Darkest Hour – Perpetual | Terminal

von am 1. März 2024 in Album

Darkest Hour – Perpetual | Terminal

Darkest Hour haben mit Godless Prophets & the Migrant Flora vor sieben Jahren eindrucksvoll Abbitte für den selbstbetitelten Offenbarungseid-Vorläufer von 2014 geleistet…nur um mit Perpetual I Terminal nun wieder zurück in damalige Untiefen zu werfen.

Um es kurz zu machen: Greift das zehnte Album der Metalcore/ Melodeath-Institution, das diesmal (und man kann ruhig sagen: ganz offenkundig!) wieder ohne Kris Norris auskommen muss, daneben, tut es das ziemlich deutlich.
One With the Void kehrt den gängigen MO aus brutalen Strophen und zugänglichen Refrains um, legt sich also erst in einen clean verträumten Gesang voller Pathos, wie aus einem schmalzigen Grunge-Revival gepresst, während Darkest Hour Drumherum generisch walzen und keifen. Weder Fleisch noch Fisch ist das, und dabei vielleicht nicht per se grottenschlecht – man arrangiert sich als Hörer gar irgendwie mit den banalen Ambitionen der Band innerhalb der Nummer – doch im Kontext des Albums einfach verdammt unangenehm zu hören.

Neben dem zweiten totalen Tiefpunkt Mausoleum, einem vom schrecklichen Acoustic-Balladen-Lagerfeuer-Kitsch aufplatzenden Metal-Schunkler, opfern Darkest Hour hier also neuerlich ihre eigentlichen Stärken auf Kosten massentauglicher Verbiegungen, auch wenn sie selbst womöglich auf einem Dienst für die Bandbreite ihres Sounds sprechen werden.
Fest steht jedenfalls: Zumindest diese zwei Stücke (die allerdings ausgerechnet auch die am hartnäckigsten hängen bleibenden Szenen der Platte darstellen) wären von Perpetual I Terminal zumindest als polarisierende, nicht nur Puristen penetrant reizende Standalone-Single separiert, besser aufgehoben gewesen, wirken sie doch wie unnötig abstoßende Strahlungsherde, die riskieren, dem restlichen Material die Suppe gehörig zu versalzen.

Andererseits überzeugt der restliche Langspieler des Quintetts aus Washington D.C. (bei dem derzeit Nico Santora als Leadgitarrist angestellt einen soliden Job erledigt) auch so, platzieren Darkest Hour Perpetual I Terminal doch stilistisch zwischen der Sternstunde Undoing Ruin und (was den allgemeinen Hang zu catchy zu mehr melodischem Gesang tendierenden Refrains angeht) dessen ambivalenter ausgefallenen Nachfolger Deliver Us – die Gratwanderung zur cheesy angehauchten Hymnik aber weitestgehend gekonnt meisternd.
Ein A Prayer to the Holy Death stiftet etwa mitgröhlbar an, macht seine Sache aber nicht zu zu plakativ. Und nach seinem heroischen Intro zeigt der Quasi-Titel-Opener Perpetual Terminal jedenfalls sogleich demonstrativ Energie und Power, ist kraftvoll und packend, und gönnt sich ein elegisch zupfendes Intermezzo, bevor Societal Bile heulend ballernd exzessiv wie ein gelungener, aber weniger markanter Nachhall des manischen Geniestreich This Will Outlive Us in punkrockiger aufdreht, oder das brutale The Nihilist Undone mit epischen Tendenzen galoppiert.

Nach diesem starken Einstieg hat Perpetual I Terminal zwar mit Ausnahme des tollen Closers Goddess of War, Give Me Something to Die For (das in martialischer Geste majestätisch erblüht) sein eindrucksvollstes Material verschossen, doch ist die Band freilich abgebrüht genug, um die Sache routiniert nach Hause zu spielen.
Das ziellos sinnierende Interlude Amor fati transkribiert eine Art 70s-Ästhetik über das Gitarre-Solo in die Darkest Hour-Welt, derweil Love Is Fear oder My Only Regret die Zügel als gute Standards catchy und kompakt eher ziehen und das druckvoll riffende New Utopian Dream im Chorus wieder die Nuance zu pathetisch balanciert.

Schade (und auch auf frustrierende Weise enttäuschend) dennoch, dass etwaige übersättigende Feature-Ausflüge wie Impending Doom oder Nothing But the Truth den von Godless Prophets & the Migrant Flora eingeschlagenen Kurs verwässert haben und letztendlich prägender für die Ausrichtung von Perpetual I Terminal waren, als das eine oder andere sonstige Beschäftigungs-Projekt seit 2017.
Trotzdem hält einen die Band weiterhin an der Angel, sei es auch diesmal ein gutes Stück weit über die nostalgische Schiene. „We keep killing parts of ourselves to make new parts and survive. The story of the record is the story of the band. We’re still here, and we’re giving the world a body of work that’s representative of our music today. We’ve realized relationships, tours, good times, everything that seems to give life meaning, is terminal—and will inevitably end. Nevertheless, we’re 46-year-old dudes who love this music enough to put up with the trials and tribulations of being artists in a touring band“ erklären Darkest Hour und haben damit recht – es ist einfach gut, dass diese Typen weiterhin ihr Ding durchziehen, mögen sie es auch diesmal wieder etwas zu aufdringlich einer größeren Masse feilbieten wollen.

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