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Eads und BAE Systems verrennen sich

Airbus wäre wieder eine gemeinsame Tochtergesellschaft von Eads und BAE Systems. In Frankreich soll denn auch der Konzernsitz nach der Fusion sein: Airbus A380 startet in Toulouse, Frankreich.

Der Plan der beiden europäischen Konzerne Eads und BAE Systems, im durch amerikanische Konkurrenten dominierten Rüstungsgeschäft eine neue Nummer eins zu formen, ist visionär, doch scheint er kaum umsetzbar. Wie schlecht es um das Vorhaben steht, lässt sich am Aktienkurs des Juniorpartners BAE Systems ablesen.

Die Titel der britischen Gruppe, für deren Anteilseigner eine Beteiligung von 40% am fusionierten Konzern vorgesehen ist, notieren mit knapp 325 p wieder unter dem am 11. September erreichten Schlussstand von 328,7 p. Am Tag darauf, dem 12. September, hatten die zwei Konzerne die Öffentlichkeit erstmals über ihre Fusionsabsicht informiert, was den Kurs von BAE Systems auf bis zu 367,5 p katapultierte.

London geht in Stellung

Im Fall von Eads waren die Anleger wegen der grossen politischen Hindernisse, die sich dem Zusammenschluss in den Weg stellen, von vornherein skeptisch. Dass sich der nach der erstmaligen Bekanntgabe der Hochzeitspläne erlittene Kursverlust von bis zu 17,6% inzwischen auf gut 11% vermindert hat, ist ebenfalls als Signal für ein Scheitern zu verstehen.

Erwartungsgemäss ist es die Politik, die dem Eads-Chef und designierten CEO des fusionierten Konzerns, Tom Enders, und seinem Partner, BAE-Chairman Dick Olver, am meisten Mühe bereitet. Am vergangenen Wochenende ging der britische Verteidigungsminister Philip Hammond in Stellung. Er machte in einer TV-Sendung der BBC klar, dass für ihn eine Fusion nur unter der Voraussetzung zu haben sei, dass Deutschland und Frankreich ihre Anteile auf 9% beschränken würden.

Inzwischen scheint Grossbritannien von dieser Forderung abgewichen zu sein und sich dem Standpunkt Frankreichs angenähert zu haben. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag mit Verweis auf gut informierte Quellen berichtete, soll Grosssbritannien Frankreich eine Beteiligung von über 10% am fusionierten Unternehmen zugestehen, sofern der gesamte Staatsanteil nur geringfügig über 18% zu liegen kommt. Damit müsste sich Deutschland jedoch mit der Rolle eines Juniorpartners im Aktionariat begnügen.  Ob Berlin dazu Hand bietet, ist fraglich.

Bisher hatten Frankreich und Deutschland über direkt und indirekt gehaltene Beteiligungen je 22,5% an Eads kontrolliert, während die britische Regierung an BAE Systems lediglich eine goldene Aktie hält. Aus Sicht der USA wäre eine staatliche Machtkonzentration wie im Fall von Eads für künftige Geschäfte mit dem fusionierten Unternehmen inakzeptabel. Die Einwilligung der US-Regierung zur Fusion ist zentral, weil das Pentagon mit Abstand grösster Kunde von BAE ist.

Einmalige Chance vertan?

Ausser dem Gerangel um die künftigen Beteiligungsverhältnisse drohen unterschiedliche Vorstellungen über die geografische Ausrichtung des Unternehmens die Fusion zu kippen. BAE Systems hat sich zusichern lassen, dass die Rüstungssparte weiterhin von London aus geführt würde. Als Konzernsitz ist Frankreich vorgesehen, wo auch die Herstellung ziviler Flugzeuge (Airbus-Tochter in Toulouse) und das Helikoptergeschäft (Eurocopter, Marignane) angesiedelt wären. Leer ausgehen würde in dieser Machtkonstellation Deutschland, was in deutschen Regierungskreisen für etlichen Unmut sorgt.

Das zwischen Grossbritannien, Frankreich und Deutschland ausgetragene Hickhack ist typisch für die europäische Politik. Allerdings riskieren die Länder, dass Eads und BAE die einmalige Chance entgeht, in der Konsolidierung des Rüstungsmarkts eine von Europa ausgehende führende Rolle zu übernehmen. Schrumpfende Verteidigungsbudgets in den angestammten Hauptabsatzmärkten der Industrieländer lassen den Anbietern über kurz oder lang keine andere Wahl, als sich zu grösseren Gebilden zusammenzuschliessen.

Gemäss britischen Börsenregeln haben Eads und BAE Systems, die am 12. September nur summarisch über ihre Fusionsabsicht informierten, bis Mittwoch Zeit, um einen detaillierten Plan für ihr Zusammengehen vorzulegen. Sie können zudem eine Verlängerung dieser Frist um bis zu 28 Tage verlangen, was angesichts der politischen Widerstände und auch der Opposition gewichtiger privater Investoren wohl am wahrscheinlichsten ist. Der US-Fondsriese Invesco, der mit einem 13,3%-Anteil die grösste Beteiligung an BAE Systems hält, hat sich öffentlich gegen eine Fusion des britischen Unternehmens mit Eads ausgesprochen.

Günstige Eads- und BAE-Titel

Anlegern mit einem starken Nervenkostüm bietet sich ungeachtet der Differenzen um die Ausgestaltung und den Nutzen dieser Megafusion in der Waffenbranche die Gelegenheit, zu günstigen Konditionen sowohl in Eads als auch in BAE Systems einzusteigen. Die Eads-Aktien werden trotz der starken Stellung des Unternehmens in der mit Rekordvolumen ausgelasteten Herstellung ziviler Flugzeuge mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis  (KGV) 2013 von lediglich 10 gehandelt. Sie weisen damit einen klaren Abschlag zu den Papieren des Hauptkonkurrenten Boeing (KGV 2013 von 13) auf.

Im Fall von BAE Systems beträgt das KGV auf Basis des für das kommende Jahr geschätzten Gewinns gar nur 8, womit die Titel niedriger eingestuft werden als die Valoren der grossen US-Rüstungsspezialisten Lockheed Martin (KGV 2013 von 11) und Nothrup Grumman (10). Einen weiteren Hinweis für die tiefe Bewertung der Aktien liefert die Dividendenrendite, die gemessen an der für 2012 erwarteten Ausschüttung 6% beträgt.

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