Sex-Kolumne

Mit einer Abfuhr umgehen: Das sind die unangenehmsten Reaktionen von Männern

Unsere Sex-Kolumnistin Mimi Erhardt weiß, was es bedeutet, einen Korb zu bekommen – aktiv und passiv. Sie versteht das unangenehme Gefühl. Diese Reaktionen gehen aber gar nicht.
Frau und Mann haben Beziehungsprobleme
Mit Körben umgehenGetty Images

Einen Korb zu kassieren, fühlt sich Scheiße an. Sagen wir es, wie es ist. Ich meine, da bemüht man sich, einen guten Eindruck zu machen, umwirbt den anderen mit Memes und Guten-Morgen-Selfies, nur um zu hören, dass es doch nicht passt. Aua. Dabei geht es nicht nur um den Herzschmerz, den so eine Abfuhr verursachen kann. Vor allem, so behaupte ich, schmerzt das Ego. Ich meine: Hallo? Das Objekt meiner Begierde könnte MICH haben und lehnt ab? Pfff, na schönen Dank auch.

Sie sehen: Ich kenne die Korb-Situation zu gut. Und das als tätowierte Frau, die an jedem Finger fünf Männer haben könnte, würde ich auf jede „Geile Tattoos“-Nachricht und jedes „Hey“ antworten. Und wie gehe ich persönlich mit einer Abfuhr um? Nun, das kommt auf Situation und Beziehung an. Schickt man mich nach einer sechsmonatigen, aufkeimenden Liebesromanze unerwartet in die Wüste, werde ich emotionaler reagieren, als wenn sich Tinder-Lars nach drei Nachrichten nicht mehr meldet. Immer aber versuche ich, mich mit den Gegebenheiten zu arrangieren und ziehe mich erhobenen Hauptes zurück. Was soll man auch sonst tun?

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Nun, wenn es nach den Männern geht, die in den letzten Jahren und Monaten durch mein Leben und meine Chats geisterten, gibt es da durchaus Alternativen. Schmollen zum Beispiel. Den anderen mit Nachrichten auf sämtlichen Kanälen bombardieren. Beleidigungen raushauen.

Tatschlich ist mir aufgefallen, dass der Ton in der Dating-Szene rau geworden ist, wenn die Frau nicht willens ist. Selbstverständlich gibt es viele, die auch dann noch zauberhaft sind, wenn man sie nicht (mehr) daten möchte, doch in der letzten Zeit geht mir das Gehabe abgewiesener Single-Männer mächtig auf den Zeiger.

Hier eine Übersicht über die häufigsten Typen und Reaktionen.

Typ 1: Der Beleidiger

Der Beleidiger zeichnet sich in den mir bekannten Fällen durch eine überdurchschnittliche Begeisterung zu Beginn des Gesprächs aus. Das kann attraktiv wirken, und so lässt man sich auf ein wenig Geplauder ein. Irgendwann aber wird dieser Typ mit voller Wucht in einen Fettnapf klatschen, woraufhin die Frau das Gespräch beendet. Das könnte ungefähr so klingen:

„Ich mag deine Fotos, die sind wirklich gut.“

„Findest du? Danke!“

„Absolut. Deine Titten kommen darauf echt gut zur Geltung.“

Glauben Sie mir, derlei Dialoge erleben Frauen in Dating-Apps täglich. Passierte mir neulich erst wieder. Ich schrieb dem Mann, dass er sich seinen sexistischen Quatsch sparen könne, das Ding wäre für mich durch, alles Gute, Paris, Athen, auf wiedersehn. Und er? Schrieb mir (O-Ton): „War so klar, du Drecksf*tze. verpiss dich.“

Zwar verkrafte ich Kommentare dieser Art hervorragend, doch möchte ich Ihnen dies ans Herz legen: Bewahren Sie Haltung. Beleidigen Sie NIE eine Frau, die Sie vor der Abfuhr noch klarmachen wollten. Zum einen aus Anstand. Zum anderen, weil wir selbstverständlich unseren Freundinnen von einem solch respektlosen Verhalten berichten. Inklusive Screenshots. Bei meinen sexy Girlfriends aus der Erotik- und Instagram-Szene wird der Bro aus meiner Geschichte jedenfalls nicht mehr landen.

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Typ 2: Der Stalker

Ich beendete vor einiger Zeit das Gespräch mit jemandem, den ich bei Bumble gematcht hatte. Der Chat verlief okay, bis der Mann sich zur anstehenden Bundestagswahl äußerte und ich feststellte: Das mit uns hat keine Zukunftt. Ich löste das Match wortlos auf – keine Lust darauf, mich zu erklären, keine Lust auf Drama.

