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Klimakonferenz COP27 Ärmere Länder erhalten Ausgleich für Klima-Schäden

Klimakonferenz COP27: Ärmere Länder erhalten Ausgleich für Klima-Schäden
© Gehad Hamdy/dpa
Die News zur Klimakonferenz COP27 in Scharm el Scheich vom 6. bis 18. November 2022 im GEO.de-Ticker

Inhaltsverzeichnis

20.11. Ärmere Länder erhalten Ausgleich für Klima-Schäden

Es ist ein Durchbruch nach jahrzehntelangen Debatten: Die Weltklimakonferenz hat sich erstmals auf einen gemeinsamen Geldtopf zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern geeinigt. In ihrer Abschlusserklärung bekräftigten die rund 200 Staaten außerdem ihre frühere Entscheidung, schrittweise aus der Kohle auszusteigen. Ein Abschied von Öl und Gas wird aber nicht erwähnt. Damit bleibt die Erklärung hinter den Forderungen vieler Staaten, Klimaaktivisten und Experten zurück, die ein Ende der Abhängigkeit von schmutzigen Energieträgern als zwingend betrachten.

Der neue Ausgleichsfonds soll unabwendbare Folgen der Erderhitzung abfedern - etwa immer häufigere Dürren, Überschwemmungen und Stürme, aber auch der steigende Meeresspiegel und Wüstenbildung. Die Frage hatte sich als größter Streitpunkt durch die zweiwöchige Konferenz in Scharm el Scheich gezogen, die um mehr als 36 Stunden verlängert wurde. In dem Beschluss werden keine Summen für den neuen Fonds genannt und auch nicht, wer genau einzahlen soll. Dies soll später geklärt werden. Begünstigt werden sollen Entwicklungsländer, die besonders gefährdet sind.

In der Abschlusserklärung werden die Staaten außerdem aufgefordert, ihre größtenteils unzulänglichen Klimaschutzpläne bis spätestens zur nächsten Klimakonferenz nachzubessern. Diese findet Ende 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Die Nachbesserungen bleiben freiwillig, eine Verpflichtung gibt es nicht.

Die Konferenz, zu der etwa 34 000 Teilnehmer ans Rote Meer gereist sind, war am Freitagabend in die Verlängerung gegangen. In der Nacht zum Samstag war nach schleppenden und teils chaotischen Abläufen in Verhandlungskreisen Beunruhigung ausgebrochen. Nach zähen Beratungen folgte am frühen Sonntagmorgen schließlich der Durchbruch.

Die USA hatten den neuen Ausgleichsfonds zunächst blockiert, während die als G77 bekannte Gruppe aus mehr als 130 Entwicklungsländern zusammen mit China Druck aufbaute. Die Europäische Union schwenkte nach anfänglicher Zurückhaltung schließlich um.

UN-Generalsekretär António Guterres nannte den neuen Fonds für Klimaschäden einen wichtigen Schritt in Richtung Gerechtigkeit. "Sicherlich ist das nicht ausreichend, aber es ist eine dringend notwendiges Signal, um verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen." Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte: "Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Klimapolitik auf."

Umstritten bei dem Thema ist unter anderem die Rolle Chinas. Das Land, das beim Ausstoß klimaschädlicher Emissionen den ersten Platz belegt, will im internationalen Klimaschutz weiter als Entwicklungsland behandelt werden. So wurde es vor 30 Jahren im Kyoto-Protokoll festgelegt. Westliche Staaten wollen das Land wegen seiner Wirtschaftskraft und der Rolle als größter Verursacher von Treibhausgasen aber nicht länger als Empfängerland einstufen. Chinas Unterhändler Xie Zhenhua sagte, Entwicklungsländer sollten das Geld erhalten, räumte "verletzlichen Staaten" aber Vorrang ein.

18.11. Baerbock zu Klimakonferenz: Besser kein Ergebnis als Rückschritte

Rückschritte beim Klimaschutz wären für die Europäische Union laut Außenministerin Annalena Baerbock bei der Klimakonferenz in Ägypten inakzeptabel. "Schlimmer als kein Ergebnis wäre ein Ergebnis, den Konsens von Glasgow und von Paris aufzuweichen, zu verwässern oder gar zurückzudrehen", sagte die Grünen-Politikerin am Freitag in Scharm el Scheich mit Bezug auf Ergebnisse früherer Klimakonferenzen. "Darauf können wir uns als Europäische Union nicht einlassen."

Baerbock sagte: "Es wird ein intensiver Tag, wahrscheinlich auch eine intensive Nacht. Es liegt noch eine Strecke vor uns, aber keine der noch offenen Fragen ist unlösbar, wenn wir ehrlich bereit sind, gemeinsam für uns alle voranzukommen." Noch seien die Bemühungen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf der Erde auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen zu gering. "Diese Klimakonferenz darf keine verlorene Klimakonferenz sein."

Im Streit um Unterstützungszahlungen für ärmere Länder, die mit verheerenden Folgen der Erderwärmung zu kämpfen haben, hatte die EU am Vorabend einen Vorstoß unternommen und die Einrichtung eines Fonds für unumkehrbare Klimaschäden in Aussicht gestellt. Dies sei zwar nicht die bevorzugte Variante der EU, aber man gehe einen Schritt auf die Forderung der Entwicklungsländer zu, hatte EU-Kommissionsvize Frans Timmermans am Freitagmorgen gesagt. Allerdings knüpfe die EU ihre Bereitschaft an zwei Bedingungen: Zum einen müssten die Gelder den verletzlichsten Staaten zugutekommen. Weiterhin müsse sichergestellt werden, dass die Ausgleichszahlungen mit mehr Ehrgeiz bei der Eindämmung der Erderwärmung einhergehen.

Diese zwei Bedingungen seien unverzichtbar, erklärte auch Baerbock. "Ein Fonds ist für uns kein Selbstzweck. Geld ausgeben ist kein Selbstzweck, sondern es geht doch darum, für Gerechtigkeit, für Klimagerechtigkeit zu sorgen." Es gebe große Zweifel, dass der Vorschlag der EU ein "Selbstläufer" werde, sagte Baerbock. Deshalb würden noch intensive Gespräche geführt.

Für die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad seien die nächsten zehn Jahre entscheidend, betonte Baerbock. Die Vorschläge der EU zum weiteren Weg bei der Minderung des Treibhausgas-Ausstoßes, mit jährlichen Berichtspflichten der Staaten, bänden vor allem die Industriestaaten selbst. "Weil wir wissen, dass wir seit 2015, seit Paris, eben nicht genug getan haben bei der Minderung", sagte sie unter Bezug auf die Pariser Klimakonferenz. "Kein Geld der Welt könnte die Schäden und Verluste der Zukunft bezahlen, wenn wir jetzt kein ambitioniertes Minderungsprogramm haben."

Manche Länder würden von ihren Schulden fast erdrückt, sagte Baerbock. Deshalb werbe man auch hier für Lösungen.

18.11. Neubauer kritisiert Klimagipfel-Entwurf: "Wer macht die Regeln?"

Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat den bisherigen Entwurf für eine Abschlusserklärung der Weltklimakonferenz scharf kritisiert. "Man kriegt es nicht auf die Kette, in einem Abschlussdokument klarzustellen, dass aus allen fossilen Energieträgern ausgestiegen werden muss. Das sagt ganz schön viel über die Klimakonferenz", sagte die Fridays-for-Future-Aktivistin der Deutschen Presse-Agentur auf dem Klimagipfel im ägyptischen Scharm el Scheich.

In dem am Freitagmorgen veröffentlichten Entwurf wird zwar erwähnt, man wolle schrittweise aus der Kohle aussteigen - der Abschied vom ebenfalls klimaschädlichen Öl und Gas bleibt jedoch unerwähnt. "Wer macht die Regeln?", fragte Neubauer mit Blick auf die internationalen Verhandlungen.

"Sind es die 630 Lobbyisten der fossilen Industrie oder sind es die Staaten, die drohen unterzugehen, wenn hier nicht geliefert wird?" Bei der Klimakonferenz in Ägypten sind Hunderte Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle registriert - einer Auswertung der Umweltorganisation Global Witness zufolge in diesem Jahr 25 Prozent mehr als bei dem Treffen im vergangenes Jahr in Glasgow.

Bei mehreren Aspekten geht der bisherige Entwurf nicht über die Erklärung aus Glasgow hinaus. Experten fürchten, dass die Beschlüsse sogar dahinter zurückbleiben könnten. "Das wäre ein Desaster", so Neubauer. Als Hoffnungsschimmer gelten hingegen mögliche Fortschritte bei der Finanzierung von klimabedingten Schäden und Verlusten, bei dem sich die EU zuletzt einen Schritt auf die ärmeren und besonders betroffenen Länder zubewegt hat.

"Hier muss richtig geliefert werden", betonte Neubauer. Es gebe einen gewaltigen Vertrauensverlust dieser Länder gegenüber Deutschland und der EU. Die verletzlichen Staaten müssten und ihr Kampf ums Überleben müsse gehört werden. Gemeinsam mit senegalesischen Aktivistinnen und Aktivisten macht sich Fridays for Future Deutschland dafür stark, dass die Bundesregierung ihr Vorhaben stoppt, im Senegal in ein Gasvorhaben zu investieren.

18.11. Bundesministerinnen erwarten Verlängerung der UN-Klimakonferenz

Die Bundesministerinnen Svenja Schulze und Steffi Lemke rechnen mit einer Verlängerung der Weltklimakonferenz in Ägypten. Die SPD-Politikerin Schulze sagte am Freitag im Bayerischen Rundfunk, die Verhandlungen etwa über Ausgleichszahlungen für Klimaschäden in armen Ländern dauerten noch an. "Und ich glaube auch nicht, dass das heute abgeschlossen werden kann, sondern dass wir noch eine Verlängerung brauchen." Lemke (Grüne) äußerte im rbb die Erwartung, dass noch bis in die Nacht hinein oder bis zum Samstag verhandelt wird, "weil ja auch noch weitere strittige Punkte auf der Tagesordnung stehen".

Das UN-Treffen COP27 in Scharm el Scheich mit etwa 34 000 Teilnehmern soll planmäßig am späten Freitagnachmittag enden. In den vergangenen 20 Jahren ist nach einer Statistik des Klima-Portals "Carbon Brief" keine einzige Klimakonferenz pünktlich zu Ende gegangen. Von der UN hieß es am Donnerstagabend, Essen und Transporte auf der Konferenz seien bis Sonntagabend sichergestellt.

Schulze nahm auch China in die Pflicht, zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern beizutragen. "China hat im Moment 28 Prozent der Treibhausgasemissionen. Also müssen sie auch mit beitragen, mit den Schäden umzugehen. Da verstecken sie sich immer dahinter, dass sie ein Entwicklungsland seien. Aber de facto sind sie kein Entwicklungsland mehr", sagte Schulze im Bayerischen Rundfunk. China will im internationalen Klimaschutz weiter als Entwicklungsland behandelt werden, so wie es im Kyoto-Protokoll von 1992 festgelegt wurde.

Gerungen wird in Scharm el Scheich unter anderem über die Streitfrage, ob unter dem Dach der Vereinten Nationen ein Fonds eingerichtet wird, der arme Länder für unabwendbare Klimaschäden entschädigt. Gemeint sind fatale Folgen der Erderwärmung wie Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürme, aber auch der steigende Meeresspiegel.

18.11. Entwurf für Abschlusspapier der COP27: Öl und Gas nicht erwähnt

Kurz vor dem geplanten Abschluss des Weltklimagipfels in Ägypten liegt den Vertretern aus rund 200 Staaten erstmals ein offizieller Entwurf für eine Abschlusserklärung vor. In dem 10-seitigen Papier der ägyptischen Konferenzleitung vom Freitagmorgen wird ein schrittweiser Kohleausstieg gefordert. Die Forderung etlicher Staaten und Klimaaktivisten, auch den Abschied von Öl und Gas festzuschreiben, wird aber nicht aufgegriffen. Ebenfalls noch ungeklärt ist die Streitfrage, ob unter dem Dach der Vereinten Nationen ein Fonds eingerichtet wird, der arme Länder für unabwendbare Klimaschäden entschädigt. Gemeint sind fatale Folgen der Erderwärmung wie Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürme, aber auch der steigende Meeresspiegel.Es ist der erste förmliche Textentwurf, bisher hatte es nur Eckpunkte gegeben. In dem neuen Dokument werden die Staaten aufgefordert, ihre größtenteils unzulänglichen Klimaschutzpläne bis spätestens zur nächsten Klimakonferenz nachzubessern, die Ende 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfindet. Das UN-Treffen COP27 in Scharm el Scheich mit etwa 34 000 Teilnehmern soll planmäßig am späten Freitagnachmittag enden, doch ist eine Verlängerung ins Wochenende sehr wahrscheinlich.EU-Kommissionsvize Frans Timmermans hatte am Morgen angekündigt, er wolle in der scharfen Debatte über einen Ausgleich für Klimaschäden Kompromissbereitschaft zeigen und "Brücken bauen". Die Einrichtung des von Dutzenden ärmeren Staaten geforderten Fonds sei aus EU-Sicht zwar nicht die bevorzugte Variante, aber man gehe einen Schritt auf die Entwicklungsländer zu.

17.11. Klima-Expertin zu COP27: "Wir haben zwei Tage - Stoppt die Heuchelei"

Die französische Diplomatin Laurence Tubiana, die als Architektin des Pariser Klimaabkommens von 2015 gilt, macht Druck auf die Verhandler bei der laufenden Klimakonferenz in Ägypten. "Wir haben zwei Tage", sagte Tubiana am Donnerstag mit Blick auf die offiziell bis Freitagabend angesetzten Verhandlungen bei der COP27. "Stoppt die Heuchelei und Spielereien zu entscheidenden Fragen." Zwei Tage seien eine "sehr kurze Zeit" mit Blick auf das, was die Unterhändler in Scharm el Scheich jetzt erreichen müssten.

Tubiana ist Chefin der europäischen Klimastiftung und hatte das Pariser Abkommen von 2015 in führender Rolle mit ausgearbeitet. Darin hatten sich die Teilnehmer der Klimakonferenz von Paris darauf geeinigt, die Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die laufende Klimakonferenz in Scharm el Scheich endet offiziell am Freitagabend. Schon jetzt wird über eine Verlängerung bis ins Wochenende spekuliert.

Bei den Forderungen armer Staaten nach Ausgleichszahlungen für ihre erlittenen Klima-Schäden müsse es innerhalb von 48 Stunden "ernsthafte Fortschritte geben", sagte Tubiana. "Wenn die Leute es ernst meinen, sollten sie berücksichtigen, dass Verluste und Schäden ein kollektives Problem sind, für das wir neue Mittel finden müssen."

Gerichtet an Energie-Unternehmen, die den Ausstieg aus fossilen Energieträgern nach eigener Aussage nicht "über Nacht" vollziehen könnten, sagte sie: "Seit wie vielen Nächten sagen Sie das? Wie viele Nächte und Jahre?" Die große Zahl an Lobbyisten aus der Öl- und Gasindustrie bei der Konferenz seien aber möglicherweise ein gutes Zeichen. Vielleicht wüssten diese jetzt, dass ihre Zeit abgelaufen sei.

Eine vergangene Woche veröffentlichte Datenanalyse der Umweltorganisation Global Witness und des Corporate Europe Observatory hatte ergeben, dass bei dem Klimagipfel in Ägypten 636 Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle registriert sind. Das seien 25 Prozent mehr als bei dem Treffen vergangenes Jahr in Schottland.

