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Lebensmittelverschwendung Warum auch Plastik helfen kann, die Essensvergeudung einzudämmen

Plastikverpackung
Mit oder ohne Plastik? Was oftmals als sinnlose Verschwendung gesehen wird, sorgt manchmal für längere Haltbarkeit - und so für mehr Nachhaltigkeit
© Bogdan Sonjachnyj / Shutterstock
Plastikverpackungen haben einen denkbar schlechten Ruf. Dennoch: In der langen Kette der Lebensmittelproduktion sind sie oftmals nachhaltiger als andere Alternativen

Bevor ein Käufer sein Wunschprodukt zum ersten Mal berührt, haben Mitarbeiter entlang der Lieferkette es im Schnitt 33-mal angehoben, geschoben oder gezogen. Plastikcontainer und Beutel aus Kunststoff beschleunigen nicht nur die Logistik, sie schützen Lebensmittel auch vor "Kontaminierung": Sobald etwas ausläuft, falsch gepackt oder nur die Fahrweise des ­Transporteurs zu rabiat ist, sind die Produkte verloren.

"Aus Sicht der Umwelt ist es viel wichtiger, die Verschwendung von Lebensmitteln einzudämmen als die Nutzung von Plastik. Vor allem Fleisch hält sich länger in den üblichen Plastikverpackungen, als in etwas, das wir als ‚frei von fossilen Brennstoffen, biologisch abbaubar und recyclebar‘ bezeichnen würden", so Manoj Dora, ­Ökonom von der Brunel University in London.

Er ­erforscht, wie Lieferketten nachhaltiger werden können – und setzt klar auf den Gebrauch von Kunststoffen. Auch in Karton sieht er keine Alternative: Plastik werde deutlich effizienter hergestellt und würde daher 40 Prozent weniger Energie verbrauchen und insgesamt einen kleineren CO2-Fußabdruck besitzen.

Problematischer als die Transportkisten sehen viele Verbraucher die Einwegfolien um Gemüse- und Obstsorten, die bereits eine eigene Schale haben. Dora argumentiert mit längerer Haltbarkeit: "Die 1,5 Gramm leichte Plastikhülle schenkt Gurken ein um 14 Tage verlängertes Leben im Supermarktregal."

Fazit: Ich lasse mir in Restaurants keine Reste mehr einpacken

Während der Recherche für diese Serie (hier finden Sie Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4) habe ich oft meinen Kühlschrank geöffnet und sein ­Inneres kritisch beäugt: Typischerweise dümpeln zwei letzte krumme Gürkchen in ihrem trü­ben Glas, vom Rand einer geöffneten Magerquark­packung bröckeln gelbliche Krümel, Soßenreste warten in verklebten Flaschen – diese Lebensmittel sind im Niemandsland an der Kühlschrank­rückwand gefangen.

Soziologe Evans hat dem einen Namen gegeben: In die "Entsorgungslücke" verbannen wir Nahrung, die wir nicht mehr essen möchten, der wir aber noch einen Wert beimessen. Weil wir es nicht übers Herz bringen, sie direkt wegzuwerfen, lassen wir die Dinge tagelang altern – bis sie endlich reif genug für die Deponie sind. Seit ich mir darüber im Klaren geworden bin, dem lasse ich mir in Restaurants nicht mehr die Reste einpacken. Sie landen zu Hause zu oft in der Entsorgungslücke – stattdessen frage ich in Restaurants direkt nach kleineren Portionen.

Ein Anliegen, das mir fast alle Experten mitgegeben haben, will ich nun ebenfalls konsequent umsetzen: eine Einkaufsliste. Der Effekt, wenn wir im Vorhinein im Kühl- und Vorratsschrank nachschauen, was wir tatsächlich brauchen und nur das dann tatsächlich kaufen, sei enorm. Das ist zum Glück so einfach, dass es für jeden von uns umsetzbar ist.

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