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Nur 2,6 Stunden Arbeit Studie: So verbringt der Durchschnittsmensch einen Durchschnittstag

Die Studie versucht Daten aller Länder und aller Altersgruppen zu berücksichtigen
Die Studie versucht Daten aller Länder und aller Altersgruppen zu berücksichtigen
© Christian Müller/Adobe Stock
Wenn die Welt eine einzige Person wäre, wie würde ihr Tag aussehen? Das haben kanadische Forschende berechnet - mit zum Teil überraschenden Ergebnissen

Der Tag jedes Menschen auf der Erde hat 24 Stunden: Womit diese Zeit im Durchschnitt verbracht wird, zeigt nun eine internationale Studie unter Leitung kanadischer Forschender von der McGill University. Diese nutzten verschiedene Datenquellen, um einen globalen Durchschnittstag zu berechnen - und kamen dabei teilweise zu überraschenden Ergebnissen.

"Wir wollten wissen, wie die Zeitaufteilung der Menschheit im Durchschnitt aller Menschen und Länder aussieht", erklärt Erstautor William Fajzel in einer Mitteilung zur Studie. "Mit anderen Worten: Wenn die Welt eine einzige Person wäre, wie würde ihr Tag aussehen?" Das Forschungsteam zog Zeit- und Arbeitsdaten aus über 140 Ländern heran, die aus den Jahren 2000 bis 2019 stammten, um die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auszusparen. Konkret nutzten die Wissenschaftler Informationen von statistischen Ämtern, aber auch von Ilostat, der Datenbank der Internationalen Arbeitsorganisation (Ilo), sowie Daten der Weltbank und von Unicef.

Wie die Studienautoren selbst einräumen, waren allerdings nicht für jedes der berücksichtigten Länder alle Daten verfügbar und manche Datensätze waren umfangreicher als andere. Nichtsdestotrotz ergab sich für die Wissenschaftler ein Bild der Dinge, die Menschen an einem Tag tun, die sie nach dem Zweck der jeweiligen Tätigkeit sortierten. Insgesamt verwendeten sie mehr als 20 Kategorien, die sie in vier große Gruppen einteilten.

1,6 Stunden am Tag wird gegessen - in armen wie in reichen Ländern

Die erste Gruppe beschreibt Schlaf und Bettruhe - hierauf entfielen gut neun Stunden des Durchschnittstages. Diese lange Zeit erklärt sich daraus, dass in die Statistik auch die Schlafzeiten von Kindern und Jugendlichen eingerechnet wurden, die in der Regel mehr schlafen als die etwa sieben Stunden, auf die Erwachsene den Autoren zufolge im Schnitt kommen. Ebenso wurde die Zeit miteinbezogen, in der man im Bett liegt, aber nicht schläft.

Knapp neuneinhalb Stunden entfielen auf Aktivitäten, die auf sich selbst oder andere Menschen ausgerichtet sind. Dazu gehörten beispielsweise so unterschiedliche Dinge wie Hygiene und Körperpflege, Kinderbetreuung, Mahlzeiten, aber auch Treffen mit Freunden, Religionsausübung und Bildung. Allein zum Essen wendet ein Durchschnittsmensch täglich 1,6 Stunden auf - sowohl in armen als auch in reichen Ländern.

Etwas weniger als dreieinhalb Stunden entfielen in die dritte Kategorie der Aktivitäten mit "äußerer Wirkung". Zu diesen gehörten laut der Studie unter anderem der Anbau, die Verarbeitung und die Zubereitung von Lebensmitteln, aber auch die Herstellung von Dingen oder der Umgang mit Abfall.

In der letzten Kategorie fanden sich schließlich Aktivitäten mit organisatorischem Zweck, auf die gut zwei Stunden entfielen. Dazu zählten die Forschenden etwa den Aufwand für Wegstrecken und der Transport von Gegenständen.

Die meiste Zeit kümmern wir uns um uns selbst und andere

Einige der Detailergebnisse erstaunten die Forschenden selbst, darunter die Tatsache, dass die meiste Zeit des "globalen menschlichen Tages" darauf entfalle, sich um sich selbst und andere zu kümmern. "Überraschenderweise ändert sich der Zeitaufwand für Aktivitäten wie Mahlzeiten, tägliche Reisen, Hygiene und Körperpflege sowie die Zubereitung von Lebensmitteln nicht systematisch mit dem materiellen Wohlstand einer Bevölkerung", schreiben sie weiter.

Große Unterschiede beobachteten sie hingegen beim Anbau und der Beschaffung von Essen: Hierfür brauchen die Menschen in ärmeren Ländern im Durchschnitt mehr als eine Stunde, während es in reichen Ländern weniger als fünf Minuten sind.

Auf den ersten Blick verblüffend wirkt die Tatsache, dass die Studie gerade einmal gut zweieinhalb Stunden für das Geldverdienen im Rahmen eines durchschnittlichen menschlichen Tages verzeichnet, wobei diese Wirtschaftstätigkeit von der Land- und Viehwirtschaft dominiert werde. "Die Gesamtzeit von 2,6 Stunden mag zwar gering erscheinen, doch für die zwei Drittel der Weltbevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15-64 Jahre), die die Erwerbsbevölkerung bilden, entspricht dies einer 40-Stunden-Woche", heißt es dazu in einer Mitteilung.

Die ungewöhnliche Einteilung menschlicher Aktivitäten soll laut William Fajzel einen ersten Schritt zu einer "Vogelperspektive auf das menschliche Leben" darstellen. Dabei entwickele die Studie keinen internationalen Standard dafür, wie unsere verbrachte Zeit definiert oder gemessen werden könne. Stattdessen böten die Ergebnisse einen Einblick in die Art und Weise, "wie wir das Leben erleben" und wie sich unsere Zeitnutzung angesichts globaler Herausforderungen infolge des Klimawandels oder des technologischen Fortschritts verändern könnte. Die Studie schließt: "Zeit, so heißt es, ist die Währung des Lebens - und in einer global vernetzten Gesellschaft ist es unabdingbar, ein umfassendes Verständnis dafür zu haben, wie diese ausgegeben wird."

Alice Lanzke, dpa dpa

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