17.11. "Die Uhr tickt": Ärmere Länder kämpfen um Gelder für Klimaschäden

Im Ringen um Ausgleichszahlungen für Klimaschäden haben Entwicklungsländer und besonders bedrohte Inselstaaten Alarm geschlagen - und sehen die reichen Industrieländer in der Pflicht. "Warum sollten wir den höchsten Preis zahlen?", fragte am Donnerstag Molwyn Joseph, der auf der Weltklimakonferenz COP27 im ägyptischen Scharm el Scheich als Regierungsvertreter von Antigua und Barbuda die Gruppe der kleinen Inselstaaten (AOSIS) vertritt. Ein Fonds zum Ausgleich für Klimaschäden müsse auf dieser Konferenz beschlossen werden, alles andere wäre "nicht weniger als Betrug". Es brauche keine umfassende Lösung, Details könnten später vereinbart werden. Joseph nannte es nicht hinnehmbar, das Länder, die kaum zum Klimawandel beigetragen hätten, um Spenden zur Bewältigung der fatalen Folgen betteln müssten.

Die Forderungen ärmerer Staaten in Afrika, Asien und Lateinamerika nach Schadenersatz haben sich zum Streitpunkt in den Verhandlungen entwickelt: Industriestaaten sollen über einen extra Geldtopf ihre Verluste ausgleichen - etwa nach Dürren, Überschwemmungen oder Stürmen, die sich wegen der Erderhitzung häufen. Die Konferenz mit rund 34 000 Teilnehmern endet laut Plan am Freitag, könnte aber verlängert werden.

"Die Uhr tickt - nicht nur für diese COP, sondern auch für die Menschheit", warnte die pakistanische Klimaministerin Sherry Rehman. Sie vertritt die Gruppe der G77 - einen Zusammenschluss von mittlerweile mehr als 130 Entwicklungsländern. "Wir werden weiter Druck machen", kündigte Rehman an. Man wolle keine Länder in die Ecke drängen, werde aber nicht aufgeben. Die feste Einrichtung eines Finanztopfs und die Gründung eines Komitees, das diesen Prozess weiter vorantreibe, sei das Mindeste. Mit Blick auf die verheerenden Schäden, die die Flutkatastrophe in ihrem Heimatland angerichtet hat, sagte die Politikerin: "Verletzlichkeit sollte nicht zum Todesurteil werden."

Am Rande dieses Appells, den Entwicklungsländer und Inselstaaten in Scharm el Scheich gemeinsam verkündeten, formierte sich ein für die Umstände des Klimagipfels vergleichbar großer Protest. Mehrere Klimaschutzorganisationen forderten auf dem UN-Gelände Reparationszahlungen an von Klimaschäden betroffene Länder.

17.11. "Eine Baustelle": Ringen um Abschlusserklärung der UN-Klimakonferenz

Auf der Weltklimakonferenz beugen sich die Delegierten über Eckpunkte für die Abschlusserklärung. Klimaschützer rügen: Zu unkonkret, zu widersprüchlich, zu lasch. Geht das UN-Treffen wie so oft in die Verlängerung?

Einen Tag vor dem geplanten Ende des zweiwöchigen UN-Klimagipfels hat die ägyptische Konferenzleitung zum zweiten Mal Eckpunkte für eine Abschlusserklärung vorgelegt. In dem 20-seitigen Papier mit vielen ungeklärten Streitfragen wird zwar ein schrittweiser Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohle eingefordert, nicht aber der Abschied von Öl und Gas. Umweltschutzorganisationen kritisierten am Donnerstag, der Text sei eine "Baustelle": zu lang, zu unkonkret und in sich widersprüchlich. Es gebe aber auch Lichtblicke.

Der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, sagte, der notwendige weltweite Ausstieg aus Öl und Gas müsse jetzt mit Hochdruck in das Dokument eingebracht werden. Dafür müsse sich auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) persönlich einsetzen. "Es wäre absolut inakzeptabel, wenn am Ende einer zweiwöchigen Klimakonferenz in Mitten des Klimakollaps maximal die Ergebnisse aus dem Vorjahr wiederholt würden."

Auch der Oxfam-Experte Jan Kowalzig sagte der Deutschen Presse-Agentur, es wäre "ein großes Versäumnis", wenn die Klimakonferenz COP27 kein klares Signal aussenden würde, dass die Abkehr von allen fossilen Energien unvermeidlich ist. Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström, kritisierte, beim Klimaschutz nicht über fossile Energieträger zu sprechen sei so wie zu sagen, dass sich die Wirtschaft nicht um Geld drehe.

Die zweiwöchige Konferenz in Ägypten, zu der etwa 34.000 Menschen angereist sind, soll planmäßig am Freitag enden. Eine Verlängerung gilt aber zunehmend als wahrscheinlich.

Zu den weiter ungeklärten Punkten zählt auch die Forderung armer Staaten nach Ausgleichszahlungen für ihre erlittenen Schäden, etwa nach Dürren, Überschwemmungen oder Wirbelstürmen, die wegen der Erderhitzung stärker und häufiger werden. Ob dafür ein neuer Geldtopf eingerichtet wird, blieb weiter unklar.

Tom Evans von der Klima-Denkfabrik E3G sagte, die USA und die EU müssten bei dem Thema Schadenersatz, im UN-Jargon "loss and damage" genannt, ein ehrgeiziges Paket vorlegen. Sonst bestehe die Gefahr, dass auch andere Punkte verwässert werden. Er bilanzierte: "Wir sind nicht dort, wo wir sein müssen." Der ägyptischen Präsidentschaft fehle eine "einheitliche Vision" für Kompromisslinien. Mit 20 Seiten sei der Text "unfassbar lang" mit vielen Wiederholungen und sogar einigen "ziemlich frustrierenden internen Widersprüchen".

Im Text hätten sich auch viele "Wiesel-Wörter" mit vager und unscharfer Bedeutung eingeschlichen, kritisierte Catherine Abreu vom kanadischen Klima-Beratungsgremium NZAB. Mit solchen Wörtern würde der "Status quo" der Energieerzeugung mit Öl, Gas und Kohle gerechtfertigt, statt den Ausstieg einzufordern.

In dem Text werden die Staaten aufgefordert, ihre größtenteils unzulänglichen Klimaschutzpläne bis spätestens zur nächsten Klimakonferenz nachzubessern, die Ende 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfindet. Kowalzig von Oxfam sagte dazu, es würden aber keine brauchbaren Schlussfolgerungen daraus gezogen, dass die Pläne zu lax sind. "Diesbezüglich fehlt dem Text erheblich an Dringlichkeit und politischem Willen, das Ruder noch herumzureißen, bevor die wichtige 1,5°C-Grenze außer Reichweite gerät."

2015 hatten die Staaten in Paris vereinbart, die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die Welt hat sich nun schon um gut 1,1 Grad erwärmt, Deutschland noch stärker. Ein Überschreiten der 1,5-Grad-Marke erhöht nach Warnungen der Wissenschaft deutlich das Risiko, sogenannte Kippelemente im Klimasystem und damit unkontrollierbare Kettenreaktionen auszulösen.

David Ryfisch von Germanwatch sagte der dpa, die COP27 sei weit von einem Ergebnis entfernt, das alle mittragen können. "Besorgniserregend ist, dass der Vorschlag an einigen Stellen hinter die Ergebnisse des letztjährigen Weltklimagipfels zurückfällt." Positiv hingegen sei der starke Bezug auf die Ergebnisse des Weltklimarats IPCC und auf den Bedarf für eine Reform der internationalen Finanzarchitektur, damit alle Geldströme in Richtung Klimaschutz fließen.

16.11. Baerbock: Klimakonferenz soll Ende für Öl, Gas und Kohle einläuten

Die Weltklimakonferenz in Ägypten muss aus Sicht von Außenministerin Annalena Baerbock Signale für den Abschied von Kohle, Öl und Gas setzen. Es lohne sich, auf dem Treffen von etwa 200 Staaten "um jedes Zehntel Grad weniger Erderwärmung zu kämpfen", sagte die Grünen-Politikerin. "Es geht um die Freiheit zukünftiger Generationen." Baerbock leitet während der entscheidenden Schlussphase der Konferenz die deutsche Delegation. Rückenwind für das Mammuttreffen in Scharm el Scheich kam vom G20-Gipfel in Bali, dessen Beschlüsse zum Klimaschutz überraschend robust ausfielen - gerade angesichts vieler weltpolitischer Spannungen.

Die zweiwöchige Konferenz in Ägypten, zu der etwa 34 000 Menschen angereist sind, soll planmäßig am Freitag enden. Oft werden UN-Klimakonferenzen aber ins Wochenende verlängert. Baerbock geht auch dieses Mal davon aus: Sie habe ihre Koffer nicht gepackt für ein Ende am Freitagnachmittag, sagte sie nach ihrer Ankunft. "Leider sind wir noch nicht da, wo wir am Ende hinkommen wollen."

Arme Länder pochen auf Schadenersatz

Ein Streitpunkt sind Forderungen armer Staaten in Afrika, Asien und Lateinamerika nach Schadenersatz. Sie wollen, dass die Industriestaaten über einen extra Geldtopf ihre Verluste ausgleichen - etwa nach Dürren, Überschwemmungen oder Stürmen, die sich wegen der Erderhitzung häufen. Baerbock sagte dazu vor ihrem Abflug: "Zurecht fordern besonders betroffene Länder, die selbst nichts können für den CO2-Ausstoß von Industrienationen wie Deutschland, eine Absicherung gegen die Schäden und Verluste durch den Klimawandel."

Die Welt hat sich schon um gut 1,1 Grad erwärmt im Vergleich zur vorindustriellen Zeit, Deutschland noch stärker. 2015 haben die Staaten vereinbart, die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Kommt der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas ins Abschlusspapier?

Klimaaktivisten erwarten von der Klimakonferenz auch, dass der unumgängliche Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas klipp und klar ins Abschlussdokument aufgenommen wird - was nach einem ersten Entwurf der ägyptischen Leitung der sogenannten COP27 (kurz für Conference of the Parties) aber nicht vorgesehen ist. Die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer empörte sich über diese Lücke und sagte: "Diese COP muss die COP sein, bei der die Ära der fossilen Brennstoffe zu Ende geht." Außenministerin Baerbock sagte: "Wir machen uns dafür stark, dass diese COP ein klares Signal für den Abschied vom fossilen Zeitalter und eine schnellere Reduktion der Emissionen setzt."

Die G20-Staats- und Regierungschefs erteilten in ihrer Erklärung ihren Ministern bei der COP27 das Mandat, ihren Ehrgeiz in den Bereichen Klimaschutz, Anpassung, Finanzierung und auch Verluste und Schäden (loss and damage) dringend zu erhöhen. Bekräftigt wurde, dass die bei den UN eingereichten Klimaschutzpläne für die Jahre bis 2030 nachgeschärft werden müssen. Die G20 verantworten etwa 80 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgase weltweit.

Umweltaktivisten aus Afrika prangerten an, dass Energiekonzerne der Industriestaaten in ihrer Heimat etliche klimaschädliche Gas-, Öl- und Kohleprojekte planen. Auch Deutschland ist in Afrika aktiv: Bereits im Mai hat Kanzler Olaf Scholz (SPD) dem Senegal während einer Afrika-Reise Unterstützung bei der Erschließung eines Gasfeldes vor der Küste versprochen.

Der Agrarökonom Christoph Gornott sieht auch dringenden Aufholbedarf bei den Geldern, die Industriestaaten ärmeren Ländern zur Anpassung an den Klimawandel zugesagt haben. "Wir brauchen diese Finanzierung jetzt", forderte Gornott, der an der Universität Kassel und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung forscht, Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Verwüstung bei den Ärmsten der Armen in Pakistan

Die Schreckensszenarien von den verheerenden Folgen des Klimawandels sind in Pakistan nach den Worten von Planungsminister Ahsan Iqbal bereits bittere Realität. Die Erderwärmung habe "Verwüstung bei den Ärmsten der Armen angerichtet - und damit eine menschliche Tragödie", sagte er. In Pakistan hatten Überschwemmungen in diesem Sommer gewaltige Zerstörungen angerichtet. Etwa ein Drittel des Landes stand unter Wasser, Millionen wurden obdachlos. Die Weltbank schätzt den Schaden auf gut 30 Milliarden Dollar. "Pakistan hat den Preis gezahlt für etwas, das es nicht verursacht hat", sagte Iqbal.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Mediziner aus aller Welt schlugen auf dem Klimagipfel Alarm und forderten die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels. "Alles andere wäre Sabotage unserer Gesundheit", warnte WHO-Direktorin Maria Neira im Gespräch mit der dpa. Es sei gegen jede Vernunft, bei jetzt schon sieben Millionen Todesfällen durch Luftverschmutzung, Hunderttausenden Hitzetoten und Krankenhäusern voller chronisch Kranker Szenarien jenseits von 1,5 Grad überhaupt zu erwägen. Bei einem blutenden Patienten würde man ja auch nicht die Wunden weiter aufreißen.

Aktivisten stören russische Klima-Veranstaltung

Die erste öffentliche Veranstaltung Russlands bei der Weltklimakonferenz wurde gestört. "Sie sind verachtenswert! Sie verdienen keinen Respekt!", rief eine Frau bei dem Termin am Dienstagabend. "Sie sind Kriegsverbrecher", rief eine andere, ehe UN-Sicherheitsleute sie aus dem Saal eskortierten. "Sie töten Menschen, sie werfen Bomben", rief eine weitere.

Brasilien bot sich den Vereinten Nationen als Gastgeber der Weltklimakonferenz im Jahr 2025 an. Darüber werde er mit UN-Generalsekretär António Guterres sprechen, schrieb der gewählte Präsident Luiz Inácio Lula da Silva auf Twitter. Das Treffen solle im Amazonasgebiet stattfinden. Die nächste Klimakonferenz, die COP28 Ende 2023, ist an die Vereinigten Arabischen Emirate vergeben. Wo die Konferenz 2024 stattfindet, ist noch offen.

16.11. Warnung vor mehr psychischen Erkrankungen - "Klima geht ins Gehirn"

Im Zuge des Klimawandels könnten mehr Menschen als bisher von psychischen Belastungen und Erkrankungen betroffen sein. Fachleute warnten am Mittwoch in Berlin vor einem insgesamt erhöhten psychiatrischen Versorgungsbedarf im Kontext von Wetter- und Umweltveränderungen. "Der Klimawandel gefährdet die psychische Gesundheit. Das Gesundheitssystem ist darauf nicht vorbereitet", schreibt eine Expertengruppe der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in ihrer "Berliner Erklärung". Bei der Vorstellung am Mittwoch forderten sie die Politik zu sofortigem Handeln auf.

"Klimaschutz bedeutet psychische Gesundheit. Klimawandel das Gegenteil", sagte Mazda Adli, Chefarzt der Fliedner Klinik Berlin, der zur Expertengruppe gehört. Einer Metaanalyse zufolge gebe es mit jedem Grad Erderwärmung ein 0,9 Prozent höheres Risiko für psychische Erkrankungen, heißt es in einem DGPPN-Positionspapier. Schon heute erfüllen nach DGPPN-Angaben bundesweit knapp 28 Prozent der Erwachsenen im Zeitraum eines Jahres die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Am häufigsten seien Angststörungen, Depressionen und Störungen durch Alkohol- oder Medikamentengebrauch.

Was kommt im Zuge des Klimawandels hinzu? Mehr Angsterkrankungen, mehr Depressionen, mehr Traumafolgen, mehr Suizide, sagte Adli. "Das Klima geht ins Gehirn." Wer bereits eine psychische Erkrankung habe, sei dem Klimastress in besonderer Weise ausgeliefert. Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin, nannte als verletzliche Gruppen darüber hinaus Frauen, Menschen mit schwachen sozialen Netzwerken und solche mit niedrigem sozioökonomischem Status.

Als direkte Folge des Klimawandels werden im Papier zum Beispiel posttraumatische Belastungsstörungen genannt, die Menschen nach Katastrophen wie einem Hurrikan betreffen können. Es geht aber etwa auch um den Einfluss von Feinstaubbelastung: Dieser schade keineswegs nur der Lunge. "Schmutzige Luft sorgt für schwere psychische Krankheit", sagte Adli.

Hinzu kommen indirekte Folgen, die "zusätzlich massive psychische Risiko- und Belastungsfaktoren" darstellen, wie es hieß. Gemeint sind etwa Konflikte um Ressourcen wie Trinkwasser und Flucht wegen zerstörter Lebensräume.

