Nach fünf Jahren ist Rooftops Red seit kurzem profitabel.

Abgeschlossen ist das Projekt damit aber nicht. «Ich will international wachsen». In Tokio ist Rooftop Reds in beratender Funktion bereits in ein Projekt involviert. Noch nicht ganz so weit ist die Idee für ein Projekt in Bordeaux. Doch auch in Europa ist Shomaker auf gutem Weg. Als erster nichteuropäischer Winzer wurde Rooftop Reds in die Urban Vinyard Association aufgenommen. Diese Vereinigung pflegt die historischen Weinreben in Städten wie Paris und Turin. Hier will er seine Erfahrung einbringen.

Günstig ist der Wein aus Brooklyn nicht. Eine Flasche kostet 1000 $. «Der Preis kommt aber eher von der Einzigartigkeit als von der Qualität des Weins.» Günstiger sind hingegen die Weine von Upstate. Den trockenen Rosé gibt es beispielsweise für 21 $.