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Pilzsaison Pilze sammeln: Mit diesen goldenen Regeln gelingt es

Pilze sammeln mit Bastkörbchen
Der Herbst ist ideal zum Pilze sammeln. Viele Speisepilze findet man im September und Oktober
© pip / photocase / photocase
Auf zum Pilze sammeln! Im Spätsommer und Frühherbst geht den Wald- und Wiesenwesen der Hut hoch. Doch besonders Schwammerl-Starter sollten ein paar Tipps und Regeln kennen

Vorbereitung fürs Pilze sammeln: die Ausrüstung

  • Pilze kommen nicht in die Tüte, denn darin matschen und schimmeln sie fix. Ein luftdurchlässiger Span- oder Flechtkorb ist euer Transportmittel der Wahl.
  • Unbedingt mit muss ein Messer, um Pilze abzuschneiden und auch, um groben Dreck oder Erde abzukratzen. Dabei hilft zudem eine Bürste. Es gibt auch spezielle Pilzmesser – sie kombinieren Klinge und Pinsel.
  • Da es allein mehr als 30.000 Ständerpilze gibt, raten wir dringend zu einem zusätzlichen Pilzführer (...absolute Beginner greifen bitte auf einen aus Fleisch und Blut zurück). Dabei auf das Erscheinungsjahr des Buches achten: Gerade in Sachen Verträglichkeit sind ältere Pilzführer nicht immer auf dem neuesten Stand.

Start: einfach mit dem Pilze sammeln anfangen

  • Den Fungifokus zunächst auf wenige Arten richten.
  • Nur Pilze mitnehmen, die ihr sicher bestimmen könnt.
  • Röhrlinge wie Maronenröhrling und Steinpilz sind prima Objekte für Schwammerl-Starter.

Pilzernte: Dos & Don’ts

  • Methode I – der richtige Dreh: die Pilze vorsichtig aus der Erde schrauben. Danach das Loch wieder zudrücken, damit das Pilzgeflecht nicht austrocknet.
  • Methode II – der richtige Schnitt: die Pilze an der Basis abschneiden. Obacht: Soll ein Pilzberater seinen Kennerblick auf die Ernte werfen, muss der Fruchtkörper komplett vorliegen, da gerade das Stielende ein wichtiges Erkennungsmerkmal ist. Fundstücke mit Gefährdungspotenzial am besten in Zeitungspapier wickeln und nicht zu den anderen Pilzen legen. Ihren Fundort notieren oder fotografieren.
  • In manchen Regionen Süddeutschlands sind die Wälder seit der Tschernobyl-Katastrophe noch immer verstrahlt (Details unter bfs.de). Auch Schwermetalle belasten Pilze. Eine wöchentliche Pilzration von 250 Gramm solltet ihr daher nicht überschreiten.
  • „Pilz-Versammlungen“ nicht komplett auflösen, Stichwort: Nachhaltigkeit. Immer nur ein paar Exemplare sammeln – und Fungi-Senioren ihren Lebensabend im Wald gönnen.

Regeln beim Pilze sammeln: recht so

  • In Deutschland gibt es keine Gewichtsgrenze für die Ernte. Körbeweise Pilze aus dem Wald zu schleppen und diese marktschreierisch feilzubieten, ist jedoch verboten. Manche Arten stehen unter Schutz – und dürfen laut Bundesartenschutzverordnung gar nicht oder nur in geringen Mengen gesammelt werden.
  • In Österreich sind maximal zwei Kilogramm Ernte pro Person und Tag erlaubt. In der Schweiz gelten für manche Arten Schonzeiten und Mengenbeschränkungen, variierend nach Kantonen. Infos gibt es bei der Schweizerischen Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane (vapko.ch).

Nachbereitung: der Putzplan

  • Wasser lassen! Die meisten Pilze saugen sich damit voll wie ein Schwamm.
  • Stattdessen verschmutzte Exemplare mit dem Pinsel bürsten, „Stellen“ im Zweifel rausschneiden. Champignons und einige ihrer Verwandten lassen sich grob mit Küchenkrepp abreiben. Runzelt der Hut, die Haut einfach abziehen.

Vorsicht ist die Mutter der Pilzpfanne. Für ein nachhaltig gutes Bauchgefühl also niemals bloß nach Bauchgefühl sammeln...

Auf der Hut! Die Prophylaxe

  • Mykologische Meister fallen nicht vom Himmel. Bevor Such- und Sammelnovizen wie Trüffelschweine durchs Unterholz kriechen, wenden sie sich besser an einen Pilzprofi. Volkshochschulen und Vereine bieten vielerorts Kurse, Workshops oder Seminare an – perfekte Vergiftungs-Prophylaxe.
  • Pilzsachverständige sind es gewohnt, einen Korb zu bekommen. Einfach einen Termin ausmachen und die Ernte begutachten lassen: Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie führt auf ihrer Website eine Expertenliste (unter dgfm-ev.de – Speise- und Giftpilze – Pilzberatung – Pilzsachverständige).

Oh, Shit! Der Notfallplan

  • Falsch bestimmt, schon verstimmt. Mindestens die Laune, oft auch der Verdauungstrakt. Wem nach einer ordentlichen Pilzportion der Magen rumpelt oder krampft, der muss zum Arzt, und zwar fix. Kein Erbrechen provozieren, Spontanheilung und Genesung per Gedankenkraft ausschließen, ebenso Omas Hausmittel. Stattdessen gleich ab ins Krankenhaus – oder ran ans Handy:
  • Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit listet auf bvl.bund.de sämtliche Giftnotrufzentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf (unter Startseite – Lebensmittel – Für Verbraucher – Lebensmittelbedingte Infektionen und Intoxikationen – Giftnotrufzentralen).
  • Alle Reste, die von der Mahlzeit übrig blieben (in der Pfanne, auf dem Teller, im Abfall), sicherstellen und mit zu Arzt oder Sachverständigem nehmen. So lassen sich die buchstäblichen Übeltäter ermitteln.
WALDEN Nr. 04/2018 - Mach dein Ding

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