Mit einem raffinierten Experiment wollte der US- Insektenforscher David Rhoades herausfinden, wie sich Pflanzen gegen gefräßige Insekten zur Wehr setzen. Dass seine Bemühungen zu einer völlig neuen Einsicht in das Wesen der Bäume führen würden, konnte der Forscher nicht ahnen. In einem Wald im US-Bundesstaat Washington wählte Rhoades eine Gruppe junger, gesunder Weiden aus, auf denen er Raupen einer bestimmten Nachtfalterart aussetzte. Eine Kontrollgruppe von Bäumen in direkter Nähe blieb von Insekten verschont.
Aus früheren Experimenten wusste der Forscher, dass manche Gewächse Abwehrstoffe in ihren Blättern bilden, wenn diese von Raupen angeknabbert werden. Doch da die Herstellung der Gifte Energie verbraucht, kommen die Stoffe nur bei Bedarf zum Einsatz; es dauert zwar eine Weile, bis der Schutz wirkt, er hält die Fressfeinde dann aber wirksam in Schach: Nagt ein Schädling weiter an den Blättern, geht er zugrunde.
Doch an Bäumen hatte noch niemand diesen Effekt näher untersucht. Und tatsächlich: Nach einigen Tagen begannen jene Tiere, die Laub der attackierten Bäume fraßen, zu verkümmern; viele wurden krank und starben. Das entsprach den Erwartungen von Rhoades: Die Giftproduktion in den angegriffenen Weiden war offensichtlich in Gang gekommen. Anschließend pflückte der Wissenschaftler Blätter der (nicht befallenen) Kontrollbäume und gab sie den Raupen zu fressen. Das Ergebnis verblüffte ihn: Denn offenbar vertrugen die Insekten auch die nicht.