Erdbeobachtung: ESA kann Methanleaks tagesaktuell entdecken und rasch eingrenzen

Methan ist als Treibhausgas viel potenter als CO₂. Werden Lecks schnell gestopft, hilft das direkt. Die ESA hat nun erläutert, wie ihre Satelliten dabei helfen.

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Stark verpixelte Methanwolke links, rechts zwei präzisere Aufnahmen

Die drei verschiedenen Detailgrade bei der Analyse von Methanleaks.

(Bild: SRON/JPL (Data: contains modified Copernicus Sentinel data (2020), processed by ESA))

Lesezeit: 3 Min.

Mit öffentlich einsehbaren Daten des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus der ESA können innerhalb weniger Tage besonders große Methanlecks überall auf der Erde identifiziert werden. Die Vereinten Nationen versuchen daraufhin, die Lecks abzustellen. Das hat die Europäische Weltraumagentur jetzt erläutert und erklärt, wie bei besonders hartnäckigen Lecks durch weitere Beobachtungen die genaue Quelle auf wenige Meter genau eingegrenzt werden kann. Bei einem Leck in Algerien etwa habe man so den genauen Ölförderturm identifiziert, an dem das seinen Ursprung hatte. Im Kampf gegen die Klimaerwärmung seien die Daten auch deswegen eine einmalige Gelegenheit.

Methan ist als Treibhausgas deutlich effektiver als Kohlenstoffdioxid, verbleibt aber nicht so lange in der Atmosphäre. Obwohl eine Tonne davon nur etwa 10 Jahre in der Atmosphäre verbleibt, kann sie auf ein Jahrhundert gerechnet etwa 30 Mal mehr Hitze dort gefangen halten, als eine Tonne CO₂, erklärt die ESA. Hinzu kommt, dass der Ausstoß in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist. Dieser Anstieg könnte sich gar als größtes Hindernis auf dem Weg zu einer Begrenzung der Erderwärmung auf einen Wert unter 1,5 Grad Celsius erweisen. Das macht die schnelle Identifizierung von Lecks und deren rasche Abstellung zu einem besonders hilfreichen Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel.

Wie die ESA jetzt erläutert, wird mithilfe des Instruments Tropomi (TROPOspheric Monitoring Instrument) an Bord von Sentinel-5P jeden Tag eine Karte der Methankonzentration in der ganzen Welt erstellt. Das gelingt auf Basis der einzigartigen Signatur von Methan im kurzwelligen Infrarotspektrum. Ein neuartiger Algorithmus berechne auf Basis der Daten und anderer Werte etwa zur Windgeschwindigkeit, wo es große Lecks gibt. Früher habe man das manuell machen müssen, erklärt Berend Schuit vom niederländischen Institut für Weltraumforschung. Nach einer händischen Überprüfung blieben jede Woche dutzende von Methanwolken übrig. Die Daten sind öffentlich abrufbar, werden aber auch für Folgebeobachtungen benutzt.

Identifizierung eines Methanleaks in Libyen

Bei Methanlecks, die über mehrere Tage hinweg beobachtet werden, könne man dank anderer Copernicus-Satelliten viel genauer eingrenzen, wo ihr Ursprung ist. Das liege an der höheren Auflösung. Weil die aber nicht so häufig wie Sentinel-5P Daten sammeln, müssen sie erst auf die jeweiligen Areale ausgerichtet werden. Eine Beispielaufnahme zeigt, wie die genaue Quelle eines Methanlecks in Algerien in diesem mehrstufigen Prozess identifiziert wurde. Ein anderes Bild zeigt die immense Präzision, die damit erreicht wird, für ein Leck in Libyen. Zusätzlich hat die ESA eine Weltkarte aller entdeckten Lecks aus dem Jahr 2021 beigefügt. Eine Forschungsarbeit zu dem Vorgehen bei der automatischen Suche nach Methanlecks ist im Fachmagazin Atmospheric Chemistry and Physics erschienen.

(mho)