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Geld anlegen: So fängt man mit dem Investieren an

ETFs, Aktien oder doch Kryptowährung? Es ist gar nicht so leicht, Geld gewinnbringend anzulegen. Hier erklärt ein Experte, was Anfänger beachten müssen.
Geld anlegen Die besten AnfängerTipps vom Experten
Geld richtig investierenGetty Images

Geld anlegen: Ein Experte verrät Anlage-Tipps, die Anfänger beim Investieren beachten sollten.

Dass man sich nicht nur auf die Rentenversicherung verlassen, sondern auch privat Geld anlegen sollte, hat sich inzwischen herumgesprochen. Aber wie soll man eigentlich sparen? Auf Tagesgeldkonten, Sparbücher und Bausparverträge gibt es kaum noch Zinsen. Viele setzen trotzdem auf diese Modelle, weil sie weiterhin als sichere Anlageformen gelten. (Lesen Sie auch: Mit diesen 9 Podcasts macht es sogar Spaß, etwas über Finanzen zu lernen)

“Das Problem dabei ist, dass die vermeintlich sicheren Optionen wie beispielsweise Sparbücher oder Lebensversicherungen heute mehr Geld kosten, als sie de facto einbringen”, sagt Nils-Hendrik Höcker, BUX Country Head für Deutschland und Österreich. “Das liegt in erster Linie an der Zinspolitik der Europäischen Union. Für die Banken lohnt es sich schlichtweg nicht mehr, höhere Zinsen an die Kunden zu geben.” Außerdem sollte man immer bedenken, dass das Geld durch die Inflation an Wert verliert: Wer ohne oder mit sehr niedrigen Zinsen spart, verliert faktisch Geld. (Lesen Sie auch: Burnout während Home-Office vermeiden: Diese Sportarten helfen gegen Überlastung)

Experten raten: Geld an der Börse anlegen

Wer gar nicht weiß, wie er alternativ Geld anlegen kann, ist oft überfordert. Viele Experten raten inzwischen zu Aktien als Alterssicherung, beispielsweise in Form von sogenannten ETFs – darunter auch die Verbraucherzentralen. Die Abkürzung ETF steht für Exchange-Traded Fund, also für einen börsengehandelten Indexfonds. Ein ETF wird ähnlich wie eine Aktie an der Börse gekauft und verkauft. Er bildet einen bestimmten Index an der Börse nach. Wer sich beispielsweise für einen DAX-ETF entscheidet, kann auf diese Weise in den DAX investieren, ohne Aktien aller im DAX enthaltenen Unternehmen kaufen zu müssen. Daneben gibt es auch thematische ETFs, beispielsweise können Anleger in nachhaltige Unternehmen investieren. 

“Damit investiert ein Anleger sein Geld in viele verschiedene Unternehmen gleichzeitig – ohne große Nebenkosten”, sagt Höcker. “Durch die breite Streuung werden Gewinne und Verluste ausgeglichen und das Risiko für die Anleger sinkt.” So haben beispielsweise Experten eines unabhängigen Geldportals berechnet, dass jemand, der 15 Jahre lang in einen MSCI World ETF investiert, der die größten Unternehmen der Welt nachbildet, eine durchschnittliche Rendite von acht Prozent erzielt – trotz aller Schwankungen. “Das ist deutlich mehr als man für Tagesgeld, Sparbuch oder Bausparvertrag bekommt.” (Auch interessant: Effektives Zeitmanagement: So funktioniert die 25.000-Dollar-Methode)

Die meisten ETFs sind gut für Einsteiger geeignet

Auch Höcker rät zunächst zu ETFs. “Sie sind eine Option für viele, die mit dem Investieren anfangen und dabei ein möglichst geringes Verlustrisiko eingehen möchten.” ETFs sind sehr breit gestreut, was das Risiko für Verluste minimiert. “Dazu kommt, dass man über eine Zeitspanne von 10 bis 15 Jahren investiert”, sagt Höcker. “Auch die Kosten bleiben gering.” 

Hat man schon mehr Erfahrungen mit dem Investieren gesammelt, kann man auch über Aktien nachdenken. Anlagemodelle wie Kryptowährungen sind hingegen eher für Experten geeignet. “Sie sind sehr komplex und eignen sich eher für sehr erfahrene Anleger”, sagt Höcker. “Das kann aber auch bei manchen Aktien der Fall sein.” (Auch lesenswert: Unterschätzte Fähigkeit: Warum wir Zuhören lernen müssen)

Vor dem Investieren einen Puffer aufbauen

Man sollte in jedem Fall nicht blind investieren, sondern sich zunächst einmal einen gewissen finanziellen Puffer aufbauen. Das ist wichtig, damit man ausreichend Geld für unvorhergesehene Ausgaben hat – zum Beispiel für eine teure Autoreparatur. “Oft wird hier das dreifache Nettoeinkommen als Richtwert genannt”, sagt Höcker. “Wer darüber hinaus genug gespart hat, kann mit dem Investieren beginnen.”