Dauerhafte Ängste, die manche Menschen wegen der Umweltzerstörung hätten, beeinträchtigten letztlich die Resilienz (psychische Widerstandskraft) und die Anpassungsfähigkeit, sagte Adli. Von Ängsten seien insbesondere junge Menschen betroffen. "Und als Psychiater, der normalerweise Ängste lindert, muss ich sagen: Diese Ängste sind berechtigt." Letztlich werde der soziale Zusammenhalt beeinträchtigt, was die Debatte um Klimaaktivisten der "Letzten Generation" nur zu gut zeige.

Die Fachleute schildern auch neue Begriffe: Klimaangst (climate anxiety) und Solastalgie (Trauer um verlorenen Lebensraum). Charité-Experte Heinz wertete sie als "ernstzunehmende psychische Belastungsfaktoren".

Den Experten ist die Botschaft wichtig, dass Menschen nicht hilflos ausgeliefert seien, sondern etwas tun könnten. Sie fassen sich auch an die eigene Nase, wie es Meyer-Lindenberg formulierte, und stellten eine Selbstverpflichtung vor. Unter anderem soll die Psychiatrie nachhaltig und klimaneutral gemacht werden.

16.11. Planungsminister Pakistans: "Klimawandel ist Wirklichkeit geworden"

Die Schreckensszenarien von den verheerenden Folgen des Klimawandels sind in Pakistan nach den Worten von Planungsminister Ahsan Iqbal bereits bittere Realität. "Der Klimawandel ist keine Fiktion mehr, er ist Wirklichkeit geworden", sagte Iqbal am Mittwoch bei der Weltklimakonferenz in Scharm el Scheich. Die Erderwärmung habe "Verwüstung bei den Ärmsten der Armen angerichtet - und damit eine menschliche Tragödie." Diese Entwicklung werde sich nur noch verstärken. "Es wird regnen, wenn wir keinen Regen brauchen, und nicht regnen, wenn wir Regen brauchen."

In Pakistan hatten Überschwemmungen in diesem Sommer gewaltige Zerstörungen angerichtet. In dem südasiatischen Land mit mehr als 225 Millionen Einwohnern kamen nach offiziellen Angaben 1600 Menschen ums Leben. Etwa ein Drittel des Landes stand unter Wasser. Millionen Menschen wurden obdachlos und unzählige Brücken, Straßen, Häuser, Felder, Kliniken und Krankenhäuser wurden zerstört oder beschädigt. 33 Millionen Menschen gelten als direkt betroffen. Die Weltbank schätzte den entstandenen Schaden auf mehr als 30 Milliarden Dollar.

"Pakistan hat den Preis gezahlt für etwas, das es nicht verursacht hat", sagte Iqbal. Das Land trage zur Erderwärmung "weniger als ein Prozent" bei, gehöre aber zu den verwundbarsten Ländern mit Blick auf klimabedingte Schäden. "Die Ärmsten der Armen zahlen diesen Preis." Sie seien getroffen worden von einer Katastrophe, für die sie nicht verantwortlich seien.

Deutschland verwies auf den globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken, den die G7-Staaten an den Start brachten. Unter anderem sei in dem Zusammenhang ein neues Projekt geplant, das eine bessere Analyse der Klimarisiken für pakistanische Behörden ermöglicht, kündigten Entwicklungsministerin Svenja Schulze und die pakistanische Klimaministerin Sherry Rehman an. Ein weiterer Schwerpunkt sei dabei der Ausbau sozialer Sicherungssysteme, damit betroffene Menschen in Pakistan besser mit Klima-Schocks umgehen können. Unter den weiteren Empfängerländern des Schutzschirms sind Bangladesch, Costa Rica und Ghana.

Pakistan zählt zu den Ländern, die bei der laufenden Klimakonferenz in Ägypten neue Zusagen reicher Staaten fordern, um klimabedingte Schäden in ärmeren Ländern auszugleichen. Ob bei der Konferenz, die offiziell bis Freitag läuft, ein neuer Geldtopf unter dem Dach der Vereinten Nationen geschaffen wird, ist unklar.

16.11. Mediziner: "Wenn das 1,5-Grad-Ziel stirbt, sterben unsere Patienten"

Auf der Weltklimakonferenz in Ägypten haben Medizinerinnen und Mediziner aus aller Welt Alarm geschlagen und die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels gefordert. "Die Klimakrise ist eine Gesundheitskrise", riefen die Ärztinnen, Pfleger und Medizinstudenten am Mittwoch am Rande der Verhandlungen. Bereits jetzt befinde sich die Welt in einem Gesundheitsnotstand. "Wenn 1,5 Grad stirbt, sterben auch unsere Patienten."

Die aus den Niederlanden, Indien, Malaysia, Südafrika und anderen Ländern angereisten Mediziner starben auf dem Gelände des Klimagipfels symbolische Tode - unter anderem an Hitzeschocks, Leberversagen, Luftverschmutzung oder Traumata durch Naturkatastrophen. Die Aktivisten forderten den schnellen Ausstieg aus fossilen Energien und schlossen sich der Forderung eines Vertrags über die Nichtverbreitung von Öl, Gas und Kohle an - in Anlehnung an den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (Atomwaffensperrvertrag).

15.11. Erste Eckpunkte für Abschlusserklärung stehen - Greenpeace ist "schockiert"

Erste Eckpunkte für die geplante Abschlusserklärung der UN-Klimakonferenz in Ägypten sind bei Umweltschützern auf Kritik gestoßen. Der Leiter des Greenpeace-Teams in Scharm el Scheich, Yeb Sano, äußerte sich "schockiert", dass der angesichts der Klimakrise unumgängliche Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle darin nicht einmal erwähnt werde. Es sei nicht glaubwürdig, dass der ägyptische Konferenz-Präsident Samih Schukri den Punkt einfach vergessen habe - trotz entsprechender Anregungen etwa aus Indien und der EU.

"Die Präsidentschaft wird alles in ihrer Macht stehende tun, um sicherzustellen, dass die Parteien sich einig werden", sagte Ägyptens Sonderbeauftragter für die COP27, Botschafter Wael Abulmagd. Es sei aber auch klar, dass die für Nachmittag geplanten, auf drei Stunden angesetzten Verhandlungen zu verschiedenen Punkten der Erklärung "langwierig" sein würden.

Das Mammuttreffen in Scharm el Scheich mit Vertretern von rund 200 Staaten soll am Freitag enden. In den vom ägyptischen Gastgeber zusammengetragenen Stichpunkten für eine Abschlusserklärung wird unter anderem erwähnt, dass dringend mehr Klimaschutz notwendig ist, um die Erderhitzung wie 2015 in Paris vereinbart auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Erwähnt wird auch das hochumstrittene Thema Schadenersatz für erlittene Verluste und Schäden (loss and damage), allerdings ohne die von ärmeren Staaten erhofften konkrete Zusagen.

Der US-Klimabeauftragte John Kerry hatte vor einigen Tagen auf Nachfrage gesagt, dass einige wenige Staaten das 1,5 Grad-Ziel in der Abschlusserklärung nicht erwähnen wollten. Ägypten wolle als Gastgeber sicher nicht für Rückschritte bei dem Thema stehen, sagte Kerry. "Es gibt bei jedem Thema abweichende Meinungen", sagte Botschafter Abulmagd nun zu dieser Frage. "Als Präsidentschaft liegt es in unserer Verantwortung, mit allen Parteien zu sprechen."

15.11. EU ist bereit zur Verschärfung ihres Klimaschutzplans

Die Europäische Union will nach den Worten von EU-Klimakommissar Frans Timmermans ihr bei den Vereinten Nationen hinterlegtes Sparziel für Treibhausgase verschärfen. Bislang plante die EU bis zum Jahr 2030 Einsparungen von mindestens 55 Prozent an klimaschädlichen Treibhausgasen im Vergleich zu 1990. Derzeit laufe es aber auf Einsparungen von mindestens 57 Prozent hinaus, sagte Timmermans bei der Weltklimakonferenz. Die EU sei bereit, ihr bei den UN gemeldetes Klimaziel so zu aktualisieren, dass es diesen größeren Ehrgeiz widerspiegele.

Bis dahin sind allerdings noch weitere Schritte nötig. So sollen zunächst relevante Gesetzesvorhaben aus dem europäischen Klimapaket "Fit for 55" verhandelt werden. Daraufhin müssen die EU-Staaten der Anhebung des bei den UN hinterlegten Klimaplans zustimmen. Timmermans betonte, man sei klar auf Kurs, um alle nötige Gesetzgebung bis Jahresende fertigzustellen. "Lassen Sie sich von niemandem erzählen, weder hier noch außerhalb, dass die EU einen Rückzieher macht", erklärte Timmermans. Trotz Russlands Invasion der Ukraine verfolge die EU ihre Klimapläne weiter.

15.11. Deutschland richtet neue Fördertöpfe für Wasserstoff im Ausland ein

Mit zwei neuen Fördertöpfen im Umfang von insgesamt 550 Millionen Euro will Deutschland den Aufbau der Wasserstoff-Wirtschaft im Ausland vorantreiben. Das kündigten Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze (SPD) und der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Stefan Wenzel (Grüne) an. Mit Hilfe der staatlichen Gelder sollen private Investitionen in einem wesentlich größeren Umfang angeschoben werden. Man hoffe, so am Ende auf insgesamt 2,5 bis 5 Milliarden Euro zu kommen, sagte Wenzel. Funktionieren soll das unter anderem, weil Investoren staatlich unterstützte Projekte als sicherer einstufen.

Schulze nannte Wasserstoff einen "echten Hoffnungsträger" und eine "Schlüsseltechnologie". In der Industrie kann er fossile Brennstoffe ersetzen. Als Abfallprodukt bleibt dann nicht mehr klimaschädliches Kohlendioxid übrig, sondern Wasser. Auch zur Speicherung von Energie kann Wasserstoff genutzt werden. Allerdings ist seine Gewinnung sehr energieaufwendig. Wenn dabei erneuerbare Energien etwa aus Wind oder Sonne genutzt werden, hat der so erzeugte grüne Wasserstoff aber eine sehr gute Klimabilanz.

Schulze bezeichnete grünen Wasserstoff als Schlüsseltechnologie bei der Abkehr von Kohle, Öl und Gas. "Viele Entwicklungsländer bieten beste Bedingungen für die Produktion, doch es besteht die Gefahr, dass sie trotzdem aus den Wertschöpfungsketten der Zukunft ausgeschlossen werden." Förderprogramme gebe es bisher vor allem in reichen Ländern. Das wolle man ändern. 

Bisher gibt es schon ein Förderprogramm für den Einkauf und damit für Wasserstoff-Importe nach Deutschland. Die neuen Geldtöpfe sollen von der Förderbank KfW verwaltet werden und den Aufbau einer globalen Wasserstoff-Wertschöpfungskette beschleunigen. Einer der beiden Fonds im Umfang von 250 Millionen Euro ist dabei für Wasserstoff-Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern vorgesehen und wird vom Ministerium für Entwicklungshilfe verantwortet. Der andere im Umfang von 250 Millionen Euro soll den Einsatz von Wasserstoff und die dafür nötige Infrastruktur insgesamt voranbringen und liegt in der Verantwortung des Wirtschaftsministeriums.

15.11. Großmutter fährt mit dem Fahrrad aus Schweden zur Klimakonferenz

Als Zeichen für stärkere Maßnahmen beim Klimaschutz ist eine 72-jährige Großmutter aus Schweden mit dem Fahrrad zur Weltklimakonferenz in Ägypten gefahren. "Ich hatte gehofft, dass ich den hochrangigen Leuten eine Botschaft senden kann", sagte Dorothee Hildebrandt der Deutschen Presse-Agentur am Rande der Konferenz. Sie habe auf der Strecke mehr als 8000 Kilometer zurückgelegt. "Wenn ich so etwas Unbequemes mache, haben die eine Verantwortung, Dinge zu tun, die auch unbequem und nicht leicht sind."

Die in Kassel geborene Mutter von vier Kindern und zweifache Großmutter war am 1. Juli aus Katrineholm südwestlich von Stockholm aufgebrochen. Mit ihrem rosafarbenen Fahrrad mit Elektromotor, das sie "Miss Piggy" taufte, fuhr sie unter anderem über Deutschland, Frankreich, die Schweiz, Ungarn, Kroatien, Bulgarien und die Türkei, wie Hildebrandt schildert. Von dort habe sie eine Fähre in den Libanon genommen und sei weiter bis nach Jordanien gefahren, ehe sie das letzte Stück nach Ägypten erneut per Fähre zurückgelegt habe.

Die vier Monate lange Reise beeindruckte offenbar auch Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi, der Hildebrandt empfing und ein Stück mit ihr durch Scharm el Scheich radelte. Beim Abschied sprach die 72-Jährige den Staatschef nach eigenen Angaben auf die in Ägypten faktisch verbotenen Proteste an. "Ich habe ihn gefragt, warum man hier nicht auf der Straße demonstrieren darf, weil in Glasgow war es ja friedlich." Al-Sisi habe geantwortet, das dürfe "jedermann" überall im Land. "Da dachte ich, naja, das passt ja nicht zu dem, was ich gelesen habe. Vielleicht weiß er es nicht besser."

15.11. Umweltorganisationen kritisieren neue Öl- und Gasprojekte in Afrika

Umweltorganisationen werfen Energiekonzernen vor, trotz der Klimakrise im größeren Stil Projekte zum Ausbau fossiler Energien in Afrika zu verfolgen. Der Bericht von Urgewald und anderen Organisationen identifiziert 200 Firmen, die in 48 Ländern des Kontinents nach neuen fossilen Brennstoffen suchen, diese erschließen oder Infrastruktur wie Flüssigas-Terminals, Öl-Pipelines oder Gas- und Kohlekraftwerke entwickeln. "Fossile Brennstoffe sind die Hauptursache für die Klimakrise und Afrika ist davon stärker betroffen als jeder andere Kontinent", kritisierte Omar Elmawi, Koordinator der "Stop East African Crude Oil Pipeline" (EACOP)-Kampagne anlässlich der Weltklimakonferenz.

Der Bericht stützt sich auf Daten der öffentlichen Datenbank Gobal Oil und Gas List (GOGEL) von Urgewald. Genannt wird unter anderem der französische Ölmulti Totalenergies. Auch die staatliche algerische Öl- und Gasgesellschaft Sonatrach und der italienische Ölkonzern Eni zählen nach Einschätzung des Berichts zu den Großen bei der Erkundung und Förderung von Erdöl und Erdgas in Afrika. Zwar ist die Zahl der geplanten Kohlekraftwerke in Afrika dem Bericht zufolge in den vergangenen vier Jahren gesunken. In elf Ländern seien aber neue Kohlekraftwerke, Kohlebergwerke oder Infrastrukturmaßnahmen für den Transport geplant beziehungsweise in der Entwicklung. In neun Ländern werden demnach 70 neue Kohleminen erschlossen oder bestehende erweitert.

Die Umweltorganisationen werfen Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften vor, Unternehmen zu finanzieren, die auch neue fossile Projekte in Afrika vorantreiben. Mit Stand Juli 2022 hielten demnach mehr als 5000 institutionelle Investoren Aktien und Anleihen im Gesamtwert von etwa 109 Milliarden Dollar (rund 106 Mrd. Euro) an diesen Firmen. Zugleich vergaben Geschäftsbanken dem Bericht zufolge zwischen Januar 2019 bis Juli 2022 geschätzt etwa 98 Milliarden Dollar als Konsortialkredite (44 Mrd.) und als so genannte Underwriting-Mandate (54 Mrd.), bei dem sich der Konsortialführer zur Durchführung eines Kreditgeschäfts verpflichtet.

