Die Funktion der Modalität in der deutschen Sprache und ihre Verwendung in ausgewählten Kriminalromanen


Bachelorarbeit, 2021

38 Seiten, Note: 1

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung
1. Die Verwendung der Modalität im Deutschen
1.1. Begriffsbestimmung der Modalität
1.2. Modalitätsformen

2. Modalitätstypen
2.1. Ereignismodalität
2.2. Propositionsmodalität

3. Bedeutung und Gebrauch der Modalverben
3.1. Die Erläuterung des Modalverbes müssen
3.2. Die Erläterung des Modalverbes sollen
3.3. Die Erläuterung des Modalverbes wollen
3.4. Halbmodalverben

4. Kriminalroman – Genre der Literatur
4.1. Geschichte und Erklärung des Begriffes Kriminalroman
4.2. Aufbau des Kriminalromans

5. Analyse der Modalverben wollen, müssen und sollen am Beispiel ausgewählter Kriminalromanen
5.1. Das Ziel der Analyse
5.2. Ergebnisse der Analyse der Modalverben wollen, sollen und müssen

6. Schlussfolgerungen

Bibliographie

Einleitung

Sprache als wichtigstes Mittel der Kommunikation zwischen Menschen ist gekennzeichnet durch die Verwendung von Symbolen, sowohl in Wort und Schrift als auch visuell-räumlich z.B. in der Gebärdensprache. Sprache wird in wissenschaftlichen Arbeiten allgemein als ein System spezifischer Zeichen definiert, mit denen Menschen miteinander kommunizieren können. Verbalmodi und Modalverben haben in der deutschen Sprache bzw. in der deutschen Grammatik eine äußerst wichtige Funktion. Sie gelten als das zentrale Ausdrucksmittel grammatisch kodierter Modalität in der deutschen Sprache. Durch die Verwendung von Modalverben kann der Sprecher seinen Wissensstand, sein Wertesystem, seinen Willen usw. ausdrücken. Aufgrund dieser großen Bedeutungsvielfalt werden das Modalverbsystem und seine Eigenheiten zunehmend untersucht.

Ziel dieser Arbeit ist es, die Bedeutung und Verwendung der Modalverben wollen, sollen und müssen am Beispiel ausgewählter Sätze aus dem Genre der Kriminalliteratur zu veranschaulichen. Zu diesem Zweck wurden zwei Werke ausgewählt, die genau zu dem oben genannten Genre der Literatur gehören.

Folgende Arbeit besteht aus zwei Teilen und zwar aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Der erste Teil besteht aus 3 Kapiteln. Auf der Grundlage bereits durchgeführter Untersuchungen von Sprachwissenschaftlern wird im ersten Kapitel der Begriff der "Modalität" erläutert, der verwirrende Bedeutungsnuancen enthält. Es folgt eine Beschreibung von Modalität und Temporalität, die miteinander in Beziehung stehen, und dann die Modalitätstypen, die auch eine bestimmte Rolle erfüllen. Im nächsten Kapitel werden die Modalverben, auf die sich die Analyse bezieht, d.h. wollen, sollen und müssen, nacheinander beschrieben. Zudem wird in diesem Kapitel auch der Unterschied zwischen Modalverben und Hilfsverben geschildert. Das nächste Kapitel der Arbeit wird der literarischen Gattung Kriminalroman bzw. Krimi gewidmet. Der Kriminalroman, obwohl er in der Literatur schon sehr lange existiert, erfreut sich auch heute noch einer großen Leserschaft. Es ist eines jener Genres, das den Leser in eine geheimnisvolle Welt des Verbrechens und unglaublicher Mysterien entführt. Der zweite Teil der Arbeit präsentiert eine Analyse ausgewählter Sätze, die Modalverben enthalten. Als Basis für die Analyse wurden 2 Kriminalgeschichten gewählt und zwar das berühmte Werk Das Parfüm von Patrick Süßkind. Die Satzanalyse soll zeigen, wie Modalverben die Bedeutung des Inhalts beeinflussen und was die Modalverben direkt vermitteln, ob es sich in einem Text um einen Wille, eine Pflicht oder Vermutung handelt.