Der Experte rät, das Portfolio beim Investieren breit zu streuen, also entweder einen ETF zu wählen, der viele verschiedene Unternehmen abdeckt, oder aber Aktien aus vielen unterschiedlichen Branchen zu kaufen. “Dabei sollte jeder Anleger darauf achten, eine möglichst geringe Kommission für die Investition zu bezahlen”, sagt Höcker. Deshalb können Direktbanken oder sogenannte Neobroker eine gute Alternative sein. (Lesen Sie auch: Ärger im Job: 6 Dinge, gegen die Sie sich wehren sollten)

Bei Aktien ist mehr Recherche nötig

Wer sich für Aktien entscheidet, sollte vor dem Kauf recherchieren und idealerweise auch einen Blick in den Geschäftsbericht des Unternehmens werfen, sagt der Experte: Wie ist die Bilanz, wie die Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens? Wie ist das Marktumfeld und was sagt der Management-Bericht? 

“Neben diesen Informationen sollte sich ein Investor auch mit dem Produkt beschäftigen”, rät Höcker. Wer beispielsweise als Nutzer die Vorteile von Apple-Produkten schätze, schätze das Unternehmen vielleicht auch als Aktionär. Das lässt sich auf viele Bereiche anwenden. "Wenn ich mich für die Solaranlage eines bestimmten Unternehmens entschieden habe, bin ich von dem Produkt überzeugt”, sagt er. ”Dann ist vielleicht auch die Aktie für mich interessant.” (Auch interessant: Konzentriert arbeiten trotz digitaler Dauerbeschallung – so funktioniert's!)

Typischer Anfängerfehler: Ungeduld

Allerdings fehlt vielen Anfängern am Finanzmarkt die Geduld – und sie neigen dazu, Aktien oder auch ETFs sehr schnell wieder abzustoßen, wenn diese nicht schnell genug Gewinn bringen oder eine Zeit lang die Kurse sinken. Davon ist allerdings abzuraten: “Eine gut gestreute Anzahl Aktien oder ETFs, die sich über einen langen Zeitraum entwickeln, versprechen deutlich stabilere Gewinne”, sagt Höcker. Es ist also Geduld gefragt. “Wer vorschnell oder zu oft mit Aktien handelt, fährt mit deutlich größere Wahrscheinlichkeit Verluste ein.” 

Viele Anfänger glauben außerdem, dass sich ein Investment für sie gar nicht lohnt, weil sie nur kleine Summen anlegen könnten. “Das ist einer der größten Irrglauben”, sagt der Geldexperte. “Mit etwas Zeit kann auch eine kleine Sparrate von 50 Euro im Monat mit Zinseszinsen und Dividendenzahlungen der Unternehmen zu einer beachtlichen Summe heranwachsen.” (Auch lesenswert: Erstes Gehalt: So kommen Sie mit Ihrem Geld aus)

Die Altersvorsorge gut durchdenken

 Viele fragen sich außerdem, welchen Teil ihrer Altersvorsorge sie idealerweise über Aktien abdecken sollten. “Hier gibt es keine Zauberformel, die in jedem Fall und für jeden gelingt”, sagt Höcker. Grundsätzlich bekommen die meisten Menschen in Deutschland am Ende ihres Arbeitslebens eine Rente. “Insbesondere bei vielen jüngeren Menschen reicht diese aber nicht aus.” 

Idealerweise sollte die Rente etwa 80 Prozent des Nettoeinkommens betragen. Wer beispielsweise ein Nettoeinkommen etwa 2.400 Euro hat, sollte im Alter etwa 1.900 Euro zur Verfügung haben. “Bekomme ich vom Staat 1.000 Euro Rente, fehlen also 900 Euro im Monat, die man privat vorsorgen muss”, sagt der Experte. Das wären 324.000 Euro in 30 Jahren. “Das klingt viel, ist aber für jemanden, der früh mit dem Investieren beginnt, durchaus machbar.” (Lesen Sie auch: Warum uns unsere Arbeit nicht glücklich machen muss)

Oft wird als Faustregel auch empfohlen, zehn Prozent des Einkommens zu sparen. “Es kommt aber ganz auf den Haushalt an, wie gut das tatsächlich machbar ist”, sagt Höcker. „Wenn diese zehn Prozent möglich sind, sind sie in einem breit gestreuten Aktienportfolio oder ETF gut aufgehoben – auch wenn ein gewisses Verlustrisiko immer besteht."