14.11. "Müssen einen Gang hochschalten": Gastgeber zieht ernüchternde Zwischenbilanz

Zum Auftakt der entscheidenden zweiten Woche der Weltklimakonferenz ziehen die ägyptischen Gastgeber eine ernüchternde Bilanz. In entscheidenden Fragen hätten die Teilnehmerstaaten noch keine Fortschritte gemacht, sagte Konferenz-Präsident Samih Schukri. "Wir müssen einen Gang hochschalten", appellierte der Außenminister. Um ein ordnungsgemäßes Ende der zunächst bis Freitag laufenden Konferenz sicherzustellen, erwarte er, dass bis Mittwochabend nur noch "sehr wenige Fragen offen sind". Am Donnerstag solle dann die Arbeit zusammengeführt werden. "Die Zeit ist nicht auf unserer Seite und die Welt blickt auf uns", sagte Schukri. "Lassen Sie uns an die Arbeit gehen."

Der Vorsitzende des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Olaf Bandt, beklagte: "Anstatt der Klimakrise konstruktiv und solidarisch zu begegnen, bewegen wir uns rückwärts und viel zu zögerlich. Stand jetzt fahren die Staaten, die am stärksten von den Folgen der Klimakrise betroffen sind, frustriert und hilflos nach Hause. Das darf nicht geschehen." Bei der Konferenz wollen sich Vertreter von knapp 200 Staaten auf weitere gemeinsame Schritte gegen die Erderwärmung verständigen.

14.11. Neubauer wirft USA Klima-Heuchelei vor und konfrontiert John Kerry

Die deutsche Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer hat den US-Sondergesandten John Kerry bei einem Gang über das Gelände der UN-Klimakonferenz mit kritischen Fragen konfrontiert. Wie es zusammenpasse, dass die USA das 1,5-Grad-Ziel von Paris hochhalten und zugleich die amerikanische Öl- und Gasindustrie weiter expandieren wolle, wollte 26-Jährige wissen, wie ein von ihr veröffentlichtes Video zeigt.

Der 78 Jahre alte Diplomat sagte dazu, die fossile US-Industrie werde nur so viel produzieren, um während des notwendigen Übergangs einen Wirtschafts-Crash zu verhindern. Es gebe keine Pläne, zusätzliche Kapazitäten aufzubauen - was Neubauer, die zur Bewegung Fridays for Future gehört, in dem Video mit einem Untertitel als "unwahr" versah. Kerry versicherte auch, sein Land werde aus der Kohle aussteigen und im Jahr 2035 kein Gas mehr verbrauchen.

Neubauer, die den Grünen angehört, schrieb zu dem Video, die USA agierten heuchlerisch auf der COP27 in Scharm el Scheich. "Die Expansion von Öl und Gas bedroht jedes einzelne Klimaschutzziel, und einer der größten Treiber dahinter sind die USA und ihr Geld. Und die Menschen sollten das wissen."

14.11. UN-Nothilfebüro: Arme Länder brauchen Unterstützung in der Klimakrise

Auf der Welklimakonferenz in Ägypten hat das UN-Nothilfebüro OCHA eindringlich an die reichen Staaten appelliert, ärmere Länder im Kampf gegen die fatalen Folgen der Erderhitzung zu unterstützen. Dabei gehe es um Investitionen in eine noch mögliche Anpassung an den Klimawandel und um Ausgleichszahlungen für unabwendbare Klimaschäden, schrieb das UN-Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten auf Twitter. "Dies ist eine Frage der Solidarität und der Gerechtigkeit."

Das Nothilfebüro verwies darauf, dass die entwickelten Länder für 80 Prozent des weltweiten Ausstoßes an klimaschädlichen Treibhausgasen verantwortlich sind. Dagegen seien die Menschen am Horn von Afrika nur für 0,1 Prozent dieser Emissionen verantwortlich, müssten aber "den Preis für die Klimakrise zahlen". Die Region leidet nach UN-Angaben unter der längsten und schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten, die sich allen Prognosen zufolge auch 2023 fortsetzen dürfte. Direkt betroffen sind demnach mehr als 20 Millionen Menschen in Äthiopien, Kenia und Somalia. Allein 7,5 Millionen Kinder seien akut unterernährt.

14.11. Deutschland rutscht in Klimaschutz-Ranking ab

Im Rennen um den weltweit besten Klimaschutz ist Deutschland leicht zurückgefallen. Im neuen Klimaschutz-Index 2023 liegt die Bundesrepublik auf Rang 16 - nach Platz 13 im Vorjahr. Bewertet wurden die Bemühungen von 59 Ländern und der EU. Herausgegeben wurde der Index von den Umweltorganisationen Germanwatch und Climate Action Network sowie dem NewClimate Institute. Er erfasst 92 Prozent aller klimaschädlichen Treibhausgasemissionen.

Wie schon in den Vorjahren bleiben die ersten drei Plätze leer - weil den Autoren zufolge kein Land genug für den Klimaschutz macht, um in allen Kategorien eine sehr gute Bewertung zu erzielen. Dänemark führt zum zweiten Mal in Folge das Ranking an, gefolgt von Schweden, Marokko, Chile, Indien sowie Estland und Norwegen. Deutschland erhält im Klimaschutzindex ein gutes Rating bei den Treibhausgasemissionen. Doch in puncto erneuerbare Energie, Energienutzung und Klimapolitik reicht es nur für ein "mäßig". Die Expertinnen und Experten schreiben, Hauptgründe für die insgesamt schlechtere Bewertung seien "der verlangsamte Ausbau von erneuerbaren Energien bis 2020 und der hohe Anstieg der Emissionen im Verkehrssektor im Jahr 2021".

Ausdrücklich rügen die Fachleute auch die Reaktion der Bundesregierung auf die vom Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise - etwa dass sich Deutschland an Länder wie Senegal oder Kolumbien wendet, um dort die Suche nach neuen Gasreserven bzw. einen zusätzlichen Kohleabbau zu unterstützen. Die Fachleute fordern von der Regierung auch einen schnelleren Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle, keine weiteren Subventionen für diese fossilen Brennstoffe und eine verstärkte Förderung erneuerbarer Energieträger. Kurz vor dem Start der UN-Beratungen in Ägypten hatte auch der unabhängige Expertenrat die deutschen Klimaschutzbemühungen als unzureichend bemängelt. Ihr Fazit: Unwahrscheinlich, dass Deutschland sein Ziel noch schaffen kann, den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 65 Prozent zu senken, im Vergleich zu 1990.

Laut dem Klimaschutzindex sind nur drei G20-Staaten unter den gut beurteilten Ländern: Indien, das sich um zwei Plätze auf Rang 8 verbessert, Großbritannien (11) und Deutschland (16). Insgesamt zwölf Länder erhalten ein schlechtes oder sehr schlechtes Rating. Kanada (Platz 58), Russland (59) und Saudi Arabien (62) zeigen die schlechteste Leistung innerhalb der G20. Die Experten erklären ernüchtert: "Die aktuelle Energiekrise zeigt deutlich die weltweite Abhängigkeit von fossilen Energien. Dabei sind erneuerbare Energien bereits heute wirtschaftlicher als neugebaute konventionelle Kraftwerke."

14.11. G7-Staaten starten Schutzschirm gegen Klimarisiken mit 60 stark betroffenen Ländern

Die wirtschaftsstarken G7-Staaten haben gemeinsam mit knapp 60 besonders verwundbaren Ländern einen globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken an den Start gebracht. Das Projekt, das Deutschland mit 170 Millionen Euro anschiebt, hatte Kanzler Olaf Scholz zu Wochenbeginn auf der COP27 angekündigt. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte, Ziel sei es, dass im Krisenfall schnell Hilfe bereitsteht. Es seien jedoch noch mehr Finanzzusagen weiterer Staaten nötig, das sei offensichtlich.

Zu den ersten Empfängerländern gehören nach Angaben des Berliner Entwicklungsministeriums Bangladesch, Costa Rica, Fidschi, Ghana sowie Pakistan und Senegal. Der Finanzminister Ghanas, Ken Ofori-Atta, sprach von einem "wegweisenden" Projekt. Er sitzt der V20-Staatengruppe vor, die besonders stark von Katastrophen wie Wirbelstürmen, Dürren oder Fluten betroffen ist, die im Zuge der Klimakrise häufiger werden. Der Allianz gehören inzwischen 58 Staaten in Afrika, Asien, im Pazifik und in Lateinamerika an, in denen etwa 1,5 Milliarden Menschen leben.

Schulze sagte: "Deutschland steht zu seiner Verantwortung, arme und verletzliche Staaten und ihre Menschen bei der Bewältigung von Verlusten und Schäden zu unterstützen." Das Thema, im UN-Jargon "loss and damage" genannt, ist ein Streitpunkt auf dem UN-Treffen: Arme Staaten, die wenig Treibhausgase ausstoßen, fordern in Scharm el Scheich vehement Schadenersatz der Industrieländer für unabwendbare Schäden im Zuge der Klimakrise.

Kritik am Schutzschirm kam von Umweltschützern, die von einem Ablenkungsmanöver sprachen, weil es nach ihrem Eindruck viel um die Finanzierung von Versicherungen gehen soll. Teresa Anderson von ActionAid International sagte, reiche Staaten des Nordens wollten wohl ihre eigenen Versicherungskonzerne subventionieren. Dies gehe vorbei an den Bedürfnissen der Gesellschaften an der "Frontlinie der Klimakrise". Harjeet Singh vom Climate Action Network betonte, es bleibe bei der Forderung nach einem Geldtopf unter dem Dach der UN. 

Schulze sagte, es gehe den G7 bei dem Schirm nicht um Taktik, und schon gar nicht darum, formelle UN-Verhandlungen über Verluste und Schäden zu verhindern. Das Projekt sei auch nicht die die alleinige Lösung. Möglich würden aber maßgeschneiderte Lösungen für jedes Land - etwa die Stärkung von Sozialsystemen, Versicherungslösungen oder auch schnelle Finanzhilfe, etwa für den Aufbau einer zerstörten Brücke.

14.11. Schaden durch Dürren, Fluten und Erdrutsche wächst in Asien rasant

In Asien wächst der Schaden durch wetterbedingte Katastrophen wie Dürren, Überschwemmungen und Erdrutsche rasant. Die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf beziffert die wirtschaftlichen Schäden für das Jahr 2021 auf 35,6 Milliarden Dollar (34,4 Mrd Euro). Die Auswirkungen des Klimawandels forderten einen immer höheren menschlichen, finanziellen und ökologischen Tribut, verschlimmerten die Ernährungsunsicherheit und die Armut und behinderten die nachhaltige Entwicklung, berichtete die WMO bei der Weltklimakonferenz. Verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2020 hätten die wirtschaftlichen Schäden durch Erdrutsche um 147 Prozent zugenommen, durch Dürren um 63 Prozent und durch Überschwemmungen um 23 Prozent. Studien zeigen, dass es solche Naturkatastrophen zwar immer schon gab, sie durch den Klimawandel aber häufiger und heftiger werden.

Die WMO ist besorgt über den Gletscherrückgang im Himalaya und im Hochland von Tibet, wo das größte Eisvolumen außerhalb der Polarregionen liegt. Die Gletscher hätten wegen der besonders warmen und trockenen Monate 2021 stark an Masse verloren. Das Schmelzwasser versorgt Hunderte Millionen Menschen in Asien mit Trinkwasser. Sollten die Gletscher weiter so rasant zurückgehen, sei dies eine Bedrohung für künftige Generationen, heißt es in dem Bericht. Die Durchschnittstemperatur über Asien lag nach dem neuen WMO-Klimazustandsbericht Asien für das Jahr 2021 um 0,86 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010. 2020 war das bislang heißeste, 2021 eines der sieben heißesten Jahre.

Die höchsten wirtschaftlichen Schäden durch Überschwemmungen meldete China mit 18,4 Milliarden Dollar, gefolgt von Indien (3,2 Milliarden Dollar). Bei Sturmschäden verzeichnete Indien mit 4,4 Milliarden Dollar die höchsten Schäden, gefolgt von China (3 Milliarden Dollar).

13.11. Schulze: Soziale Sicherheit hilft Klimaschocks abzufedern

Zu einem erfolgreichen Kampf gegen die Erderwärmung gehören aus Sicht von Entwicklungsministerin Svenja Schulze auch soziale Sicherungsinstrumente in gefährdeten Staaten für den Krisenfall. "Soziale Sicherheit ist die beste Krisenvorsorge. Das hat die Pandemie gezeigt. Und das gilt auch für den Umgang mit Klimaschocks", sagte die SPD-Politikerin. Zugleich sei soziale Sicherheit auch Voraussetzung dafür, dass sich Gesellschaften auf die nötige "Klima-Transformation" einlassen. "Gespaltene Gesellschaften lösen keine kollektiven Probleme", sagte sie.

Schulze will sich nach eigenen Angaben bei dem Mammuttreffen in Scharm el Scheich gemeinsam mit Entwicklungsländern für konkrete Lösungen beim Klimaschutz engagieren - und auch für eine bessere Anpassung an den Klimawandel und den Umgang mit unabwendbaren Klimaschäden etwa durch Dürren, Stürme oder Überschwemmungen.

Zu Beginn besucht die Ministerin heute im Nildelta Projekte zum Umgang mit dem Klimawandel. Hier sei zu sehen, wie dramatisch der Klimawandel wirke. Schulze sagte: "Eine der fruchtbarsten, am dichtesten besiedelten Regionen der Welt, das Nildelta, wird durch Wasserknappheit, den steigenden Meeresspiegel und Versalzung bedroht." Es geht nach ihren Worten ganz konkret darum, ob Millionen Menschen in der Region künftig noch Nahrung und Wohnraum finden.

12.11. Greenpeace: Reiche Länder blockieren Klimahilfen für ärmere Staaten

Die Diskussion über die Finanzierung klimabedingter Schäden in ärmeren Ländern droht bei der diesjährigen Weltklimakonferenz in Streit auszuarten. Nach Einschätzung der Umweltorganisation Greenpeace blockieren mehrere reiche Länder Fortschritte bei dem Thema, darunter die USA, Großbritannien und Australien. Yeb Saño, der die Greenpeace-Delegation bei Konferenz in Ägypten leitet, sprach von einer "enttäuschenden aber nicht überraschenden" Botschaft und Verzögerungstaktik.

Unter dem Begriff der "Schäden und Verluste" wird diskutiert, wie die Folgen des Klimawandels in ärmeren Ländern, die oft weniger zu Schäden beigetragen haben, gemeinsam geschultert werden können. Meist werden darunter Schäden von Extremwetterereignissen sowie Folgen von langsamen Veränderungen verstanden, etwa steigende Meeresspiegel und fortschreitende Wüstenbildung. Es geht um Folgen jenseits dessen, woran Menschen sich anpassen können, oder um Situationen, in denen die Mittel für eine Anpassung fehlen.

Bei der in Ägypten laufenden COP27 würden mehrere reiche Staaten für eine Einigung nicht vor dem Jahr 2024 plädieren, berichtete Greenpeace aus den Verhandlungen. Sie wollten keine Garantie geben, dass im Rahmen der UN-Klimaverhandlungen neue oder zusätzliche Mittel in einem speziellen Fonds mobilisiert würden. Darunter seien auch die Schweiz, Kanada, Norwegen und Neuseeland.

12.11. Entwicklungsministerin Schulze fordert mehr Hilfen für von Klimafolgen getroffene Länder

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) verlangt mehr Hilfen für arme Länder, die unter Folgen des Klimawandels leiden. So müssten sich mehr Staaten an dem geplanten Schutzschirm beteiligen, sagte Schulze, die heute selbst zur Weltklimakonferenz nach Scharm el Scheich in Ägypten reist, der "Süddeutschen Zeitung". "Noch mehr Industriestaaten müssen dazukommen", forderte sie, "oder auch große Verursacher wie China". Gemeinsam mit der Gruppe der 20 besonders gefährdeten Staaten will Schulze zu Beginn der zweiten Verhandlungswoche am Montag den "Globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken" an den Start bringen. Aus dem neuen Finanztopf sollen schnelle Hilfe an Leidtragende klimabedingter Katastrophen fließen.  