Sechs Stunden später erhielt ich bei Instagram eine DM des Herren. Sie müssen wissen, dass ich meinen Instagram-Account niemals in Dating-Apps angebe. Der Typ hatte mich also gestalked und dann tatsächlich die Frechheit, mich (mehrfach) anzuschreiben und ob meines Verhaltens zu rügen. Wow. Ich blockierte den Creep selbstverständlich umgehend.

Mein Appell daher an Sie: Wenn Ihr Flirt Sie abweist, ist Ihre Meinung nicht mehr gefragt. Die müssen Sie auch nicht hinterrücks kundtun, nachdem Sie sämtliche Social-Media-Kanäle des anderen erschnüffelt haben. Pfui. So ein Verhalten ist unangebracht und, schlimmer noch, kann Angst machen. Schlucken Sie Tränen und gekränkten Stolz herunter, so wie wir alles es machen und machen Sie die Nächste klar.

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Typ 3: Der Ignorante

Wie oben bereits angeschnitten, habe ich nicht immer Lust, eine schale Online-Liebelei offiziell zu beenden. Oder nach einem einzigen Date zu erklären, warum es nicht gefunkt hat. Warum auch? Man ist ja noch quasi fremd und einander keine Rechenschaft schuldig.

In solchen Fällen setze ich auf Ghosting light: Ich blockiere den anderen nicht, sondern melde mich einfach nicht mehr. Schreibt man mich dann an, werde ich entweder gar nicht oder nur noch sehr wortkarg antworten. Sowas wie „Haha“, „Lol“ oder „Cool :)“. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sollte man verstanden haben, dass das Interesse auf der anderen Seite erloschen ist und sich würdevoll vom Acker machen.

Viele Männer aber ignorieren diese – sehr deutlichen – Zeichen knallhart und schicken weiterhin Videos, Whatsapps und Nachrichten.

Wie ich und vermutlich ein Großteil der erwachsenen Frauenwelt das findet? Selten dämlich. Weil frech. Penetrant. Aufdringlich. Denn zum Dating-Alltag gehört es nun mal auch, zwischen den Zeilen zu lesen. Es gibt Menschen, denen es schwerfällt, Körbe zu verteilen und die sich auf Zehenspitzen davonstehlen, weil ihnen für klare Worte der Mut oder die Kraft fehlt. Machen Sie es denen nicht noch schwerer.

Also merken: Wenn die Frau Ihrer Träume Ihre letzten acht DMs gesehen, aber nicht beantwortet hat, geben Sie es bitte wortlos auf.

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Typ 4: Der Mansplainer

Mir schrieb einst ein Follower eine recht flirty, aber anständige Mail. Ich freute mich über die zahlreichen Komplimente und schrieb höflich-professionell zurück. Sache gegessen – dachte ich. Der Herr fühlte sich von meiner Nachricht – warum auch immer – ermutigt und begann sein Antwortschreiben mit „Hallo Mimi-Möschen“. Ein Boomer-Sexist mit Fips-Asmussen-Humor, der glaubt, dass er so bei mir landen könne – im Ernst? Ich sagte ihm, dass er sich seine schlüpfrigen Spitznamen klemmen könne und die Konversation damit beendet sei. Seine Reaktion? Er belehrte mich. Mimi-Möschen beziehe sich nicht etwa aufs weibliche Genital sondern auf … blabla bla blala … und dass ich doch nicht so empfindlich sein solle.

Das müssen Sie sich mal vorstellen. Eine frustrierende Vorstellung und leider kein Einzelfall. Immer wieder höre ich, hören andere Frauen, die Männern eine Abfuhr erteilen, dass unser Handeln und Empfinden ja komplett daneben sei. Zickig. Drüber. Man habe ja gar nicht verstanden, worum es ging.

Notieren Sie sich bitte: Wenn eine Frau nicht auf einen Mann steht, dann hat das seine Gründe und lässt sich nicht durch seitenlanges Mansplaining wegdiskutieren. Sie machen damit alles nur noch schlimmer.

Was lernen wir nun aus all dem? Dass nein nein heißt. Nicht nur beim Sex, sondern schon lange, bevor daran auch nur zu denken ist. Wenn einer nicht will und das entweder direkt oder durch die Blume kommuniziert, ist das zu akzeptieren. Das gilt übrigens für alle Geschlechter und Gender sowie für alle denkbaren Verpaarungsmöglichkeiten. Wie das gehen soll? Bleiben Sie freundlich. Oder antworten Sie gar nicht mehr, wenn es Ihnen schwerfällt. Das ist völlig legitim.

Sie müssen nicht jedem gefallen, Sie sind ja kein Erdbeereis und auch kein Hundewelpe. Bleiben Sie, wie Sie sind, und verbittern Sie nicht, weil Sie gerade mal keinen Lauf haben. Das wird wieder.

Mimi Erhardt ist Sex-Kolumnistin für GQ.de und Autorin des Buches “Erlebnispornographie” (das Sie hier bestellen können). Hier erfahren Sie mehr über die Autorin.