Eingefleischter Müslimann

Nüsse sind das Lebenselixier von Robert von Leesen

Als Basis dienen Schalenfrüchte und Saaten, geröstet in etwas Kokosöl und Agavendicksaft, mit einem Hauch echter Vanille und naturreinem Meersalz
Robert von Leesen in seiner Manufaktur in Raben Steinfeld, Fotos: maxpress/privat

Schwerin • Als Basis dienen Schalenfrüchte und Saaten, geröstet in etwas Kokosöl und Agavendicksaft, mit einem Hauch echter Vanille und naturreinem Meersalz. Robert von Leesen zaubert in seiner Raben Steinfelder Nusszeit-Manufaktur „Nööt Tied“ seit Mai 2021 getreide- und glutenfreie, rein biologische Müslisorten. Der Laden läuft – mittlerweile sind seine „Nöttis“ auch im Unverpackt-Laden, Hofladen Medewege, Biomarkt KaRo sowie auf dem Biohof Zietlitz erhältlich. Dabei ist die Entscheidung, buchstäblich ganz in die Nussschale zu steigen und loszuschippern, eher nachhaltig gereift.

„Wenn, dann richtig und bis in jede Faser“ lautet wohl das Motto von Robert von Leesen. Mit Haut und Haar Leistungssportler, im Herzen Triathlet, gehörte er bereits zum Nachwuchs der Judo-Nationalauswahl. Das Sportgymnasium wollte der gebürtige Schweriner allerdings nicht besuchen. Sein Abitur bestand er trotzdem. „Ich war ein fauler Schüler, ein Rebell, habe lieber mein eigenes Ding gemacht – in Sachen Sport teilweise zu viel des Guten“, sagt er rückblickend. Das fand auch seine erste langjährige Freundin, die sich genau deswegen von ihm trennte.

Damit fiel der Startschuss für eine 15.000 Kilometer lange Reise nach Südostasien. Danach legte er noch einen vierjährigen Zwischenstopp bei der Bundeswehr ein, bevor er zu seinen Wurzeln zurückkehrte und ein Studium an der Sporthochschule Köln aufnahm. Als Allrounder bestand er die Aufnahmeprüfung mit links, etwas mehr ins Zeug legen musste er sich für seinen Master in Leistung, Training und Coaching im Spitzensport. Eher nebenbei begegnete er seiner heutigen Frau Sabrina. „Sie war am ersten Studientag gleich mein erster Kontakt. Die richtigen Menschen laufen einem eben zur richtigen Zeit über den Weg“, ist er überzeugt. Beide gemeinsam schoben in der Studienzeit noch einen Trip von Alaska nach Feuerland ein, bevor sie sich in Köln niederließen. Von Leesen verdiente als Sportwissenschaftler gutes Geld, widmete sich weiterhin exzessiv dem Triathlon. Irgendwann musste sich jedoch etwas ändern. „Mein Immunsystem war durch die harten Trainingseinheiten ständig am Limit. Ich war oft am Rande einer Erkältung, bekam Bauchschmerzen, wenn ich Weizen gegessen habe“, erinnert der 35-Jährige sich.

So tüftelte er gemeinsam mit Sabrina an der Ernährung. „Wir haben auf Weizen und Gluten verzichtet, den Zucker reduziert. Als leidenschaftliche Frühstücker wollten wir auch ein verträglicheres Müsli-Rezept finden.“ Das ist mittlerweile acht Jahre her. Seitdem wurde viel experimentiert, verfeinert und mit Freunden getestet – zunächst nur für den Eigenbearf. Herausgekommen ist schließlich das heute noch bewährte Grundrezept. Wieder auf Reisen, gärte schließlich die Idee, größere Brötchen zu backen. Beide hatten inzwischen entschieden, die Zelte in Köln abzubrechen und in ihre Herzensheimat Schwerin zu ziehen – mit einem großen Umweg über den Balkan und dem Plan, das Schwarze Meer zu umrunden. Mit zehn Kilogramm selbstgemachtem Nussmüsli unter dem Dach eines Wohnmobils starteten die beiden, inzwischen Eltern zweier kleiner Kinder, und gerieten prompt in den ersten Corona-Lockdown. Daraus wurden drei Monate Camp mit fünf weiteren Familien auf einem Strandparkplatz am Kyllini-Beach in Griechenland. Philosophierend am Lagerfeuer, viel positives Echo zum Müsli im Gepäck, machte das Paar schließlich Nägel mit Köpfen. Angekommen in Schwerin, fanden sie übers Internet ihr heutiges Domizil. Von Leesen sanierte das heruntergekommene Haus drei Monate lang in Eigenregie.

Seine bisher härteste Nuss knackt er mit der Diagnose Parkinson, die er kurz danach erhielt. „Ich sehe die Krankheit als großen Antrieb, unsere Vision zu verwirklichen. Wir verbinden Genuss, Gesundheit und Nachhaltigkeit durch unglaublich leckere Produkte aus Nüssen“, sagt er und sinniert über die Idee, Gesundheitsberatung als weiteres Standbein aufzubauen. Er träumt davon, Rohstoffe irgendwann direkt vom Produzenten zu beziehen. Bis dahin freut er sich noch über viele Online-Bestellungen und Auslieferungen per Lastenrad in die Region.

maxpress/Meike Sum