:response
:response

ESG-Beratung – worauf es wirklich ankommt

ESG Beratung

ESG-Beratung ist zum Megaberatungsfeld geworden. Während Pionierunternehmen seit Jahrzehnten die Praxis aus Motivation und Überzeugung heraus entwickelt haben, hat sich durch die EU-Regulierung und vor allem durch die EU-Taxonomie, SFDR, die Berichtspflicht CSRD sowie die Anforderungen der Bankenaufsicht ein neuer Markt eröffnet. Schnell wurden in allen Beratungshäusern daher die Schilder ESG-Beratung ins Schaufenster gestellt, Softwareanbieter warben mit CSRD-konformen Lösungen, bevor überhaupt das Gesetz, geschweige denn der Standard, verabschiedet waren. Im Lichte ihres Leitmotivs: "Fake it till you make it" steht die Branche beim Thema ESG-Beratung scheinbar in vollem Saft. Leider verfügen die wenigsten Anbieter über die notwendige Expertise in diesem voraussetzungsreichen und komplexen Beratungsfeld. Woran das liegt und wie man die Spreu vom Weizen trennen kann, wird im Folgenden erklärt.

Wo kommen all die Berater her?

Der Begriff ESG-Beratung ist nicht geschützt. Und da die Beraterzunft gut darin ist, neue Begriffe aufzunehmen und eigene Expertise zu suggerieren, sehen wir eine Welt, die nicht nur produkt- und herstellerseitig, sondern auch auf der Beratungsseite Nachhaltigkeit verspricht. Aber Orientierung ist sehr wohl auch im Beratungsdschungel möglich.

CSR, CSRD, CSDDD, ESG, Nachhaltigkeit – was heißt hier nachhaltig?

Zunächst sind einige Begriffsklärungen vorzunehmen. Die Begriffe ESG, CSR und Nachhaltigkeit werden vielfach synonym verwendet, meinen aber nicht ganz das Gleiche. Während CSR von der Europäischen Kommission lange als der favorisierte Begriff galt, hat der Begriff Sustainability inzwischen die gute alte Social Responsibility abgelöst. Statt des vormaligen Leitbegriffs eines sozialen Europas wird heute vordringlich ein grünes Europa und vor allem ein klimaneutrales Europa angestrebt. So verwenden auch die maßgeblichen aktuellen EU-Regulierungsdokumente ausschließlich den Begriff Sustainability statt Social Responsibility – so die Corporate Sustainability Reporting Directive, die Sustainable Finance Disclosure Directive, die geplante Corporate Sustainability Due Diligence Directive sowie die EU Taxonomy for Sustainable Activities.

Und vor allem: grün

Die soziale Dimension ist bis auf die Achtung der Menschenrechte in der Lieferkette sowie einige Diversitäts-, Arbeitssicherheits- und Verbraucherschutzaspekte in den Hintergrund gerückt. Stattdessen werden nun konkrete Berichtsanforderungen zur Ökologie schlagend. Die EU hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, in denen Regulierungen auch einmal einander widersprachen oder andere Annahmen zugrunde legten. Im Rahmen des "Green Deal" hat sie stattdessen ein sehr gut aufeinander bezugnehmendes regulatorisches Regime zur ökologischen Transformation eingeführt. Diese Gesetze und Fördermaßnahmen adressieren die Finanzwirtschaft, die Realwirtschaft, sie fassen über die europäische und nationale Bankenaufsicht noch einmal nach und durchleuchten Banken und dadurch auch deren Unternehmenskunden in Bezug auf Klimarisiken, Dekarbonisierung und vieles mehr.

ESG – mehr Wahlkampf, Kulturkampf oder Investitionskriterium?

Das Kürzel ESG hat es in anderer Weise in sich und ist "aus Gründen" bei einigen Stakeholdern zum Kampfbegriff mutiert. Der Begriff steht dabei unter beidseitigem Beschuss aus der Nachhaltigkeits-Community und von Seiten der fossilen Lobby sowie auch den diesen Jurisdiktionen verbundenen – vornehmlich republikanischen – Politikern. ESG wird bei letzteren mit "Wokism" gleichgesetzt und erbittert bekämpft. Ähnlich erbittert ist aber auch die Frontenbildung seitens der aktivistischen Nachhaltigkeits-Community. Zornig wird hier der Begriff ESG aufgespießt. Aber warum ist dieser Begriff in der Lage die am weitesten entfernten Lager in Ablehnung zu vereinen? Um es an dieser Stelle kurz zu machen: ESG erfasst nur einen Teil der unternehmerischen Nachhaltigkeit, nämlich die Risiken, die den Unternehmenswert mindern oder Chancen, die diesen Wert erhöhen können.