1. Die Verwendung der Modalität im Deutschen

Modalität ist ein äußerst komplexer Begriff und schwer eindeutig zu formulieren. Sie ist aber nicht nur Forschungsgegenstand in der Linguistik, sondern auch in verschiedenen anderen Disziplinen wie der Philosophie, der Logik und der Semiotik. Versuche, Modalität zu definieren, sind jedoch in allen Bereichen, in denen sie untersucht wurde, auf Schwierigkeiten gestoßen. Sicher ist jedoch, dass Modalität je nach Sprache und Struktur mit Hilfe spezifischer Ausdrucksmittel realisiert wird, z. B. im Deutschen mit Hilfe von Verbalmodi und Adjektiven sowie mit Verblexemen. In Folgenden werden einige Ergebnisse bezüglich der Definierung der Modalität dargestellt.

1.1. Begriffsbestimmung der Modalität

Die Ursprünge der Beschäftigung mit der Modalität gehen auf das 4. Jahrhundert vor Christus zurück. Bereits damals hat sich Aristoteles mit dem Phänomen beschäftigt (Milan 2001: 2). Es wird angenommen, dass Modalität in jeder Sprache vorkommt und auf verschiedene Art und Weise realisiert werden kann. Obwohl es in der sprachwissenschaftlichen Literatur viele Konzepte zum Begriff "Modalität" gibt, hat z.B. Brinkmann eine äußerst allgemeine Definition dafür erstellt. Seines Erachtens ist Modalität „Geltung, die einer Äußerung sprachlich zuerkannt wird“ (Brinkmann 1975: 357). Nach Milan ist Modalität „eine Vielfalt an Ausdrucksmittel, die neben Modus (Indikativ, Konjunktiv und Imperativ) auch durch Verblexeme (Modalverben und Modalitätsverben), andere modifizierende Wortarten (Modalwörter, Modalpartikeln, Modaladverbien, Modaladjektive und Modalsubstantive), durch Konstruktionen von sein und haben + Infinitiv und Wortbindungsmorpheme –bar, -lich, -wert, -pflichtig usw. realisiert wird“ (Milan 2001: 15). Alle diese Ausdrucksmittel können in das semantische Feld, das die Modalität ist, einbezogen werden. Die Kategorie der Modi spielt eine besonders wichtige Rolle bei der Definition der Modalität. Die Modalität der verbalen Modi zeigt sich darin, dass sie mit dem Modus verbunden ist. Tatsächlich ist der Modus nur eine der Kategorien, dafür aber die in der Linguistik am häufigsten behandelte.

In dem digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache wurde der Begriff

folgendermaßen formuliert: „Art und Weise wie etwas geschieht, ausgeführt wird, Bedingung, Verhältnis, Umstand“ (Internet 1) .

Krug definiert das Phänomen der Modalität als ein „Verhältnis eines Dinges zum denkenden Subjekte“ (Krug 1833:907 in: Kim 2005: 7). Dabei handelt es sich um die Beziehung von Subjekt und Objekt und die Vorstellung des Objekts im Subjekt. Die in der Definition genannte Beziehung hängt von mehreren Faktoren ab, z. B. kann sie vom raum-zeitlichen Zustand des Objekts oder vom denkenden Subjekt abhängen. Modalität kann also als ein sprachliches Mittel verstanden werden, um die Einstellung des Sprechers zu einem bestimmten Sachverhalt auszudrücken. Nach Jäntti (1989:11) bereitet es „(1) große Schwierigkeiten, alle modalen Erscheinungen in natürlichen Sprachen unter einen Hut zu bringen, und (2) die Modalität habe stets etwas mit 'Möglichkeit' und 'Notwendigkeit' zu tun“. Das Wesen der Modalität ist also der Ausdruck von Unwirklichkeit, Möglichkeit und Notwendigkeit und der damit verbundenen begrenzten Gewissheit (Dietrich 1992: 37). Eine interessante Aussage zur Modalität wurde von Ayoun gemacht. Er behauptet, dass eine wichtige Eigenschaft der menschlichen Sprache die Fähigkeit ist, sich von der Realität, dem Hier und Jetzt, zu lösen und über Gefühle, Gedanken und Träume zu sprechen. Die modalen Begriffe „Möglichkeit", „Gewissheit", „Wahrscheinlichkeit" und „Notwendigkeit" sind zentral für das menschliche Denken und für unsere Sprache (Ayoun 2013: 21 in: Budanov 2015: 16).

