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Faszination Apokalypse Warum wir den Weltuntergang immer wieder herbeisehnen

Der Halleysche Komet
Der Halleysche Komet am Himmel über Valparaíso, Chile, 1910. Astronomen hatten erklärt, dass giftige Blausäure aus seinem Schweif alles Leben auf der Erde auslöschen könne. Es blieb beim schaurigschönen Schauspie
© Coll. B. Garrett / adoc-photos/bpk
Die Apokalypse ist eine echte Erfolgsgeschichte. Schon seit Jahrhunderten denkt der Mensch über das Ende der Welt nach. Doch woher rührt unsere Sehnsucht nach dem Untergang?

Am 31. Dezember des Jahres 999, so die Legende, soll Papst Silvester II. mit seiner Ankündigung des bevorstehenden Weltuntergangs eine Massenhysterie ausgelöst haben. Das Leben ging weiter. Apokalypse hat, trotz solcher Fehlprognosen, immer Konjunktur. Allein Martin Luther kommt auf drei Termine binnen zehn Jahren.

Die wohl erste wissenschaftlich geförderte Untergangspanik wird 1910 von einer Annäherung des Halleyschen Kometen ausgelöst. Die Bevölkerung deckt sich mit Gasmasken, Pillen, Anti-Kometen-Schirmen ein.

Die Vorstellung, die Existenz der Welt könne für immer enden, war frühen Kulturen noch weitgehend fremd. Die Götter mochten die Menschen hart strafen, doch erlaubten sie stets auch einen Neuanfang. Die großen asiatischen Religionen lehren bis heute eine Abfolge von Welten, deren Untergang und Erneuerung sich zur zyklischen Wiederkehr des ewig Gleichen fügt. Seit Zarathustra aber, der ein definitives Ende voraussah, verbreitet sich die Idee, die Welt könne unwiederbringlich untergehen.

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In GEO CHRONIK geht es um die großen Momente der Menschheit. Die Heftreihe folgt der Idee, chronologisch und an jeweils einem Thema den Einfallsreichtum der menschlichen Spezies zu zeigen
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Die wahrscheinlich bekannteste endzeitliche Fantasie der Christenheit ist die „Offenbarung des Johannes“. Im Römischen Reich wurden die Christen verfolgt, Johannes mahnt die Gemeinden, standfest zu bleiben, denn die Rettung sei nah. Und er malt ihnen aus, wie schon bald Krieg und Pest die Erde verheeren würden: Die Sonne werde sich verfinstern, der Mond rot sein wie Blut. Gepanzerte Heuschrecken mit Reißzähnen und menschlichem Antlitz würden die Überlebenden quälen, feuerspeiende Pferde mit Schweifen aus Schlangen Tod und Entsetzen bringen.

Bis endlich Christus mit dem Heer des Himmels erscheine, die Armeen der Gottlosen niedermache und den Teufel gefangen setze. Die Toten würden auferstehen zum Weltgericht, Märtyrer und Fromme gelangten ins neue, himmlische Jerusalem. Gottes Leugner aber folgten dem Teufel in seine ewige Qual. Und die Erde – sie werde endgültig vernichtet.

Apokalypsen haben in unübersichtlichen Zeiten Konjuktur

Das Ende hat immer dann besonderen Reiz, wenn die Zeiten unübersichtlich und die Verhältnisse schwer erträglich scheinen. Dann häufen sich Propheten, die Umkehr und Buße predigen, und es entstehen Endzeitbewegungen, wie in den 1530er Jahren die Täufer in Münster.

Fast immer kommen astronomische Beobachtungen ins Spiel. Babylonier, Chinesen, präkolumbische Amerikaner, Europäer: Sie alle haben zu diversen Zeiten ehrfürchtig in die Sterne geblickt, um Zeichen zu finden, die von göttlichem Zorn künden.

Apokalypsen sind Erzählungen von den letzten Dingen. Sie lassen uns schaudernd in einen Abgrund blicken, der tiefer nicht sein könnte. Faszination des Grauens: Millionen werden heute, da sich Hollywood ihrer angenommen hat, mit Endzeitvisionen verdient. Doch bisher galt stets: Es gibt immer einen „Day after“.

GEO CHRONIK NR. 2 - 100 Zeugnisse des Glaubens

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