ESG greift eigentlich zu kurz

Welche Aspekte sollte man denn noch berücksichtigen? Es gibt noch mindestens einen wichtigen anderen Aspekt, nämlich den Impact, also den ökologischen oder sozialen Fußabdruck des Unternehmens. Dieser Fußabdruck setzt sich zusammen aus dem Ressourcenverbrauch, den Schadwirkungen und vom Unternehmen verursachten Risiken. Ökonomisch spricht man auch von den sogenannten externalisierten Kosten, weil für diese Schäden die Allgemeinheit – oder niemand – bezahlt. Dieser Fußabdruck fließt in die enge Auslegung des Konzepts ESG nicht ein – und die aktuelle Debatte rund um die Nachhaltigkeitsstandards der IFRS/ISSB kritisiert genau das.

Wer hat's erfunden?

Der Begriff ESG war ursprünglich analytischer Natur. Er wurde 2004 im Rahmen einer Studie für den Global Compact der Vereinten Nationen vom Schweizer Ivo Knoepfel geprägt. Kernaussage dieser Studie: Ein Unternehmen kann sozial oder ökologisch noch so nachhaltig agieren – wenn die Governance, also Unternehmensführung und die dazugehörigen Prozesse, nicht stimmen, kann kein eindeutiger Zusammenhang zum Unternehmenswert hergestellt werden. Man mag es auch für einen Ausweis der Managementqualität halten: Wenn die Governance, die soziale und ökologische Performance stimmen, stimmt meist auch die finanzielle Gesamtperformance. Bei der unternehmerischen Nachhaltigkeit wurde damit nicht die Nachhaltigkeitsperformance, sondern der Unternehmenswert zur ultimativen Referenz für Sustainability. Die ersten Jahre in der Nachhaltigkeitsberatung war die Suche nach dem Business Case und dessen Realisierung auch immer wieder eine zentrale Motivation. Sie machte aus dem Sonntagsthema Nachhaltigkeit ein Business-Thema.

Macht uns dieser Business Case von ESG alle nachhaltiger?

Also ist ESG die unternehmerische Nachhaltigkeit mit Business Case? Dagegen ist ja nichts einzuwenden, wäre da nicht das Problem der "Tragik der Allmende", die Gemeingüter, die übernutzt werden, weil alle und damit niemand dafür verantwortlich ist. Die frei verfügbaren öffentlichen Güter oder die zu günstig verscherbelten Rohstoffe und Ökosystemdienstleistungen fließen bei einer bislang meist noch engen Auslegung des Konzepts ESG nicht in die Unternehmensbewertung mit ein.

Da interessiert im Wesentlichen gerade Folgendes: Gibt es Risiken in Zusammenhang mit Extremwetterereignissen – im eigenen Betrieb oder in der Lieferkette droht ein Transitionsrisiko durch Dekarbionisierungsszenarien. Oder es gibt ein sonstiges ökologisches oder menschenrechtliches Skandalpotenzial – auch in der Lieferkette –, das den Unternehmenswert in Zukunft drastisch mindern könnte. Wenn ja, wie drastisch? Um dies zu bewerten, werden von Analysten und ESG-Ratingagenturen vor allem Transparenzindikatoren, Policies und Prozesse betrachtet und mit anderen Unternehmen der Branche und darüber hinaus verglichen.