Zusammenfassend kann noch festgestellt werden, dass die sprachlichen Mittel zum Ausdruck von Modalität äußerst umfangreich sind. Darüber hinaus bezieht sich Modalität nicht nur auf Modalverben, die heute in wissenschaftlichen Arbeiten wohl am häufigsten verwendet werden, um verschiedene Arten von Modalität zu veranschaulichen, sondern auch solche sprachliche Erscheinungen wie: Modalpartikeln d .h: ja, denn, vielleicht; Satzmodi wie: Befehle, Frage oder Aussage, modale Infinitivkonstruktionen d.h.: haben, sein, bleiben; oder Beispielsweise Syntagmen, nämlich: wie ich meine, ich will, es ist möglich, ich halte es für notwendig (Jäntti 1989: 17).

1.2. Modalitätsformen

Die nonce grammatikalische Form, die die Modalität kodiert, ist der Modus des Verbs. Bezüglich der deutschen Sprache gibt es drei Modi, nämlich: den merkmallosen Faktizitätsmodus Indikativ, als auch zwei merkmalhafte Modi d. h.: den Konjunktiv II und den Imperativ. Daneben gibt es noch den Konjunktiv I, der auch als Modus bezeichnet wird und zwar hinsichtlich der reportiven Modalität, welcher als expressives Mittel mit evidentialer Funktion betrachtet werden kann. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass der Konjunktiv I in dieser Funktion jedoch auch durch den entsprechenden Konjunktiv II ersetzt werden kann, ohne dass sich die Funktion drastisch ändert (Fabricius-Hansen 1999: 130ff.). Dies kann jedoch nicht umgekehrt funktionieren, d.h. der Konjunktiv II kann im ‚nichtfaktischen‘ Bereich durch den Konjunktiv I nicht ersetzt werden. Im Folgenden einige Beispiele, um die Bandbreite der grammatikalischen Modi zu veranschaulichen (Kotin 2012: 155):

- Heute ist Peter um halb zehn gekommen.
- Komm heute um halb zehn!
- Wenn Peter heute um halb zehn käme/gestern um halb zehn gekommen
- Peter sagt, er komme (käme) um halb zehn/er sei (wäre) um halb zehn

Als weitere Form, die Modalität kodiert, sind die Modalverben zu nennen, die im Verbalsystem der deutschen Sprache einen äußerst starken, funktional aufgeladenen Platz einnehmen. Modalverben können durch ihre aspektuelle Semantik u.a. Aspekt- oder Handlungskomponenten realisieren und so auf spezifische Weise aspektuelle Defizite kompensieren. So können Modalverben in der Form „wurzelmodal" auftreten bzw. nicht-deiktisch oder „nicht-wurzelmodal“ d. h. epistemisch oder evidential. Modaladverbien und Modalpartikeln werden also in einer Äußerung entweder auf epistemischer oder auf evidentialer Basis ausgedrückt. Es handelt sich also hierzu um Maße der modalen Deiktizität, die weitgehend mit epistemischen oder evidentialen Modalverben gleichzusetzen sind. Modalitäten unterschiedlicher Typen können auch redundant oder, deutlicher gemeint, kumulativ ausgedrückt werden, da Redundanz die volle Äquivalenz der verwendeten Kodierungsmaße voraussetzt, während Kumulativität darin besteht, eine teilweise differenzierte modale Semantik durch indexikalische Modalformen auszudrücken z. B.: Ich könnte Sie morgen besuchen (Kotin 2012: 156). Das Modalverb erscheint im angegebenen Beispiel in der Konjunktiv II-Form. Hier kommt die dispositionelle Modalität ins Spiel, die durch zusätzliche modale Distanz (indirekt auch temporale Distanz) als ein Aspekt des Ausdrucks abgeschwächter Faktizität auftritt. Solche Signale dienen meist dazu, Höflichkeit auf der Basis von Distanz zu kodieren (Kotin 2012: 156).

2. Modalitätstypen

In der Literatur über Modalverben finden sich viele Arten von Modalität, wie z. B. deontisch, epistemisch und buletisch. Diese Modalitätsarten fallen entweder unter die Ereignismodalität oder die Propositionsmodalität und haben eine besonders wichtige Funktion im Hinblick auf die Verwendung von Modalverben.

2.1. Ereignismodalität

Zur Ereignismodalität gehören folgende Modalitätstypen: die deontische, die zirkumstantielle, die abilitive, die buletische, die intentionale, die teleologische und die alethische Modalität. Die Ereignismodalität modifiziert nicht den tatsächlichen Status einer Sache, sondern markiert einen potenziellen Zustand als geordnet, erlaubt oder verboten in Bezug auf etablierte Gebote oder Zwecke und als beabsichtigt, wünschenswert oder unerwünscht oder als möglich im Lichte günstiger Umstände.

