Körperliche Nähe

Kuscheln: Deswegen macht körperliche Nähe gesund – und glücklich!

Kuscheln hat ein uncooles Image – völlig zu Unrecht. Denn das zärtliche Miteinander ist weit mehr als bloß ein Vorspiel oder ein Trostpflaster, wenn “sie mal wieder keine Lust hat”. Im Gegenteil: Kuscheln hat oftmals gar nichts mit Sex zu tun, ist aber mindestens genauso wichtig und sogar gesund
Aufs Kuscheln kommt es an denn Wer viel kuschelt ist gesünder und glücklicher
Stocksy

Kuscheln: Warum haben wir ein Bedürfnis nach Körperkontakt?

Ist dir auch schon mal aufgefallen, dass du plötzlich viel entspannter bist, sobald du zu einer anderen Person Körperkontakt hast? Oder anders gefragt: Hast du dir in Stresssituationen auch schon mal gewünscht, in den Arm genommen zu werden? Das ist eine völlig natürliche Reaktion deines Körpers. Denn von einer anderen Person berührt zu werden, sei es von dem:der Partner:in, einem:einer Freund:in, dem Bruder oder der Schwester, schüttet tonnenweise Oxytocin aus – ein Botenstoff, der auch als Kuschelhormon bezeichnet wird. Wir verraten dir, wieso Kuscheln eigentlich ziemlich gesund sein kann.

Warum will man kuscheln?

Kuscheln bedeutet, dass man körperliche Nähe zu jemandem aufbaut – ohne dass dabei eine sexuelle Komponente im Spiel sein muss. Mit Kuscheln kann man Verbundenheit und Zuneigung ausdrücken. Je nachdem wie viel Körperkontakt man gut findet, gehört von Händchenhalten bis innige Umarmung und nacktes Schmusen alles dazu. Eine gute Umarmung kann aus einem schlechten Tag auch mal einen guten werden lassen – und es ist gleichzeitig auch noch gesund!

Wieso? Die Antwort steckt im Botenstoff Oxytocin. Dieses Bindungshormon ist für unser menschliches Zusammenleben und unsere Beziehungen zentral, da es dafür sorgt, dass wir uns sicher und zugehörig fühlen, zudem verringert es Angst und Aggression. Es wird daher auch während der Geburt und des Stillens ausgeschüttet.

Es stärkt also maßgeblich unser Miteinander und ist auch im Tierreich zu beobachten: Primaten kuscheln beispielsweise im Durchschnitt eineinhalb Stunden am Tag miteinander, sie schlafen zusammen, flöhen und streicheln sich, weil es ihre sozialen Beziehungen stärkt. Ebenso wirken sich Berührungen auf den Menschen aus.

Durch regelmäßiges Kuscheln fühlen wir uns gut, spüren Liebe und Zugehörigkeit. Leider haben wir heute wohl viel zu selten Körperkontakt. Physiologe Cem Ekmekcioglu von der Universität Wien beschreibt in seinem Buch “Drück mich mal”, dass wir unter “chronischem Berührungsmangel” leiden. “Abgesehen von sexueller Erregung lassen wir unseren Hautsinn verkümmern”, urteilt er. Körperliche Nähe sollte auch zwischen Freund:innen und nicht nur in der Beziehung normalisiert werden – denn die Wirkung von Kuscheln auf unsere Gesundheit sollte nicht außer Acht gelassen werden.

Was passiert beim Kuscheln im Körper?

Ist Kuscheln also gesund? Das Bindungshormon Oxytocin, das bei Berührung ausgeschüttet wird, ist der natürliche Feind des Stresshormons Cortisol und des Botenstoffs Noradrenalin – womit Kuscheln wirksam gegen Stress sein kann. Bei körperlicher Nähe wird darüber hinaus aber auch das sogenannte Glückshormon Serotonin und auch Dopamin ausgeschüttet. Insgesamt also ein Hormon-Cocktail, der uns mehr als happy macht.

Neben der seelischen Komponente verbessert Kuscheln aber auch unsere Gesundheit. Das Bindungshormon Oxytocin stärkt nämlich auch unser Immunsystem und lässt uns besser schlafen. Hautkontakt sorgt zudem dafür, dass vermehrt Killerzellen produziert werden, wodurch Erreger besser abgewehrt werden können. Laut einer Studie der Carnegie Mellon University aus dem Jahr 2016 erkranken Menschen, die viel körperliche Nähe zu anderen Menschen haben, seltener an Erkältungsinfekten. Cool, oder?