Nachhaltigkeit ist der bessere, weil umfassendere Begriff

Landläufig wird aber nicht immer so trennscharf unterschieden zwischen ESG und Nachhaltigkeit. Die von der EU nun verabschiedete Kaskade an Berichtspflichten fußt auf der sogenannten doppelten Wesentlichkeit: Sie fragt sowohl nach den Risiken und Chancen für den Unternehmenswert als auch nach den negativen (weniger den positiven) Auswirkungen des Unternehmens. ESG und Nachhaltigkeit führen damit zu Berichtspflichten. Selbst wenn in diesem Zusammenhang von ESG-Beratung die Rede ist – ein Begriff der sich eingebürgert hat – muss man wissen, dass bei einer guten Beratung nicht nur die finanzielle Perspektive auf Nachhaltigkeit gefragt ist.
Das leistet :response



Was macht eine gute ESG-Beratung aus?

Eine gute ESG-Beratung ist eine Nachhaltigkeitsberatung. Sie basiert auf der Analyse der doppelten Wesentlichkeit. Neben der fachlich fundierten Aufbereitung der Inhalte, damit die internen Experten im Unternehmen die einzelnen Aspekte bewerten können, ist auch eine unternehmerische Denkweise erforderlich, um dabei einen pragmatischen und dennoch prüfsicheren Ansatz für die Durchführung zu entwickeln.

Kernproblem: Es gibt noch zu wenige kompetente Berater

Unternehmen erzählen im Augenblick vor allem den Fall, dass prüfungsnahe Berater einen immensen Aufwand betreiben, um die CSRD in die Unternehmen zu implementieren. Die große Zahl an akquirierten Mandaten kann nicht adäquat bearbeitet werden – die Schulungen und Trainings wurden zum größten Teil noch nicht durchlaufen, die Checklisten noch nicht alle erstellt. Eine wahnwitzige Zahl an "Deep Dive Workshops", die von der Unerfahrenheit der Berater und der Beratungshäuser in diesem Feld ablenken soll, rollt erst einmal durch die Unternehmen.

Statt fachlicher Beratung gibt man die Aufgabe an Unternehmen zurück: Wie ist dieses Risiko zu bewerten? Eines ist schon klar: Das Unternehmen trägt in jedem Fall die Verantwortung für die Bewertung der Risiken und Chancen. Aber wie intelligent das Vorgehen der begleitenden Berater ist und wie gut und individuell die Inhalte zur Bewertung aufbereitet sind, macht einen gewaltigen Unterschied. Und da bei vielen großen fachfremden Beratungen mehr Mandate als kompetente Berater zur Verfügung stehen, hat sich das Vorgehen etabliert, einen inhaltlich leeren, workshop-lastigen Prozess anzubieten, bei dem alle Inhalte vom Kunden kommen müssen. Ein Albtraum für einen ressourcenbewussten Unternehmer oder Manager.

Kompetenten Berater suchen

Wie findet man einen kompetenten Berater? Es empfiehlt sich, mit anderen Unternehmen zu sprechen, zu denen man einen vertrauensvollen Umgang pflegt und sich Vorzüge und Nachteile der Beratungen erklären lassen. Darüber hinaus sollten Unternehmen von mehreren Beratungen Angebote einholen – auch im Rahmen des Ausschreibungsprozesses lernt man dazu.

Ist der Name wichtig oder die Vorerfahrung? In der Praxis zeigt sich häufig, dass im Bereich ESG neue oder unsichere Entscheider einen der Big Four oder eine große Beratung auswählen. Ambitioniertere oder im Bereich Nachhaltigkeit kompetente Unternehmen wählen häufig spezialisierte Berater oder beauftragen mehrere Beratungen für verschiedene Arbeitsstränge. Dazu muss aber zuvor der Prozess geplant werden. Generell muss eine große Beratung nicht schlechter sein, entscheidend für den Erfolg ist wie immer das Team. Bei einer mittelgroßen spezialisierten Beratung bestehen bessere Chancen, dass das Team erfahren beziehungsweise ESG-Know-how auch wirklich greifbar ist.

