NIS2-Richtlinie: Domaininhaber müssen künftig Adressdaten hinterlegen

Die neue EU-Richtlinie zur IT-Sicherheit (NIS2) untersagt die anonyme Registrierung von Domains.

Artikel veröffentlicht am ,
Künftig soll es leichter sein, Domaininhaber zu ermitteln.
Künftig soll es leichter sein, Domaininhaber zu ermitteln. (Bild: Nick Youngson/CC-BY-SA 3.0)

Inhaber von Internetdomains sind künftig verpflichtet, bei der Registrierung ihre vollständigen Adressdaten inklusive Telefonnummern anzugeben. Das Europaparlament beschloss dazu am 10. November 2022 in Straßburg mit großer Mehrheit die überarbeitete Richtlinie zur Gewährleistung einer hohen Netzwerk- und Informationssicherheit (NIS).

Die neuen Vorgaben zur Domainregistrierung sind in Artikel 28 der Richtlinie enthalten (Word-Dokument). Darin heißt es: "Um einen Beitrag zur Sicherheit, Stabilität und Resilienz des Domänennamensystems zu leisten, verpflichten sich die Mitgliedstaaten, dass die TLD-Namenregister und die Einrichtungen, die Domänennamen-Registrierungsdienste erbringen, genaue und vollständige Domänennamen-Registrierungsdaten in einer eigenen Datenbank im Einklang mit dem Datenschutzrecht der Union in Bezug auf personenbezogene Daten mit der gebotenen Sorgfalt sammeln und pflegen."

Diese Informationen müssen demnach Folgendes umfassen: "den Domänennamen, das Datum der Registrierung, den Namen des Domäneninhabers, seine E-Mail-Adresse und Telefonnummer, die Kontakt-E-Mail-Adresse und die Telefonnummer der Anlaufstelle, die den Domänennamen verwaltet, falls diese sich von denen des Domäneninhabers unterscheiden".

Kritik von Piratenpartei

Der Datenschutzexperte und Europaabgeordnete Patrick Breyer kritisierte den Beschluss. "Wenn die Betreiber von Leakseiten wie Wikileaks künftig namentlich verzeichnet würden, riskieren sie wie Julian Assange lange Haftstrafen für die Veröffentlichung von Kriegsverbrechen der USA. Auch das katalonische Unabhängigkeitsreferendum musste über anonym registrierte Webseiten organisiert werden, weil in Spanien Inhaftierung drohte", sagte der Piratenpolitiker.

Die staatliche Identifizierungspflicht sei weltweit einzigartig und breche mit internationalen Prinzipien der Internet Governance. "Sie wird von Staaten wie Russland, Iran und China dankend übernommen werden und schlimme Folgen für mutige Menschenrechts- und Demokratieaktivisten haben", sagte Breyer. Die Piraten unterstützten "vollauf die Teile der Richtlinie, die endlich die Netzwerksicherheit erhöhen werden". Aber eine Ausweispflicht für Domaininhaber habe nichts mit Netzwerksicherheit zu tun.

Auch die Denic selbst hält die Registrierungspflicht nicht für die Sicherheit, Stabilität und Resilienz des DNS erforderlich. So liefere die Identifikation derjenigen Person, die eine Domain registriere, keine Informationen über die Stelle, die die tatsächliche technische Kontrolle über den Namensraum ausübe und noch weniger über die Einrichtungen, die Inhalte oder Dienste innerhalb dieses Namensraums bereitstellten, hieß es in einer Stellungnahme.

Nach dem Beschluss des Europaparlaments müssen die Mitgliedstaaten noch der Richtlinie zustimmen, was als Formalie gilt. Nach der Veröffentlichung der Richtlinie im Amtsblatt der EU haben die Mitgliedstaaten 21 Monate Zeit, diese umzusetzen. Das dürfte damit gegen Ende 2024 der Fall sein.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


minnime 11. Nov 2022

Werden die Nummern denn überprüft? Ansonsten kann man ja eine ungenutzte Nummer nehmen...

mietz 11. Nov 2022

Wenn ich jetzt als EU Bürger meine Domain mittels Whois Guard oder Cloudflare absichere...

User_x 10. Nov 2022

Welche Sicherheit soll das bringen? Konto beim Registrar gehackt, DNS Einträge auf andere...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Überseekabel in Porthcurno
Am Ende des Internets

In einer unscheinbaren Hütte in Cornwall kommen dicke Stahlkabel aus dem Boden, umfasst von mächtigen Schraubzwingen mit den Namen ferner Städte drauf. Ein Besuch in Porthcurno, wo die britischen Überseekabel enden.
Eine Reportage von Markus Feilner

Überseekabel in Porthcurno: Am Ende des Internets
Artikel
  1. Smart Tech wird abgeschaltet: Vodafone macht etliche Geräte zu Elektroschrott
    Smart Tech wird abgeschaltet
    Vodafone macht etliche Geräte zu Elektroschrott

    Vor weniger als zwei Jahren hat Vodafone die Smart-Tech-Produkte vom Markt genommen. Nun werden sie unbrauchbar gemacht und Kunden können nichts dagegen machen.

  2. Fernsehen über das Internet: Preissenkung bei IPTV-Zusatzoption für HD+-Kunden
    Fernsehen über das Internet
    Preissenkung bei IPTV-Zusatzoption für HD+-Kunden

    Die neue HD+-Option nennt sich nun Multiscreen. Es fehlen weiterhin Apps für Smart-TVs oder Streaminggeräte.

  3. Fujifilm X100VI: Der optische Sucher ist ein echter Hingucker
    Fujifilm X100VI
    Der optische Sucher ist ein echter Hingucker

    Um kaum einen Fotoapparat gibt es momentan so viel Hype wie um Fujifilms X100VI. Im Langzeittest offenbart die einzigartige Kompaktkamera allerdings auch ihre Macken.
    Ein Test von Daniel Ziegener

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    Daily Deals • MediaMarkt: Direktabzug auf WD_BLACK SN850P 1/2/4 TB (Bestpreise!) • Amazon: Produkte von WD, SanDisk, Apple und Beats im Angebot (Bestpreise!) • AMD Ryzen 7 7800X3D 329€ • Cooler Master MM731 RGB 33,99€ • Samsung 980 PRO 2 TB 149€ • GIGABYTE RTX 4060 Ti Windforce OC 16G 437,99€ [Werbung]
    •  /