Kuscheln: Diese Bedeutung hat es für Männer

Aber wenn Kuscheln so wichtig für uns ist, weshalb wird es dann immer so belächelt? Kuscheln kann sehr viel intimer und emotionaler sein als Sex beispielsweise. Und alles, was in irgendeiner Weise emotional ist, wird gemeinhin mit Weiblichkeit assoziiert. Schon mal im Film den sarkastischen Spruch unter Männern gehört: “Sie wollte nur kuscheln?” Gähn, schnarch? Das ist ein gesellschaftliches Vorurteil: Frauen wollen kuscheln, Männer wollen Sex.

Dabei ist das völliger Quatsch. Kuscheln und Sex sind weder äquivalent noch müssen sie immer Hand in Hand gehen. Klar kann aus Zärtlichkeit, beispielsweise beim Nacktkuscheln, auch Geschlechtsverkehr entstehen, und nach dem Sex kann man kuschelnd einschlafen, aber das ist nicht immer zwingend so.

Das Bedürfnis zu kuscheln und das Bedürfnis nach Sex sprechen nicht immer, aber oftmals unterschiedliche Wünsche an, die alle Geschlechter empfinden können oder auch nicht. Das Stereotyp, dass Männer nicht kuscheln wollen, wird vor allem von Filmen und Serien – und unsicheren Männern – verbreitet. Viele Männer geben nicht gern zu, dass sie es genießen zu kuscheln, aus Angst, dann als “unmännlich” erachtet werden zu können. Stichwort: toxische Maskulinität. Ein offenes Gespräch in der Beziehung oder Freundschaft kann helfen, Vorurteile zu überwinden.

Löffelchen-Stellung & Co: Wie kann man gut kuscheln?

Kennst du das Kamasutra, das indische Erotikwerk? Selbst dort wird bereits Kuscheln und Schmusen vollkommen unabhängig von Sex aufgezeigt und als wichtig empfunden. Neben Sexstellungen gibt es dort auch Kuschelstellungen. Der Autor Rob Garder hat daraufhin ein Werk verfasst, das sich rein aufs Kuscheln fokussiert: “Das Kuschelsutra: Eine liebevolle Hommage an die Zärtlichkeit”. Darin erklärt er verschiedene Stellungen, in denen es sich besonders gut kuscheln lässt.

Löffelchen-Stellung

Die Löffelchen-Stellung ist ein Klassiker, sowohl beim Sex als auch beim Kuscheln. Dabei liegt ein:e Partner:in hinter dem:der anderen. Wer der große Löffel ist und wer der kleine, kann je nach Tagesform entschieden werden. Wer innen liegt und mit den Armen umschlossen wird, erfährt hierbei jedoch mehr das Gefühl von Geborgenheit. Die Person, die außen liegt und sozusagen umarmt, nimmt hierbei eher die Rolle der:des Beschützer:in ein. Unabhängig von der Körpergröße und des Geschlechts kann man sich abwechseln, je nachdem, was man gerade braucht.

Die 68 ½-Stellung

Ja, das klingt nach der 69er-Stellung, bei der irgendetwas schiefgelaufen ist. Aber: Die 68 ½ ist eine sehr intime Stellung, um sich in die Augen zu schauen, beispielsweise nach schönem Sex. Wie bei der Stellung 69 liegt man dabei mit dem Kopf Richtung Füße des:der anderen. Dabei legen beide jedoch ihren Kopf auf den Oberschenkel des:der Partner:in ab.

Kuscheln und Händchen halten

Egal, ob am Tisch, im Auto oder im Bett beim Einschlafen: Körperliche Nähe lässt sich auch durch Händchenhalten erzeugen. Manche Menschen mögen einfach körperliche Nähe nicht so sehr – da kann Händchenhalten eine exzellente Brücke sein, die trotzdem Nähe schafft und respektvoll mit den Gefühlen des:der Partner:in umgeht.

Auf den Schoß und in den Arm nehmen

Es kuschelt sich aber nicht nur im Bett gut. Auch im Alltag lassen sich Positionen und Stellungen finden, in denen man kurz mit einer anderen Person zärtlichen Kontakt austauschen kann. Beispielsweise kann man einander auf den Schoß nehmen und umarmen. Auch unter Freund:innen kann eine spielerische Umarmung entstehen, wenn man sich auf den Schoß der:des anderen setzt.

Kuscheln im Stehen

Auch im Stehen kann man Körperkontakt austauschen. Zum Beispiel durch eine Umarmung, von vorne oder von hinten. Vor allem eine Umarmung von hinten kann sehr intim und tröstend sein.