Klären, ob der Berater auch sein Business versteht

Die Nachhaltigkeitskompetenz ist bei weitem nicht alles, was eine gute Beratung mitbringen sollte. Wissenschaftliche Studien haben immer wieder gezeigt, dass eine gute Beratungsleistung damit steht und fällt, ob der Berater das Business seines Kunden versteht. Und damit ist nicht gemeint, dass der Berater weiß, wie eine Bank funktioniert oder Hundefutter produziert wird. Mit Business ist gemeint, die Perspektive des Kunden einnehmen zu können, statt nur den Foliensatz zu zitieren. So ist es zum Beispiel wichtig, dass ein solcher Prozess als Change-Prozess verstanden wird, wenn er neu aufgesetzt wird. Zu häufig walzen Berater einfach in das Unternehmen und rattern Checklisten, ihre Folien und Workshops herunter, um weiteren Beratungsbedarf zu erzeugen. Das wiederum erzeugt Unmut und Widerstand gegen das Thema. Stattdessen ist ein klarer, transparenter Prozess zu formatieren – mit Anfang und Ende – und es sind motivierende Elemente für die Prozessbeteiligten vorzusehen.

Was ist besser: der Compliance- oder Impact-Ansatz?

Grundsätzlich ist es gut, sich darüber klar zu werden, ob grundlegend ein rein compliance-orientierter Ansatz oder eine echte Nachhaltigkeitsstrategie gefragt ist. Häufig besteht das Missverständnis, dass der compliance-orientierte Ansatz zur Umsetzung der CSRD der weniger aufwendige ist. Das ist ein Irrtum. Die reine Risikoorientierung verhindert ein unternehmerisches Aufarbeiten des Themas und verursacht hohe Aufwände hinsichtlich Analyse und Dokumentation. Ein CSRD-konformer unternehmerischer Ansatz hingegen eröffnet auch Chancen für das Unternehmen.

Eigenes ESG-Potenzial klären

Da Investoren und Kapitalgeber noch einem "klassischen" ESG-Ansatz folgen, ist zu klären, wie diese Anforderungen erfüllt werden können. Absehbar ist, dass günstigere Zinskonditionen bei Banken, ein besseres ESG-Rating oder -Scoring und eine höhere Unternehmensbewertung bei Investoren möglich sind. Hierzu sollte man selbst oder ein kompetenter Berater klären, welchen Informationsbedarf die maßgeblichen Investoren und Kapitalgeber haben.

Mit der Unternehmensleitung / Corporate Finance den Ansatz und das Vorgehen abstimmen

Ein gemeinsames Vorgehen von Nachhaltigkeitsverantwortlichen und Corporate Finance wird inzwischen empfohlen. Oft hat der CFO den Bilanzierungsprozess und damit die CSRD in seiner Verantwortung, häufig gibt es die Konstruktion, dass das Nachhaltigkeitsteam ESG-Informationen und vor allem -Daten zuliefert. Bei großen Unternehmen ist hier ohnehin eine eigene Prozessgovernance gefragt. Vorsicht vor getrennten Ansätzen! Weder das Nachhaltigkeitsteam noch die Finanzabteilung sollten hier auf eigene Faust agieren – ein Zusammenwirken ist elementar, um das erforderliche Know-how im Unternehmen aufzubauen.

Über :response

Seit 2007 berät :response Kunden aus unterschiedlichen Sektoren ausschließlich zu unternehmerischer Nachhaltigkeit und ESG. In zahlreichen Projekten haben die Beraterinnen und Berater von :response erstmalig ein Reporting oder eine Strategie für Nachhaltigkeit eingeführt, Strukturen und Prozesse aufgebaut und die ESG-Kommunikation so optimiert, dass ESG-Analysten Ratings verbesserten und Investoren bessere Entscheidungen treffen konnten. Es gehört zur Philosophie des :response-Teams, dass Nachhaltigkeit für Unternehmen nicht zur ideologischen Gewissensfrage werden darf, sondern die Qualität der Unternehmensführung auch verbessert.

"Wo Unternehmen Nachhaltigkeit in ihr Geschäft integrieren, werden sie zukunftsfähiger. Ich habe in 28 Jahren Beratung zu unternehmerischer Nachhaltigkeit nur wenige Fälle gesehen, in denen sich die Managementqualität nicht deutlich verbessert hat", so der Gründer Arved Lüth. "Ein unterschätzter Faktor sei dabei der Einfluss, den Nachhaltigkeit auf die Strategie ausübe. Durch unser Fachwissen und die passgenauen Lösungen erhält die Unternehmensstrategie einen Kontext, wird präzisiert, ergänzt und falls notwendig auch korrigiert. Vor allem aber wird sie verständlich."