Die deontische Modalität bezieht sich auf die Notwendigkeit und Möglichkeit, Handlungen auszuführen, die durch ein Gesetz festgelegt sind, z. B. Gebote, Erlaubnisse und Verbote. Die deontische Modalität weist in ihrer engeren Definition nur auf moralische Normen hin, wird allerdings häufig benutzt, um alle Regeln zu umfassen, die durch das Gesetz geregelt werden, von der Regel des Gesetzes bis zur Regel des Spieles. Insbesondere die Verben dürfen und sollen unterliegen der deontischen Modalität, jedoch auch das Verb müssen zeigt diese Art der Modalität, wie die folgenden Beispiele schildern (Colomo 2011: 63):

- Du sollst nicht töten.
- Jetzt musst du noch mal würfeln.
- Auf diesem Feld darfst du mich nicht rausschmeißen.

Was die teleologische Modalität betrifft, so wird sie in allen Arten von Anweisungen verwendet, z. B. in Rezepten, und sie zeigt an, dass etwas in Bezug auf die Erreichung eines Ziels notwendig oder erlaubt ist, z. B.: Die Pfanne muss sehr heiß sein, damit das Fleisch kein Wasser verliert oder Anschließend kann man den Kuchen glasieren (Colomo 2011: 64). Außerdem hat sie enge Affinitäten zur deontischen Modalität und zur buletischen Modalität. Die buletische Modalität zeigt wiederrum individuelle, personenbezogene Wünsche und Absichten. Die Modalverben wollen, mögen und möchten kommen in dieser Lesart bevorzugt vor. Aber auch intentionale Verben wie wollen, beabsichtigen, anstreben usw. sind in dieser Modalität enthalten (Colomo 2011: 64):

- Ich will dieses Lied spielen!
- Er soll dieses Lied spielen!
- Dieses Lied muss ich haben!
- Dieses Lied können wir meinetwegen gerne spielen.

Die zirkumstantielle Modalität bezieht sich auf die Möglichkeiten oder Notwendigkeiten, die sich auf einen bestimmten Moment oder bestimmte Umstände beziehen. Eng verbunden mit dem Modalitätstyp ist die abilitive Modalität, die die Möglichkeiten und Grenzen aufzeigt, die ein Mensch von Natur aus hat. Beispiele, die die abilitive Modalität aufweisen sind Folgende (Colomo 2011: 65):

- Er kann gut singen, bzw. Er hat die Fähigkeit gut zu singen
- Er muss niesen bzw. Er unterliegt dem Zwang zu niesen.

Die nächsten Beispiele sind wiederrum tyspisch für die zirkumstantielle Modalität (Colomo 2011: 65):

- Aus diesem Kerker kann niemand entkommen bzw. Niemand hat die Fähigkeit, aus diesem Kerker zu entkommen.
- Diese Pflanze kann auf trockenem Boden nicht gedeihen bzw. Diese Pflanze hat nicht die Fähigkeit, auf trockenem Boden zu gedeihen oder Trockener Boden bietet Umstände, unter denen es dieser Pflanze nicht möglich ist, zu gedeihen.

In Bezug auf die alethische Modalität , sollte erwähnt werden, dass diese in der natürlichen Sprache praktisch nicht verwendet wird. Die alethische Modalität wird durch den Ausdruck der logischen Notwendigkeit oder Möglichkeit dargestellt z. B.: Die Summe der Winkel im Quadrat muss immer 180 Grad ergeben oder Wenn der Papst unverheiratet ist, muss er ein Junggeselle sein (Colomo 2011: 65).