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte den Schutzschirm vor wenigen Tagen bei der Klimakonferenz vorgestellt. Das Büro dafür soll in Frankfurt am Main entstehen, Deutschland stellt 170 Millionen Euro als Anschubfinanzierung zur Verfügung. Welche Länder sich sonst noch mit wie viel Geld beteiligen, ist unklar. Die besonders stark von Katastrophen wie Wirbelstürmen, Dürren oder Fluten betroffenen Ländern haben sich bereits vor einigen Jahren in der V20 organisiert, der inzwischen 58 Staaten in Afrika, Asien, im Pazifik und in Lateinamerika angehören.

Der Schutzschirm solle helfen, gegenüber Entwicklungsländern Glaubwürdigkeit zu erlangen. "Vertrauen baut man auf, indem man tut, was man sagt", sagte Schulze. Zugleich verteidigte die SPD-Politikerin die Pläne einiger Entwicklungsländer, neue Gasvorkommen zu erschließen. "Was besser daran sein soll, Gas teuer aus Russland zu kaufen, statt es selbst aus dem Boden zu holen, das hat mir noch keiner erklären können", sagte Schulze. "Die Haltung, einfach zu sagen, für uns ist es okay, aber für euch nicht - das ist schon grenzwertig." Lieber wolle man Staaten dabei unterstützen, sich auf den Weg zur Klimaneutralität zu machen.

12.11. Hunderte demonstrieren gegen schmutzige Energieträger

Im Rahmen eines weltweiten Aktionstages haben einige Hundert Menschen bei der Weltklimakonferenz in Ägypten gegen die Nutzung schmutziger Energiequellen protestiert. Mit Sprüchen und Schildern forderten ein Ende fossiler Energieträger und der Erschließung neuer Gasquellen in Afrika. Zudem verlangten sie Ausgleichszahlungen für Klimaschäden in ärmeren Ländern. "Die Meeresspiegel steigen, und wir begehren auf", skandierten sie bei einem Marsch über das Konferenzgelände.

Der Protest war der bisher größte seit Beginn der COP27 und sehr klein im Vergleich zur Demonstration vor einem Jahr bei der COP26 in Glasgow. Im Zuge des globalen Aktionstages zogen damals Zehntausende Demonstrantinnen und Demonstranten durch die schottische Stadt. Mit Bannern, Flaggen und Schildern forderten sie mehr Klimagerechtigkeit für Menschen in ärmeren Weltregionen.

In Ägypten ist die Meinungs- und Versammlungsfreiheit extrem eingeschränkt, Proteste sind faktisch verboten. Die Aktion am Samstag fand auf dem Konferenzgelände unter UN-Aufsicht statt. Der Protest sei genehmigt und die Teilnahme "absolut sicher", hieß es von den Veranstaltern vorab. Proteste außerhalb des UN-Bereichs sind nach Anmeldung zu bestimmten Uhrzeiten in einer speziell ausgewiesenen Zone erlaubt. Mit beim Protest waren auch führende jugendliche Aktivistinnen und Aktivisten wie Vanessa Nakate, Mitzi Jonelle Tan und die Deutsche Luisa Neubauer. Auch die bekannte ägyptische Demokratieaktivistin Sanaa Saif nahm teil.

12.11. Abholzung des Amazonas auf Extremwert

Im brasilianischen Amazonasgebiet sind allein im Oktober rund 904 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt worden. Dies teilte das Nationale Institut für Weltraumforschung (Inpe) unter Berufung auf vorläufige Zahlen mit. Es ist dem brasilianischen Nachrichtenportal "G1" zufolge der höchste Wert für den Monat Oktober seit dem Jahr 2015. Das Inpe wertet Satellitenbilder aus.

Das brasilianische Amazonasgebiet, das als wichtiger CO2-Speicher gilt, erstreckt sich über neun brasilianische Bundesstaaten und entspricht flächenmäßig der Größe Westeuropas. "Der Schutz des Amazonasgebiets ist entscheidend im Kampf gegen die Klimakrise", sagte André Freitas von Greenpeace Brasilien."Ohne intakten Regenwald ist das Weltklima bedroht."

Abholzung und Brände sind nach einem früheren Rückgang in der Amtszeit des gerade abgewählten rechtsgerichteten Präsidenten Jair Bolsonaro wieder sehr stark angestiegen. Umweltschützer und Klima-Aktivisten hoffen, dass die Rate unter der künftigen Regierung von Luiz Inácio Lula da Silva sinken wird. "Die neue Regierung steht vor einer großen Herausforderung. Aber wenn Brasilien wieder eine Führungsrolle in der globalen Klimadebatte übernehmen will, muss es dringend Maßnahmen ergreifen", sagte Freitas.

Lula von der linken Arbeiterpartei kündigte für kommende Woche seine Teilnahme am Weltklimagipfel in Ägypten an. Auch eine Delegation brasilianischer Indigener nimmt bereits an dem Gipfel teil. "Wir wollen auf unsere Situation aufmerksam machen und das Gespräch suchen, um Hoffnung auf das Morgen zu haben", sagte der junge indigene Aktivist Janio Kaiowá der Deutschen Presse-Agentur. Lula galt in seiner früheren Amtszeit von Anfang 2003 bis Ende 2010 zwar nicht als Grüner, hat jetzt allerdings versprochen, den Umwelt- und Klimaschutz künftig zu stärken.

11.11. "Klimahölle abwenden": Biden verspricht Einhaltung der US-Klimaziele

US-Präsident Joe Biden hat vor der Weltklimakonferenz versprochen, das ausgerufene Klimaschutzziel der USA einzuhalten und entschlossen gegen die Erderwärmung zu kämpfen. "Die USA werden ihr Emissionsziel bis 2030 erreichen", sagte Biden. Sein Land sei auf gutem Weg, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 50 bis 52 Prozent unter das Niveau von 2005 zu drücken. Eile sei geboten, denn die vergangenen acht Jahre seien die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Zudem kündigte der Präsident an, dass die USA, Deutschland und die EU die Energiewende in Ägypten mit 500 Millionen Dollar unterstützen werden.

Biden sagte: "Wir eilen voran, um unseren Teil dazu beizutragen, die Klimahölle abzuwenden, vor der der UN-Generalsekretär Anfang dieser Woche so leidenschaftlich gewarnt hat." Der UN-Chef António Guterres hatte am Montag gesagt: "Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle - mit dem Fuß auf dem Gaspedal."

Der US-Präsident verwies auf die schlimmen Folgen der Erderhitzung, die schon jetzt weltweit für Verwüstungen sorgen: Dürren, Wirbelstürme und Waldbrände in den USA, die Hungerkrise in Ostafrika oder verheerende Überschwemmungen in Ägypten und Nigeria. Seine Regierung sei in den vergangenen zwei Jahren "beispiellose Schritte" gegangen, um die Klimakrise zu bekämpfen. Er stellte dabei insbesondere das sogenannte Inflationsbekämpfungsgesetz heraus, das der US-Kongress im August beschlossen hatte. Damit sollen für den Klimaschutz in den kommenden zehn Jahren rund 370 Milliarden Dollar (358 Mrd Euro) investiert werden.

Kritiker halten dem entgegen, dass die USA rein mengenmäßig der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen sind, hinter China. Zudem haben sie einen der höchsten CO2-Ausstöße pro Kopf, sind größter Ölproduzent und auch größter Ölverbraucher. Die von der Erderhitzung verursachten Schäden treffen dagegen vor allem Entwicklungsländer in ärmeren Teilen der Welt am härtesten, die kaum Klimagase ausstoßen.

11.11. Aktivistin Neubauer nennt Möglichkeit zum Protest eine "Shitshow" 

Die Möglichkeit zum Protest bei der Weltklimakonferenz in Ägypten ist nach Worten der führenden deutschen Aktivistin von Fridays for Future eine "Shitshow". "Es ist komplett absurd. Das ägyptische Regime spricht hier davon, die Jugend zu stärken, will sich als offen und frei inszenieren und meint allen Ernstes damit durchzukommen. Das macht viele von uns hier sehr wütend", sagte Neubauer der Deutschen Presse-Agentur. Hinter den Vereinten Nationen, die das Konferenzgelände kontrollieren, sei der "ganze ägyptische Apparat" erkennbar. Es sei das "Wirken einer Diktatur", sagte Neubauer.

Einige Aktivisten der Klimabewegung Fridays for Future protestierten am Freitag auf dem Konferenzgelände. Eine kleinere Gruppe vorwiegend junger Leute forderte dabei ein Ende des "Blablabla" und Zusagen bei der Finanzierung von Klimaschäden in ärmeren Ländern. "Zeigt uns das Geld", stand auf einem Schild geschrieben. Auf einem anderen stand: "Wir befinden uns in einem Gesundheits-Notfall". Zum Protest erschienen auch einige ägyptische Sicherheitsleute in Zivilkleidung und filmten den Protest. Zu Zwischenfällen kam es am Freitag nicht.

In Ägypten sind die Meinungs- und Versammlungsfreiheit extrem eingeschränkt. Proteste sind faktisch verboten. Außerhalb des Konferenzgeländes, das unter UN-Aufsicht steht, sind Demonstrationen nach Anmeldung und zu bestimmten Uhrzeiten in einer abgelegenen, speziell ausgewiesenen Zone erlaubt.

Auch die Unterbringung vor Ort sei eine Form der Einschräkung, sagte Neubauer. Bei der COP26 in Glasgow habe die Gruppe "bei tollen Leuten übernachtet. Da haben wir gefrühstückt, da konnten wir kochen, einkaufen. Hier geht das nicht, es gibt hier in Scharm keine wirkliche Zivilgesellschaft." Angesichts von Preisen in der Stadt von bis zu 500 Euro pro Nacht sei die Teilnahme für viele "unbezahlbar, wir sind auf Spenden angewiesen." Ihre Reisegruppe habe am Vorabend an ihrer Rezeption auch nach Trinkwasser gefragt - vergeblich.

11.11. USA, EU und Partner verpflichten sich, Treibhausgas-Ausstoß bei Öl- und Gasförderung "dramatisch" zu senken

Die USA, die Europäische Union, Japan und Kanada sowie weitere Partner haben sich auf der Weltklimakonferenz in Ägypten dazu verpflichtet, den Ausstoß von Treibhausgasen bei der Öl- und Gasförderung "dramatisch" zu reduzieren. Dies gaben die beteiligten Staaten kurz vor einer Rede des US-Präsidenten Joe Biden auf dem Treffen in Scharm el Scheich bekannt.

Insbesondere der Ausstoß des hochwirksamen Treibhausgases Methan ist dabei im Fokus. Reduziert werden soll unter anderem das bisher routinemäßige Abfackeln; auch Lecks in den Förder- und Produktionsanlagen sollen aufgespürt und gestopft werden. Ziel sei es, auf diese Weise die Erderhitzung bis Mitte des Jahrhunderts um ein Zehntelgrad abzumildern.

Das Bündnis, zu dem auch Norwegen, Großbritannien und Singapur gehören, betonte zudem die Notwendigkeit, den Übergang zu einer "sauberen" Energieerzeugung zu beschleunigen. Denn eine Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle mache die Staaten verletzlich für "Marktschwankungen und geopolitische Herausforderungen", hieß es - wohl mit Blick auf die Energiekrise und ausbleibende Kohle- und Gaslieferungen aus Russland infolge des Ukraine-Kriegs.

11.11. Allianz von Staaten will klimafreundliche Technik zugänglicher machen

Eine Allianz von Staaten mit der Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung hat am Rande der Weltklimakonferenz einen Aktionsplan vorgestellt, um innerhalb von zwölf Monaten umweltfreundliche Technologien weltweit billiger und leichter zugänglich zu machen. Hinter der sogenannten "Breakthrough Agenda" stehen unter anderem die westlichen Wirtschaftsmächte der G7, die EU-Kommission, Indien, sowie Ägypten und führende internationale Organisationen. Es gehe darum, die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase in Schlüsselbereichen wie Energieerzeugung, Transport, Stahlproduktion sowie die Landwirtschaft schneller zu senken. Der US-Klimabeauftragte John Kerry erklärte, die Agenda beschleunige den Kampf gegen die Klimakrise in diesem entscheidenden Jahrzehnt.

11.11. Empörung über Coca-Cola als Sponsor der Klimakonferenz

Gesundheitsorganisationen und Umweltschützer empören sich, dass Coca-Cola bei der UN-Klimakonferenz in Ägypten einer der Hauptsponsoren ist. In einem offenen Brief von 60 Gesundheitsorganisationen an die Vereinten Nationen heißt es: "Coca-Cola ist der größte Plastik-Verschmutzer der Welt, dessen Produkte in Verbindung gebracht werden mit Fettleibigkeit, schlechter Zahngesundheit und nicht-übertragbaren Krankheiten wie Krebs und Diabetes."

Weiter hieß es in dem Schreiben, künftig müsse das Klimasekretariat UNFCC den Einfluss aller Unternehmen auf Klimakonferenzen begrenzen, die der Umwelt und der Gesundheit schadeten. "Es ist unvereinbar mit den Zielen der Klimaschutz-Verhandlungen, wenn Unternehmensvertreter eine solch herausgehobene Plattform erhalten für das Greenwashing ihrer Reputation." Mit Greenwashing sind Strategien gemeint, mit denen sich Unternehmen oder Staaten wahrheitswidrig als besonders umweltfreundlich darstellen.

Schon seit Jahrzehnten werde eine faktenbasierte Gesundheitspolitik unter anderem von der Tabak- und Alkoholindustrie sowie auch von Herstellern ultra-verarbeiteter Lebensmittel blockiert, verzögert und untergraben, hieß es weiter. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem die Welt-Adipositas-Gesellschaft, das Health Climate Network und das George Institute für Globale Gesundheit.

Die Umweltschützer der Environmental Justice Foundation schrieben auf Twitter: "Coca-Colas Plastik-Verschmutzung zieht sich an Stränden entlang, bedeckt das Meer und erstickt einzigartige Wildnis. Sie haben keinen Platz auf der COP27." Es sei Zeit, "Verschmutzer" von den Klimaverhandlungen auszuschließen.

11.11. Klimaschützende: Biden muss Schadenersatz für arme Staaten zusagen

Vor dem Auftritt von US-Präsident Joe Biden auf der Weltklimakonferenz in Ägypten fordern Umweltschützer, dass die amerikanische Regierung verbindlich zusätzliche Finanzhilfen als Schadenersatz für Klimaschäden zusagt. Der Direktor von Powershift Africa, Mohamed Adow, sagte, die USA als historisch größter Verschmutzer der Atmosphäre müssten einen solchen Topf für Ausgleichszahlungen anschieben und auch selbst Geld bereitstellen.

Sindra Sharma vom Climate Action Network sagte, diese Klimakonferenz müsse nach jahrelanger Debatte endlich Details zum Ausgleich für Verluste und Schäden, im UN-Jagon "loss and damage" genannt, konkret beschließen. Von den reichen Industriestaaten gebe es dazu aber weiter nur Lippenkenntnisse. Eddy Perez von CAN Kanada rügte, die entwickelten Industriestaaten wollten das Thema Schadenersatz offensichtlich erneut vertagen. Ein solches Ergebnis der Konferenz, die Ende kommender Woche enden soll, wäre aber "niederschmetternd", sagte er. Denn schon jetzt litten Millionen Menschen gerade in armen Staaten enorm unter Wetterextremen infolge der Erderhitzung.

Biden will am Nachmittag bei dem Mammuttreffen in Scharm el Scheich sprechen, zu dem etwa 45 000 Menschen registriert sind.

10.11. Globale Emissionen weiter auf Rekordniveau

Trotz drastischer Warnungen zur Klimakrise bleiben die globalen CO2-Emissionen auf Rekordniveau. Es gebe "keine Anzeichen für einen Rückgang", teilte eine Wissenschaftlergruppe mit, die den Forschungsbericht "Global Carbon Budget 2022" (GCB) verfasst hat. Die Gesamtemissionen - aus Landnutzung und Verbrennung fossiler Brennstoffe - dürften sich demnach in diesem Jahr auf 40,6 Milliarden Tonnen belaufen. Das ist nur wenig niedriger als der bislang höchste Wert aus dem Jahr 2019 (40,9 Milliarden Tonnen).

