Anzeige

Mobilität der Zukunft Rollende Staubsauger: So könnten Autos den Dreck wieder einfangen, den sie hinterlassen

Nicht immer ist ­Reifenabrieb so deutlich sichtbar wie bei ­diesen Driftspuren. Oft dringt er unge­sehen in Böden und Gewässer
Nicht immer ist ­Reifenabrieb so deutlich sichtbar wie bei ­diesen Driftspuren. Oft dringt er unge­sehen in Böden und Gewässer
© imago images / Action Pictures
Der Abrieb von Bremsen und Reifen macht Autos zu Feinstaubschleudern. Doch eine Lösung ist in Sicht: Forschende tüfteln an elektromagnetischen Bremsen und staubsaugenden Radkästen
Von Chris Löwer

Wenn ein Autoreifen nach vier Jahren und 50.000 Kilometern seinen Dienst getan hat, ist er ein bis anderthalb Kilogramm leichter geworden. Das abgeriebene Gummi hat sich dann schon längst in Form feiner Partikel in der Umwelt verteilt.

Insgesamt gelangen allein in Deutschland jährlich 110.000 Tonnen Reifengummi in die Umwelt, sagt Daniel Venghaus, der an der TU Berlin die Folgen für unser Wasser erforscht. "Die Belastung ist an Kreuzungen, Ampeln und in Kurven besonders hoch", sagt er. In Feldversuchen fand das TU-Team dort das Drei- bis Siebenfache im Vergleich zu einer geraden Strecke.

Das Gummi ist nicht das Einzige, was auf der Strecke bleibt. Bei den meisten Autos reibt ein Bremsklotz aus Mineralfasern sowie verschiedenen Metallen wie Kupfer, Messing und Eisen an einer Graugussscheibe. Ein Tritt auf die Bremse, und metallischer Staub verfliegt in die Umgebung. 

Viel Feinstaub kommt natürlich auch als Ruß aus dem Auspuff, jedenfalls bei älteren Fahrzeugen.  Doch bei Diesel- und Benzinmotoren, die der Abgasnorm Euro 6d-Temp entsprechen, säubern Partikelfilter die Abluft fast perfekt. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verursacht der Abrieb von Bremsen und Reifen bei diesen modernsten Autos bis zu 98 Prozent des gesamten Feinstaubs.

Noch ist über die Menge und die Verbreitung von Reifenabrieb wenig bekannt – ein Team der TU Berlin misst den Staub auf verschiedenen Straßen und Kreuzungen
Noch ist über die Menge und die Verbreitung von Reifenabrieb wenig bekannt – ein Team der TU Berlin misst den Staub auf verschiedenen Straßen und Kreuzungen
© Daniel Venghaus / RAU / TU Berlin

Das Problem besteht auch bei Elektroautos, teils sogar verstärkt. Das flotte Anfahren, ermöglicht durch das starke Drehmoment der Elektromotoren, lässt Reifen schneller verschleißen. Vor allem entscheidet aber das Gewicht der Akkus – und damit das Gesamtgewicht des Elektroautos –, wie stark Reifen und Bremsen belastet werden. Nach einer Berechnung der OECD produzieren E-Autos mit den größten Batterien, die eine vergleichsweise große Reichweite von 500 Kilometern haben, drei bis acht Prozent mehr kleinste Partikel  von weniger als 2,5 Mikrometern als vergleichbare Verbrenner. Leichte Elektrofahrzeuge mit einer Reichweite von 160 Kilometern hingegen sind in diesem Bereich 11 bis 13 Prozent sauberer als ihre konventionellen Konkurrenten.

Das Problem wird in Zukunft also nicht verschwinden. Was tun?

Mehr zum Thema