2.2. Propositionsmodalität

Im Hinblick auf die Propositionsmodalität beinhaltet diese sowohl epistemische Modalität, als auch Evidentialität. Epistemische und evidentielle Äußerungen haben gemeinsam, dass sie einen möglicherweise faktischen Sachverhalt benennen, ohne dass der Sprecher die Faktizität dieses Sachverhalts behauptet. Epistemische Modalausdrücke charakterisieren eine Äußerung als eine Annahme des Sprechers, während evidentiale Modalität eine Äußerung in Bezug auf die Quelle definiert, aus der der Sprecher Informationen über eine bestimmte These ableitet. Wie die epistemische Modalität hat also auch die evidentielle Modalität mit dem Referenten des Sprechers zu tun (Colomo 2011: 66). Die epistemischen Modalverben beziehen sich auf Äußerungen oder Meinungen, die eigentlich unbekannt sind und gleichzeitig die Bewertung des Sprechers über den Sachverhalt ausdrücken. Der Sprecher zeigt durch die Verwendung eines epistemischen Modalausdrucks an, dass seine Aussage nur eine Annahme ist. In diesem Fall drückt der Sprecher lediglich aus, dass er eine Tatsache für möglich oder wahrscheinlich hält. Die unten dargestellten Beispiele sollten diese Modalitätsart deutlich veranschaulichen (Colomo 2011: 66):

- Das Licht ist an. Emil muss zu Hause sein.
- Es ist nach zehn. Emil kann durchaus schon ins Bett gegangen sein.

Bezüglich der evidentiellen Modalität gehören im Deutschen nur zwei Modalverben zu dieser Kategorie d. h. sollen und wollen. Sowohl wollen als auch sollen beziehen sich auf die Herkunft von Informationen als „Gerücht" und können daher zitativ benutzt werden. Bei sollen bleibt die Quelle der Information unspezifiziert, allerdings bei wollen stellt der Subjektreferent die Quelle der Information dar. Außerdem wird der Konjunktiv in Gebrauch genommen, um zitierende Aussagen zu kennzeichnen. Dabei ergibt sich die Informationsquelle immer nur aus dem Kontext. Unten einige Beispiele, die typisch für diese Modalitätsarten sind (Colomo 2011: 68):

- Mathias soll bei Michael angerufen haben bzw. Irgendjemand (hat) behauptet, dass Mathias bei Michael angerufen hat.
- Mathias will bei Michael angerufen haben bzw. Mathias (hat) behauptet, dass eri bei Michael angerufen hat.
- Christoph hat sich gemeldet. Mathias habe bei Michael angerufen bzw. Christoph behauptet, dass Mathias bei Michael angerufen hat.

Bei der epistemischen Modalität gibt der Sprecher Fakten als wahrscheinlich, möglich oder unwahrscheinlich an. Die Gründe für seine Annahme können im Kontext genannt werden oder unausgesprochen bleiben, lassen sich aber nicht aus der Semantik des Modalverbs ableiten. Evidentille Verben zeigen, dass die Existenz eines bestimmten Sachverhalts durch Beweise belegt werden kann. Da Evidentiellensausdrücke keine Unterscheidung zwischen Notwendigkeit und Möglichkeit darstellen, wird Evidentialität nicht von allen Linguisten als modale Kategorie bewertet (Colomo 2011: 70).

3. Bedeutung und Gebrauch der Modalverben

In der deutschen Sprache werden normalerweise sechs Verben als Modalverben bezeichnet und zwar: dürfen, können, mögen, müssen, sollen und wollen. Da sie einen ähnlichen Gebrauch wie Hilfsverben aufweisen, werden sie manchmal auch modale Hilfsverben genannt. Modalverben werden verwendet, um auszudrücken, in welcher Beziehung das Subjekt eines Satzes zur Satzaussage steht. Sie werden sowohl in der geschriebenen als auch in der gesprochenen Sprache in Gebrauch genommen. Helbig und Buscha sind der Meinung, dass die oben genannten Modalverben im Deutschen morphosyntaktisch und semantisch eine relativ geschlossene Gruppe bilden. Außerdem drücken sie, wenn sie mit dem Infinitiv von Vollverben kombiniert werden, unterschiedliche modale Bedeutungen aus (Helbig, Buscha 2001:114). Im Duden – Wörterbuch werden sechs Modalverben genannt, d. h.: dürfen, können, müssen, sollen und werden, die die Wirkung haben, den Inhalt eines anderen Verbs in einem Satz zu modifizieren. Zusammen mit dem Infinitiv können diese ein mehrteiliges Prädikat bilden. Allerdings, außer Modalverben können noch andere Verben modifizierend verwendet werden, die mit einem Infinitiv mit ‚zu‘ kombiniert werden. Zu dieser Gruppe von Verben gehören die sogenannten Halbmodalverben, nämlich: drohen, scheinen, versprechen und pflegen (Duden 1995: 92). Im Folgen wird auf die drei Modalverben eingegangen, die in dem praktischen Teil genau analysiert werden.