Den GCB-Bericht hat ein Team um Pierre Friedlingstein von der University of Exeter (Großbritannien) im Fachjournal "Earth System Science Data" veröffentlicht. Der von Menschen verursachte CO2-Ausstoß gilt als Hauptursache für die Klimaerwärmung. Daneben spielen auch andere Treibhausgase wie Methan und Lachgas eine Rolle. Sollten die CO2-Emissionen in den kommenden Jahren weiterhin so hoch bleiben, wird die Menge an CO2, die für eine 50-prozentige Chance zum Einhalten des 1,5-Grad-Ziels noch ausgestoßen werden darf, laut dem Bericht in neun Jahren verbraucht sein. Das Ziel sieht vor, die globale Erwärmung bis ins Jahr 2100 auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

"Wir sehen einige positive Entwicklungen, aber bei Weitem nicht die tiefgreifenden Maßnahmen, die jetzt eingeleitet sein müssten, um die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu halten", wird Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München, Mitautorin des Berichts, in einer Uni-Mitteilung zitiert. Zu den positiven Entwicklungen gehört, dass 24 Staaten – auch Deutschland – in den vergangenen Jahren trotz wirtschaftlichen Wachstums ihren CO2-Ausstoß verringert haben.

Dennoch liegt der weltweite CO2-Ausstoß durch die Nutzung von fossilen Brennstoffen in diesem Jahr dem Bericht zufolge bei voraussichtlich 36,6 Milliarden Tonnen. Das ist ein Prozent mehr als 2021 und ebenso viel höher als 2019, also vor der Coronavirus-Pandemie. Die Erhöhung ist den Forschern zufolge hauptsächlich auf den höheren Ölverbrauch durch den wieder gestiegenen Flugverkehr zurückzuführen. Die Emissionswerte für 2022 wurden aus Daten bis einschließlich Oktober auf das gesamte Jahr hochgerechnet. Insgesamt basiert der Bericht auf Daten globaler Messnetzwerke, Satellitendaten, statistischen Erhebungen und Modellrechnungen.

Dass der Gesamtwert der menschengemachten CO2-Emissionen 2022 etwas niedriger ausfällt als 2019 hängt mit dem geringeren CO2-Ausstoß durch Landnutzung zusammen. Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Abholzung von Wäldern kann inzwischen etwa zur Hälfte durch Aufforstungen anderswo ausgeglichen werden. Deshalb liegt der CO2-Ausstoß aufgrund der Landnutzung 2022 bei schätzungsweise 3,9 Milliarden Tonnen, im Vergleich zu 4,6 Milliarden Tonnen im Jahr 2019.

Nach dem Rückgang der globalen CO2-Emissionen auf 38,5 Milliarden Tonnen im ersten Pandemiejahr 2020 sind die Werte etwa wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. Eine erhoffte "Green Recovery", also eine Krisenbewältigung mit Hilfe eines nachhaltigeren Wirtschaftssystems, hat es offenbar nicht gegeben. "Es ist ganz klar, dass wir hier eine Chance verpasst haben", sagte Judith Hauck vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, Mitautorin des Berichts, bei einer Online-Pressekonferenz.

Im Vergleich zu 2021 zeigen sich 2022 allerdings unterschiedliche Entwicklungen: In den USA steigt der CO2-Ausstoß um 1,5 Prozent, in Indien um sechs Prozent, im Rest der Welt (ohne China und EU) um 1,7 Prozent. Dagegen verringern sich die CO2-Emissionen in China um etwa 0,9 Prozent, hauptsächlich wegen der restriktiven Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und der Baukrise. In der EU sinken die Werte für CO2 um 0,8 Prozent, vor allem wegen des geringeren Verbrauchs von Erdgas infolge der Energiekrise und des Kriegs gegen die Ukraine. Während in der EU die CO2-Emissionen aus Erdgas um zehn Prozent sanken, erhöhten sich die Emissionen aus Kohle um 6,7 Prozent und aus Öl um 0,9 Prozent.

10.11. Rückkehr auf Weltbühne: Lula zu Gast bei UN-Klimakonferenz

Nach seinem Wahlsieg gegen Amtsinhaber Jair Bolsonaro kehrt der gewählte brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva auch auf die internationale Bühne zurück. Lula wird kommende Woche - am 16. und 17. November - am Weltklimagipfel in Ägypten teilnehmen, sagte sein Sprecher. Einer Mitteilung zufolge kommt Lula als Teil einer Delegation von Gouverneuren aus dem Amazonasgebiet. Er sei von der ägyptischen Regierung eingeladen worden. Diese Information ließ sich zunächst nicht bestätigen.

"Die Teilnahme bedeutet den Beginn des Wiederaufbaus des Brasiliens der Zukunft", hieß es in der Mitteilung weiter. Der abgewählte rechtsgerichtete Präsident Bolsonaro hatte Brasilien unter anderem durch seine Blockade beim Klimaschutz auf der Weltbühne weitgehend isoliert. Wegen schwerer Brände im Amazonasgebiet geriet er immer wieder in die Kritik. Bolsonaro sieht im für den Klimaschutz enorm wichtigen Amazonasgebiet vor allem wirtschaftliches Potenzial und wollte noch mehr Fläche etwa für Landwirtschaft und Bergbau erschließen.

Der linke Lula galt in seiner früheren Amtszeit von Anfang 2003 bis Ende 2010 zwar nicht als Grüner, hat jetzt im Wahlkampf allerdings versprochen, den Umwelt- und Klimaschutz künftig zu stärken. In seiner Mitteilung hieß es: "Die Sorge um das Klima steht im Mittelpunkt der internationalen Agenda von Lula, der die Führungsrolle Brasiliens beim Schutz des Amazonasgebiets, des Planeten und aller brasilianischen Ökosysteme wieder aufnehmen wird."

10.11. Forschende: 2050 leben drei Milliarden Menschen in Klima-Hotspots

In gut 25 Jahren leben wahrscheinlich bereits drei Milliarden Menschen in Weltregionen, die als verletzliche Hotspots der Erderhitzung eingestuft sind. Dies wären etwa doppelt so viele wie jetzt schon, berichten Forschende. Die Regionen liegen überwiegend in Mittelamerika, im Nahen Osten, Teilen Asiens sowie in Zentralafrika, Ostafrika und der Sahel-Region.

In den verletzlichsten Staaten liege die Sterblichkeit etwa 15 Mal höher als in den am wenigsten von der Erderhitzung betroffenen Regionen - etwa wegen häufigerer Überschwemmungen, Dürren und Stürmen, hieß es. Dies alles führe auch zu mehr erzwungener Migration, Millionen Menschen würden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wegen der Erderhitzung aus ihrer Heimat vertrieben. An dem Bericht "Zehn neue Einsichten der Klimawissenschaft 2022" haben Dutzende Wissenschaftler mitgewirkt, unter anderem vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

UN-Klimachef Simon Stiell nannte die Ergebnisse "alarmierend". Anpassung an die Klimakrise sei dem Menschen möglich, aber nicht unbegrenzt. Eine ehrgeizige Senkung der Treibhausgas-Emissionen, die den Planeten aufheizen, sei daher weiter dringend nötig. Wegen nicht mehr abwendbarer Katastrophen infolge der zunehmenden Wetterextreme sei aber auch Schadenersatz angezeigt, im UN-Jargon "loss and damage" genannt (Verluste und Schäden). "Dafür ist nun die Zeit gekommen", sagte er.

Der Direktor des Potsdam-Instituts, Johan Rockström, sprach von einer "Frustration" unter Wissenschaftlern angesichts des schleppenden Kampfs gegen die Klimakrise. Eine engere Vernetzung mit der Politik sei nötig. Die Marktwirtschaft an sich sehe er aber nicht als grundsätzliches Hindernis. Nötig sei aber, die Schäden der Treibhausgase einzupreisen, also vor allem Kohlendioxid und Methan. Ein angemessener CO2-Preis könne starke Impulse für einen klimafreundlichen Umbau des Wirtschaftssystems setzen.

10.11. "Schlechter Witz": Mehr als 630 Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle bei der Klimakonferenz

Bei der UN-Klimakonferenz sind 636 Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle registriert - 25 Prozent mehr als bei dem Treffen vergangenes Jahr in Schottland. Das ergab eine Datenanalyse der Umweltorganisation Global Witness und des Corporate Europe Observatory. Damit sei die fossile Industrie in Scharm el Scheich stärker vertreten als die zehn am meisten von der drohenden Klimakatastrophe betroffenen Staaten.

Es gebe zudem nur eine staatliche Delegation, die insgesamt mehr Menschen akkreditiert habe: nämlich die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), kritisierte der Bericht weiter. Das kleine Land, das vom Ölexport lebt und die nächste Klimakonferenz im Herbst 2023 ausrichtet, habe 1070 Delegierte registriert - verglichen mit nur 176 im vergangenen Jahr. 70 Personen der aktuellen VAE-Delegation seien als Öl-Lobbyisten einzustufen, dahinter folge Russland mit 33. Dem Report zufolge haben insgesamt 29 der etwa 200 vertretenen Staaten Öl-, Gas- oder Kohle-Lobbyisten in ihren Delegationen.

Die bei der Verbrennung von Gas, Öl und Kohle freigesetzten Treibhausgase wie CO2 sind der Hauptgrund für die Erderhitzung und ihre fatalen Folgen, also immer mehr Dürren, Hitzewellen, Wirbelstürme, Überschwemmungen und den Meeresspiegelanstieg. Ein Sprecher für die Organisationen erklärte: "Die außergewöhnliche Präsenz dieser Industrie-Lobbyisten hier bei diesen Gesprächen ist ein schlechter Witz - auf Kosten der Menschheit und des Planeten. Tabaklobbyisten wären schließlich auch nicht bei Gesundheitskonferenzen willkommen, und Waffenhändler nicht bei Friedenskonferenzen." Phillip Jakpor von der Organisation Public Participation Africa sagte: "Es ist Zeit, die großen Verschmutzer hinauszuwerfen!"

10.11. Forschende: Staaten bauen zu viel Infrastruktur für Flüssiggas auf

In der aktuellen Energiekrise bauen die Staaten weltweit in großer Eile viel Infrastruktur für Flüssiggas auf - aber deutlich mehr als eigentlich benötigt wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Climate Action Tracker, die von Forschenden auf der Weltklimakonferenz veröffentlicht wurde. Die klimaschädlichen Emissionen dieser neuen Gas-Kapazitäten gefährden demnach massiv das Ziel, den Temperaturanstieg auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Den Daten zufolge könnte die absehbare Überversorgung an Flüssiggas schon 2030 etwa 500 Megatonnen erreichen. Das entspreche der fast fünffachen Menge dessen, was die EU 2021 an russischem Gas importiert habe. Und es sei das Doppelte der Gesamtmenge, die Russland zurzeit weltweit verkaufe.

Bill Hare, Chef der Partnerorganisation Climate Analytics, sagte, es gebe einen weltweiten Run auf Flüssiggas - in Europa, Afrika, Nordamerika, Asien und Australien. Würden alle Projekte verwirklicht, treibe das den Ausstoß klimaschädlicher Gase wie CO2 und Methan in noch gefährlichere Höhen. Fossile Energieträger könnten aber nirgends die Lösung für die aktuelle Klima- und Energiekrise sein.

Weiteres Ergebnis der Action-Tracker-Analyse: Selbst wenn die Zusagen aller Staaten zum Klimaschutz für das Jahr 2030 umgesetzt werden, erwärmt sich die Erde Forschern zufolge bis zum Ende des Jahrhunderts immer noch um etwa 2,4 Grad. In diesem Punkt kommen die Analysen zu demselben Wert wie schon auf der Klimakonferenz in Glasgow vor einem Jahr. Wenn man nur betrachtet, was die Staaten jetzt tun, und weitere Ankündigungen ausblendet, heizt sich der Planet demnach bis 2100 sogar um 2,7 Grad auf. Um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen müssten nach Berechnungen des Weltklimarats bis 2030 die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase aber etwa halbiert werden.

9.11. Kritik an US-Plänen für CO2-Gutschriften für Konzerne

Die Bundesregierung und Klimaexperten blicken skeptisch auf neue Pläne der USA, großen Unternehmen den Kauf von Gutschriften für den Ausstoß von Treibhausgasen zu erlauben. Das soll möglich sein bei der Finanzierung sauberer Energieprojekte in ärmeren Ländern, sagte der US-Klimagesandte John Kerry beim Weltklimagipfel. "Keine Regierung der Welt hat genug Geld, um diesen Job zu erledigen", sagte Kerry. Die größte Hürde bei der Verringerung klimaschädlicher Emissionen sei fehlendes Geld. Chile und Nigeria haben bereits Interesse bekundet.

Über die Pläne verhandelt Kerry nach Informationen der "New York Times" seit Monaten mit gemeinnützigen Organisationen wie dem Bezos Earth Fund und der Rockefeller Foundation. Unternehmen sollen damit die Energiewende in Entwicklungsländern mitfinanzieren - und die eingesparten Emissionen ihrer eigenen Klimabilanz zurechnen dürfen. Damit soll privates Geld in Milliardenhöhe mobilisiert werden, um den Übergang "von dreckiger zu sauberer Energie" möglich zu machen, sagte Kerry.

Die Bundesregierung äußerte sich zurückhaltend. "Wir haben eine gewisse Skepsis, ob das das ersetzen soll, was wir als Industriestaaten gegenüber unseren Partnerstaaten zugesagt haben", sagte Entwicklungs-Staatssekretär Jochen Flasbarth. In Bereichen mit sehr hohen technologischen Hürden könne die Praxis "wundervolle Arbeit" leisten, sagte Flasbarth der Website "Politico" zufolge. Der US-Vorschlag gehöre aber in eine "andere Galaxis".

"Es gibt einen klaren Bedarf, die Finanzierung zur Energiewende deutlich zu erhöhen", sagte Leo Roberts von der Klima-Denkfabrik E3G. "Aber man erkennt nur schwer, wie freiwillige Kohlenstoffgutschriften dazu passen." Die Welt brauche klare Zusagen, dass diese Initiative wirklich ein Nettobeitrag sei zur Verminderung von Treibhausgasen - und keine Greenwashing-Initiative. Mit Greenwashing sind Strategien gemeint, mit denen sich Unternehmen oder Staaten wahrheitswidrig als besonders umweltfreundlich darstellen.

9.11. Unicef-Studie: Afrikanische Jugend überdenkt das Kinderkriegen

Fast die Hälfte der jungen Afrikaner denkt wegen der Erderhitzug laut einer Unicef-Umfrage beim Thema Kinderkriegen um. Grund dafür ist der Klimawandel und seine fatalen Folgen, wie mehr Dürren, Überschwemmungen oder Unwetter. "Vor allem in Afrika sehen junge Menschen, wie sich die Klimaschocks auf sie selbst und auf die Menschen, die sie lieben, auswirken. Das verändert ihre Pläne für die Zukunft", sagte Paloma Escudero, Leiterin der Unicef-Delegation auf der Weltklimakonferenz in Scharm el Scheich. Weltweit hätten im Schnitt zwei von fünf Befragten Zweifel geäußert, in Zeiten des Klimawandels Kinder bekommen und großziehen zu wollen.

Noch gehört Afrika zu den Weltregionen mit dem rasantesten Bevölkerungswachstum. Erst in der vergangenen Woche verkündete Tansanias Präsidentin Samia Suluhu Hassan einen neuen Bevölkerungsrekord. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Einwohnerzahl des ostafrikanischen Landes um 10 Millionen Menschen erhöht.

Rund 1,4 Milliarden Menschen leben nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung derzeit in Afrika. Prognosen gehen davon aus, dass die Zahl bis Ende des Jahrhunderts auf knapp 4,3 Milliarden steigt - etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung.

