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Florenz Geheime Kammer Michelangelos wird für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht

Florenz: Der Michelangelo-Raum in Florenz: 1975 zufällig wiederentdeckt, bald für die Öffentlichkeit zugänglich
Der Michelangelo-Raum in Florenz: 1975 zufällig wiederentdeckt, bald für die Öffentlichkeit zugänglich
© Francesco Fanfani/AP/dpa
Vor rund 500 Jahren soll sich der Renaissance-Künstler Michelangelo in Florenz vor seinen Gegnern versteckt und in seiner geheimen Kammer eine Vielzahl von Zeichnungen geschaffen haben. Der Raum wird nun erstmals für die Öffentlichkeit geöffnet

Es sind Skizzen, feine schwarze Linien, schwungvoll mit Kohle gezeichnet, Körper, Gesichter, Detailstudien von Gliedmaßen. Erschaffen hat sie vor rund 500 Jahren ein Genie: der italienische Renaissance-Künstler Michelangelo Buonarroti (1475-1564). Doch nicht etwa auf einer Leinwand, sondern auf den Wänden eines niedrigen Kellerraums unter den Medici-Grabkapellen in Florenz.

Hier soll sich der Künstler im Jahr 1530 für rund zwei Monate versteckt haben, um der Rache der Medici-Familie zu entgehen. Entdeckt wurden die Zeichnungen bereits Mitte der 1970er Jahre – aber erst jetzt, ab dem 15. November 2023, werden sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Michelangelo, einer der größten Künstler der Renaissance, hatte seinen Aufstieg nicht nur seinem außergewöhnlichen Talent zu verdanken, sondern auch der Förderung durch die Bankiersfamilie Medici. Er erschuf unter anderem die "Pietà" – die Statue der trauernden Muttergottes, den toten Sohn auf ihrem Schoß gebettet. Die rund fünf Meter hohe David-Statue bewies ein weiteres Mal seine Meisterschaft. Und die Decke der Sixtinischen Kapelle im Zentrum des Vatikans, die Michelangelo in vierjähriger Arbeit mit biblischen und mythologischen Szenen bemalte, machte ihn zum obersten Bildhauer und Maler des Vatikans.

Michelangelo suchte Schutz in der verborgenen Kammer

Bei den Medici jedoch fiel Michelangelo in Ungnade: Ein Aufstand zwang die Familie 1527 ins Exil – auch der Künstler hatte sich den Gegnern seiner früheren Förderer angeschlossen. Doch die Medici kehrten zurück. Und Michelangelo, so heißt es, fürchtete ihre Rache und suchte Schutz in dem verborgenen Kellerraum, wo er sich die Zeit mit dem Skizzieren künftiger Kunstwerke vertrieb.

1975 stieß Paolo Dal Pogetto, der damalige Direktor des Museums der Medici-Kapellen, zufällig auf die verborgene Kammer. Auf der Suche nach einem neuen Ausgang für die Museumsbesucher entdeckte Dal Pogetto eine Falltür, die in eine Art Abstellraum führte, der mit Kohle gefüllt war, beleuchtet lediglich von einem kleinen Eckfenster. Unter Schichten von Putz kamen Dutzende Zeichnungen zutage, von denen zumindest einige Michelangelo zugerechnet werden.

Zwar existieren durchaus Zweifel an der Behauptung, eine berühmte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens wie Michelangelo habe wochenlang in einer Art Kellerverlies gehaust. Möglicherweise suchte der Meister hier unten nur vorübergehend Ruhe von den Arbeiten, die er ohnehin in der Sakristei der Medici ausführte. Dennoch: Der künstlerische Wert der Skizzen scheint eindeutig.

Wer sie sehen möchte, muss sich allerdings gedulden: Nur jeweils vier Besucher gleichzeitig dürfen den Raum betreten, die nächsten dürfen erst nach einer Pause eintreten, um die Zeichnungen nicht zu lange dem Licht auszusetzen.

KiB

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