3.1. Die Erläuterung des Modalverbes müssen

Die Bedeutung des Modalverbes müssen wurde in dem digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) wie folgt verfasst: „drückt aus, dass der im Infinitiv genannte Prozess oder Zustand auf Grund bestimmter Umstände oder Voraussetzungen zwingend notwendig ist:

a) bei vorangehendem Infinitiv steht der Infinitiv von »müssen« statt des Partizips II
b) drückt aus, dass der Inhalt des Infinitivs eine notwendige Voraussetzung für etw. ist
c) [umgangssprachlich] abgeblasst
d) drückt eine notwendige logische Folgerung, zwingende Vermutung aus“ (Internet 2).

Klappenbach und Steinitz betrachten zwischen zwei Typen von Notwendigkeit bezüglich des Verbes müssen. Die erste betrifft die Bestimmung des Subjekts z. B. ich musste im Bett bleiben, weil ich Fieber hatte (Klappenbach, Steinitz 1971-1977, Bd. 4: 2576 in: Öhlschläger 1989: 146.) . Der zweite Typ wiederum hängt davon ab, welche Entscheidung eine andere Person getroffen hat, z. B.: Er muss jeden Morgen um 6 Uhr aufstehen. Des Weiteren sollte beachtet werden, dass u. a. nach Wahrig die Bedeutung des Verbes müssen der Bedeutung von nötig haben entspricht, z. B., ich muss wissen, ob… bzw. ich habe es nötig zu wissen, ob… (Wahrig 1966: Sp.2499 in: Öhlschläger 1989: 147).

- Ich habe es nicht nötig, ihn um Verzeihung zu bitten.
- Ich muss ihn nicht um Verzeihung bitten (Internet 3).

Müssen in Bezug auf den epistemischen Gebrauch wird als „eine starke, zwingend Annahme“, wobei, die Wahrscheinlichkeit des angenommenen Sachverhaltes … in der Regel durch äußere Gegebenheiten gestützt“ verstanden (Kątny 2000: 679).

Die epistemische Modalität des Verbes müssen lässt sich deutlich in diesem Beispiel erkennen:

- Emil muss glücklich sein (Öhlschläger 1989: 187).

In der deutschen Sprache wird müssen, als das am häufigsten verwendete Modalverb für die Formulierung von Imperativen und obligatorischen Rechtsfolgen, bezeichnet. Müssen drückt aus, dass die Verpflichtung auf der Situation selbst beruht und fast den Charakter eines Naturrechts hat (Budanov 2015: 61).

3.2. Die Erläterung des Modalverbes sollen

Das Modalverb Sollen kann sich, wie auch Müssen, in bestimmten Fällen auf Notwendigkeit beziehen. Der Unterschied zwischen diesen Verben ist jedoch, dass bei sollen die Notwendigkeit durch eine externe Instanz bestimmt wird. Aus diesem Grund wird die Bedeutung von „sollte" als Anforderung bezeichnet. Diese Instanz ist meist eine Person, die im Satz nicht genannt werden muss, aber es ist immer klar, welche Person gemeint ist (Helbig, Buscha 2001: 119):

- Wir sollen jeden Tag frühstücken
- Die Kinder sollen zu Hause helfen

Der offensichtlichste Unterschied in der Bedeutung der beiden Verben ist sichtbar, wenn sie in einem Satz in der Vergangenheitsform vorkommen. Bei müssen wird die ausgeführte Handlung als tatsächlich ausgeführt ausgedrückt, während bei sollen die Ausführung offen bleibt. Dies könnten folgende Beispiele veranschaulichen (Helbig, Buscha 2001: 119):

- Sie musste vorige Woche nach Hause fahren, weil ihr Vater krank ist.
- Sie sollte nach vier Tagen zurück sein, um an der Prüfung teilzunehmen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 38 Seiten

Details

Titel
Die Funktion der Modalität in der deutschen Sprache und ihre Verwendung in ausgewählten Kriminalromanen
Note
1
Jahr
2021
Seiten
38
Katalognummer
V1041197
ISBN (eBook)
9783346461643
ISBN (Buch)
9783346461650
Sprache
Deutsch
Schlagworte
funktion, modalität, sprache, verwendung, kriminalromanen
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Die Funktion der Modalität in der deutschen Sprache und ihre Verwendung in ausgewählten Kriminalromanen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1041197

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