UNICEF, eine Organisation der Vereinten Nationen, verweist darauf, dass die Umfrage mit rund 250 000 Teilnehmern weltweit keinen Anspruch auf Repräsentativität erheben kann. Dennoch decken sich die Ergebnisse mit früheren Umfragen, etwa der medizinischen Fachzeitschrift Lancet aus dem vergangenen Jahr.

9.11. Datenreport: Massiv mehr Treibhausgase bei Öl- und Gasproduktion

Bei der Förderung und Produktion von Öl und Gas werden drei Mal mehr klimaschädliche Gase freigesetzt, als die Staaten bisher offiziell an die Vereinten Nationen berichten. Dies zeigen Messungen der Non-Profit-Initiative Trace, an der Datenanalytiker, Forscher und Nichtregierungsorganisationen mitarbeiten. Auf einer interaktiven Karte werden auch die größten CO2-Emittenten der Welt gerankt. Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore, stellte die Daten auf der Weltklimakonferenz in Ägypten vorstellte.

Der Friedensnobelpreisträger sagte, besonders krass unterschätzt sei der Ausstoß des Klimagases Methan in den Anlagen für fossile Energien, etwa beim bewussten Abfackeln und durch Lecks. "Das ist wirklich schockierend." Laut dem Datenreport sind die Hälfte der weltweit größten Quellen klimaschädlicher Treibhausgase Produktionsstätten für Öl und Gas und zugehörige Anlagen.

Nach den Daten hat Deutschland im Jahr 2021 etwa 1,4 Prozent der weltweit erfassten Treibhausgase ausgestoßen - und liegt damit nach der Menge gerechnet auf Platz 10. Zu den Emissionen hierzulande trug die Energieerzeugung zu gut 30 Prozent bei - der Transportsektor zu knapp 20 Prozent. Auf Platz eins der globalen Rangliste liegt China, mit einem Anteil von 27,6 Prozent der Gasemissionen, gefolgt von den USA mit knapp 12 Prozent.

Gore sagte, dies sei die detaillierteste Erfassung weltweit, wo genau Treibhausgase ausgestoßen werden. Es gehe um mehr Transparenz, die Benennung von Verantwortlichkeiten und letztendlich darum, Betrug zu vereiteln.

UN-Generalsekretär António Gutteres beklagte, dass viele wichtige Treibhausgas-Quellen bisher noch nicht in Echtzeit auf dem Radar seien. Daher sei die Trace-Initiative wichtig, weil sie unabhängig Emissionsdaten erfasse, und das zumeist durch direkte Beobachtung mit Hilfe künstlicher Intelligenz. Das schaffe "radikale Transparenz", sagte er. "Sie machen Greenwashing schwieriger. Oder, um es klar zu sagen: das Betrügen."

9.11. China fordert Milliardenzusagen reicher Länder für Klimahilfen

Die reichen Länder sollten aus chinesischer Sicht "so schnell wie möglich" ihr Versprechen einhalten und jährlich 100 Milliarden US-Dollar für klimapolitische Maßnahmen ärmerer Staaten bereitstellen. Zusätzlich solle ein Fahrplan vorgelegt werden, wie das Volumen des Fonds zur Anpassung an den Klimawandel verdoppelt werden könne, sagte der chinesische Klimabeauftragte Xie Zhenhua in einer von chinesischen Staatsmedien veröffentlichten Rede auf der Weltklimakonferenz COP27 im ägyptischen Scharm el Scheich.

Die Klimafinanzierung soll Entwicklungs- und Schwellenländer dabei unterstützen, ihren Treibhausgasausstoß zu reduzieren und sich den Folgen des Klimawandels anzupassen.

Extremes Wetter verursache schwere Schäden auf allen Kontinenten, hob der oberste Klimapolitiker Chinas hervor. Angesichts der derzeitigen Energie- und Nahrungsmittelkrise seien Solidarität, Multilateralismus und Kooperation umso mehr "der einzige Weg aus dem Dilemma".

Die Industrienationen sollten auch die Führung übernehmen und größere Anstrengungen unternehmen, um den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu reduzieren und die Kohlendioxid-Neutralität vorzeitig zu erreichen. Xie Zhenhua unterstrich den vereinbarten Grundsatz der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung, wonach die reichen Länder besondere stark in die Pflicht genommen werden müssten.

China werde entschlossen seine eigenen Ziele umsetzen, sagte Xie Zhenhua in der Rede am Dienstag. So hat das bevölkerungsreichste Land zugesagt, den Höhepunkt seiner Emissionen bis 2030 und die Kohlendioxidneutralität bis 2060 zu erreichen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft ist mit einem Anteil von rund 30 Prozent (2020) der größte Produzent von Kohlendioxid weltweit. Rund zwei Drittel der Energie in China wird aus Kohle gewonnen.

9.11. Südsee-Inselreich Tuvalu ruft Notstand wegen Dürre aus

Wegen anhaltender Dürre hat der Südsee-Staat Tuvalu den öffentlichen Notstand ausgerufen. Die Maßnahme soll vorerst für 14 Tage gelten, wie Generalgouverneur Tofinga Vaevalu Falani in der Proklamation mitteilte. Auf vielen zu Tuvalu gehörenden Inseln wie Nanumea, Niutao und Nui habe es seit Monaten viel weniger Niederschläge gegeben als normalerweise, berichtete der Sender "Radio New Zealand". Kurze Regenschauer im August hätten nicht ausgereicht, um die Wasservorräte wieder aufzufüllen. Außenminister Simon Kofe sprach auf Twitter von "schweren Zeiten".

Der Klimawandel macht pazifischen Inseln ganz besonders zu schaffen. Das zwischen Australien und Hawaii liegende Inselreich Tuvalu mit seinen neun Korallen-Atollen ist schon lange vom steigenden Meeresspiegel bedroht und könnte in den nächsten Jahrzehnten weitgehend überschwemmt werden.

8.11. Scholz lädt China in seinen Klimaclub ein

Bundeskanzler Olaf Scholz hat ausdrücklich auch China in seinen Klimaclub für einen ehrgeizigen Kampf gegen die Erderwärmung eingeladen. "Große Länder wie Indien und China sind da ganz bedeutsam", sagte Scholz am Dienstag am Rande der Weltklimakonferenz im ägyptischen Scharm el Scheich. "Sie werden ja einen großen Anteil der Weltwirtschaft auch in Zukunft ausmachen, sogar einen wachsenden." Deswegen sei es besonders wichtig, dass dort ambitionierte Klimaschutz-Ziele verfolgt würden.

Scholz will den Klimaclub noch vor Ende des Jahres formal gründen. In Scharm el Scheich warb er bei einer Veranstaltung mit Industrie- und Entwicklungsländern für eine Teilnahme. Neben einem klimafreundlichen Umbau der Industrie soll der Club einer Verlagerung von Produktion in Länder mit laxeren Klima-Auflagen entgegenwirken. Mit Energiepartnerschaften wollen die wirtschaftsstarken G7-Länder ärmeren Staaten beim Wandel hin zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft helfen.

Scholz zeigte sich mit den Reaktionen bei der Konferenz auf sein Konzept zufrieden. "Alle haben gesagt, das ist eine vernünftige Idee", sagte er. "Wir müssen ambitionierte Ziele verfolgen, wenn es darum geht, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten."

Scholz wies auch die Kritik von Klimaschützern an seinem Kurs bei der Erschließung neuer Gas-Quellen zurück. "Jetzt unmittelbar in dieser Krise, wo die Exporte von Gas aus Russland nicht mehr stattfinden, haben wir uns neue Ressourcen erschlossen", sagte er bei der Klimakonferenz. "Das ist verantwortlich, gerade auch dann, wenn man auf dem richtigen Weg ist, nämlich aus den fossilen Ressourcen auszusteigen."

Klimaschützer werfen dem Kanzler vor, die Erschließung eines Gasfelds vor der westafrikanischen Küste fördern zu wollen, was die Klimakrise anheize. Das hatte Scholz bei einer Reise in den Senegal angekündigt.

8.11. UN-Chef prangert Ölkonzerne wegen schöngefärbter Klimabilanzen an

UN-Generalsekretär António Guterres hat Konzerne der Öl- und Kohleindustrie kritisiert, dass manche von ihnen ihre eigentlich verheerenden Klimabilanzen bewusst schönfärben. Unlautere Selbstverpflichtungen zum Netto-Null-Ausstoß an Treibhausgasen, die aber Kernprodukte nicht erfassen, "vergiften unseren Planeten", sagte er am Dienstag laut Redetext auf der Weltklimakonferenz in Ägypten. Firmen müssten sich alle klimaschädlichen Emissionen vollständig anrechnen, also direkte, indirekte und auch jene aus ihren Lieferketten.

Falsche Versprechen zur Klimaneutralität seien verabscheuungswürdig. "Das ist reinster Betrug", wetterte Guterres. Solche Schummeleien könnten die Welt über die "Klima-Klippe stoßen". "Netto-Null-Emissionen" bedeutet, nur noch so viele Kohlendioxid-Emissionen zu verursachen, wie kompensiert werden können - also etwa durch die unterirdische Speicherung von CO2 oder Aufforstungen.

Vor einem Jahr auf der UN-Klimakonferenz hatte Guterres einen Expertenrat damit beauftragt, Standards und Richtlinien für Klimaschutzversprechen zu erarbeiten, um "Greenwashing" von Staaten und Unternehmen einzudämmen. Mit Greenwashing sind Strategien gemeint, mit denen sich Unternehmen oder Staaten wahrheitswidrig als besonders umweltfreundlich darstellen.

Die 17 Fachleute legten in Ägypten nun Empfehlungen vor. Unter anderem schlagen sie vor, dass speziell große Unternehmen jährlich detailliert über ihre Fortschritte beim Klimaschutz berichten.

Die Vorsitzende des Gremiums, die frühere kanadische Umweltministerin Catherine McKenna, sagte, Klimaschutzversprechen der Industrie, des Finanzsektors und auch von Städten und Regionen müssten "ehrgeizig, transparent und glaubwürdig" sein. Dafür gebe es nun klare Standards und Kriterien. "Unser Planet kann sich keine weiteren Verzögerungen, keine neuen Ausreden und nicht noch mehr Greenwashing leisten", sagte sie.

Guterres sagte, Selbstverpflichtungen der Wirtschaft sowie von Städten und Regionen sollten Zwischenziele auf ihrem Weg zur Klimaneutralität enthalten, und zwar alle fünf Jahre und für alle ihre Emissionen. Seine Botschaft laute: "Haltet euch an diesen Standard und aktualisiert sofort eure Richtlinien - und das möglichst zur COP28." Die nächste UN-Klimakonferenz, die COP28, findet Ende nächsten Jahres in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt.

8.11. Präsident des Senegal fordert mehr Geld für Klimaanpassung in Afrika

Senegals Präsident Macky Sall hat auf der Weltklimakonferenz in Ägypten mehr Hilfsgelder für Afrika gefordert, damit sich die zumeist armen Staaten auf dem Kontinent an den Klimawandel anpassen können. Es müssten "ehrgeizige Entscheidungen" dazu fallen, sagte Sall, der auch der Afrikanischen Union vorsitzt, am Dienstag auf dem Gipfel in Scharm el Scheich.

Das aktuelle Ziel von 100 Milliarden Dollar Unterstützung pro Jahr für alle Entwicklungsländer weltweit bezeichnete Sall als eine unzureichende "Mindestverpflichtung". Allein Afrika benötige jährlich etwa 86 Milliarden Dollar, um seine Anpassungsziele zu erreichen. Man könne nicht erwarten, dass die Länder des Kontinents die Mechanismen zur Klimaanpassung und zur Senkung ihrer Emissionen selbst durch die Aufnahme hoher Schulden finanzierten, betonte er. Vor allem seien Investitionen in eine klimawandelresistente Agrarwirtschaft notwendig, damit Afrika sich selbst ernähren könne und weniger von Lebensmittelhilfe abhängig sei, so Sall.

In Scharm el Scheich am Roten Meer beraten die Vertreter aus knapp 200 Ländern zwei Wochen lang darüber, wie der Kampf gegen die Erderhitzung verstärkt werden kann.

8.11. Umweltschützer: Kanzler muss sich an Klima-Versprechen messen lassen

Klimaschützer reagieren kritisch auf das Versprechen von Kanzler Olaf Scholz, Deutschland werde "ohne Wenn und Aber" aus Öl, Gas und Kohle aussteigen. Dies sei eine "Täuschung der internationalen Öffentlichkeit", wenn Scholz gleichzeitig Geld für neue Gasfelder in Afrika bereitstellen wolle, die die Klimakrise anheizen, sagte der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, am Rande der UN-Klimakonferenz in Ägypten. Wenn der Kanzler sein Bekenntnis in Scharm el Scheich ernst meine, dürfe kein einziger Euro deutscher Steuergelder mehr in neue Gasfelder fließen. "Daran wird sich Kanzler Scholz persönlich messen lassen müssen."

Viviane Raddatz vom WWF Deutschland erklärte, Scholz distanziere sich zwar von einer "Renaissance" fossiler Energien - doch habe Deutschland diese Entwicklung mit Bemühungen um neue Gasquellen zum großen Teil selbst ausgelöst. Auch der politische Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals, sagte, an seinem Versprechen zum Ausstieg aus den fossilen Energien müsse sich Scholz ab jetzt messen lassen. "Er muss den Weg frei machen für einen Prüfprozess, der genau dies sicherstellt." Der kurzfristig notwendige Ersatz von russischem Gas müsse so organisiert werden, dass er mit den Klimazielen vereinbar sei.

Danach sieht es aber nach Einschätzung der Wissenschaft nicht aus: Nur zwei Tage vor dem Start der Beratungen in Ägypten hatte der unabhängige Expertenrat die deutschen Klimaschutzbemühungen als unzureichend abgewatscht - auch wenn die um Nüchternheit bemühten Fachleute das nie so formulieren würden. Ihr Fazit: Unwahrscheinlich, dass Deutschland sein Ziel, den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 65 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken, noch schaffen kann.

In seiner Rede in Ägypten hatte Scholz am Montagabend unter anderem vor einer "Renaissance der fossilen Energien" wie Öl, Gas und Kohle gewarnt. "Für Deutschland sage ich: Es wird sie auch nicht geben." Zuletzt hatten der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit verbundene Abkopplung von russischen Gaslieferungen aber dazu geführt, dass die deutschen Kohlekraftwerke länger am Netz bleiben und die Bundesregierung die Erschließung von Gasfeldern zum Beispiel in Afrika fördern will.

7.11. Scholz verspricht zusätzliche Milliarde für Schutz der Wälder

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat eine Verdoppelung der deutschen Mittel für den weltweiten Schutz der Wälder von einer auf zwei Milliarden Euro zugesagt. Die Mittel sollen vor allem für den Schutz des Regenwaldes im zentralafrikanischen Kongobecken oder im südamerikanischen Amazonasgebiet verwendet werden. Außerdem werde Deutschland für einen globalen Schutzschirm zur Abfederung der Schäden bei Klimakatastrophen wie Dürren, Wirbelstürmen oder Fluten 170 Millionen Euro zur Verfügung stellen, kündigte der Kanzler laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript bei der Weltklimakonferenz an. Beides wird aus den jährlichen Mitteln für den Kampf gegen den Klimawandel finanziert, die bis 2025 von 5,3 auf sechs Milliarden Euro aufgestockt werden sollen.

In seiner Rede warnte Scholz auch vor einer "Renaissance der fossilen Energien" wie Öl, Gas und Kohle. "Für Deutschland sage ich: Es wird sie auch nicht geben." Der Kanzler bekräftigte das Ziel, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral werden soll. "Nicht weniger, sondern mehr Tempo, mehr Ehrgeiz, mehr Zusammenarbeit beim Umstieg auf erneuerbare Energien lautet das Gebot unserer Zeit", betonte Scholz. "Unseren entschlossenen Bekenntnissen zum Klimaschutz müssen ebenso entschlossene Taten folgen." 

Nach Angaben der Bundesregierung gingen seit 1990 schätzungsweise 420 Millionen Hektar Wald verloren, das entspricht ungefähr der Größe der Europäischen Union. 88 Prozent der Waldzerstörung gehe auf die Landwirtschaft zurück. Indirekt trägt auch der Konsum in Europa zur Zerstörung von Wäldern bei. Neben der Holzgewinnung hat auch der Anbau von Kaffee, Kakao, Soja, die Gewinnung von Palmöl oder die Viehzucht zur Zerstörung von Waldflächen geführt.

7.11. "Frühwarnung für alle": Guterres fordert Ausbau von Wetterwarnsystemen

UN-Generalsekretär António Guterres hat den globalen Ausbau von Warnsystemen für extreme Wetterereignisse gefordert. Nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO), die die UN-Initiative "Frühwarnung für Alle" entwickelt hat, sollen bis 2027 umgerechnet 3,1 Milliarden Euro investiert werden. Ziel sei, bis dahin jeden einzelnen Menschen unter den Schutzschirm solcher Systeme zu stellen, sagte Guterres. 

"Der stetige Anstieg von Treibhausgas-Emissionen wirkt wie ein Turbolader für extreme Wetterereignisse auf dem ganzen Planeten", sagte Guterres nach einer Mitteilung der WMO. Die immer häufigeren Stürme, Hitzewellen, Überschwemmungen oder Dürren richteten Schäden von Hunderten Milliarden Dollar an und zwängen schon jetzt viel mehr Menschen zur Flucht als Kriege.

Die geforderte Summe soll in Wetterbeobachtung, Präventionsmaßnahmen, Notfallpläne und Informationskampagnen investiert werden. Nur die Hälfte aller Staaten verfügt derzeit über Frühwarnsysteme. Kleine Inselstaaten sowie arme Länder, die besonders vom globalen Temperaturanstieg betroffen sind, sind laut WMO am wenigsten vorbereitet. Nach Angaben von WMO-Generalsekretär Petteri Taalas könnten Schäden durch gefährliche Wetterereignisse um 30 Prozent gesenkt werden, wenn Menschen 24 Stunden davor gewarnt werden.

7.11. Klimaaktivist*innen warnen: Konferenz darf kein "Greenwashing"-Festival werden

Umweltschützer*innen warnen die reichen Industriestaaten davor, ausgerechnet während der Weltklimakonferenz in Ägypten neue Gaslieferungen mit afrikanischen Staaten auszuhandeln. Es seien viele Gas-Lobbyisten auf der COP27 in Scharm el Scheich zu erwarten. Das Treffen der rund 200 Staaten drohe damit zu einem "Greenwashing"-Festival zu verkommen, warnten Vertreter von Powershift Africa, Greenpeace und des Climate Action Networks.

Mohamed Adow von Powershift Africa sagte: "Dies ist eine neue Form des Kolonialismus - und über Gas-Deals, die afrikanische Ressourcen betreffen, kann nicht in Berlin entschieden werden." Mit Greenwashing sind Strategien gemeint, mit denen sich Unternehmen oder Staaten wahrheitswidrig als besonders umweltfreundlich darstellen.

Bereits im Mai hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) dem Senegal während einer Afrika-Reise Unterstützung bei der Erschließung eines Gasfeldes vor der Küste versprochen. Das kleine Land in Westafrika soll zumindest einen Teil der Lücke füllen, die durch das fehlende Gas aus Russland entstanden ist. Ab Herbst 2023 will der Senegal Flüssigerdgas (LNG) exportieren - unter anderem nach Deutschland und Europa.

7.11. UN-Generalsekretär António Guterres: "Sind auf dem Highway zur Klimahölle"

Der UN-Generalsekretär António Guterres warnt in düsteren Worten vor den Folgen der Erderhitzung. "Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle – mit dem Fuß auf dem Gaspedal", so Guterres in einer Rede vor Dutzenden Staats- und Regierungschefs. "Wir kämpfen den Kampf unseres Lebens – und sind dabei zu verlieren", warnt er mit Blick auf von der Klimakrise ausgelöste Dürren, Überschwemmungen, Unwetter und steigende Meeresspiegel.

Das 2015 auf der Weltklimakonferenz in Paris vereinbarte Ziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit, sei akut gefährdet. Der Portugiese ruft zu einem "Klima-Solidarpakt" auf, den wohlhabende Staaten jetzt mit Schwellen- und Entwicklungsländern schließen müssten. Dabei stünden die USA und China besonders in der Verantwortung. Wörtlich sagt er: "Die Menschheit hat eine Wahl: zusammenzuarbeiten oder unterzugehen!".

Guterres unterstützte Forderungen armer Staaten nach Schadenersatzzahlungen der Industriestaaten für ihre bereits erlittenen Klimaschäden - im UN-Jargon "loss and damage" ("Verluste und Schäden") genannt. Dieses Thema könne nicht weiter unter den Teppich gekehrt werden.

7.11. Deutscher Wetterdienst: Deutschland war 2022 so warm wie nie

Von Januar bis Ende Oktober ist es in diesem Jahr in Deutschland so warm gewesen wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen vor rund 140 Jahren. Diese Zwischenbilanz zieht der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach vor dem Hintergrund der Weltklimakonferenz. Die Durchschnittstemperatur der zehn Monate gab der DWD mit 11,8 Grad an. Damit handele es sich um die wärmste Januar-Oktober-Periode, seit 1881 mit regelmäßigen Aufzeichnungen begonnen wurde.

Platz zwei in dieser Rangliste belegen die zehn Monate der Jahre 2018 und 2020 mit jeweils 11,6 Grad, wie der DWD mitteilte. Neun der zehn wärmsten Januar-Oktober-Perioden seien seit der Jahrtausendwende gemessen worden. Wie das laufende Jahr 2022 insgesamt in Deutschland ausfallen wird, lasse sich aktuell noch nicht genau abschätzen, erklärte der Wetterdienst und verwies auf seine Jahresbilanz, die Ende Dezember veröffentlicht wird.

7.11. Regierungsschefs eingetroffen: "Millionen Menschen richten ihre Blicke auf uns"

Immer mehr Staats- und Regierungschefs, darunter auch auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, treffen in Nach einem Gruppenfoto eröffnet Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi das Gipfel-Segment der zweiwöchigen Konferenz mit einer Rede.

"Es gibt große Erwartungen für gute Ergebnisse", so Al-Sisi. "Millionen Menschen rund um den Planeten haben ihre Blicke auf uns gerichtet." Die Konsequenzen durch klimabedingte Wetterereignisse seien nie so verheerend gewesen wie heute. "Wir haben eine Katastrophe nach der anderen erlebt. Sobald wir eine Katastrophe bewältigen, entsteht eine andere – Welle für Welle." Die Erde habe sich in eine "Welt des Leids" verwandelt, sagt Al-Sisi.

6.11. Klimakonferenz eröffnet - Baerbock warnt: "Wir steuern auf einen Abgrund zu"

Überschattet von mehreren globalen Krisen ist die Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten eröffnet worden. Die diesjährige Konferenz sei Teil einer 30 Jahre langen Reise seit Unterzeichnung der Klimarahmenkonvention 1992, sagte der Präsident der COP27, Ägyptens Außenminister Samih Schukri, beim Auftakt im Badeort Scharm el Scheich. Aus den zerstörerischen Klimaereignissen in Pakistan, Afrika, Teilen Europas und Amerika müssten Lehren gezogen werden. Mit Blick auf die Klimaverhandlungen sagte Schukri: "Bei Nullsummenspielen wird es keine Gewinner geben."

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock unterstrich, wie wichtig es sei, die Erderwärmung einzudämmen. "Die Menschheit steuert auf einen Abgrund zu, auf eine Erwärmung von über 2,5 Grad, mit verheerenden Auswirkungen auf unser Leben auf dem einzigen Planeten, den wir haben", teilte Baerbock (Grüne) mit. Die Welt habe "alle nötigen Instrumente in der Hand, um die Klimakrise zu begrenzen und auf den 1,5-Grad-Pfad zu kommen".

In Scharm el Scheich am Roten Meer beraten Vertreter aus knapp 200 Staaten zwei Wochen lang darüber, wie der Kampf gegen die Erderhitzung verstärkt werden kann. Die Zeit drängt, wie ein aktueller Bericht der Weltwetterorganisation (WMO) zeigt. Unter den rund 110 anreisenden Staats- und Regierungschefs ist neben Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden auch der neue britische Premierminister Rishi Sunak. Am Sonntag waren 44 000 Teilnehmer vor Ort registriert.

Der Präsident der Vorjahreskonferenz COP26 in Glasgow, Alok Sharma, sagte vor der Amtsübergabe an Schukri, ganze Weltregionen seien unbewohnbar geworden. Der Druck auf Menschen, die umsiedeln müssten, sei fast unvorstellbar. Russlands Präsident Wladimir Putin sprach er direkt an: "Putins brutaler und illegaler Krieg in der Ukraine hat multiple globale Krisen herbeigeführt - Energie- und Lebensmittel-Unsicherheit, Druck durch Inflation und eine Schuldenspirale." Diese Krisen hätten ohnehin bestehende Verletzlichkeiten durch den Klimawandel noch verschlimmert.

Wie aus dem WMO-Bericht zum aktuellen Zustand des Klimas hervorgeht, deuten sich die vergangenen acht Jahre als wärmste der Aufzeichnungen an. Die weltweite Durchschnittstemperatur lag zuletzt schätzungsweise rund 1,15 Grad über dem Durchschnitt der vorindustriellen Zeit.

Die Konzentration der wichtigsten Treibhausgase - Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) - hat laut WMO 2021 einen neuen Höchststand erreicht, bei Methan war die Zunahme sogar so groß wie nie. Auch im noch laufenden Jahr stieg die Konzentration aller drei Gase in der Atmosphäre weiter an. "Wir haben so hohe Werte an Kohlendioxid in der Atmosphäre, dass das 1,5-Grad-Ziel kaum noch in Reichweite ist", hält Generalsekretär Petteri Taalas fest. Je höher die Erderhitzung sei, desto schlimmer würden die Auswirkungen.

Klimaforschern zufolge muss die Erderhitzung bei 1,5 Grad gestoppt werden, um die Überschreitung gefährlicher Kipppunkte zu vermeiden und die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. Zwar gilt es theoretisch noch als möglich, allerdings nur durch ein radikales Umsteuern in der Klimapolitik. Die internationale Gemeinschaft hat sich auf dieses Ziel verständigt, tut aber längst nicht genug, um dieses politisch umzusetzen.

UN-Generalsekretär António Guterres sagte: "Der jüngste Bericht über den Zustand des Weltklimas ist eine Chronik des Klimachaos." Die Welt müsse mit ehrgeizigen, glaubwürdigen Maßnahmen antworten. "Die COP27 muss der Ort dafür sein, und jetzt muss die Zeit dafür sein."

Wetterextreme im laufenden Jahr haben der WMO zufolge Millionen Menschen betroffen und Kosten in Milliardenhöhe verursacht. Durch extrem langanhaltende Dürren im Osten Afrikas waren bis Mitte des Jahres bis zu 19,3 Millionen Menschen von unsicherem oder unzureichendem Zugang zu Nahrungsmitteln betroffen. Die jüngste Flutkatastrophe in Pakistan kostete demnach mindestens 1700 Menschen das Leben und vertrieb fast acht Millionen Menschen aus ihrer Heimat.

In einem Zwischenerfolg nahmen die COP-Teilnehmerstaaten das Thema der Finanzierung von klimabedingten Schäden und Verlusten erstmals auf die offizielle Tagesordnung. Gemeint sind damit Schäden von Extremwetterereignissen sowie von langsamen Veränderungen. Die Entwicklungsländer, die besonders anfällig sind für Klimaschäden, kämpfen schon lange für förmliche Verhandlungen bei dem Thema

Die Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, Jennifer Morgan, sprach von einem "wichtigen Schritt" zum Auftakt. Er zeige die Bereitschaft der Staaten, "bei der Bewältigung der Klimakrise zusammenzuarbeiten".

UN-Klimachef Simon Stiell sagte: "Niemand kann auf dieser Reise nur Passagier sein. Dies ist ein Signal, dass sich die Zeiten geändert haben." Die Stimmen der Wissenschaft zum Klimawandel und seinen Folgen könnten kaum "schärfer, stärker und ernüchternder sein", sagte der Vorsitzende des Weltklimarats (IPCC), Hoesung Lee.

Gastgeber Ägypten machte nach Einschätzung der Organisation Human Rights Watch unterdessen keine Anzeichen zur Besserung bei den Menschenrechten. "Bei Ankunft der COP27-Teilnehmer wird klar, dass die ägyptische Regierung keine Absichten hat, ihre missbräuchlichen Sicherheitsmaßnahmen zu lockern", sagte Adam Coogle, zuständig für Nordafrika-Themen bei der Organisation. Das gelte auch für die in Ägypten stark beschnittene Rede- und Versammlungsfreiheit. Bei der COP27 sind Proteste nur zu bestimmten Zeiten und in einer speziell eingerichteten Zone erlaubt.

Zur Symbolfigur beim Thema Menschenrechte ist der Demokratieaktivist Alaa Abdel Fattah geworden, der seit fast zehn Jahren durchgehend in Haft ist. Es blieben "maximal 72 Stunden", um sein Leben zu retten, sagte die Generalsekretärin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Agnès Callamard, bei einem Besuch in Kairo am Sonntag. Der 40-Jährige begann nach einem Hungerstreik am Sonntag auch, auf Wasser zu verzichten. Ohne Wasser kann der Körper normalerweise nur drei bis vier Tage überleben.

In Deutschland protestierten Klimaaktivisten am Sonntag am Schloss Neuschwanstein im Allgäu für mehr Klimaschutz. In Madrid unternahmen Klimaaktivisten eine Aktion im Prado und klebten sich an die Rahmen zweier berühmter Bilder des spanischen Meisters Francisco de Goya fest. Das wichtigste Museum Madrids kritisierte die Aktion.

6.11. Skepsis vor Eröffnung der Klimakonferenz

Vor Beginn der Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten steigen die Erwartungen an die rund 200 teilnehmenden Staaten auf noch mehr Zusagen beim Klimaschutz. Zugleich überschatten mehrere ineinandergreifende Krisen bei Energie, Ernährung, Wirtschaft sowie wachsende Staatsschulden die Konferenz. Die Stimmung scheint gedämpfter als vor einem Jahr in Glasgow, als die COP26 mit vergleichsweise guten Aussichten startete.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bewertete die Erfolgsaussichten skeptisch. Die Welt trete gerade in eine neue Periode des Konflikts, wenn nicht sogar der Konfrontation ein, sagte Steinmeier am Samstag in der südkoreanischen Stadt Busan. "Es ist schwer vorstellbar, dass in Zeiten von Konflikt und sogar militärischer Konfrontation Staaten wie Russland oder China eine konstruktive Rolle in und nach Scharm el Scheich spielen werden."

Auch der renommierte Klimaökonom Ottmar Edenhofer hat nur sehr geringe Erwartungen an das zweiwöchige Treffen im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich. Es ginge darum, "überhaupt wieder eine Vertrauensbeziehung aufzubauen", sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der F.A.Z. (Samstagausgabe). Das sei "fast wie eine Therapiesitzung". Unter anderem gebe es beim Thema Geld etwa für Klimaschutz in ärmeren Länder "massive Verteilungskonflikte".

Klimaforscher Mojib Latif äußerte sich ebenfalls resigniert. "Da werden keine Durchbrüche erzielt", sagte der Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg der Mediengruppe Bayern. Die Konferenzen seien "nicht zielführend", denn dort würden "Papiere mit wenig Substanz als großer Fortschritt gefeiert". Bei der inzwischen 27. Weltklimakonferenz sei das Ergebnis bisher, "dass der weltweite CO2-Ausstoß explodiert ist".

dpa

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